Privatdetektiv Joe Barry - Hände weg von Nancy. Joe Barry
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Joe warf einen Blick auf ihren Brillantring und fragte: „Ihr Verlobter?“
Sie nickte. „Sein Name ist Jeff. Jeff Baxter.“
„Was ist passiert?“ fragte Joe.
„Er ist tot!“
Ein paar Sekunden schwiegen sie. Nur das eine Wort stand in der Luft. Ein Wort, das alles sagte: tot.
„Wie geschah es?“ fragte Joe.
„Vor zehn Tagen trat Jeff sein erstes Kommando als Kapitän an. Eigentlich war es nur ein Aushilfsjob. Er sprang für einen erkrankten Kollegen ein.“
„War er nicht etwas jung für ein selbständiges Kommando?“ hörte Joe sich fragen. Er mußte die Tatsachen erforschen, systematisch fragen, auch wenn der Takt vielleicht etwas anderes geboten hätte. Aber Nancy Shaw war nicht zu ihm gekommen, um Trost zu finden.
„Normalerweise hätte er noch etliche Jahre warten müssen“, bestätigte sie. „Er hatte zwar das Kapitänspatent, aber die großen Reedereien verlangen etliche Jahre Fahrpraxis als Erster Offizier, ehe sie einem ein selbständiges Kommando über ein Schiff anvertrauen. Das hier war etwas anderes. Es war ein altes Schiff, das Maschinenersatzteile nach Mexiko bringen sollte. Aber immerhin — es war ein Schiff. Jeff nahm diese Chance wahr.“
„Und weiter?“ fragte Joe.
„Das Schiff hieß Hennessy. Vor zehn Tagen lief es von Galaxy Port aus.“
„Galaxy Port — liegt das nicht irgendwo in Texas?“
„Südlich von Galveston.“
„Ah ja, ich war vor Jahren einmal dort. Ein ziemlich heißer Ort. — Was geschah weiter?“
„Die Ladung war für Algeciras bestimmt.“
„Sie wären also quer über den Golf gelaufen.“
„Das Wetter war gut“, sagte sie. „Windstärke 1—2. Man hätte mit einer Luftmatratze hinüberfahren können. Von den sonst da unten üblichen Stürmen war nichts zu spüren.“
„Aber das Schiff ist verschwunden“, sagte er.
Sie sah ihn überrascht an.
„Woher wissen Sie das?“
„Wozu hätten Sie sonst auf die Wetterverhältnisse hingewiesen?“
„Ich habe mich genau erkundigt. Ich war in Galveston im Wetteramt und habe alle Unterlagen studiert, weil es doch irgendeine Erklärung geben muß. Aber es gibt keine. Ein Schiff mit zehn Mann Besatzung ist einfach verschwunden — spurlos verschwunden. Das heißt …“ Sie schluckte.
„Was?“
„Man hat Jeffs Leiche gefunden. Sie wurde auf Rockney Island angeschwemmt, neun Meilen vor der Küste von Texas.“
„War er ertrunken?“
„Ja. Ich mußte die Leiche identifizieren.“
„Schlimm“, sagte er. „Was sagen die Behörden dazu?“
„Die Behörden stehen vor einem Rätsel. Man hat eine Untersuchung in Gang gebracht, aber bisher ist nichts herausgekommen. Keines der Schiffe, die zu dieser Zeit in dem fraglichen Gebiet waren, hat irgend etwas bemerkt.“
„Und wie steht es mit der Reederei?“
„Niemand hat eine Erklärung dafür, was da geschehen sein könnte.“
Joe sah sie an.
„Glauben Sie an ein Verbrechen, Miß Shaw?“
Sie nickte. „Es ist für mich die einzig mögliche Erklärung. Als die Polizei mich verständigte, wandte ich mich an einen Freund von Jeff und bat ihn um Hilfe. Er ist Anwalt in Galveston. Ich wohne nämlich in Galveston.“
„Was hat er herausgebracht?“
„Nichts — außer, daß es sich bei der Reedrei um eine reichlich obskure Firma handelt. Um es kurz zu machen: Er glaubt, daß die Reederei Schmuggelgeschäfte mit Mexiko betreibt.“
„Reichlich unwahrscheinlich, daß sie sich einen Skipper anheuerten, der in diese Geschäfte nicht eingeweiht war.“
„Sie standen vermutlich unter Zeitdruck. Der richtige Skipper der Hennessy mußte wenige Stunden vor dem Auslaufen ins Krankenhaus. Da haben sie kurz entschlossen Jeff angeheuert. Er sollte nur diese eine Fahrt machen.“
„Das wäre eine Erklärung“, gab Joe zu. „Ohne Skipper mit Kapitänspatent durfte das Schiff nicht auslaufen. — Wie kommt der Anwalt auf mich?“
„Er kennt Sie, und er behauptet, Sie seien der beste Detektiv, dem er je begegnet ist.“
„Sein Name?“
„Carnegie — Bruce Carnegie!“
„Bruce?“ rief Joe überrascht aus. „Natürlich kenne ich ihn. Er war früher in New York und arbeitete im Büro des Staatsanwalts. Er wollte eines Tages zum Staatsanwalt avancieren. Aber dann ist er nach dem Süden gegangen und hat irgendwo in Texas eine Kanzlei aufgemacht. Ich wußte allerdings nicht, daß er seine Zelte in Galveston aufgeschlagen hat.“
„War es Ihrer Meinung nach richtig, seinem Rat zu folgen?“
„Sie wollen wissen, ob ich bereit bin, den Fall zu übernehmen?“ Joe faltete seine Serviette zusammen. „Ich will ganz ehrlich sein, Nancy. Sollte Ihr Verlobter einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein, sind die Chancen, es aufzuklären, minimal. Es mag mir vielleicht gelingen, nachzuweisen, daß die Reederei Schmuggelgeschäfte betreibt. Aber darum geht es nicht. Es geht um den Nachweis eines Verbrechens, das an Bord eines Schiffes geschah, dessen Mannschaft spurlos verschwunden ist. Ich sehe da, offen gesagt, keinen Ansatzpunkt. Es passiert übrigens gar nicht selten, daß Schiffe — auch große Schiffe — spurlos verschwinden. Was soll man da tun?“
„Ich weiß es nicht“, sagte sie. „Es geht mir nicht darum, an irgend jemanden Rache zu nehmen. Mir ist nur die Ungewißheit unerträglich. Jeff ist tot und niemand weiß, weshalb er gestorben ist. Vielleicht ist es dumm von mir. Jeff ist tot, und alles andere ist unwichtig. Aber ich finde keine Ruhe. Mir ist seit einer Woche, als liefe ich dauernd gegen eine Gummiwand. Die Behörden verschanzen sich hinter ihren Vorschriften, die Reederei spricht ihr höfliches Bedauern aus und schiebt ihre Anwälte vor. Niemand ist da, der etwas unternimmt. „Und mir ist, als müßte ich noch etwas für Jeff unternehmen.“
„Das kann ich Ihnen nachfühlen“, sagte Joe. „Also gut, ich werde mich mit dem Fall beschäftigen und Ihnen dann sagen, ob ich eine Möglichkeit sehe, dem verschwundenen Schiff und seiner verschollenen Mannschaft auf die Spur zu kommen. Einverstanden?“
Sie hob den Kopf und ließ den Tränen, die sie so lange zurückgedrängt hatte, freien Lauf.
„Danke“, sagte sie. „Sie wissen gar nicht, wie sehr Sie mir schon damit helfen. Bruce hat mir viel von Ihnen erzählt. Ich vertraue Ihnen.“
Joe