So geht's mir gut nach der Geburt. Maria Borelius
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Während eines geplanten Kaiserschnitts sind Sie normalerweise wach. Der Unterleib ist durch eine Rückenmarksanästhesie gefühllos, man kann die Betäubung durch einen sehr dünnen Schlauch im Rücken mehrmals auffrischen. (In vielen Krankenhäusern wird die sogenannte Spinalanästhesie immer häufiger angewendet. Hierbei wird die Betäubung noch näher an die Nervenzellen herangebracht und nimmt jegliche Empfindungen beim Schnitt.)
Wenn das Kind geboren ist, wird genäht. Das dauert ungefähr 45 Minuten, weil der Chirurg mehrere Schichten Gewebe nähen muß. Es wird mit einem Faden genäht, der sich im Körper auflöst. Die Haut wird oft mit einem Faden genäht, der gezogen werden muß, wenn die Wunde zugeheilt ist, ungefähr vier bis fünf Tage später. Das tut nicht weh, es fühlt sich an, wie wenn jemand am Bauch zupft. Manche Frauen erleben es jedoch als unangenehm.
Während der Chirurg näht, können Sie das Kind an die Brust legen. Sie behalten noch einige Stunden nach der Operation einen Tropf und den Blasenkatheter (ein Blasenkatheter muß deshalb gelegt werden, weil die Blase während des Kaiserschnitts ganz leer sein muß).
In den ersten Stunden nach der Operation bekommen Sie schmerzstillende Spritzen. Sie enthalten morphinähnliche Mittel. Aber: Keine Angst wegen des Kindes; der narkotische Effekt nimmt die Schmerzen und scheint keinen Einfluß auf das Baby zu haben. Nach einem Tag werden die Spritzen durch starke schmerzstillende Tabletten ersetzt. Es kann sein, daß Sie sich von den Spritzen und Tabletten schwindelig und »high« fühlen. Von der Rückenmarksbetäubung kann man hinterher Kopfschmerzen bekommen, wenn sie falsch gelegt worden ist. Die Kopfschmerzen vergehen bald und sind nicht gefährlich.
Früher lagen die Frauen nach einem Kaiserschnitt eine Woche im Bett. Aber heute weiß man, daß es gut ist, sich bald wieder zu bewegen. Die Schwestern werden Sie vermutlich aus dem Bett scheuchen, lange bevor Sie es für möglich halten, aufstehen zu können.
»Ich hatte das Gefühl, als ob mein Kinn an den Knien festgenäht wäre.«
Anna, 33, ein Kind
Die Schwestern werden Ihnen aus dem Bett helfen, und Sie werden sehr wahrscheinlich ziemlich starke Schmerzen haben und schwach auf den Beinen sein. Man fühlt sich deshalb so wackelig beim Stehen, weil die Ärzte auch die Bauchmuskeln durchgeschnitten haben. Es kann einem wie ein unmögliches Unterfangen vorkommen, auch nur bis zur Toilette zu gehen. Aber es ist wichtig für die Heilung, daß Sie sich so bald wie möglich bewegen. Der Kreislauf kommt in Schwung, das Gewebe wird besser mit Sauerstoff versorgt, die Wunde schließt sich schneller, und das Risiko von Thrombosen nimmt ab.
Viele Frauen haben nach einem Kaiserschnitt große Probleme mit Verstopfung. Die Hormone der Schwangerschaft reduzieren die Darmbewegungen, und nun, nach dem Kaiserschnitt, ist es sehr schmerzhaft zu drücken. Die Muskeln, die sich beim Drükken zusammenziehen, sind ja geschnitten worden. Die Verdauung kommt rascher wieder in Gang, wenn Sie so bald wie möglich aufstehen. Die Schwerkraft unterstützt die Darmbewegungen. Je schneller Sie wieder aus dem Bett kommen, desto trainierter sind auch die Bauchmuskeln, und man kann besser drücken.
»Am schlimmsten war es am dritten Tag. Da legten sich die ganzen Därme wieder zurecht. Gleichzeitig schoß die Milch ein. Ich dachte, so fühlt es sich an, richtig, richtig alt zu sein. Alles tat weh, ich konnte nicht schlafen, in keiner Stellung konnte ich stillen. Es war ein schrecklicher Tag, den ich niemandem wünsche.«
Anna, 33, ein Kind
Laufen Sie jeden Tag die Gänge im Krankenhaus auf und ab. Gehen Sie langsam, aber mehrmals am Tag. Die Krankengymnastinnen im Krankenhaus helfen gerne mit einem guten Trainingsprogramm.
Eine gute Ernährung unterstützt ebenfalls die Verdauung. Ballaststoffreiche Nahrung und viel Flüssigkeit, eingeweichte Pflaumen, Kaffee. Weitere Tips finden Sie im Kapitel »Im Zeichen des Sitzrings«.
Akuter Kaiserschnitt
Ein Kaiserschnitt wird zum Beispiel nötig, wenn die Plazenta sich von der Gebärmutterwand löst, ehe das Kind geboren ist, wenn die Geburt sich zu lange hinzieht und das Baby Zeichen von Streß zeigt, wenn die Nabelschnur abgeklemmt ist, wenn die Gefahr besteht, daß die Mutter eine Schwangerschaftsvergiftung bekommt usw.
Ein akuter Schnitt wird genau wie ein geplanter Schnitt gemacht. Oftmals kann jedoch keine Periduralanästhesie gemacht werden, da sie erst nach 30 Minuten wirkt. Sie bekommen dann statt dessen eine Vollnarkose; sie wirkt schneller und wird in Krisensituationen angewendet.
Wie man sich danach fühlt, ist unterschiedlich. Das Aufwachen nach einer Vollnarkose dauert einige Stunden. Es kann einem übel sein, vielleicht muß man sich übergeben. Sie wachen auf, noch ganz benommen und haben plötzlich einen neuen Menschen im Arm, um den Sie sich kümmern müssen.
Fast alle Frauen haben nach einem Akutschnitt einen Schock. Die Entscheidung zu schneiden muß oft sehr schnell getroffen werden und in einer Situation, in der die gebärende Frau unter dem Einfluß starker Schmerzen steht. Vielleicht bekam sie sogar die Narkose, ohne richtig mitzubekommen, was die Situation erfordert.
Ein weit verbreitetes Gefühl nach einem akuten Schnitt ist die Enttäuschung darüber, daß es nicht so war, wie man es sich vorgestellt hatte. Gleichzeitig ist sicherlich die Erleichterung groß, daß es dem Kind gutgeht. Manche Frauen, die schon einmal eine schwere Geburt mitgemacht haben, empfinden den akuten Schnitt als Erlösung. Es ist ihnen erspart geblieben, noch einmal Höllenqualen zu leiden.
»Ich habe meine ersten Kinder, Zwillinge, vaginal geboren. Das dritte Baby kam nach einem akuten Schnitt, denn es lag quer. Es war für mich angenehmer, nicht vaginal gebären zu müssen. Nach dieser Geburt ging es mir viel besser als nach der ersten. Auch unser Liebesleben war dadurch nicht so stark beeinträchtigt.«
Erika, 29, drei Kinder
All diese Gefühle kann es geben, gleichzeitig.
Wenn Sie die Geburt fast hinter sich hatten, der Muttermund ganz offen war und Sie angefangen hatten zu pressen, werden Sie vermutlich sehr aufgewühlt sein, wenn Sie dann plötzlich geschnitten wurden. Vielleicht meinen Sie, nun alle Schläge abgekriegt zu haben – sowohl die Schmerzen der Geburtsarbeit als auch die Schmerzen nach dem Kaiserschnitt. Sie haben Schmerzen, sowohl im Unterleib als auch um den Schnitt. Sie haben mit aller Kraft gekämpft, und doch war es nicht »genug«. So ein Gefühl kann sich einstellen.
Sie verdienen jegliche Unterstützung, Hilfe und große Bewunderung. Mobilisieren Sie soviel Kraft wie möglich, und lassen Sie jemanden ein Schutznetz aufspannen – Ihren Mann, Verwandte, Freundinnen. Umgeben Sie sich mit Menschen, die Ihnen helfen können. Lassen Sie alle Gefühle zu, die Sie haben, es gibt keine falschen oder komischen Gefühle.
Lesen Sie auch im Abschnitt »Nach einer schweren Geburt« nach.
Stillen nach einem Kaiserschnitt
Mütter machen sich nach einem Kaiserschnitt oft Gedanken über das Stillen. Kann man stillen, auch wenn das Kind nicht vaginal geboren wurde?
Die Antwort ist ja, absolut. Die Stillhormone bekommen den Startschuß, wenn die Plazenta sich von der Gebärmutter löst. Und das tut sie ja auch bei einem Kaiserschnitt.
In Dänemark haben WissenschaftlerInnen 370 Frauen begleitet, die Kinder bekommen haben. Es stellte sich heraus, daß die mit