Privatdetektiv Joe Barry - Hände weg von Nancy. Joe Barry
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„Es ist einen Versuch wert“, sagte Joe. „Würde uns eine Menge Scherereien ersparen.“
Der Captain lief hinüber und erreichte mit einem Sprung den Kran. Keuchend kletterte er die Leiter hoch und schwang sich in die gläserne Kanzel. Sekunden später surrte der starke Elektromotor los. Der Ausleger des Krans senkte sich und schwenkte herum. Gleichzeitig rollte das Seil aus, und das Ladegeschirr pendelte über Joe.
Er packte es und hängte sich ein, wurde hochgehoben und schwebte gleich darauf durch die Luft.
Er hatte jetzt den Blick frei auf die Pier, wo mehrere Streifenwagen der City Police standen. Die Polizisten hatten sich verteilt und riegelten das Gelände ab. Jetzt sah er auch den Mann im hellen Trenchcoat wieder. Der Flüchtende hatte das Ende eines Ganges erreicht und kletterte über einen Kistenstapel, der den Weg zur Pier versperrte. Dort aber standen die Cops.
Plötzlich erstarrte Joe. Über die Pier kam ein junges Mädchen. Sie trug ein einfaches schwarzes Fähnchen. Ihr dunkles Haar flatterte im Wind. Die Polizisten wandten ihr den Rücken zu und bemerkten sie nicht. Jetzt war sie an ihnen vorbei. Joe sah, wie die Cops stutzten und ihr etwas zuriefen. Aber sie schien es nicht zu beachten. Einer der Polizisten trabte an, aber das Mädchen war schneller.
In diesem Augenblick entdeckte der Gejagte das Mädchen. Er schob sich an den Rand des Kistenstapels vor. Die Polizisten bemerkten ihn nicht. Joe sah den schußbereiten Revolver in der Hand des Mannes und erriet, daß der Verbrecher sich auf das Mädchen stürzen wollte, um es als Kugelfang zu benutzen.
Joe winkte Tom zu. Der Captain verstand und ließ das Kranseil schnell auslaufen.
Lautlos schwebte Joe heran.
Das Mädchen passierte jetzt den Kistenstapel. In diesem Augenblick drückte sich der Mann im hellen Trenchcoat ab, sprang vor und packte sein Opfer. Er riß es herum und preßte es eng an sich.
Die Polizisten erstarrten in ihren Bewegungen.
„Alles zurück, oder ich bringe sie um!“ schrie der Mann.
Das Mädchen war vor Schreck wie gelähmt. Willenlos ließ es sich festhalten.
„Tempo!“ schrie der Mann. „Ich bringe die Puppe um, wenn ihr nicht verschwindet. Das ist keine leere Drohung.“
Zögernd wichen die Cops zurück. Sie konnten nichts tun, ohne das Mädchen zu gefährden.
In diesem Augenblick hing Joe genau über ihm.
Sorgfältig nahm er Maß, dann sprang er ab. Im Fallen erwischte er einen Zipfel des Trenchcoats und riß den Mann nach hinten. Mit der Rechten packte er die Revolverhand des Gegners und schlug sie nach oben. Ein Schuß löste sich, aber die Kugel richtete keinen Schaden an.
„Das sieht dir ähnlich!“ knurrte Joe. „Hinter einem Rock willst du dich verstecken, eh?“
Er drehte den Mann um, der ihn fassungslos mit weit geöffnetem Mund anstarrte. Jos rechte Faust schoß vor und landete ein Ding wie aus Stahl genau am Kinn des Gegners.
Der Mund klappte zu. Der Getroffene verdrehte die Augen und ging lautlos zu Boden. Joe fing das Mädchen auf.
„Das war verdammt leichtsinnig, Miß“, sagte er kopfschüttelnd.
Gleich darauf wimmelte es auf der Pier von Polizei. Dem Gangster wurden Handschellen verpaßt, dann verschwand er im Innern eines Polizeiwagens. Captain Starr stürmte heran. Sein Gesicht war rot vor Empörung.
„Warum haben Sie sich nicht an die Absperrung gehalten?“ fuhr er das Mädchen an. Sie blickte erschrocken hoch, und der Captain bremste seine Empörung. Die Kleine war hübsch, verteufelt hübsch sogar. Das lange schwarze Haar umgab das zarte Gesicht wie ein Schleier. Ihre Augen erinnerten an die Lichter eines Rehs.
„Ich habe Mr. Barry gesucht“, sagte sie leise.
„Und da platzen Sie mitten in eine Verbrecherjagd hinein? Sind Sie lebensmüde? Wissen Sie nicht, daß der Mann, den wir eben festgenommen haben, unter mehrfachem Mordverdacht steht?“ fragte Tom streng.
„Jedenfalls hat sie eine überzeugende Erklärung“, schaltete Joe sich ein und sah das Mädchen an. „Ich bin Joe Barry.“
„Tut mir leid, daß ich Ihnen Ungelegenheiten bereitet habe“, sagte sie leise. „Aber ich muß Sie wirklich dringend sprechen, Mr. Barry.“
„Reizend“, schnaubte der Captain. „Ich möchte dich dringend bitten, deine zarten Bande in Zukunft an friedlicheren Orten zu knüpfen, Joe.“ Er wirbelte herum und schnappte sich Leutnant Myers, der auf der Pier das Kommando geführt hatte. „Und du, Ron, paßt in Zukunft gefälligst besser auf. Wenn ich eine Absperrung anordne, darf kein Floh mehr durchhuschen, compris?“
„Nun, laß mal langsam Luft ab“, riet ihm Joe. „Schließlich ist noch alles gutgegangen. Pannen kann es immer mal geben.“ Er sah das Mädchen an. „Wenn es wirklich so dringend ist, können wir uns gleich unterhalten. Ich kenne hier in der Nähe ein Lokal.“
„Augenblick“, sagte Tom, „was wird aus dem de Soto-Fall?“
„Ich komme später vorbei und unterschreibe das Protokoll.“
„Meinetwegen“, brummte der Captain, und dann fiel ihm noch etwas ein. „Woher wußten Sie überhaupt, daß Barry hier ist, Miß?“
„Ich war in der Gun Hill Road. Der Hausmeister hat mich hierhergeschickt.“ „Mac hat wohl das Ohr in der Leitung gehabt, als wir dich verständigten?“ wandte Tom sich an Joe.
„Er hat noch nie von dem, was er zufällig aufgeschnappt hat, falschen Gebrauch gemacht“, stellte Joe klar. „Und er kann beurteilen, wann etwas wirklich dringend ist. „Er nahm das Mädchen am Arm. „Kommen Sie, Miß.“
„Shaw“, sagte sie. „Nancy Shaw.“
„Wir setzen uns in eine ruhige Ecke, und Sie erzählen mir, was Sie auf dem Herzen haben.“
Sie fanden einen freien Tisch in einer Pizzeria, zwei Blocks weiter. Joe bestellte und lächelte ihr dann aufmunternd zu. Er spürte, wie mühsam sie sich beherrschte und wie verzweifelt sie war.
„Hoffentlich habe ich Ihnen nichts verpatzt“, sagte sie tonlos.
„Nein, nein“, sagte Joe. „Wir waren hinter einem Gangster namens de Soto her. Der Bursche hat mehrere Morde auf dem Gewissen. Ich wurde von einer Versicherungsgesellschaft in den Fall eingeschaltet.“
Sie sah ihn an.
„Sie sehen müde aus“, sagte sie plötzlich.
Joe lächelte.
„Bin ich auch. Wir haben de Soto seit achtundvierzig Stunden pausenlos gejagt. Heute früh ist er uns entwischt. Ich fuhr nach Hause, um ein paar Stunden zu schlafen; zehn Minuten später kam ein Anruf. Eine Polizeistreife hatte ihn hier am Hafen gesichtet. Also fuhr ich wieder los. Jetzt ist der Fall ausgestanden. Der Rest ist Schreibarbeit.“ Er sah sie an. „Sie sehen auch nicht gerade munter aus.“
„Ich glaube, ich habe seit einer Woche nicht mehr richtig geschlafen.“
„Und