Tarzan – Band 2 – Tarzans Rückkehr. Edgar Rice Burroughs

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Tarzan – Band 2 – Tarzans Rückkehr - Edgar Rice Burroughs Tarzan bei Null Papier

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Au­gen­bli­cke spra­chen sie über die Oper, über ei­ni­ge Ge­gen­stän­de, die die Auf­merk­sam­keit von Pa­ris er­reg­ten, über das Ver­gnü­gen, ihre kur­ze Be­kannt­schaft, die un­ter so selt­sa­men Ver­hält­nis­sen ein­ge­lei­tet wor­den war, zu er­neu­ern, und das brach­te sie dann auf das The­ma, das ih­nen bei­den am meis­ten am Her­zen lag.

      Sie wer­den sich ge­fragt ha­ben, sag­te die Grä­fin, wes­halb uns Ro­koff ei­gent­lich ver­folgt. Die Sa­che ist ganz ein­fach. Der Graf ist ver­traut mit man­chen wich­ti­gen Ge­heim­nis­sen des Kriegs­mi­nis­te­ri­ums. Er hat oft Pa­pie­re im Be­sitz, für die aus­län­di­sche Mäch­te ger­ne ein Ver­mö­gen aus­ge­ben wür­den, Staats­ge­heim­nis­se, für de­ren Kennt­nis die Agen­ten je­der Mäch­te Mör­der oder noch schlim­me­re Sub­jek­te din­gen wür­den.

      So hat er jetzt wie­der eine sol­che Sa­che in sei­nen Hän­den, die ei­nem Rus­sen, der ih­rer hab­haft wer­den könn­te, Ruhm und Reich­tum ein­tra­gen wür­de. Ro­koff und Paw­lo­wi­tsch sind rus­si­sche Spio­ne. Sie schre­cken vor nichts zu­rück, um sich das Do­ku­ment zu ver­schaf­fen. Der Vor­fall auf dem Damp­fer – ich mei­ne die Ge­schich­te mit dem Kar­ten­spiel – hat­te den Zweck, eine Er­pres­sung an mei­nem Gat­ten aus­zuü­ben. Wäre er des Falsch­spiels über­führt wor­den, so wäre sei­ne Lauf­bahn ver­nich­tet ge­we­sen. Er hät­te dann aus dem Kriegs­mi­nis­te­ri­um aus­schei­den müs­sen. Er wäre auch in der Ge­sell­schaft völ­lig un­mög­lich ge­we­sen. Sie hiel­ten die Keu­le also über ihn. Nur dann wä­ren sie be­reit ge­we­sen, ein­zu­ge­ste­hen, dass der Graf le­dig­lich das Op­fer ei­nes Kom­plot­tes sei­ner Fein­de ge­wor­den, wenn er sich jene Ge­heim­pa­pie­re hät­te ab­pres­sen las­sen.

      Als Sie, Herr Tar­zan, ih­ren Plan durch­kreuz­ten, ver­such­ten die Men­schen, mei­nen Na­men statt den des Gra­fen zu be­schmut­zen. Als Paw­lo­wi­tsch in mei­ne Ka­bi­ne ein­drang, er­klär­te er mir ihr Vor­ha­ben. Wenn ich ih­nen die ge­wünsch­te Aus­kunft ver­schaf­fen woll­te, ver­spra­chen sie, nichts wei­ter zu tun; an­dern­falls soll­te Ro­koff, der drau­ßen stand, einen Ste­ward be­nach­rich­ti­gen, dass ich mich mit ei­nem an­de­ren Mann hin­ter der ver­schlos­se­nen Türe mei­ner Ka­bi­ne ab­gä­be. Er droh­te, es je­dem zu sa­gen, dem er auf dem Schif­fe be­geg­ne­te, und bei un­se­rer Lan­dung woll­te er die gan­ze Ge­schich­te den Jour­na­lis­ten er­zäh­len.

      War das nicht schreck­lich? Nun wuss­te ich aber zu­fäl­lig et­was über die­sen Herrn Paw­lo­wi­tsch, das, wenn es der Po­li­zei von St. Pe­ters­burg be­kannt ge­wor­den wäre, ihn in Russ­land an den Gal­gen ge­bracht hät­te. Ich droh­te ihm, dort An­zei­ge zu er­stat­ten, und dann beug­te ich mich zu ihm und flüs­ter­te ihm einen Na­men ins Ohr. Da sprang er mir – und da­bei mach­te sie eine Be­we­gung mit dem Fin­ger – wie ein Ver­rück­ter an die Gur­gel, und hät­te mich er­würgt, wenn Sie nicht ein­ge­grif­fen hät­ten.

      Die Scheu­sa­le! rief Tar­zan aus.

      Sie sind nicht bloß Scheu­sa­le, mein Freund, sag­te sie, es sind wirk­li­che Teu­fel. Ich fürch­te für Sie, weil Sie sich de­ren Hass zu­ge­zo­gen ha­ben. Ich bit­te Sie, stän­dig auf Ih­rer Hut zu sein. Sa­gen Sie mir, dass Sie mir zu­lie­be vor­sich­tig sein wol­len, denn ich könn­te es nie ver­ges­sen, wenn Sie mei­net­we­gen Un­ge­mach er­lei­den müss­ten.

      Ich fürch­te die bei­den nicht, ant­wor­te­te er. Ich habe schon grim­mi­ge­re Fein­de über­lebt als Ro­koff und Paw­lo­wi­tsch.

      Er sah, dass sie von dem Vor­fall in der Mau­le-Stra­ße nichts wuss­te, und er sag­te auch kein Wort da­von, um sie nicht zu ängs­ti­gen.

      Wes­halb, fuhr er fort, über­ge­ben Sie die Schur­ken nicht den Be­hör­den, um Ruhe vor ih­nen zu ha­ben? Man wür­de sehr schnell mit ih­nen fer­tig sein.

      Ei­nen Au­gen­blick zö­ger­te sie mit der Ant­wort. Dann sag­te sie: Es gibt da­für zwei Grün­de. Der eine ist der, der den Gra­fen über­haupt zu­rück­hält, in die­ser Sa­che et­was zu tun. Der an­de­re ist der Grund, den ich bis­her nie­man­dem mit­ge­teilt habe – nur Ro­koff und ich ken­nen ihn. Ich fra­ge mich nur – und dann zö­ger­te sie, in­dem sie ihn ab­sicht­lich lan­ge be­trach­te­te. Was fra­gen sie sich? sag­te er lä­chelnd.

      Ich fra­ge mich, wie es kommt, dass ich Ih­nen das mit­tei­len möch­te, was ich noch nie ge­wagt habe, mei­nem Man­ne zu ver­ra­ten. Ich glau­be, dass Sie mich ver­ste­hen wer­den und dass Sie mir den rich­ti­gen Weg zei­gen kön­nen. Ich hof­fe, dass Sie mich nicht zu streng be­ur­tei­len wer­den.

      Ich fürch­te nur, dass ich ein schlech­ter Rich­ter sein wer­de, er­wi­der­te Tar­zan, denn wenn Sie sich ei­nes Mor­des schul­dig ge­macht hät­ten, so wür­de ich sa­gen, das Op­fer könn­te Ih­nen dank­bar da­für sein, einen so sü­ßen Tod er­lit­ten zu ha­ben.

      O mein Lie­ber, ant­wor­te­te sie, so schlimm ist es nicht. Aber ich will Ih­nen zu­erst den Grund an­ge­ben, aus dem der Graf die­se Män­ner nicht ver­folgt, und wenn ich dann noch ge­nug Mut habe, will ich Ih­nen auch ver­ra­ten, wes­halb ich selbst es nicht wage. Der ers­te Grund ist der, dass Ni­ko­laus Ro­koff mein Bru­der ist. Wir sind Rus­sen. Ni­ko­laus ist stets ein schlim­mer Mensch ge­we­sen, so­weit mei­ne Erin­ne­rung zu­rück­reicht. Er wur­de aus der rus­si­schen Ar­mee, wo er Haupt­mann war, schimpf­lich ent­las­sen. Da­mals ent­stand ein Skan­dal, aber nach ei­ni­ger Zeit wur­de die Sa­che fast ver­ges­sen, und mein Va­ter er­hielt für ihn eine Stel­lung in der Spio­na­ge.

      Es wur­den Ni­ko­laus man­cher­lei schreck­li­che Ver­bre­chen zu­ge­schrie­ben, aber er ver­stand es im­mer, ei­ner Stra­fe zu ent­ge­hen. Zu­letzt ge­lang es ihm stets da­durch, dass er sein Op­fer durch eine ge­fälsch­te Aus­sa­ge des Ver­rats am Za­ren über­führ­te, und da die rus­si­sche Po­li­zei im­mer be­reit ist, eine der­ar­ti­ge Be­schul­di­gung zu glau­ben, so ließ sie sei­ne Aus­sa­ge gel­ten, und er ging straf­frei aus.

      Hat er nicht durch die an Ih­nen und Ihrem Gat­ten ver­such­ten Ver­bre­chen alle Rech­te der Ver­wandt­schaft ver­wirkt? frag­te Tar­zan. Die Tat­sa­che, dass Sie sei­ne Schwes­ter sind, hat ihn nicht da­von ab­ge­hal­ten, zu ver­su­chen, Ihre Ehre zu be­schmut­zen. Sie brau­chen kei­ne Rück­sicht mehr auf ihn zu neh­men, gnä­di­ge Frau.

      Ach, sag­te sie, es kommt noch der an­de­re Grund in Be­tracht. Wenn ich ihm als mei­nem Bru­der kei­ne Rück­sicht schul­de, so kann ich doch nicht so leicht die Furcht ver­ber­gen, die ich vor ihm habe, weil er eine ge­wis­se Epi­so­de aus mei­nem Le­ben kennt.

      Nach ei­ner kur­z­en Pau­se fuhr sie fort:

      Ich glau­be, es ist am bes­ten, ich er­zäh­le Ih­nen al­les, denn ich füh­le, dass ich es Ih­nen frü­her oder spä­ter doch ein­mal sa­gen wür­de. Ich wur­de in ei­nem Klos­ter er­zo­gen. In die­ser Zeit lern­te ich einen Mann ken­nen, den ich für einen Ehren­mann an­sah. Ich wuss­te da­mals noch we­nig oder gar nichts von den Men­schen und der Lie­be. Ich bil­de­te mir in mei­nem un­er­fah­re­nen Kop­fe ein, dass ich die­sen Mann lieb­te, und auf sein Drän­gen brann­te ich mit ihm durch. Wir woll­ten uns hei­ra­ten.

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