Der Reiter auf dem Regenbogen. Georg Engel

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Der Reiter auf dem Regenbogen - Georg Engel

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den alten Querkopf augenscheinlich ganz ungemein.

      „Sehr gut,“ grunzte er vergnügt. „Man sieht doch gleich den gelehrten Mann. Na, und du, Freund Malte?“

      „O, lass das doch, Onkel,“ versetzte der Angeredete jetzt leichthin, als wolle er sich vor seinem Mitschüler nicht brüsten; „auf dem Lande beobachtet man ja dergleichen öfter. Du hast wohl einfach an der Tonschicht einen natürlichen Filter zu finden geglaubt, um klares Wasser zu erzielen. Was ist da weiter dabei?“

      „Kuck.“

      Damit schlug der Kapitänleutnant dem Junker schallend auf die Schulter.

      „Bravo, ich sag’s ja, dem Herrn Landrat ist nicht beizukommen. Na, dafür darfst du auch weiter messen, mein Junge. Wahrhaftig, es müsste doch rein mit dem Deuwel zugehen, wenn wir beide nicht ’rauskriegen sollten, warum das verfluchte Wasser nicht laufen will. Was? Na, und Sie, mein lieber Doktor,“ wandte er sich wieder mit zweifelhafter Freundlichkeit an Gust, „Sie wird unsere Beschäftigung vermutlich nicht weiter interessieren? Wie, oder doch? —“ setzte er stachlich hinzu.

      Als Gust jedoch schwieg, zog er eine alte Hornpfeife hervor und drückte sie seinem Besuch ohne weitere Umstände in die Hand. „Hier, lieber Professor, nehmen Sie. Nehmen Sie. Meine Tochter Martha geht drüben im Hain spazieren. Hört auf das Rauschen der Eichen. Und so was! Sie wissen ja. Brauchen bloss in dies Ding zu blasen, dann kommt sie ganz sicher. Und nun gehen Sie man — ohne weiteres — ja, ja, schon gut — und um zwei Uhr haben wir dann das Vergnügen zu Tisch. Nicht wahr? Aber keine Minute später. Das mag ich nicht leiden.“

      Damit packte er Malte am Arm und zog ihn wieder an die Grube, es dem Ankömmling überlassend, über seine Zeit zu verfügen, wie er Lust habe.

      Mit einer raschen, eckigen Verbeugung zog sich Gust auch wirklich zurück, tappte durch das schweigende Haus und befand sich bald im Hain.

      Ah, hier war es weit und gewaltig. Ein Rauschen ging durch die Eichenstämme, von der See war ein Wind aufgefahren, der sprang jetzt wie ein grosser Vogel in den Kronen herum, zauste sie und liess Blätter herabfallen.

      Überall rieselte es von falbem Laub.

      Auf den weiten Rasenplätzen wirbelte es durcheinander und fuhr im Reigen um die grünborkigen, schimmligen Stämme. Mitten in der grünen Pracht aber hatte die Sonne tausend goldgelbe Lichter auf den Boden gestellt. Die waren lebendig geworden und liefen gleich Fackelträgern mit wehenden Flämmchen in dem grossen Reigen mit.

      Immer im Kreise.

      Von weither, aus unsichtbarer Ferne, schrie der Kuckuck, und neben Gust, von Ast zu Ast zog ein Schwarzdrosselpärchen.

      Aber der Wanderer beachtete sie nicht. Hallenden Schrittes lief er den braunen Waldpfad entlang, mit verzogener Stirn, die Fäuste in den Taschen geballt. Und in seinen Gedanken stürmte es, genau so wie dort oben in den bewegten Wipfeln.

      Dieser alte Kräplin. Und der nüchterne Malte. Zwei Menschen, die so selbstgefällig am Erdboden klebten, gleich Schnecken, die nur kriechen konnten, und die nun jeden verlachten, der ein Vogel sein wollte. Aber er würde es diesem Herrn Kapitänleutnant schon beweisen. Für den Moment zwar hatte er sich von dem gefürchteten Manne imponieren lassen, aber heute mittag wollte er es ihm heimzahlen. Wetter, wie würde er ihn dann abführen, wie würde er — — —

      „Kuckuck,“ schrie der unsichtbare Philosoph, der die Jahre des Lebens zählt, dazwischen: „Kuckuck.“

      Gust hielt an und lauschte.

      Im selben Augenblick taten sich seine Augen auf für den grünen Saal, in dem er wandelte, er vernahm das Weithinhallende seiner Tritte und erblickte verwundert, wie an den Stämmen in breiten Streifen smaragdsprühendes Feuer herunterschoss.

      „Kuckuck,“ spottete der Philosoph, der die Jahre des Lebens zählt, mit seiner dunklen Stimme.

      Gust hielt an und lauschte: „Wie lange werde ich noch leben?“ fragte er halblaut vor sich hin, während er unwillkürlich den Zeigefinger zum Zählen erhob.

      Ehrbar antwortete der Prophet:

      Eins — zwei — drei — sieben — zehnmal.

      „Nun, weiter?“ flüsterte Gust, unsicher in die Höhe blickend.

      Jedoch der Unsichtbare schwieg. Er wusste nichts mehr. Sein Lied war zu Ende.

      „Zehn Jahre nur?“ murmelte Gust erblassend und sah scheu in die leeren, grünen Hallen hinunter. Wenn das wirklich möglich wäre! — Also mit achtundzwanzig schon? — Ein gerade Erblühter?

      In den Eichenwipfeln über ihm raunte etwas. Dem Einsamen fuhr es durch den Sinn, dass die Ahnen aus diesem Rauschen ihre Schicksalssprüche empfangen hätten. Kalt und frostig fasste es ihn an und lief ihm rieselnd über den Rücken.

      „Nein, nein, nur nicht so früh aufhören, vergehen.“

      Grenzenlose, schüttelnde Furcht hatte er bis jetzt stets vor dem Ende, vor dem starren Gebot des Weichens empfunden. Aber hier — in den weiten, leeren Hallen, da überfiel ihn treibende Angst, da graute ihm, da wollte er sich an irgend etwas anklammern, an irgend etwas, was es auch sei. An irgend etwas ausser ihm.

      Leise stöhnte er vor sich hin:

      „Lieber Gott — nicht doch — nicht doch.“

      Und er ahnte nicht einmal, was, noch zu wem er spräche.

      Nur leben, nur leben —

      Da fühlte er plötzlich, dass er etwas Festes in seiner Hand herumdrehe.

      War das nicht die Hornpfeife?

      Ach, Gottlob, Gottlob, da war es ja, das Wunderinstrument, in das er nur hinein zu hauchen brauchte, um das Schönste, das Reinste auf der ganzen Welt an sich zu locken; nein, jetzt musste sie erscheinen, sie durfte nicht fernbleiben, sie, die zu seinem Leben gewiss in geheimer Beziehung stand, sie musste — musste — hielt er doch in seiner Hand die Pfeife des grossen Pan, welche Steine zum Leben erwecken und den Frühling ins Land rufen konnte.

      Begierig führte er sie an den Mund.

      Jetzt pfiff er.

      Und das Herz wollte ihm zerspringen vor Sehnsucht.

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