kontrolliert & korrumpiert. Jessa James

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kontrolliert & korrumpiert - Jessa James Schätze mich

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bemerke ich, dass ich pinkeln muss. Und zwar wirklich, wirklich dringend. Ich rufe eine Weile durch den Türschlitz, doch niemand antwortet.

      Da niemand zu meiner Hilfe eilt und meine Blase kurz vorm Platzen steht, bin ich gezwungen, den Eimer zu benutzen. Ich gehe darüber in die Hocke und erleichtere mich. Es gibt kein Toilettenpapier oder ähnliches, weshalb ich gezwungen bin, mich trocken tropfen zu lassen.

      Dann lege ich mich auf das Feldbett, zitternd und verängstigt. Irgendwann weicht die benebelnde Wirkung der Droge aus meinem Körper. Bebend ziehe ich die Wolldecke um meinen Körper. Doch die Wolle hält nur die kühle Luft von mir fern. Sie kann nicht die Gedanken abwehren, die mich zu überwältigen drohen.

      Die mysteriöse Zukunft. Tony. Mein Vater und der Rest meiner Familie. Wird überhaupt irgendjemand wissen, dass ich entführt worden bin?

      Diese Gedanken und Varianten davon wiederholen und wiederholen sich, bis ich ein schluchzendes, durchgeknalltes Häufchen Elend bin. Dann weine ich, bis ich keine Tränen mehr habe. Ich schlafe eine Weile. Ich wache auf und erinnere mich daran, wo ich bin. Der Kreis beginnt von vorne.

      Stress. Weinen. Schlafen.

      Ein ganzer Tag vergeht ohne irgendein Lebenszeichen jenseits meiner Tür. An irgendeinem Punkt setze ich mich neben die Tür und brülle, dass jemand herkommen soll, doch niemand tut es. Nicht einmal, als sich mein Magen vor Hunger zu verkrampfen beginnt.

      Erst zu Beginn des dritten Tages höre ich schwere Stiefel durch den Gang auf meine Zelle zukommen.

      Ich krabble eilig von dem Feldbett und halte die Wolldecke dicht an mich gepresst.

      „Hallo?“, sage ich und halte mein Auge an den Schlitz.

      Als ich mich anstrenge, in den Flur zu spähen, kann ich die Gestalt eines großen Mannes, der ganz in schwarz gekleidet ist, auf mich zukommen sehen. Ich starre ihn an, auf seine Glatze, seine Knopfaugen und den grimmen Zug um seinen Mund, auf das steife, starre Paar Schultern. Wenn ich ihn auf der Straße sehen würde, würde ich auf die andere Seite wechseln, um ihm aus dem Weg zu gehen. Doch er ist eine Person und ich habe seit drei Tagen keine Person mehr gesehen.

      Als er sich meiner Tür nähert, weiß ich nicht, ob ich eher begeistert oder verängstigt sein soll. Er sagt nichts, während er meine Tür entriegelt und sie aufzieht.

      „Komm“, sagt er nur und bedeutet mir, die Zelle zu verlassen. Ich registriere allein an seiner Sprechweise, dass er Russe oder vielleicht Pole oder Ukrainer ist.

      „Wo sind wir?“, verlange ich zu wissen, während ich aus einer Mischung aus Kälte und Angst zittere.

      „Du nicht sprechen“, befiehlt er und bewegt sich auf mich zu. „Geh raus einfach.“

      Ich mustere ihn eine Sekunde und frage mich, ob ich Widerstand leisten soll. Andererseits was genau soll ich hier widerstehen? Ich habe keinen blassen Schimmer, wo ich jetzt bin oder wo er mich hinführen soll.

      „Sag mir einfach, wo ich bin –“, flehe ich.

      Er unterbricht mich, indem er mich an der Schulter packt. Dort presst er seinen Daumen ins Fleisch, bohrt ihn schmerzhaft in meine Haut, bis ich aufschreie und vor seiner Berührung zurückzuweichen beginne. Ich greife nach ihm und meine Fingernägel finden Halt in seinem fleischigen Unterarm, doch er blinzelt nicht einmal in Reaktion darauf.

      „Beweg dich!“, brüllt er und schüttelt mich.

      Er reißt die Wolldecke mit seiner freien Hand weg und schiebt mich aus meiner Zelle und in den langen, sterilen Gang. Der Gang ist schockierend weiß und wird nur hier und da von den Türen zu anderen Zellen unterbrochen.

      Er beginnt mich nach vorne durch den Gang zu treiben. Die weißen Fliesen unter meinen Füßen sind so kalt wie der Betonboden und zeigen einige Altersspuren wie angeschlagene und gesprungene Fliesen.

      Was ist das für ein Ort? Wie viele Leute wurden hier schon gefangen gehalten? Ich zähle mindestens sechs weitere Zellen, während ich an ihnen vorbeigeschleppt werde, doch sie sind alle leer.

      Am Ende des Ganges führt mich meine Wache zu einem weiß gestrichenen Treppengang. Ich werde die Stufen halb hinuntergeschleift, Stockwerk um Stockwerk. Jedes Stockwerk sieht genauso aus wie der Gang, den ich gerade hinter mir gelassen habe. Sechs Stockwerke oder sieben… ich verliere rasch den Überblick.

      „Wohin bringst du mich?“, frage ich erneut, doch meine Wache starrt mich nur finster an.

      Als wir das Erdgeschoss erreichen, öffnet er die Tür und schiebt mich hindurch. Ich stehe vor einem weiteren langen Gang mit Zellen, aber dieser ist anders.

      Obwohl ich niemanden sehen kann, weiß ich, dass diese Zellen voller Leute sind. Frauenstimmen. Manche rufen um Hilfe, manche weinen und manche murmeln einfach nur leise.

      „Du gehen“, sagt meine Wache und stößt mich nach vorne. „Dritte rechts, das ist deine.“

      Ich schlurfe langsam vorwärts und versuche, durch die winzigen Schlitze in den grauen Türen zu sehen, doch ich kann lediglich einige Augenpaare ausmachen. Meine Wache hat kein Interesse an dem Stöhnen und Flehen, das aus den Zellen dringt. Es ist beinahe so, als wäre er immun dagegen. Er scheucht mich vorwärts und zieht die Tür zu meiner Zelle auf.

      „Geh rein“, befiehlt er. „Mach dich nackig.“

      „Bitte –“, versuche ich es, nur damit sich seine Hand abermals auf meine Schulter legt. Als er dieses Mal seinen Daumen in mein Fleisch bohrt, verursacht er ernsthafte Schäden.

      Ich schreie auf und falle auf die Knie, während mir Tränen in die Augen treten. Während ich verblüfft dahocke, geht er und knallt die Tür hinter sich zu.

      „Warte!“, rufe ich ihm hinterher. „Bitte warte!“

      Doch er ist fort. Ich krabble auf meinen Händen und Knien zur Tür und spähe aus dem Schlitz. Wie zuvor ist er so gemacht, dass ich nur weiße Wände sehen kann. Ich kann eine Menge hören, aber nichts sticht so richtig heraus.

      „Hallo?“, rufe ich. „Kann mich irgendjemand hören?“

      Falls mich die anderen Frauen hören können, so antwortet mir jedoch niemand. Ich sinke mutlos zu Boden.

      Hauptsächlich frage ich mich: was jetzt? Warum bin ich hier? Was wird gleich passieren?

      Nicht allzu lange, nachdem meine Wache gegangen ist, öffnet eine winzige alte Asiatin meine Tür. Sie funkelt mich böse an und hält in einer Hand ein schickes weißes Kleid an einem Bügel hoch und ein kleines Täschchen mit Reißverschluss in der anderen.

      Ich setze mich aufrecht hin und mustere ihr Gesicht. „Können Sie mir sagen, wo wir sind?“

      Falls sie Englisch spricht, so macht sie sich keine Mühe, zu antworten. Stattdessen bedeutet sie mir nur, das Kleid, das ich anhabe, auszuziehen. „Aus!“

      „Bitte, wo sind wir?“, sage ich flehend.

      Die Frau wirkt perplex und stellt die kleine Tasche ab.

      „Aus jetzt!“, sagt sie mit lauter werdender Stimme.

      „Nein!“,

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