Perry Rhodan 3093: NATHAN. Susan Schwartz

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Perry Rhodan 3093: NATHAN - Susan Schwartz Perry Rhodan-Erstauflage

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willst dir den Nebel ansehen?«, fragte Iwa.

      Also doch – Nebel. Anzu erklärte kurz, dass sie nur wusste, dass sich irgendetwas abspielte, von dem Rhodan empfahl, es sich mit eigenen Augen anzusehen.

      Iwa lächelte; eine scheue, blasse Geste. »Genau. Der Nebel.« Sie streckte die Hand aus. »Komm!«

      »Eine Schmerzensteleportation nach draußen?«, fragte Anzu. »Willst du dir das wirklich antun? Wir können zu Fuß ...«

      »Der Raumhafen steht voll mit Leuten. Perry gibt ein Interview, direkt vor dem Schiff. Er erzählt alles, was er über die Phänomene des Re-Transfers weiß ... also nahezu nichts. Wahrscheinlich weicht er so geschickt aus, dass es kaum jemandem auffällt, erklärt die Hintergründe zur Versetzung, zur Drehscheibe der Staubfürsten und zum Staub-Faktotum. Was eigentlich jeder inzwischen wissen sollte. Ich beneide ihn nicht, und ich mag mich nicht durch die Menge quetschen. Du etwa?«

      Ehrlich gesagt wollte sie das nicht. Wortlos ergriff sie Iwas Hand, und die Mutantin nahm Anzu mit auf einen Wehgang.

      *

      Im nächsten Augenblick war es vorbei; nein, scheinbar im selben, als es begann.

      Anzu musste die Überraschung verdauen, plötzlich im Freien zu stehen, unter großen Kastanienbäumen, am Ufer eines Sees, an dessen anderem Ende Schilfgras wucherte. Dahinter lag die Landschaft in Nebel. Ein leichter Wind wehte, und die Sonne brannte auf der Haut. Es roch süßlich, und Blütenstaub kitzelte sie in der Nase.

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      Illustration: Swen Papenbrock

      Der Ortswechsel selbst überraschte sie nicht. Iwa war mit ihr schmerzensteleportiert ... und für die meisten Menschen wäre es normal gewesen, dass sie die Zeitspanne, die dieser Vorgang beanspruchte, nicht miterlebten. Aber Anzu war kein normaler Mensch.

      Nicht mehr, seit sie im Moment einer solchen Teleportation gestorben war und ihr Todesmoment sich unendlich hingezogen hatte.

      Und schon gar nicht mehr, seit das Staub-Faktotum in der Tiefe des Erdmantels ihre Mutantengabe geweckt hatte.

      Seitdem erlebte Anzu die Zeit in der seltsamen Landschaft des Wehgangs stets aktiv mit. »Was war dieses Mal anders?«, fragte sie.

      Vor ihnen flog eine Arkon-Ente mit flatterndem Flügelschlag heran und landete platschend im eben noch spiegelglatten Wasser des Sees, keine zehn Meter entfernt. Das Tier plusterte sein regenbogenfarbenes Gefieder und gab das typisch dumpfe Krächzen von sich, das angeblich bei manchen Menschen Schwindelanfälle auslöste.

      »Ich weiß nicht.« Iwa war hörbar verblüfft. Sie stand leicht gekrümmt und atmete schwer – nach einer Schmerzensteleportation brauchte sie stets einen Moment Erholung. »Du warst während der Passage bewusstlos, ich habe dich mitgeschleppt. Alles ist für mich wie immer verlaufen. Nur eben dein Zustand nicht.«

      »Hm.« Anzu setzte sich auf den Boden. Vor ihren Füßen krabbelte eine Spinne und verschwand zwischen Grashalmen.

      Ob ihre Bewusstlosigkeit damit zusammenhing, dass sie ihre Paragabe schon einige Tage lang nicht mehr angewendet hatte? Oder eher eine Woche. Mindestens.

      Ein Punkt, über den sie nicht nachdenken wollte. Also wandte sie die beste Methode für den Umgang mit unliebsamen Themen an: Sie lenkte ab. »Was gibt es hier eigentlich zu sehen? Der Nebel auf der anderen Seite des Sees kann ja wohl kaum das Phänomen sein, das Perry Rhodan für so sehenswert hält.« Sie versuchte, unbeschwert zu klingen.

      »Doch«, sagte Iwa trocken.

      Also sah Anzu noch einmal hin; diesmal genauer.

      Den Nebel fand sie durchaus schön. Sie mochte herbstliche Stimmung über Landschaften. Es hatte etwas Erfrischendes; vielleicht lag es daran, dass sie in dieser Jahreszeit geboren war. Ihre Mutter – die sie niemals wiedersehen würde, weil auch sie bald ein Universum weit entfernt leben würde – hatte sie stets Novemberkind genannt.

      Erstaunlich jedoch, dass der Nebel nicht aufhören wollte, egal wohin sie schaute. Er zog sich in alle Richtungen am Seeufer entlang – nein, auf der rechten Seite begann er erst einige Schritte jenseits des Ufers auf der Wiese, auf der linken schon über der Wasseroberfläche. Immer reichte der Blick Anzus Schätzung nach 100 Meter, ehe er sich im diesigen Grau verlor.

      Dabei war es im frei liegenden Bereich seltsamerweise nicht etwa düster wie an einem nebligen Tag; ganz im Gegenteil leuchteten sämtliche Farben. Wahrscheinlich war ihr der Nebel deshalb nicht gleich aufgefallen.

      Sie hob den Blick. Auch der Himmel verschwand im Nebel.

      Woher kam dann die Helligkeit? Gerade hatte Anzu geglaubt, im Sonnenlicht zu stehen. Nein, sie hatte es nicht nur geglaubt, sie spürte die Hitze nach wie vor auf der Haut.

      Seit dem Beginn des Re-Transfers vor zwei Tagen bewegte sich die Erde zwar auf unbestimmte Weise von der Sonne weg, doch es war hell geblieben – zumindest tagsüber. Denn sogar der Tag-Nacht-Wechsel blieb, ein deutliches Indiz dafür, dass die Erde auf ihrer Reise eben nicht den Raum, sondern die Grenze zwischen den Hälften des Dyoversums passierte. Es ging nicht um messbare Entfernungen im Normalraum.

      Der Journalist Doran Terfen war mit dem markigen Satz quasi über Nacht berühmt geworden, dass Terra zwar jahrhundertelang verschwunden gewesen war, sich jedoch stets am selben Ort befunden hatte.

      Wissenschaftlich mochte es nicht korrekt ausgedrückt sein, aber auf eine seltsame, verwirrende Art entsprach es der Wahrheit. Dem, was alle fühlten. Die aktuelle Reise ging schließlich vom Solsystem ... zum Solsystem.

      »Faszinierend, nicht wahr?«, fragte Iwa. »In der freien Natur sieht man das Phänomen am besten. Deshalb habe ich dich hergebracht.«

      »Wie weit erstreckt sich der Nebel?«

      »Er ist überall. Auf ganz Terra, und soweit wir wissen, ebenso zwischen Terra und Luna, und auf dem Mond sowieso. Es sind bereits Sonden Richtung Luna unterwegs, und auch NATHAN hat für Aufnahmen und Ortungen Roboteinheiten losgeschickt. Bislang gleicht sich das Ergebnis an jedem Ort. Der Blick geht bis in eine Entfernung von einhundertvier Metern. Außerhalb der Atmosphäre exakt genauso wie innerhalb.«

      »Einhundertvier Meter?«, wiederholte Anzu ungläubig. »Es lässt sich so genau bestimmen?«

      »Wenn wir ein Stück gehen, verschiebt sich für uns auch der frei liegende Bereich. Alles dahinter verschwindet in diesem gräulich-diffusen Etwas. Künstliches Licht ändert nichts daran. Geht in einhundertfünf Metern Entfernung ein Scheinwerfer an, bemerkt man es nicht. Aber trotz dieser rein optischen Barriere sind die Farben im Freiraum frischer und lebendiger.«

      »Perry hatte recht. Das sollte man wirklich mit eigenen Augen sehen. Es ist ...« Sie suchte das richtige Wort.

      »Ja?«, fragte Iwa.

      »Schön«, sagte Anzu.

      »Findest du?«

      »Du nicht?«

      »Es hat etwas Bedrohliches«, urteilte die Mutantin. »Manchmal kommt es mir so vor, als wäre der diffuse Horizont aus der Landschaft der Schmerzensteleportation in die Wirklichkeit geschwappt.«

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