kontrolliert & korrumpiert. Jessa James

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kontrolliert & korrumpiert - Jessa James Schätze mich

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für immer markierte.

      Obwohl ich darauf achte, die Stelle nicht weiter zu berühren, muss ich gegen die Tränen ankämpfen, die in meinen Augen brennen. Welche Art von Monster verstümmelt einfach einen anderen Menschen?

      Zu meiner absoluten Beschämung sind auch mein Slip und BH verschwunden. Ich fühle mich nackt wegen des Wissens, dass jemand meinen komplett entblößten Körper betrachtet hat, während ich bewusstlos war.

      Meine Schulter pocht und erinnert mich an diesen Moment bei der Versteigerung, als er mir zeigte, dass er etwas in meine Haut ritzte. Ich hebe meine Hand, um die Stelle zu berühren, die er mit seinem Messer verunstaltet hat. Ein leises Klirren lenkt meine Aufmerksamkeit auf mein Handgelenk, an dem ich eine kunstvoll gefertigte Handschelle vorfinde, die mit einer feingliedrig aussehenden Goldkette verbunden ist.

      Ich ziehe an der Kette und stelle fest, dass ich an irgendeiner Stelle hinter dem Bett befestigt bin. Die Kette ist lang genug, dass ich mich in dem Raum bewegen kann, aber nicht so lang, dass ich außerhalb des Raumes gehen könnte.

      Das ist… bizarr. Wo genau bin ich? Ich weiß, dass es Tag ist, aber andere Hinweise habe ich nicht.

      Dann denke ich darüber nach, wo meine Familie ist und es prasselt irgendwie alles auf einmal auf mich ein.

      Fort, das ist es, wo meine Familie ist. Sie haben mich zurückgelassen, absichtlich. Ich bin nicht das Kind aus Kevin – Allein zu Haus, ich bin nicht Liam Neesons Tochter in dem Film 96 Hours.

      Schlimmer, ich bin verkauft worden.

      Doch was genau soll ich mit dieser Information anfangen? Während mir Tränen in die Augen treten, komme ich nicht umhin, die Ereignisse der letzten paar Tage in meinem Kopf abzuspielen.

      Tonys Gesichtsausdruck, als er mich an die Cops verriet.

      Das Gesicht des Cops, als er mich unter dem Schreibtisch hervorzerrte.

      Das schreckliche Elend, mit dem ich konfrontiert wurde, als ich in meiner Zelle im Auktionshaus aufwachte.

      Und er. Der Mann, der mich kaufte. Seine Augen… die Grausamkeit und Hohn, die ich darin sah, jagten mir Schauer über den Rücken.

      Ich rolle mich auf die Seite und meine Tränen entfliehen auf den grauen Stoff unter meinem Körper. Was hatte ich nur getan, das meine Familie dazu veranlasst hatte, mich zu verkaufen? Schluchzend denke ich an Tonys Warnung.

       Hat mich Dad wirklich verkauft, weil ihm das Geld ausging? Bedeutete ich ihnen wirklich so wenig?

       Lieben sie mich nicht?

      Rotz läuft aus meiner Nase und ich wische sie mit einem Zipfel meines Etuikleides ab. Ich lasse mich eine Weile von meinen Tränen überwältigen und weine, bis ich mich innerlich ganz hohl fühle.

      Niemand kommt bei dem Geräusch meiner Tränen an die dunkle Holztür. Hier ist niemand, der ein großes Interesse daran hat, ob ich mich wohlfühle oder nicht, das weiß ich mit Sicherheit.

      Ich blinzle einige Male und betrachte das große Bett, in dem ich liege. Es gibt weder ein Leintuch noch Decken, nur ein weicher grauer Überzug liegt über dem ganzen Teil. Der Raum selbst ist ziemlich groß ohne Dekoration mit Ausnahme eines Fenstersitzes, der in ein Erkerfenster gebaut wurde. Es gibt kein Kissen und das Fenster hat keine Vorhänge oder Jalousien.

      Ich rutsche von dem Bett und stelle mich auf meine wackligen Beine. Der Boden besteht aus dunklem Holz, ist glatt und kühl unter meinen nackten Fußsohlen. Zuerst gehe ich zur Tür, die ich jedoch abgeschlossen vorfinde.

      Keine Überraschung, schätze ich. Immerhin bin ich angekettet. Es ist ja nicht so, als könnte ich gehen, würde ich eine offene Tür finden.

      Als Nächstes erkunde ich die andere Seite des Zimmers und gehe zu dem Fensterplatz. Das Fenster besteht aus dickem Doppelglas und lässt sich nicht öffnen. Außerhalb des Fensters ist die Welt schockierend malerisch. Ich bin hoch oben und überblicke einen kleinen Obstgarten, der in voller Blüte steht. Dahinter ist eine bröckelnde Backsteinmauer mit üppiger Vegetation und bergigem Terrain. Alles, das ich in der Ferne sehen kann, sind Hügel um Hügel, Dschungel über Dschungel.

      Wo auch immer ich bin, ich bin definitiv nicht mehr in New Orleans.

      Das löst eine weitere Heulattacke aus, obwohl ich mich nach wie vor leer von vorhin fühle. Diese ist jedoch nicht ganz so energisch, eher ein leises Schluchzen, während ich aus dem Fenster starre.

      Obwohl ich verzweifelt bin, bemerke ich, dass ich Hunger habe. Ich bin mir aber nicht ganz sicher, was ich deswegen unternehmen soll. Ich versuche, mich an meine letzte richtige Mahlzeit zu erinnern und kann nur an den Morgen denken, an dem mich Tony verkaufte. An jenem Morgen stoppten wir bei McDonald’s, wo wir durch den Drive-through fuhren.

      Ich aß einen halben Egg McMuffin und warf den Rest in den Müll. Ich denke an diese andere Hälfte und mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Wie verschwenderisch ich doch war, als ich noch wusste, woher ich meine nächste Mahlzeit bekommen würde.

      Ich verbringe ein paar Stunden damit, mein Zimmer in größtem Detail zu untersuchen. Ich betrachte alle Wände, erforsche alle Fußleisten. Unter meinem Bett finde ich eine große goldene Box, die vielleicht einen Meter fünfzig mal ein Meter misst und einen halben Meter dick ist. Sie ist sehr schwer und sie rauszuziehen und zurückzuschieben ist beinahe zu viel verlangt für meinen ausgehungerten Körper.

      Ich schaue in das Badezimmer, das an mein Zimmer angeschlossen ist, eine recht schlichte Angelegenheit. Eine Toilette, eine Klauenfußwanne. Alles in Weiß gehalten, bis hin zu den Bodenfliesen. Ich stelle fest, dass die Kette gerade lang genug ist, um aufs Klo zu gehen, aber nicht lang genug, um die Badewanne zu erreichen.

      Ich kehre zum Bett zurück, als meine Neugier befriedigt ist, und setze mich zum Denken hin. Nach einiger Zeit kehren meine verworrenen Gedanken wieder zu dem Mann zurück, der mich hier gefangen hält. Ich habe so viele Fragen zu ihm.

      Wer ist er? Was will er von mir? Wohin hat er mich gebracht?

      Und viel wichtiger, wird er mich gehen lassen?

      Ich lege mich abermals auf das Bett, da ich müde werde. Meine Augenlider sind schwer, weshalb ich sie schließe.

      Als ich wieder aufwache, sitzt er direkt neben mir und seine grauen Augen bohren sich in mich. Er blickt auf mich hinab, als wäre ich eine verwöhnte Geliebte und er der ältere Liebhaber, der mich gerne verhätschelt.

      Ich setze mich auf und weiche vor ihm zurück. Als ich ihn misstrauisch anstarre, biegen sich seine Lippen zu dem Hauch eines Lächelns nach oben.

      Das Lächeln erreicht das kühle Grau seiner Augen jedoch nicht und diese Tatsache jagt mir Schauder über den Rücken. Er ist jünger, als ich dachte, vermutlich Mitte Dreißig. Und sein Körper ist gut bemuskelt, feingeschliffen. Von was, weiß ich nicht.

      Noch ein Rätsel, das ihn umhüllt.

      „Du bist wach“, stellt er fest, so nüchtern, als wäre ich eine Freundin und nicht eine verflixte Gefangene.

      Ich kann seine Augen auf mir spüren, überall auf meiner Haut. Ich versuche, normal zu atmen, aber mein Herz rast eine Million Meilen pro Stunde. Er wirkt nachdenklich.

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