Privatdetektiv Joe Barry - Die Uhr ist abgelaufen. Joe Barry

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Privatdetektiv Joe Barry - Die Uhr ist abgelaufen - Joe Barry Kommissar Y

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mit verstellter Stimme. „Wir haben nur gehört, daß Sie den Neger eingesperrt haben, der Henderson ermordet hat.“

      „Möglicherweise“, korrigierte Euskins. „Es ist noch nicht bewiesen.“

      „Darum brauchen Sie sich nicht zu bemühen“, sagte der Mann ironisch. „Wir übernehmen den Fall. Sheriff. Sie sollten uns dafür dankbar sein. Wir ersparen Ihnen eine Menge Arbeit.“

      „Was ihr vorhabt, ist ungesetzlich“, erwiderte Euskins, dem der Schweiß auf die Stirn trat. „Ihr könnt das nicht tun.“

      Der Mann lachte ironisch.

      „Und ob wir können. Sie, Sheriff, täten besser daran, uns keine Schwierigkeiten zu machen. Vorwärts, jetzt!“

      Er winkte einladend mit dem Colt. Euskins griff nach seiner Waffe; bevor er sie aber aus der Halfter hatte, stürzten sich die Maskierten auf ihn und überwältigten ihn. Er wurde in die freie Zelle gebracht.

      Nebenan hörte er die eiserne Tür klappen und gleich darauf den gellenden Angstschrei des Negers, der abrupt abbrach. Dann wurde der Körper durch das Office geschleift.

      Minuten später orgelte auf der Straße der Dieselmotor des Lastwagens los. Das Geräusch entfernte sich langsam in nördlicher Richtung.

      Euskins schlug mit der Faust gegen die eiserne Tür und schrie laut um Hilfe. Aber es dauerte lange, bis man ihn hörte.

      2. Kapitel

      Joe Barry lenkte seinen 190er Mercedes über das weiße Zementband des Turnpike nach Dallas. Als das Schild mit der Aufschrift „Benedict“ im Lichtkegel der Scheinwerfer auftauchte, drehte er nach rechts ab.

      Sam Jordan, nach dem Tode seines Vaters nunmehr Besitzer der Bowl Ranch, war zusammen mit Barry bei den Lederjacken in Korea gewesen. Seit der Zeit hatte Joe eine Dauereinladung nach Benedict. Er war bisher jedoch noch nie dazu gekommen, sie anzunehmen.

      Jetzt hatte er ein paar Tage in Houston zu tun gehabt und wollte die Gelegenheit benutzen, einen kurzen Urlaub auf der Ranch einzuschieben.

      Seit er den Turnpike verlassen hatte, befand er sich auf dem Grund und Boden der Bowl Ranch. Benedict bildete gewissermaßen eine Insel in diesem riesigen Gelände, aber auch in dem Ort gehörte Jordan das meiste.

      In der Feme tauchten zwei winzige Lichter auf, die sich langsam näherten. Wenig später passierte Joe das Camp der Straßenbaukolonne. Das Asphaltband hörte auf, und die Straße ging über in einen tief gefurchten Sandweg. Joe drosselte die Geschwindigkeit.

      Jetzt konnte er erkennen, daß die Lichter vor ihm zu einem Lastwagen gehörten, der mit hoher Geschwindigkeit durch den Sand pflügte. Joe stellte den 190er an den Straßenrand und wartete.

      Gleich darauf donnerte der Truck an ihm vorbei. Einen Augenblick lang sah er schemenhaft die Umrisse des Fahrers.

      „Hol’s der Teufel!“ knurrte Joe verblüfft und rieb sich das Kinn. „Ich wette meine Automatic gegen ein rostiges Taschenmesser, wenn der Bursche nicht eine weiße Kapuze trug,“

      Er schüttelte den Kopf und fuhr weiter. Nach zwanzig Minuten hielt er wieder an. Hier hatte der Truck die Straße erreicht. Deutlich waren die Fahrspuren zu erkennen. Sie verloren sich weiter rechts in dem hügeligen Gelände.

      Neugierde hatte von jeher zu den hervorstechendsten Eigenschaften Joe Barrys gehört. Kurzentschlossen kurbelte er das Lenkrad nach rechts und folgte den Spuren.

      Er brauchte nicht weit zu fahren. Die Reifenspuren bogen in eine flache Senke, die gerade tief genug war, um Schutz gegen Sicht von der Straße her zu bieten. Ein paar verkrüppelte Bäume spielten Wald. Der tiefzerpflügte Boden zeigte, daß der Truck hier gewendet hatte.

      Joe stieg aus und ging zu Fuß weiter. Ein brenzliger Geruch stieg in seine Nase.

      „Teer“, stellte er fest. „Hier ist Teer gekocht worden. Was, zum Teufel, soll das?“

      Er tauchte aus dem hellen Mondlicht in das Dunkel der Bäume. Fast wäre er über einen unförmigen Körper gestolpert, der am Fuß eines Baumes lag. Die Tashchenlampe flammte auf.

      Jeder Muskel in Barrys Gesicht spannte sich.

      Vor ihm lag ein Neger. Er war tot. Sein Leichnam war von Kopf bis Fuß mit Teer übergossen, der noch nicht erkaltet war.

      Ein toter Mann ist eine eindeutige Tatsache. Joe war sich über zweierlei im klaren:

      Der Mann war ein Neger und er war einer Lynchjustiz zum Opfer gefallen. Es gab in den Südstaaten eine Menge Leute, die das für eine gute Justiz hielten. Joe gehörte nicht zu ihnen.

      Er untersuchte den Tatort. Ein leeres Teerfaß überraschte ihn nicht weiter. Daneben lagen mehrere Holzprügel, die nur zu deutlich zeigten, wie der arme Teufel ermordet worden war. Joe trat aus dem Baumschatten. Daß dies ein Fehler war, merkte er zu spät.

      Zwei Schritte hinter ihm ertönte ein Geräusch, das mit dem Entsichern eines Revolvers verzweifelte Ähnlichkeithatte.

      „Nimm die Flossen hoch!“ sagte eine Stimme ih dem gedehnten Singsang der Texaner.

      Joe rechnete blitzschnell seine Chancen durch und kam zu dem Schluß, daß es das beste war, der Aufforderung Folge zu leisten.

      Aus den Augenwinkeln sah er, wie zwei Männer aus dem Gebüsch kamen. Sie trugen weiße Kapuzen. Die kalte Mündung eines Fünfundvierzigers drang in Barrys Genick.

      „Ich bin ein friedlicher Handelsreisender, Gentlemen“, sagte Joe sanft.

      Eine Hand tastete an seinem Jackett entlang und holte mit geübtem Griff seine Automatic heraus.

      „Handelsreisender“, sagte der Mann spöttisch. „Damit du es weißt: In dieser Gegend sehen wir es verdammt ungern, wenn Kerls so schwer bestückt herumlaufen.“

      Die beiden Männer sahen sich an.

      „Der Bursche interessiert mich“, sagte der eine gedehnt. „Ich schlage vor, wir nehmen ihn mit und sehen ihn uns näher an. Vorwärts jetzt!“ Der Druck der Revolvermündung in Barrys Genick verstärkte sich.

      Seine Chancen waren nicht besser geworden. In Barrys Kopf klingelte es schon eine ganze Weile. Die beiden Burschen sprachen wie zwei Hinterwäldler, benahmen sich aber wie zwei erfahrene Killer aus Al Capones Schule. Das paßte so wenig zusammen wie ein Mann in ein Mädchenpensionat. Joe überquerte gehorsam die Lichtung. Hinter den Bäumen blinkte etwas im Mondlicht. Es war ein Willys-Jeep, den er von der Straße aus nicht hatte sehen können.

      Jetzt war alles klar. Aus irgendeinem Grund waren die beiden zurückgeblieben und hatten in aller Ruhe gewartet, als sie seinen 190er kommen sahen.

      Als sie den Wagen erreichten, versuchte er es mit Stolpern. Die Reaktion der beiden bewies ihm, daß sie gehobene Klasse waren.

      „Spar dir die Mätzchen!“ knurrte der eine. „Wenn du dich nicht anständig benimmst, knallen wir dich gleich bier ab.“

      „Mein Benehmen war immer anständig, seit mich der Präsident der USA mein lieber Freund’ genannt hat.“

      „Witzbold!“

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