So geht's mir gut nach der Geburt. Maria Borelius

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So geht's mir gut nach der Geburt - Maria Borelius

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März

      Ich habe heute nacht bestimmt nicht mehr als eine Stunde geschlafen. Die Frau im Bett neben mir hatte Probleme mit Milchstau und lief dauernd rein und raus und pumpte ab. Babys schrien, Lampen wurden angemacht und Frauen redeten auf dem Flur.

      Ich und mein Sohn haben die ganze Nacht nebeneinander gelegen und uns berochen. Fühle mich erfüllt wie von einer neuen Verliebtheit. Es atmet sich leicht, die Stimmung ist gehoben. Aber der Körper ist schwer.

      Im Speisesaal reden wir über Entbindungen. Es ist eine Art Therapie, es immer wieder erzählen zu dürfen, wie es war und wie weh es getan hat. Was wir Frauen durchmachen müssen! Was für Heldinnen wir alle sind!

      Wir zeigen uns gegenseitig unsere Babys. Vergleichen und bewundern sie.

      Ich habe versucht, aufs Klo zu gehen, es hat eine Stunde gedauert. Und trotzdem kam nichts. Ich trau mich nicht, halte es zurück. Habe das Gefühl, daß alles herauskäme. Es blutet auch aus der Wunde, wenn ich drücke.

      Der Rücken schmerzt. Vielleicht weil ich so wild im Bett herumgeklettert bin während der Geburt.

      Mein Kind saugt fest und aggressiv. Die linke Brustwarze tut mir weh.

      Ich kann nur mühsam sitzen und essen, dann entdecke ich den Sitzring.

      25. März

      Auch heute nacht nicht geschlafen. Ich weiß nicht, was mich stört. Die fremden Menschen, die Geräusche, das Aufgekratztsein, das Übermüdetsein? Heute kann ich sogar fast nicht gehen. Mein ganzer Unterleib ist geschwollen. Ich bitte die Hebamme ständig, mir Schmerztabletten zu geben, finde aber, daß sie überhaupt nicht helfen. Den Sitzring habe ich überall dabei.

      Die Krankengymnastin informiert über Gymnastik nach der Geburt. Sie zeigt Bilder von Gebärmuttervorfällen, die schrecklich aussehen. Bei der Zusammenkunft treffen sich frischgebakkene Mütter aus allen umliegenden Abteilungen. Eine Frau erzählt, daß sie bis zum Enddarm hinauf gerissen sei und vielleicht einen Beutel auf dem Bauch für die Ausscheidungen bekommen müsse. Zwei können nicht gehen und sitzen im Rollstuhl. Wir sind alle bleich und aufgedunsen in den Wöchnerinnen-Morgenröcken vom Krankenhaus. Wir sitzen alle auf einer Hinterbacke, damit es nicht so schmerzt. Ich empfinde große Zärtlichkeit für all diese duldsamen Frauen. Was für ein Mut, was für eine Kraft!

      Mein Sohn ist das größte (und süßeste!) Kind der Abteilung. Er schaut mich zum ersten Mal richtig an. Ich habe ihn fast den ganzen Tag auf dem Arm. Meine ganze Aufmerksamkeit ist bei ihm, er wird zum Zentrum meines Universums. Ich rieche an seinem Kopf, schütze ihn gegen alles, spüre, wie Liebe aus meiner Brust zu ihm strömt.

      Er trinkt hungrig. Es spannt in der Brust, wenn sie sich füllt. In der Nacht bekomme ich zwei Sandsäcke auf den Bauch.

      Habe versucht, aufs Klo zu gehen. Zwei Stunden. Resultat: null.

      26. März

      Habe die ganze Nacht im Stillzimmer gesessen und abgepumpt, um die Schwellungen in der linken Brust wegzukriegen. Der Unterschied zwischen mir und einer Kuh ist minimal. Über die elektrische Milchpumpe habe ich noch vor ein paar Tagen laut gelacht. Jetzt ist sie meine beste Freundin. Watte um die Brust, den Riesen-BH vom Krankenhaus. Die Brustwarzen sind wund. Glyzerinsalbe.

      Um vier entschied ich, daß es keinen Sinn hat, auch nur zu versuchen zu schlafen. Ich setzte mich also ins Wickelzimmer zu all den Babys und Schwestern. Jacob schlummerte ruhig. Er machte einen so friedlichen Eindruck.

      Heute bin ich total down. Und heute sollen wir nach Hause, mein Sohn und ich. Keife seinen Vater an, der kommt, um uns abzuholen. Fange im Auto zu heulen an. Nie im Leben kommen wir heil nach Hause. Das Auto wird verunglücken und mein Sohn sterben. Glücklich zu Hause klingelt ständig das Telefon. Ich will mit niemandem reden. Alles tut weh, und ich stille ununterbrochen.

      27. März

      Große, schwere Brüste, in komische Wärmekissen gepackt. Riesenslips mit extra langer und extra dicker Binde. Geschwollener Bauch mit braunen Strichen. Die Füße groß und geschwollen. Verstopft und Probleme beim Wasserlassen.

      Und trotzdem ist es unglaublich. Der körperliche Schmerz. Die seelische Freude.

      Mein Kind ist so wunderbar in all seiner Zurückhaltung. Wie ein weiches Kätzchen fächelt er mit grazilen Händchen vor seinem Gesicht. Ich glaube, ich liebe ihn schon, obwohl wir uns kaum kennen.

      Ich habe heute den ersten Einlauf meines Lebens gemacht. Ich habe auf dem Klo geschrien vor Schmerz und Angst. Wird das so bleiben, mein ganzes Leben lang?

      28. März

      Ich habe in fünf Tagen 14 Kilo abgenommen und fühle mich unglaublich schlank. Ich zog also die Jeans von vorher an. Ich konnte sie nicht zumachen, die Schenkel sahen aus wie Leberwürste. Ich habe also wieder die Schwangerschafts-Leggings und das weite Hemd hervorgeholt. Scheint meine ewige Uniform zu werden.

      Habe eine eiternde Wunde in der linken Brustwarze. Jedesmal, wenn ich Jacob stille, tut es scheußlich weh. Ich hechle, und während der ersten Minuten muß es völlig still um mich herum sein, damit ich den Schmerz aushalte.

      Aber er erfüllt mich mit solcher Freude. Daß man es als Privileg empfinden kann, geweckt zu werden! Ich habe heute nacht fünfmal gestillt, und es war ein wundervolles Gefühl.

      29. März

      Müde, müde, müde. Habe nachgerechnet: Diese Woche habe ich in sieben Tagen 25 Stunden geschlafen. Es ist ein medizinisches Wunder, daß ich noch aufstehe. Ich habe einen merkwürdigen Hormonschub bekommen.

      Immer noch: Schmerzen in Unterleib und Damm. Verstopft wie noch nie. Fange mit den Zusammenkneifübungen an, wie es uns die Krankengymnastin empfohlen hat. Spüre überhaupt nichts – Scheide, wo ist die denn? Sex scheint im Moment etwas sehr Abwegiges zu sein. Die Brüste sind belegt, wund und undicht. Der Unterleib tut nur weh.

      Aber er ist es wert, der Kleine. Das und tausendfach mehr.

      Das Leben ist eine merkwürdige Reise, und es ist herrlich, mitfahren zu dürfen.

      2 Die Spuren der Geburt

      »Ich war darauf vorbereitet, daß die Geburt weh tun würde. Aber warum hat niemand etwas über die Zeit danach gesagt? Es ist wirklich eine ›Via dolorosa‹, ein Schmerzensweg, Mutter zu werden.«

      Sara, 32, zwei Kinder

      Eine Geburt hinterläßt Spuren im Körper und im Bewußtsein. Hinterher ist man körperlich müde, der Unterleib schmerzt, und das Leben kommt einem sehr merkwürdig vor.

      In diesem Kapitel wird behandelt, wie die Geburt die Stunden danach beeinflussen kann.

      Dammrisse

      Es ist natürlich, bei einer Entbindung zu reißen. Wenn der Kopf des Babys geboren wird, kann es passieren, daß das Gewebe sich nicht genügend dehnen kann. Es entstehen Risse in der Scheide, den Schamlippen und im Damm.

      Man spricht von Rissen verschiedenen Grades. Ein Riß ersten Grades entsteht in der Schleimhaut der Scheide und dem oberflächlichen Gewebe des Damms. Um einen Riß zweiten Grades handelt es sich, wenn er bis in den Muskel, der sich

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