Tarzan – Band 2 – Tarzans Rückkehr. Edgar Rice Burroughs

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Tarzan – Band 2 – Tarzans Rückkehr - Edgar Rice Burroughs Tarzan bei Null Papier

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Lord sein als ein Mann, der in ei­nem afri­ka­ni­schen Dschun­gel ge­bo­ren und auf­ge­wach­sen ist. Sie wis­sen, dass ich auch jetzt nur halb kul­ti­viert bin. Wenn ich in Zorn ge­ra­te und es mir rot vor den Au­gen wird, so fe­gen die In­stink­te des wil­den Tie­res, die im­mer noch in mir schlum­mern, das we­ni­ge, das ich mir von der fei­ne­ren Kul­tur an­ge­eig­net habe, völ­lig hin­weg.

      Und dann, hät­te ich ver­ra­ten, wer ich bin, so hät­te ich die Frau, die ich lie­be, des Reich­tums und der Stel­lung be­raubt, die ihre Hei­rat mit Clay­ton ihr jetzt si­chert. Das konn­te ich doch nicht tun, nicht wahr, Paul?

      Ohne eine Ant­wort ab­zu­war­ten, fuhr er fort: Das Ge­burts­recht ist üb­ri­gens von kei­ner großen Wich­tig­keit für mich. So wie ich auf­ge­wach­sen bin, er­ken­ne ich im Men­schen wie im Tie­re nur den Wert an, den sie dank ih­rer geis­ti­gen oder kör­per­li­chen Über­le­gen­heit be­sit­zen. Und so bin ich glück­lich, wenn ich an Kala, als mei­ne Mut­ter, den­ke, denn sie war in ih­rer wenn auch wil­den Art im­mer gut ge­gen mich. Sie muss mich an ih­rer haa­ri­gen Brust ge­nährt ha­ben von je­nem Tage an, da mei­ne ei­ge­ne Mut­ter, die arme un­glück­li­che Eng­län­de­rin, starb. Kala kämpf­te für mich ge­gen die wil­den Be­woh­ner des Wal­des und ge­gen die ro­hen Mit­glie­der un­se­res ei­ge­nen Stam­mes mit dem gan­zen Mute wah­rer Mut­ter­lie­be.

      Und ich mei­ner­seits lieb­te sie, Paul. Ich wuss­te nicht, wie sehr ich sie lieb­te, bis der grau­sa­me Speer und der ver­gif­te­te Pfeil von Mbon­gas schwar­zem Krie­ger sie von mei­ner Sei­te ge­ris­sen hat. Ich war noch ein Jun­ge, als das ge­sch­ah, und ich warf mich über ihre Lei­che, um mei­nen Schmerz aus­zu­wei­nen, wie ein Kind um sei­ne ei­ge­ne Mut­ter ge­weint ha­ben wür­de. Ih­nen, mein Freund, wäre sie als ein häss­li­ches Ge­schöpf er­schie­nen, aber für mich war sie schön, – so herr­lich ver­klärt die Lie­be den Ge­gen­stand ih­rer Ver­eh­rung. Und so bin ich voll­kom­men zu­frie­den, für im­mer der Sohn von Kala, der Äf­fin, zu blei­ben.

      Ich be­wun­de­re Sie we­gen Ih­rer Treue, sag­te d’Ar­not, aber die Zeit wird kom­men, da sie froh sein wer­den, An­spruch auf Ihre ei­ge­ne Ab­stam­mung zu er­he­ben. Den­ken Sie dar­an, was ich Ih­nen sage, und wir wol­len hof­fen, dass es dann noch eben­so leicht sein wird, den Nach­weis zu füh­ren, wie heu­te. Sie dür­fen nicht ver­ges­sen, dass Pro­fes­sor Por­ter und Mr. Phi­l­an­der die ein­zi­gen Men­schen auf der Welt sind, die schwö­ren kön­nen, dass das klei­ne Ske­lett, das in der Hüt­te zu­sam­men mit dem Ihres Va­ters und Ih­rer Mut­ter ge­fun­den wur­de, das ei­nes jun­gen Men­schen­af­fen war und nicht der Spröß­ling von Lord und Lady Grey­sto­ke. Die­ses Zeug­nis ist äu­ßerst wich­tig. Bei­de sind alte Män­ner und le­ben viel­leicht nicht mehr lan­ge. Und dann, ha­ben Sie nicht dar­an ge­dacht, dass Miss Por­ter, wenn sie ein­mal die Wahr­heit er­füh­re, ihre Ver­lo­bung mit Clay­ton auf­he­ben wür­de? Sie könn­ten mit Leich­tig­keit Ihren Ti­tel, Ihre Be­sit­zun­gen und die Frau, die sie lie­ben, er­rin­gen, Tar­zan. Ha­ben Sie nicht dar­an ge­dacht?

      Tar­zan schüt­tel­te den Kopf. Sie ken­nen sie nicht, sag­te er. Nichts könn­te sie fes­ter an ihr Ver­spre­chen bin­den, als ein et­wai­ges Miss­ge­schick, das über Clay­ton käme. Sie ist aus ei­ner al­ten ame­ri­ka­ni­schen Fa­mi­lie des Sü­dens, und de­nen aus den Süd­staa­ten geht ihre Treue über al­les!

      *

      Die zwei fol­gen­den Wo­chen be­nütz­te Tar­zan, um sei­ne frü­he­re kur­ze Be­kannt­schaft mit Pa­ris zu er­neu­ern. Tags­über be­such­te er die Buch­hand­lun­gen und die Bil­der­ga­le­ri­en. Er las al­les, was ihm in die Hän­de kam, und wenn er dar­über nach­dach­te, wie un­ge­heu­er groß das Ge­biet des Wis­sens ist, so er­schrak er, dass sich der ein­zel­ne Mensch doch ei­gent­lich nur einen ver­schwin­dend klei­nen Teil die­ses Wis­sens an­eig­nen kann. Trotz­dem lern­te er tags­über so viel er nur konn­te. Abends aber ging er aus, um sich zu zer­streu­en und sich zu ver­gnü­gen. An Ge­le­gen­heit dazu fehl­te es ja nicht in Pa­ris.

      Wenn er zu viel Zi­ga­ret­ten rauch­te und zu viel Ab­sinth trank, so ge­sch­ah es, weil er die Kul­tur nahm, wie er sie fand, und weil er le­dig­lich das­sel­be tun woll­te, wie sei­ne ge­sit­te­ten Brü­der. Das Le­ben war für ihn et­was Neu­es und Ver­lo­cken­des, au­ßer­dem hat­te er eine Sor­ge in der Brust und ein großes Seh­nen, von dem er wuss­te, dass es nie ge­stillt wer­den konn­te. So dach­te er durch Stu­di­um und Zer­streu­ung so­wohl die Ver­gan­gen­heit zu ver­ges­sen, wie die Ge­dan­ken von der Zu­kunft ab­zu­len­ken.

      Ei­nes Abends saß er in ei­nem Ka­ba­rett, schlürf­te sei­nen Ab­sinth und be­wun­der­te die Kunst ei­nes be­rühm­ten rus­si­schen Tän­zers, als er be­merk­te, dass zwei böse schwar­ze Au­gen einen flüch­ti­gen Blick auf ihn war­fen. Ehe Tar­zan sich den Mann ge­nau­er an­se­hen konn­te, hat­te die­ser sich um­ge­wandt und war in der Men­ge am Aus­gang des Saa­l­es ver­schwun­den. Tar­zan war aber si­cher, dass er die­se Au­gen schon frü­her ein­mal ge­se­hen hat­te und dass sie nicht durch einen blo­ßen Zu­fall auf ihn ge­rich­tet wa­ren. Schon eine Wei­le vor­her hat­te er das un­be­hag­li­che Ge­fühl ge­habt, dass er be­ob­ach­tet wür­de. Gleich­sam aus sei­nem tie­ri­schen In­stinkt her­aus hat­te er sich plötz­lich um­ge­dreht und die ihn be­ob­ach­ten­den Au­gen in der Tat über­rascht. Er dach­te aber nicht wei­ter dar­über nach, und als er die Mu­sik­hal­le ver­ließ, be­merk­te er nicht, dass ein dun­kel­far­bi­ger Mensch sich im Schat­ten ei­nes ge­gen­über­lie­gen­den Ein­gangs zu ver­ber­gen such­te.

      Tar­zan wuss­te nicht, dass ein Un­be­kann­ter ihm in der letz­ten Zeit stän­dig in die Ver­gnü­gungs­lo­ka­le nach­ge­folgt war. Er war nur sel­ten für sich al­lein ge­gan­gen, aber ge­ra­de an die­sem Abend war d’Ar­not durch eine an­de­re Ver­pflich­tung ver­hin­dert, mit ihm aus­zu­ge­hen.

      Als Tar­zan den ge­wohn­ten Heim­weg ein­schla­gen woll­te, eil­te der Beo­b­ach­ter aus sei­nem Ver­steck über die Stra­ße und über­hol­te ihn in ra­schem Schritt.

      Tar­zan war ge­wöhnt, durch die Mau­le-Stra­ße nach Hau­se zu­rück­zu­keh­ren. Da sie sehr still und dun­kel war, er­in­ner­te sie ihn mehr an sei­nen ge­lieb­ten afri­ka­ni­schen Dschun­gel als die ge­räusch­vol­len und glän­zen­den Stra­ßen der Um­ge­bung. Wer Pa­ris kennt, wird sich des ab­sto­ßen­den Aus­se­hens der en­gen Mau­le-Stra­ße er­in­nern. Wer sie aber noch nicht ge­se­hen hat, braucht nur einen Po­li­zis­ten da­nach zu fra­gen, und die­ser wird ihm schon sa­gen, dass es in ganz Pa­ris kei­ne Stra­ße gibt, die man nach Ein­bruch der Dun­kel­heit so sehr mei­den muss wie ge­ra­de die­se.

      In je­ner Nacht war Tar­zan schon ein gu­tes Stück an den schmut­zi­gen al­ten Miet­häu­sern der üb­len Stra­ße ent­lang ge­gan­gen, als er Hil­fe­ru­fe aus dem drit­ten Stock ei­nes ge­gen­über­lie­gen­den Hau­ses hör­te. Es war eine Frau­en­stim­me. Kaum wa­ren die ers­ten Schrit­te ver­hallt, als Tar­zan auch schon die Trep­pe hin­auf­eil­te, um der Frau zu Hil­fe zu kom­men.

      Am Ende des Gan­ges des drit­ten Trep­pen­ab­sat­zes war eine Tür leicht an­ge­lehnt, und Tar­zan hör­te aus dem In­nern wie­der den­sel­ben Hil­fe­ruf, der ihn an­ge­lockt hat­te. Im nächs­ten Au­gen­blick stand er in der Mit­te ei­nes trü­be

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