Fürstenkrone Box 16 – Adelsroman. Viola Maybach

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Fürstenkrone Box 16 – Adelsroman - Viola Maybach Fürstenkrone Box

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sich selbst dachte er nicht und wäre wohl bis ins Herz betroffen gewesen, wenn er erkannt hätte, dass er die große Liebe im Leben seiner jungen Frau war.

      Zwischen ihnen bestand, dank Janes Mühe, eine herzliche Freundschaft, ein gutes Einvernehmen, das durch kein unbedachtes Wort von beiden Seiten getrübt wurde.

      Holger hatte erkannt, dass er vergessen musste, dass er Verpflichtungen eingegangen war, denen er sich nicht einfach entziehen konnte.

      Aber er wusste auch, dass er ihnen beiden Zeit lassen musste, wenn diese Bindung von Dauer sein und ihnen nicht zur Qual werden sollte.

      Aus diesen Erwägungen heraus beschloss er, für eine Zeit auf Reisen zu gehen. Vielleicht würde Zeit die Wunden heilen, die immer noch in ihren Herzen brannten, und würde sie später zusammenführen.

      Als er sich nach ein paar Tagen von Jane verabschiedete, stand die Frau zwar bleich, aber äußerlich gefasst vor ihm und reichte ihm die Hand.

      »Gib auf dich acht, Holger, und komm gesund zurück«, sagte sie.

      Er sah sie mit einem langen Blick an. Plötzlich zog er sie an sich, und er hätte später nie zu sagen vermocht, was ihn zu diesem Handeln getrieben hatte. Zum ersten Male berührte er mit seinen Lippen den zuckenden Mund seiner jungen Frau. Dann riss er sich los und ging mit schnellen Schritte davon.

      Jane stand mit geschlossenen Augen. Unter den schweren Lidern rannen unaufhaltsam die Tränen hervor.

      Aber kein Laut, kein noch so winziges Stöhnen kam aus dem fest zusammengepressten Mund.

      Nein, Juliane von Dahmen würde nicht eine Beute ihrer inneren Not werden, sie würde sich nicht willenlos von seiner Liebe unterkriegen lassen.

      Sie würde ihr Herz fest in die Hände nehmen und den Kampf um ihr Glück beginnen.

      Mit einem Ruck warf die junge Frau den Kopf zurück und trat ans Fenster.

      Sie wischte die Tränen ab. Als sie hinter dem Wagen des Mannes hersah, lag ein harter, entschlossener Zug um den jungen Mund und in den Augen ein eiserner Wille.

      *

      Ein halbes Jahr blieb der junge Schlossherr seiner Heimat fern. Dann aber trieb ihn die Sehnsucht zurück. Hatte er heimlich gehofft, irgendwo die Geliebte wiederzufinden, so musste er sehr schnell einsehen, dass seine Hoffnung sich nie erfüllen würde.

      Langsam kehrte der Friede in sein Herz ein. Die furchtbare Qual wurde milder, und es gab jetzt schon Stunden, wo er an Phyllis denken konnte, ohne das Gefühl zu haben, verzweifeln zu müssen.

      Als er heimkehrte, war es stiller in ihm geworden, und er trug den festen Willen in sich, aus seiner Ehe mit Juliane das Beste zu machen.

      Er hatte seine Ankunft nicht mitgeteilt, und so kam sie allen überraschend.

      Gwendolin stand einen Augenblick erstarrt, aber dann flog sie ihrem Bruder mit einem Jubelruf um den Hals.

      »Holger – Bruder, du bist wieder da?«

      Er umfing das kindhafte Persönchen und drückte es an sich. Dann hielt er die Schwester weit von sich und betrachtete sie eingehend.

      »Donnerwetter, du bist ja fast eine richtige Dame geworden, Gwendolin«, sagte er verblüfft.

      Ein seliges Leuchten zeigte sich in den dunklen Mädchenaugen. Dann fragte sie kokett:

      »Gefalle ich dir, Holger?«

      »Na hör mal, willst du vielleicht von deinem eigenen Bruder Komplimente hören?«

      »Warum nicht? Weißt du, wenn der eigene Bruder sagt, dass man hübsch ist, dann muss es doch stimmen, denn er betrachtet seine Schwester doch mit nüchternen Augen, nicht wahr?«

      »Hm, wie mir scheint, legt meine kleine Schwester sehr großen Wert darauf, hübsch zu sein. Sag mal, Frosch, Hand aufs Herz – willst du nur im allgemeinen gefallen, oder ist es nur ein Einziger, für den du hübsch sein möchtest?«, forschte er mit leichtem Spott.

      Sie machte sich hastig aus seinen Händen frei und lachte silberhell. Aber er sah doch das verwirrte Rot, das ihr in die Wangen gestiegen war.

      »Du bist reichlich neugierig, lieber Bruder«, gab sie aggressiv zurück. »Aber damit du keine grauen Haare bekommst, beruhige dich, noch habe ich mein Herz nicht verloren.«

      Dann aber wandte er sich leicht verwundert um, da es ihn befremdete, dass seine Frau ihn noch nicht begrüßt hatte.

      »Wo ist Jane?«

      Die Komtess schlug sich gegen die Stirn und sah ihn bestürzt an.

      »Oje, da haben wir es. Warum hast du uns deine Ankunft auch nicht mitgeteilt, Holger? Jane ist vor zwei Tagen zu ihrer Tante gefahren. Sie feiern dort Silberhochzeit. Ich sollte auch mit, denn Jane wollte nicht gerne allein fahren. Aber Vater war nicht gut dran, und da musste ich leider hierbleiben.«

      Holger konnte sich nicht erklären, warum er eine so schmerzliche Enttäuschung darüber empfand, dass Jane nicht da war.

      »Vater ist krank?«, fragte er gedankenlos.

      »Es ist schon wieder besser. Die leidige Herzgeschichte. Jane will, dass er für einige Zeit in ein Sanatorium fährt. Aber er wollte uns Frauen nicht allein lassen und warten, bis du zurückgekommen bist.«

      Vorwurfsvoll sah er sie an.

      »Warum habt ihr mir nichts davon geschrieben?«

      »Jane wollte es nicht. Sie meinte, wir würden es auch so schaffen, ohne männlichen Schutz.« Leise lachte die Komtess. Es war ein vergnügter Blick, der den Bruder traf.

      »Sie ist sehr selbstsicher, Holger. Du wirst dich wundern, wenn du siehst, wie sie den ganzen Laden hier schmeißt, und was sie aus dem Gut gemacht hat.«

      Seltsam, diese Auskunft behagte Holger im Grunde genommen nicht besonders. Wie ein nagendes Schuldgefühl war es in ihm, dass er einfach auf und davon gegangen war und hier alles den Händen seiner Frau überließ.

      Es war beschämend und bedrückend und traf seinen männlichen Stolz tief.

      Der Graf trat ins Zimmer. Innerlich erschrak Holger, wie alt sein Vater in dem halben Jahr geworden war.

      Zum erstenmal brachte er ein spontanes warmes Gefühl für den Vater auf, der ihm bisher innerlich fremd gewesen war.

      Als er auf ihn zutrat und ihm seine Hände reichte, lag ein herzlicher Klang in seiner sonoren Stimme.

      »Vater.«

      Der alte Mann hörte die Wärme heraus, und in seinen Augen zuckte es überrascht auf. Auch er hatte in den letzten Monaten sehr viel von seiner Härte verloren. Die Krankheit hatte ihn geduldiger und weicher gestimmt, als er jemals in seinem Leben gewesen war.

      Aber es lag ihm nicht, allzu viel Gefühl zu zeigen. So ließ er es mit einem knurrenden Gruß genug sein. Aber in seinen Augen lag ein warmes Licht, als sein Blick die hohe stattliche Gestalt seines Sohnes umfing.

      Gwendolin

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