Bomba im Tal der Schädel. Roy Rockwood

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Bomba im Tal der Schädel - Roy Rockwood Bomba der Dschungelboy

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ist als unsere Medizinen. Sonst könnte er uns nicht immer wieder entkommen. Doch ich habe mit den Göttern Zwiesprache gehalten, und sie haben mir versprochen, mir einen noch stärkeren Zauber zu geben. In nicht allzu langer Zeit wird Nascanora den weißen Jungen unter seiner Folter kreischen und jammern hören.“

      Die einzige Antwort des Häuptlings war ein zorniges Brummen. Offensichtlich war das Vertrauen Nascanoras in die Künste seines Medizinmannes durch die jüngsten Ereignisse nicht bestärkt worden.

      „Bereitet das Essen vor!“, befahl er scharf und ließ sich am Fuße des Baumes zu Boden sinken.

      In kauernder Stellung blieb er sitzen, während die Krieger geschäftig hin und her eilten und trockenes Holz für das Lagerfeuer sammelten.

      Bomba vermochte ein missmutiges Stirnrunzeln nicht zu unterdrücken, als er jetzt sah, dass die Männer die saftigsten Stücke des von ihm erlegten Tapirs mitgebracht hatten. Nun würde es keinen Braten in den Hütten der Araos geben und keine kräftigende Fleischbrühe für den armen, alten Casson.

      Bald genug wurden seine Gedanken in eine andere Richtung gelenkt. Da auf der Lichtung nicht genug Holz zu finden war, begannen die Krieger auszuschwärmen. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis einer über ihn stolperte. Aber für eine Flucht war jetzt keine Zeit mehr. So blieb er also still liegen und lauschte auf das patschende Geräusch der näherkommenden Schritte.

      Quälend langsam verstrichen mehrere Minuten. Noch hatte ihn niemand entdeckt. Er lauschte auf das Geschnatter der Stimmen und das Knacken der Zweige. Jetzt waren mit einem Male Schritte ganz nahe. Und jetzt ...

      Ein scharfer Stoß traf Bomba in die Rippen. Ein Krieger war über ihn gestolpert. Im nächsten Augenblick erkannte er auch das Hindernis vor seinen Füßen, das geschickt von Laub und Ästen verdeckt war. Ein Schrei drang aus seiner Kehle.

      Doch im nächsten Augenblick war es nur noch ein unhörbares Stöhnen. Bomba hatte sich hochgeschnellt, und seine Faust traf das Kinn des Kriegers. Der braune Körper sank in sich zusammen und blieb reglos liegen.

      Aber der Schrei und die Bewegung im Busch hatten die Aufmerksamkeit der anderen Männer erregt. In der nächsten Sekunde war das ganze Lager auf den Beinen. Es gab nur noch eine Rettung für Bomba: die Flucht.

      Ein Pfeil ritzte seine Schulter, während er sich seinen Weg durch das Buschwerk bahnte. Der stechende Schmerz zog sich bis in die Fingerspitzen. Doch Bomba lief weiter. Er rannte um sein Leben, während die Wilden hinter ihm wie ein Rudel hungriger Wölfe heulten. Endlich glaubten sie ihn zu haben — endlich war es so weit!

      Bomba jagte jetzt auf einem Pfad dahin und sah plötzlich vor sich zwei Felsen aufragen. Die Öffnung zwischen ihnen war kaum breit genug, um einen menschlichen Körper durchzulassen. Einen Augenblick lang zögerte Bomba, dann sprang er vorwärts. Sein brauner, schlanker Leib glitt zwischen das Grau der Felsen und schien auf eine magische Art und Weise von der Luft aufgesogen zu werden.

      Vor einer Sekunde war er seinen Feinden noch deutlich sichtbar gewesen, und im nächsten Augenblick war er verschwunden, als hätte er sich tatsächlich in reine, unsichtbare Luft aufgelöst.

      3 Das Geheimnis

      Nach dem ersten erfolglosen Geschosshagel hatten die Kopfjäger ihre Pfeile gespart und sich ganz auf die Jagd konzentriert. Die ersten Verfolger waren kaum mehr als zwanzig Schritt hinter Bomba, als er vor ihren Augen vom Erdboden verschwand.

      Jetzt standen sie verwirrt und aufgeregt vor den Felsen und schnatterten in ihrer Eingeborenensprache miteinander. Sie hatten gesehen, dass der Junge in den Spalt geglitten war, ohne auf der anderen Seite wieder zu erscheinen. Er musste also noch in der Nähe sein, denn der weitere Fluchtweg war deutlich zu überblicken.

      Nascanora zwängte sich durch den Spalt und starrte zu Boden. Keine Spur lief weiter — nichts war zu sehen oder zu hören.

      „Kann ihn denn der Felsen verschlungen haben?“, rief der Häuptling empört. „Da siehst du, wie mächtig der Zauber des weißen Jungen ist!“, schrie er dem Medizinman zu, der inzwischen auch keuchend herangetrabt kam. „Suche ihn doch! Finde ihn mir mit deinem Zauberspruch.“

      Ruspak senkte beschämt den Blick und antwortete nicht. Die Krieger hatten inzwischen begonnen, die Felsen zu betasten und nach einer Öffnung zu suchen. Der Steinboden zwischen den Felsen war von Wind und Regen glattgewaschen und mit einer feinen Sandschicht bedeckt.

      Die Krieger blickten einander verstört an und wagten es nicht, dem wutbebenden Häuptling in die Augen zu schauen. Dieser Vorgang überstieg ihr Begriffsvermögen. Sie wussten wirklich nicht, was sie davon halten sollten. Es konnten doch nur Zauberkräfte am Werke sein, wenn ein Mensch einfach verschwand, ohne irgendein Zeichen oder eine Spur zu hinterlassen!

      Mit langen, stampfenden Schritten ging Nascanora auf und ab. Mitunter griff er fester um seinen Speerschaft und hob ihn ein wenig, als müsste er ihn gegen einen unsichtbaren Gegner richten. Seine ohnmächtige Wut äußerste sich in dem nervösen Beben seiner Lippen und in der düsteren Glut des Blickes. Wieder entlud sich sein Zorn über den Medizinmann.

      „Wohin ist der weiße Junge geflohen?“, fragte er höhnisch. „Sage es mir, Ruspak! Verraten dir die Götter dieses Geheimnis nicht? Ist Bomba in die Erde gesunken? Oder ist er in die Luft geflogen wie ein Vogel? Wohin ist er?“

      Inzwischen hatte der schlaue Ruspak schon Zeit gefunden, sich auf seine Verteidigung vorzubereiten. Als er jetzt zu sprechen anfing, klang seine Stimme nicht mehr unsicher.

      „Die Götter wissen alles“, begann er mit geheimnisvoller Miene und machte eine beschwörende Geste. „Doch sie lieben es mitunter, die Augen ihrer Diener zu verwirren und mit den Schleiern der Unwissenheit zu bedecken. Daher ...“

      „Schwatze nicht so viele große Worte!“, rief Nascanora unwillig dazwischen. „Sage mir, was du tun kannst.“

      „Ich werde zuerst die Götter beschwichtigen“, fuhr Ruspak fort. „Vielleicht sind sie zornig“. Seine Stimme hob sich, und er ließ den Blick anklagend über die Krieger gleiten. „Vielleicht waren Nascanora und seine Krieger nachlässig und haben es versäumt, den Göttern genügend Opfergaben darzubieten? Oft genug achten die Krieger nicht auf mein Wort, auf die Mahnung des Götterdieners Ruspak. Doch Nascanora kann ruhig sein. Ich werde eine starke Medizin machen und die Götter beschwören. Wenn ihr Zorn verflogen ist, werden sie mir offenbaren, wohin der weiße Junge verschwunden ist.“

      Der Häuptling hatte schon eine schroffe Antwort auf den Lippen, aber er beherrschte sich und schloss den Mund wieder. Er war ein mächtiger Häuptling und gefürchtet im ganzen Dschungelgebiet. Doch er wagte es nicht, den Diener der Götter zu sehr zu beleidigen. Seine eigenen Krieger hätten sich in diesem Falle möglicherweise gegen ihn wenden können.

      Als Wache ließ er einige der Männer bei den Felsen zurück und ging dann mit den anderen zu der Lichtung zurück, um die unterbrochenen Vorbereitungen der Mahlzeit fortzusetzen.

      Wer nicht wie die Kopfjäger an eine Zauberei glauben wollte, musste sich immerhin auch fragen, auf welche Weise Bomba so unerwartet den Blicken seiner Verfolger entschwunden war. Die Erklärung war einfach genug und doch ziemlich überraschend:

      Einige Monate zuvor kam Bomba durch dieses Dschungelgebiet, und ihm fielen die beiden Felsen auf, die wie zwei Wächter inmitten einer Lichtung aufragten. Als er sich zwischen den Felsen zu Boden setzte, um sich auszuruhen, stieß er zufällig mit seinem Bogen scharf auf die Bodenplatte. Es gab einen hohlen Ton!

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