Die bekanntesten Theaterstücke. Heinrich von Kleist

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Die bekanntesten Theaterstücke - Heinrich von Kleist

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Wahr! Sehr wahr!

       – Agnes, der Pater hat doch recht. Ich glaubs

       Mit Zuversicht.

      AGNES: Mit Zuversicht? Das ist

       Doch seltsam. Ja, da möcht es freilich doch

       Wohl anders sein, wohl anders. Denn woher

       Die Zuversicht?

      SYLVIUS: Wie willst dus halten, Agnes?

      AGNES:

       Wie meinst du das?

      SYLVIUS: Ich meine, wie dus gläubest?

      AGNES:

       Ich wills erst lernen, Vater.

      SYLVIUS: Wie? du bist

       Nicht eingesegnet? Sprich, wie alt denn bist du?

      AGNES:

       Bald funfzehn.

      SYLVIUS: Sieh, da könnte ja ein Ritter

       Bereits dich vor den Altar führen.

      AGNES: Meinst du?

      SYLVIUS:

       Das möchtest du doch wohl?

      AGNES: Das sag ich nicht.

      SYLVIUS:

       Kannst auch die Antwort sparen. Sags der Mutter,

       Sie soll den Beichtger zu dir schicken.

      AGNES: Horch!

       Da kommt die Mutter.

      SYLVIUS: Sags ihr gleich.

      AGNES Nein, lieber

       Sag du es ihr, sie möchte ungleich von

       Mir denken.

      SYLVIUS: Agnes, führe meine Hand

       Zu deiner Wange.

      AGNES (ausweichend): Was soll das?

      (Gertrude tritt auf)

      SYLVIUS:

       Gertrude, hier das Mädel klagt dich an,

       Es rechne ihr das Herz das Alter vor,

       Ihr blühend Leben sei der Reife nah

       Und knüpft' ihn einer nur, so würde, meint sie,

       Ihr üppig Haupthaar einen Brautkranz fesseln –

       Du aber hättst ihr noch die Einsegnung,

       Den Ritterschlag der Weiber, vorenthalten.

      GERTRUDE:

       Hat dir Jerome das gelehrt?

      SYLVIUS: Gertrude,

       Sprich, ist sie rot?

      GERTRUDE: Ei nun, ich wills dem Vater sagen:

       Gedulde dich bis morgen, willst du das?

       (Agnes küßt die Hand ihrer Mutter.)

       Hier, Agnes, ist die Schachtel mit dem Spielzeug.

       Was wolltest du damit?

      AGNES: Den Gärtnerkindern,

       Den hinterlaßnen Freunden Philipps schenk

       Ich sie.

      SYLVIUS: Die Reuter Philipps? Gib sie her:

       (Er macht die Schachtel auf)

       Sieh, wenn ich diese Puppen halt, ist mirs,

       Als säße Philipp an dem Tisch. Denn hier

       Stellt' er sie auf, und führte Krieg, und sagte

       Mir an, wies abgelaufen.

      AGNES: Diese Reuter,

       Sprach er, sind wir, und dieses Fußvolk ist

       Aus Rossitz.

      SYLVIUS: Nein, du sagst nicht recht. Das Fußvolk

       War nicht aus Rossitz, sondern war der Feind.

      AGNES:

       Ganz recht, so mein ich es, der Feind aus Rossitz.

      SYLVIUS:

       Ei nicht doch, Agnes, nicht doch. Denn wer sagt dir,

       Daß die aus Rossitz unsre Feinde sind?

      AGNES:

       Was weiß ich. Alle sagens.

      SYLVIUS: Sags nicht nach:

       Sie sind uns ja die nahverwandten Freunde.

      AGNES:

       Wie du nur sprichst! Sie haben dir den Enkel,

       Den Bruder mir vergiftet, und das sollen

       Nicht Feinde sein!

      SYLVIUS: Vergiftet! Unsern Philipp!

      GERTRUDE:

       Ei Agnes, immer trägt die Jugend das Geheimnis

       Im Herzen, wie den Vogel in der Hand.

      AGNES:

       Geheimnis! Allen Kindern in dem Schlosse

       Ist es bekannt! Hast du, du selber es

       Nicht öffentlich gesagt?

      GERTRUDE: Gesagt? Und öffentlich?

       Was hätt ich öffentlich gesagt? Dir hab

       Ich heimlich anvertraut, es könnte sein,

       Wär möglich, hab den Anschein fast –

      SYLVIUS: Gertrude,

       Du tust nicht gut daran, daß du das sagst.

      GERTRUDE:

       Du hörst ja, ich behaupte nichts, will keinen

       Der Tat beschuldgen, will von allem schweigen.

      SYLVIUS:

       Der Möglichkeit doch schuldigst du sie an.

      GERTRUDE:

       Nun, das soll

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