Captain Future 09: Jenseits der Sterne. Edmond Hamilton

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Captain Future 09: Jenseits der Sterne - Edmond  Hamilton Captain Future

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SF nicht nur mitbegründet, er hat sie auch zu einem ersten Höhepunkt geführt. Dem möchten wir in jeglicher Hinsicht gerecht werden.

      Die Redaktion

      JENSEITS DER STERNE

      1. Kapitel: Verfallende Welt

      Der allgegenwärtige Staub eines sterbenden Planeten lastete auf der Stadt. Es war totenstill. Tief am Himmel hing riesig und rot die Sonne, spähte wie ein gigantisches Auge über den Horizont und beobachtete die Tragödie, die sich in der uralten Metropole auf dem kleinen Planeten Merkur abspielte. Dünn und kalt war die Luft. So dünn, dass man sie in fiebriger Hast einsog, damit genügend Sauerstoff in die Lungen gelangte, um zu überleben. Und so trocken, als müsste die Haut bei der bloßen Berührung dahinwelken. Seit Jahren ging es mit Luft und Wasser dieser kleinen Welt bergab, bis heute …

      Eine klägliche Parade schlängelte sich zwischen den chromglänzenden Türmen der Stadt hindurch, die mitten in der Zwielicht-Zone lag. Merkurianische Männer, Frauen und Kinder, dunkelhäutig und von schwachem Wuchs, die wie betäubt auf den Raumhafen zuschlurften, ihre wertvollsten Besitztümer fest an sich gepresst.

      »Bitte weitergehen«, mahnten uniformierte Planetenpolizisten gedämpft, aber unaufhörlich.

      Die Dahinschlurfenden mit ihren traurigen Augen gaben darauf keine Antwort. Und auch die vielen Merkurianer, die in dichten Pulks die Straßen säumten und die Prozession vorüberziehen sahen, wahrten tiefes, von Qual erfülltes Schweigen.

      »Bitte weitergehen!«

      Die klägliche Parade erreichte den Raumhafen, in dem mehrere gewaltige, zigarrenförmige Raumkreuzer warteten.

      Auf einmal wurde das tiefe, tragische Schweigen unterbrochen. Ein angespannt aussehender Merkurianer, einer der ersten in der Prozession und in Begleitung seiner Frau und zweier kleiner Kinder, blieb urplötzlich stehen und fuhr herum.

      »Warum müssen wir gehen?«, schrie er, die Stimme rau vor Verzweiflung. »Warum müssen ausgerechnet wir unsere Heimatwelt verlassen?«

      Ein alter Mann mit traurigen Augen antwortete ihm.

      »Wir wurden durch die große Lotterie ausgewählt, Than Thabar. Diesmal sind wir es, die nach Ganymed gehen müssen.«

      »Aber warum muss überhaupt irgendwer den Merkur verlassen?«, begehrte Than Thabar störrisch auf. »Wir leben seit Ewigkeiten hier. Wir kennen keine andere Welt als diese. Und doch hält die Regierung des Systems alle paar Monate diese verfluchte Lotterie ab und verurteilt Tausende von uns dazu, fortzugehen nach Ganymed, unseren Heimatplaneten für immer zu verlassen.«

      Ein Planetenpolizist, ein gut aussehender Aphrodit von der Venus, eilte herbei. Mit mitfühlender Miene ermahnte er den Verzweifelten.

      »Sie müssen es so empfinden, das ist mir klar«, sagte er zu ihm. »Aber es geht nicht anders. Sie wissen ebenso gut wie ich, dass es keinen anderen Ausweg gibt als die Umsiedlungen. Wasser und Luft dieses Planeten schwinden dahin, es reicht für immer weniger Menschen.«

      Das stellte Than Thabar jedoch nicht zufrieden. Wütend zeigte er auf einige gewaltige, würfelförmige Gebäude nahe des Raumhafens, aus denen riesige Schlote in den dunklen Himmel ragten.

      »Die Atmosphärewandler funktionieren doch noch!«, rief er. »Seit Generationen bewahren sie unser Volk vor dem Untergang, sie haben uns nie im Stich gelassen. Diese Zwangsumsiedlungen sind unnötig!«

      Seine Worte wirkten wie ein Funke auf die Menschenmenge hinter ihm. Die merkurianischen Aussiedler griffen in ihrer Hoffnung, die Heimatwelt doch nicht verlassen zu müssen, nach jedem Strohhalm. Sie nahmen Than Thabars Protest auf, getrieben von ihrer verzweifelten Angst davor, ein uraltes Band zu zerschneiden.

      »Than Thabar hat recht! Die Atmosphärewandler funktionieren noch, und es gibt überhaupt keinen Grund, uns zu zwingen, den Merkur zu verlassen!«

      »Das alles ist ein Geheimplan der Systemregierung – sie wollen Ganymed besiedeln, und deshalb zwingen sie uns Merkurianer unter einem Vorwand dazu!«

      Die Jüngeren stimmten einen neuen wilden Ruf an.

      »Weigern wir uns einfach, fortzugehen! Los, wir schlagen die Schiffe kurz und klein, dann sehen sie ja, wie ernst es uns ist. Wir bleiben hier!«

      Zustimmendes Gebrüll brandete auf, nicht nur unter den verzweifelten Aussiedlern – jetzt sprang der Funke der Rebellion auch auf die Menschen am Straßenrand über, die sich versammelt hatten, um dem traurigen Zug zuzusehen.

      »Schluss mit den Umsiedlungen nach Ganymed! Merkurianer, haltet zusammen! Sie können uns nicht zwingen, unsere Heimatwelt zu verlassen! Schlagt die Schiffe in Stücke!«

      Die Aussiedler ließen ihre Bündel fallen. Man griff nach Knüppeln und Steinen. Hier und da zückte sogar jemand eine Strahlenpistole. Eine bedrohliche Woge aus Menschenleibern wogte auf die Raumkreuzer zu.

      Vergeblich versuchte die schwache Verteidigungslinie der Planetenpolizei, sie aufzuhalten. In der Miene ihres aphroditischen Kommandanten zeichnete sich Bestürzung ab. Er konnte seinen Leuten nicht befehlen, ihre Strahlenpistolen auf diese Menschen abzufeuern, das würde eine Revolte auslösen, die den ganzen Merkur erfasste. Aber wenn er diesen Aufstand nicht in den Griff bekam, würde in Zukunft niemand mehr den Anweisungen der Systemregierung Gehör schenken.

      »Merkurianer, hört mich an!«, brüllte er der tobenden Menge entgegen. »Das dürft ihr nicht tun. Die Entscheidungen der Regierung …«

      Die Menge fegte ihn beiseite wie ein lästiges Insekt und ergoss sich auf den Raumhafen, fest entschlossen, die Schiffe auseinanderzunehmen.

      Aus entgegengesetzter Richtung rannte eine einsame Gestalt ebenfalls auf die Schiffe zu. Der Mann kam von Westen her, wo die Atmosphärewandler aufragten. Er erreichte die Kreuzer als Erster und sprang mit einem gewaltigen Satz aufs Heck eines der Schiffe, das Gesicht der Menge zugewandt.

      Der Mann war eine imposante Erscheinung, jung und hochgewachsen; sein durchtrainierter Leib steckte in einem graubraunen Overall, und das rote Haar leuchtete feurig im trüben Sonnenlicht. Dieses rote Haar wies ihn als Erdling aus.

      Seine Stimme war klar und weithin zu hören.

      »Merkurianer, wollt ihr eure Frauen und Kinder sterben sehen?«

      Diese Frage drang zu den Menschen durch. All diese tobenden Männer … sie waren Ehegatten und Väter. Sie blieben stehen und blickten zu dem hochgewachsenen, unerschrockenen Erdling auf.

      Was sie sahen, war ein junger Mann, dessen gebräuntes, gut geschnittenes Gesicht scharfe Intelligenz verriet. Der aufrichtige Blick seiner klaren grauen Augen schlug sie in den Bann.

      »Wollt ihr, dass eure Familien an Sauerstoffmangel und Durst zugrunde gehen?«, fragte der junge Mann eindringlich. »Denn genau das wird geschehen, wenn ihr euch weigert, nach Ganymed umzusiedeln, wie die Regierung es verlangt. Auf dem Merkur gibt es nicht genug Luft und Wasser für euer Volk. Die Schwächsten unter euch, die Alten und die ganz Jungen, werden als Erste sterben.«

      Es war Than Thabar, der Mann, der die Unruhe ausgelöst hatte, der ihm antwortete: »Warum sollte das

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