Djin. Claus Bork
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"Die Dunkelheit?"
"Sie folgte uns, die ganze Zeit. Tag und Nacht lagen die schwarzen Galeeren am Horizont und bewachten uns. Ich glaube, sie dachten, wir wären zu viele an Bord, und daß wir zu gut ausgerüstet wären, als daß sie einen Angriff hätten wagen können. Aber auf den Inseln in der Bucht vor Erzurum sandte ich eine Expedition an Land, die herausfinden sollte, wie sich dort das Leben abspielte."
Zarafir bahnte sich einen Weg durch die Menge und näherte sich dem Rücken des Kapitäns. Er stellte sich ruhig hin und wartete an seiner Seite, ohne etwas zu sagen.
"Schwarze Galeeren..." der Kaiser starrte entrüstet vor sich in die Gesichter. "Ich bin der Kaiser von Dynadan, ich übe die Gerechtigkeit in diesem Teil der Welt aus und brauche der Furcht in meinem Herzen keinen Platz zu geben!" Er hob die Augenbrauen und die Menge murmelte zustimmend.
Aber selbst Angicore konnte sehen, was für einen tiefen Eindruck Zendo Kurs Bericht hinterlassen hatte und wie schockiert sie nun waren, ihn zu sehen. Denn sie hatten ihn davonziehen sehen als Führer des stolzen Schiffes Windreiter, einen Mann mit dem Körperbau eines Bären, der klaren Urteilskraft eines Zauberers und einem unbezwingbaren, eisernen Willen.
"Wenn dem nur so wäre, Euer Gnaden..." Zendo Kurs Worte waren kaum hörbar.
Die Menge starrte ihn wie gelähmt an. Bis jetzt hatte noch niemand Zweifel an den Fähigkeiten des Kaisers von Jarana, als unbestrittenes Oberhaupt Dynadans geäußert und lange genug gelebt, um es zu bedauern.
Die Maruder, die an den Wänden standen, rührten sich.
Die Wolfshunde hoben die Köpfe und knurrten drohend in den Saal hinein.
Zarafir trat einen Schritt vor, hob abwehrend die Hand und mahnte sie, zu schweigen. Dann sah er einen Augenblick dem Kapitän in die Augen, richtete dann seine ganze Aufmerksamkeit auf den Kaiser und sprach.
"Euer Gnaden. Auch ich habe die Bedrohung bemerkt, die sich über die Welt ausbreitet. Noch bevor die Windreiter am Horizont sichtbar wurde, wußte ich, daß etwas nicht in Ordnung war." Er sah Angicore an, der nickte.
"Ich bitte Euch. Gebt diesem Mann eine Chance, zu beweisen, welche Gefahren an seiner Seele gezehrt haben. Einen Mann wie Zendo Kur zu verurteilen, einen Mann, der so viele Jahre seinen Wert für den kaiserlichen Thron bewiesen hat, ohne ihm diese Chance zu geben, wäre gegen jede Vernunft."
Der Kaiser von Jarana öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Aber dann schloß er ihn wieder und sank in seinen Stuhl zurück. Die Maruder warteten mit ihren Säbeln halb aus den Scheiden gezogen.
Der Kaiser nickte verbissen, ohne etwas zu sagen.
Zarafir wandte sich zu Zendo Kur und legte die Hände auf seine Schultern.
"Schließ die Augen mein Freund. Laß es in dein Bewußtsein dringen, was der Nährboden dieser großen Furcht ist. "
Der Kapitän schloß sie und schwankte ein wenig vor und zurück. Auch Zarafir schloß seine Augen und ließ die eine Hand über dem Boden schweben, über den offenen Platz vor dem Thron.
Die Gardinen wurden in den Saal geweht und das Geschrei der Möwen drang zu ihnen hinein, vom Hafen her.
Dann zitterte es in der Luft. Eine Spannung ohne Laut. Sie wurde ganz langsam ausgelöst und verdichtete sich im Raum vor der von Schweiß tropfenden Stirn des Kapitäns.
Und plötzlich, wie von einer fremden, unwirklichen Welt hervorgerufen, nahm es vor ihnen allen Formen an, sichtbar für ihre erschrockenen Blicke, umgeben von einem gräulichen, flimmernden Schein.
Es trat aus Zendo Kurs Körper heraus, war von ihm hierher getragen worden, vielleicht ohne sein Wissen. Es war ein Gisal, ein Wesen menschlichen Ursprungs - aber nicht mehr Mensch; ein Wesen, das große Kräfte in sich hatte, große Kräfte, wie die Zarafirs.
Es hatte nicht das markante Gesicht des Menschen und nicht die Ausstrahlung des Menschen von Gefühl und Bewußtsein.
Es strahlte den Willen eines bösen Erschaffers aus, der wie ein saurer Gestank durch die Luft wallte und verursachte, daß sie alle, jeder einzelne, laut schrien vor Angst.
Die schwarzen Gewänder flatterten um es herum, während es sich langsam um sich selbst drehte und seine brennenden, blanken Augen durch die zunehmende Dunkelheit schweifen ließ.
Schwere Wolken zogen vom Meer herauf, und der Lärm der laufenden Menschen unten in den Straßen, drang zu ihnen hinein.
Dann trat es auf den Thron zu, während es heiser aus der Kehle fauchte.
Die Maruder stürzten vor, im Nu glänzte die Luft von dem hitzigen Tanz der blanken Klingen durch die Stille.
Angicore sprang auf, zog sein Schwert und warf sich vor seinen Vater. Aber es fegte ihn zur Seite, unsanft und schonungslos und er krachte auf den Boden, während das Schwert über die glatte Fläche dahinrutschte.
Im nächsten Augenblick stieß der Kaiser von Jarana, der mächtigste Herrscher seit der Erschaffung der Welt, einen langgezogenen, klagenden Schrei aus und sank über der einen Armlehne des Thrones zusammen.
Der Gisal lief zum Balkon, wo die Schwerter glänzten und mit heulendem Zucken die Luft zerrissen. Dann fiel er mit großer Kraft gegen die Brüstung und stürzt mit einem heiseren Jammern über sie hinweg.
Zarafir stand mitten im Saal und starrte auf den Thron. In seinen Augen spiegelte sich so großer Schmerz, daß kein Mensch vermochte ihn allein zu ertragen. Der Kapitän, Zendo Kur, lag vor seinen Füßen, in einer verrenkten Stellung und hatte den steifen Blick an die Decke gerichtet.
Die Maruder hasteten zu Angicore hinüber, nahmen ihn vorsichtig an den Armen und zogen ihn hoch in den Stand. Als sie sich vergewissert hatten, daß er unbeschadet war, richteten sie ihre Aufmerksamkeit auf den Thron, wo andere einen Kreis um den Kaiser von Jarana gebildet hatten.
Er lag immer noch auf dem Stuhl, halb über der breiten Armlehne hängend, in einer unnatürlich verrenkten Stellung. Sein aschgraues Gesicht und der Ausdruck des starren Schreckens darin, ließ sie einen Augenblick stehenbleiben.
Angicore schwankte zu ihm, schweigend und ängstlich.
Eine verwirrende Mischung von Gefühlen durchströmte ihn. Er betrachtete unsicher die leblose Gestalt seines Vaters und fühlte, wie ein Abgrund sich vor ihm öffnete, fühlte wie der Felsen unter ihm weg glitt - der Felsen der Geborgenheit und der erhabenen Würde, der das einzige war, was sie gemeinsam hatten, dieser Kaiserliche Vater und er.
Es war wie ein böser Traum, ein Traum, der jede Sekunde vorbei sein konnte und sich als Streich entpuppen konnte, der seinen Sinnen gespielt worden war. Er suchte in seinem Innern nach einem Weg aus diesem Traum, entdeckte aber nur, daß es keinen gab.
Das Unwetter heulte über Dynadan und der Regen peitschte von dem schwarzen Himmel, fegte die Gardinen zur Seite und lief in breiten Bächen über den Fußboden.
Zarafir bahnte sich einen Weg durch die Menge, kniete sich vor seinen Kaiser und legte seine Hand auf dessen Hals. Doch aus seinem verbissenen Gesichtsausdruck und seinen schweren Atemzügen folgerten auch sie die fürchterliche Tatsache, daß er, der Inbegriff alles Mächtigen und der erhaben war über alles, was menschliche Niedertracht sich ausdenken konnte,