Bomba im Tal der Schädel. Roy Rockwood
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Читать онлайн книгу Bomba im Tal der Schädel - Roy Rockwood страница 6
Noch einmal straffte sich Bombas Körper. Er hob den Kopf. Da war die Berührung wieder! Luft! Luft! Sie füllte mit belebender Kraft seine Lungen.
Er riss die Machete aus dem gegrabenen Loch und stieß die Klinge noch einige Male mit letzter Kraft in die weiche Erdmasse. Mit einem Male spürte er keinen Widerstand mehr: Er hatte die Wand durchbrochen!
Neue Hoffnung belebte ihn. Im Augenblick war er zwar zu schwach, die Arbeit fortzusetzen, aber er steckte den Kopf durch die Öffnung und trank die Luft mit gierigen Zügen. Das Schwindelgefühl in seinem Kopf wich, als würde ein Vorhang zur Seite geschoben. Er wartete, bis er neue Kräfte gesammelt hatte und begann dann wieder auf die Wand loszuhacken.
Als die Öffnung groß genug war, zwängte sich Bomba hindurch und befand sich jetzt in einem Raum, der ihm nach der Enge seines stickigen Gefängnisses fast grenzenlos erschien. Er fühlte das nur, denn seine Augen konnten ihm auch hier keine Hilfe leisten. Ein Ruf von seinen Lippen fand jedoch erst nach längerer Zeit sein dumpfes Echo. Das bestätigte Bombas Erkenntnis von der Weite des Raumes.
Nach dem Aufenthalt in der niederen Höhle erschien ihm die Luft hier wie ein süßes, balsamisches Getränk. Es würde auf alle Fälle lange dauern, bis er hier die Atemluft aufgebraucht hätte, auch wenn es keine unsichtbare Quelle gäbe, aus der sie sich erneuerte.
Schon im nächsten Augenblick wurde ihm klar, dass er in dieser Hinsicht keine Befürchtungen zu haben brauchte. Er stellte fest, dass eine schwach spürbare Bewegung in der Luft war. Sie strömte leicht und frei dahin. Irgendwo mussten also Öffnungen sein, die diese Luftströmung verursachten.
Wo jedoch Luft war, musste auch das Licht eindringen können. Doch Bomba rechnete sich rasch aus, dass jetzt noch kein Sonnenlicht die Finsternis seines unterirdischen Gefängnisses erhellen konnte. Als er von den Kopfjägern geflohen war, hatte sich bereits die Dämmerung auf den Dschungelwald gesenkt. Dann hatte er viele Stunden lang daran gearbeitet, sich einen Fluchtweg zu bahnen. Nach seiner Schätzung musste es jetzt gegen Mitternacht sein. Bis zum Tagesanbruch blieben ihm noch etwa vier Stunden. Am besten war es, wenn er jetzt ruhte und seinen erschöpften Körper neue Kräfte sammeln ließ.
Bomba hatte keine Angst davor, dass er die Zeit verschlafen könnte. In seinem einsamen Dschungelleben hatte er sich dazu erzogen, dass er zu jedem beliebigen Zeitpunkt aufwachen konnte. Jetzt stellte er diesen geheimnisvollen Wecker in seinem Gehirn auf eine Stunde vor Anbruch der Morgendämmerung, ließ sich zu Boden sinken und schlief fast augenblicklich ein.
*
Wie er es sich gewünscht hatte, erwachte er in tiefster Dunkelheit. In seinem Beutel hatte er noch einige Stücke geräuchertes Fleisch, und er nahm jetzt einen hastigen Imbiss ein.
Als er fertig war, blieb er am Boden sitzen und hielt Umschau. Noch war die Dunkelheit wie ein schwerer Samtvorhang vor seinen Augen, aber allmählich schien dieser Vorhang dünner und durchscheinender zu werden. Zuerst hielt Bomba das für eine Täuschung. Doch dann kam der Augenblick, an dem er die gespenstischen Umrisse der Gegenstände in seiner Nähe zu erkennen begann.
Plötzlich sprang Bomba auf die Füße. In der Ferne war deutlich ein heller Fleck in der Dunkelheit zu erkennen. Der Fleck wurde zu einem länglichen, leuchtenden Strich, und Bomba atmete unwillkürlich auf. Ein Sonnenstrahl!
So schnell er konnte, eilte Bomba auf die Stelle zu. Gestürzte Baumstämme und breite Äste versperrten ihm den Weg. Wahrscheinlich hatte vor längerer Zeit ein Erdbeben die Bäume entwurzelt und in eine Erdspalte geworfen, die sich hinterher wieder geschlossen hatte. Einige Risse in der Erdoberfläche waren jedoch offengeblieben, und das Licht, das durch eine der Spalten sickerte, wies Bomba den Weg.
Der Sonnenstrahl drang durch ein Netzwerk verfilzter Wurzeln in die Dunkelheit. Mit der Machete musste sich Bomba zuerst seinen Weg freihacken, bis er den Arm durch die Öffnung stecken konnte. Bald hatte er sich genug Raum geschaffen, dass er mit beiden Händen an die Ränder des Loches greifen konnte. Er schwang sich hoch.
Nach langen Stunden war er endlich dem Tod des lebendig Begrabenwerdens entgangen!
Ohne viel Zeit zu verschwenden, glitt Bomba zuerst auf ein Dickicht zu, das ihm Schutz vor Entdeckung bot. Erst jetzt holte er tief Atem und hielt Umschau. Er wusste nicht, wie weit er sich von der Stelle entfernt hatte, an der er den Kopfjägern entgangen war. Vielleicht hatte er unterirdisch eine weite Strecke zurückgelegt. Aber es war auch möglich, dass ihm bei der Mühseligkeit des Vormarsches der Weg nur länger erschienen war.
Keine Menschenseele war zu erblicken, doch in einiger Entfernung bemerkte Bomba eine Rauchsäule, die sich über die Bäume hinaufkräuselte. Die Bedeutung dieses Rauchzeichens war klar genug für ihn. Es hieß nichts anderes, als dass die Krieger Nascanoras damit beschäftigt waren, ihr Frühstück zuzubereiten.
Die Beobachtung erfüllte ihn mit Besorgnis und befriedigte ihn zugleich. Er war jetzt sicher, dass die Kopfjäger noch nicht zum Angriff auf das Dorf der Araos aufgebrochen waren. Er konnte also seine Freunde vielleicht noch rechtzeitig warnen.
Doch er durfte jetzt keine Zeit mit müßigen Überlegungen verschwenden. Wahrscheinlich würde er einen großen Bogen beschreiben müssen, um ungefährdet das Dorf zu erreichen — und dieser Umweg bedeutete Zeitverlust, der verhängnisvoll sein konnte.
Verstohlen bahnte sich Bomba seinen Weg durch das Unterholz. Er bewegte sich lautlos und mit ruhiger Umsicht, und als er plötzlich vor sich eine Männergestalt entdeckte, brachte ihn ein einziger, unhörbarer Schritt in Deckung. Der Kopfjäger hatte ihn nicht bemerkt. Er war dabei, Holz für das Lagerfeuer zu sammeln und entfernte sich nach einer Weile zu der Lichtung hin.
Bomba setzte sein mühsames Vorwärtsschleichen solange fort, bis er sich in Sicherheit glaubte und fester auftrat. Dann eilte er so schnell er konnte durch den Dschungel dahin.
Nach ziemlich kurzer Zeit schon fiel ihm eine Schar von kreisenden Geiern am klaren, blauen Tropenhimmel auf. Die schwarzen Silhouetten der Vögel beunruhigten ihn. Ihre Nähe deutete immer auf die Anwesenheit von Tierkadavern oder toten Menschen hin.
Führte der Instinkt die Aasvögel her? Ahnten sie schon ein bevorstehendes Gemetzel? Oder war etwa Nascanora mit der Hauptmacht seiner Krieger bereits aufgebrochen; hatte er nur eine schwache Nachhut auf der Lichtung zurückgelassen? Hatte er vielleicht schon die Araos angegriffen und im Dorf sein schreckliches Blutgericht abgehalten?
Bomba war so in der Beobachtung der Geier versunken, dass er für kurze Zeit nicht auf den Weg vor seinen Füßen achtete. Diese Nachlässigkeit kam ihm jäh zum Bewusstsein, als er plötzlich ins Leere glitt.
Es war kein tiefer Sturz. Klatschend schlug er in ein Schlammloch und versank augenblicklich bis über die Hüften in dem zähen, dunklen Brei. Vergeblich versuchte er, sich herauszuarbeiten. Wie mit weichen aber unheimlich fest zupackenden Händen hielt ihn das Sumpfloch fest.
Schmatzend und gurgelnd schloss sich der Schlamm um seinen Leib und zog ihn tiefer und tiefer hinab.
5 Im letzten Augenblick
Als Bomba sich nach den ersten vergeblichen Befreiungsversuchen den Schlamm aus den Augen wischte, sah er, dass er etwa fünfzehn Fuß vom Rande des Sumpfloches entfernt hilflos feststeckte.
Er versuchte wieder, ein Bein zu heben, aber der einzige Erfolg dieser Bemühung war, dass er mit dem anderen Bein noch tiefer einsank. Der Gedanke, dass außerdem seine Feinde in