Djin. Claus Bork

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Djin - Claus Bork

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stand auf dem Balkon und blickte hinunter über die Stadt. Die Morgensonne fiel auf die roten, glasierten Dächer und das Licht spielte glänzend auf den blanken Flächen, so wie es auf den Wellen des smaragdgrünen Meeres weiter draußen spielte. Die Masten, ein Wald von schwarzen Stämmen gegen das grüne Meer, schwankten leicht im Takt hin und her.

      Er lehnte sich schwer gegen die Balkonbrüstung, und genoß sein eigenes Gewicht auf seinen Ellbogen. Er war jetzt ein großer Bursche, siebzehn Jahre alt und sich seiner keimenden Männlichkeit bewußt.

      Er ließ den Blick über die Türme und Spitzen schweifen, lauschte dem leisen, scharfen Schlagen der Wimpel in dem lebhaften Wind. Seine Augen verweilten einen Moment auf zwei Maruderfechtern, die im Hof hinter den kaiserlichen Ställen trainierten. Er bemerkte, wie sie sich gegenseitig bewachten, mit ruhigen, tänzelnden Bewegungen über die Pflastersteine wirbelten, während die Klingen der Säbel im Sonnenlicht glänzten und funkelten.

      Dann hörte er Fußtritte auf dem blankpolierten Boden hinter sich, richtete sich auf und drehte sich eilig um.

      Zarafir, der kaiserliche Magier, kam auf ihn zugegangen.

      Als der Zauberer Angicore entdeckte, klärte sich sein sonst immer so ernstes Gesicht mit einem beherrschten Lächeln auf, und er hob die Hand zum Gruß.

      "Guten Morgen, mein Junge."

      Er war der einzige, außer seinem Vater - dem allmächtigen Kaiser von Jarana - der sich erlaubte, auf diese Weise zu ihm zu sprechen.

      Aber Zarafir war auch kein gewöhnlicher Bürger. Zarafir war mächtig, vielleicht mächtiger als sein Vater, der Kaiser, und Angicore wußte das.

      Zarafir herrschte über die Winde, die Wellen des Meeres und die Seelen. Er beschritt Wege, die kein anderer Mensch gehen konnte; darum ging er immer allein.

      "Guten Morgen, Zarafir."

      Angicore nickte der Gestalt freundlich und wohlwollend zu, die sich auf ihn zu bewegte.

      Zarafir trat zu ihm auf den Balkon hinaus und ließ seine schlanken Hände auf der Brüstung ruhen. Dann kniff er die blauen Augen zu zwei Schlitzen zusammen und blieb einen Augenblick in Gedanken vertieft so stehen.

      Angicore betrachtete das gealterte Gesicht, die lange, krumme Hakennase, die schmalen, farblosen Lippen und das grauweiße, struppige Haar. Er kannte dieses Gesicht so gut wie alles andere, was für ihn Bedeutung hatte. Er ließ Zarafir in Ruhe nachdenken und wartete.

      "Sie kommen heute zurück..." sagte Zarafir plötzlich.

      Angicore folgte der Richtung seines Blickes. Das Meer lag wie eine glitzernde, silbrige Fläche im Nebel, ganz bis zum Horizont. Über der schimmernden Meeresoberfläche hing der Dunst wie ein flimmerndes Federbett. Möwen kreisten über dem Wasser, tauchten in den warmen Dunst und veränderten ihre Formen, wurden zu schwebenden Dämonen, bis sie nach oben schoßen, und wieder zu Möwen wurden.

      "Wer kommt zurück?" fragte Angicore.

      "Die Windreiter, mein Junge. Das stolzeste Schiff das jemals hier in Dynadan zu Wasser gelassen wurde."

      Während er sprach, schaute er über die Dächer der Stadt hinweg, über das Meer bis an den Rand der Welt.

      Angicore richtete sich auf, legte die eine Hand auf den Schaft des Schwertes und sagte, so beherrscht wie er konnte:

      "Du bist ein mächtiger Mann Zarafir." Er versuchte stolz zu klingen. Aber Zarafir gegenüber bekam er immer dieses eigentümliche Gefühl seiner eigenen Zerbrechlichkeit, wie Tau auf dem Gras, bevor die Sonne ihn verdunstet. Ein Gefühl, das sich für den Thronerben des größten und ruhmreichsten Thrones der Welt nicht gehörte.

      Zarafir nickte schweigend und beobachtete ihn.

      "Der Wind gehorcht deiner Stimme, genau wie die Pferde in den kaiserlichen Ställen. Die ganze Welt gehorcht deiner Stimme, Zarafir." Angicore sah ihn fest an. "Und doch dienst du meinem Vater, dem Kaiser - wie jeder andere Untertan."

      Zarafir nickte wieder.

      "Warum bist du nicht der Kaiser, Zarafir?" Angicore flüsterte.

      Zarafir wandte sich zu ihm, kratzte sich am Kinn und antwortete:

      "Es ist nicht die ganze Welt, die auf meine Stimme hört. Ich habe nur begrenzte Kraft, mit den Augen der Welt gesehen. Und es ist nicht mein Schicksal, Kaiser zu sein. Außerdem..."

      Er hob die Hand, als wolle er verhindern, daß er von Angicore unterbrochen würde.

      "Außerdem würde ich kaum ein guter Kaiser sein. Ein Kaiser muß seine Zeit für viele verschiedene Ziele nutzen. Für Dinge, mit denen sich zu beschäftigen, ich nicht geschaffen bin." Dann lehnte er sich vor und senkte die Stimme. "Außerdem ist dein Vater ein guter Kaiser, Angicore. Er ist der Kaiser von Dynadan, ich bin der Magier von Dynadan, laß es dabei bleiben."

      Während sie mit ihren Gedanken beschäftigt waren, begannen die Glocken in dem weißen Turm am Hafen zu läuten. Das tiefe, schwere Dröhnen erfüllte die Straßen und die Luft über dem Nebel, wurde vom Wind getragen und verhallte über dem Meer.

      Am Anfang war es nur ein Punkt. Dann kam es näher, wuchs gegen den weichen, blauen Himmel und nahm Form an.

      Angicore stand gegen die Brüstung gelehnt und starrte.

      Weit unter ihm, außerhalb der weißgescheuerten Mauern, liefen Menschen - Männer, Frauen und Kinder zum Hafen hinunter. Ihr eifriges Rufen erfüllte die Straßen und die Luft zwischen den Häusern.

      "Es sind schlechte Zeiten im Anmarsch!" murmelte Zarafir. Angicore sah ihn verständnislos an. Dann wandte er wieder seine Aufmerksamkeit dem Schiff zu und vergaß es.

      Zarafir stand allein mit seinen Gedanken da, dem Wind lauschend und der Warnung, die er mit sich brachte...

      Das Schiff glitt durch die Außenmolen, während die Männer in den Masten die Segel refften. Die Luft zwischen den drei Masten war ein Gewimmel von Körpern; schwitzenden, muskulösen, sonnenverbrannten Männern, die mit Tauen und Taljen arbeiteten. Über dem Achtersteven flatterte die lange, gezackte Flagge, eine goldene Kleeblüte auf leuchtendblauem Grund, das Symbol des Kaisers.

      Die Frauen standen am Kai und warteten. Sie hatten Blumen in den Händen und Kinder auf den Armen. Aber keine von ihnen hatte ganz kleine Kinder dabei, denn die Windreiter waren mehr als drei Jahre fort gewesen und die Männer an Bord waren die Väter der Kinder.

      Den ganzen Kai entlang stand die kaiserliche Säbelgarde, die Maruder, in glänzenden Panzerhemden und Helmen. Ihre gelben Hosen waren in die blankpolierten, schwarzen Stiefel gesteckt. Alle hielten sie die linke Hand am Säbel Schaft, zum Zeichen, daß sie bereit waren.

      Ihre rechten Arme, die Schwertarme, hingen locker an der Seite herunter. Auf den Handrücken hatten sie eine Kleeblüte in die Haut tätowiert.

      Auf dem Kai, dort wo die Landungstreppe die zwei Etagen hinauf auf das schräge Deck der Windreiter führte, stand der kaiserliche Schatzmeister und wartete.

      Er war ein kleiner, korpulenter Mann mit schwitzenden, roten Wangen und nervös plinkernden Augen. Er zog unablässig seinen weißen Kragen zurecht und trocknete mit einem parfümierten Taschentuch seine Stirn.

      An

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