Bekenntnisse. Augustinus von Hippo
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12. Von der richtigen Liebe.
Wenn die Körper dir gefallen, so preise Gott in ihnen und lenke deine Liebe von ihnen zu ihrem Schöpfer, damit du selbst in dem, was dir gefällt, ihm nicht mißfallest. Wenn dir aber die Seelen gefallen, so liebe sie in Gott, weil auch sie selbst vergänglich sind und nur in ihm Halt und Bestand finden; sonst würden sie gehen und vergehen. In Gott also liebe sie, reiße zu ihm hin, soviel du kannst, und sprich zu ihnen „Ihn lasset uns lieben; er hat dies alles geschaffen und ist nicht ferne". Er hat es nicht etwa geschaffen, um sich zu entfernen, sondern es besteht durch ihn in ihm. Siehe, wo ist er, wo kostet man die Wahrheit? In der Tiefe des Herzens ist er, aber das Herz ist von ihm abgeirrt. Kehret ein, ihr Sünder, in euer Herz“93 und hanget dem an, der euch erschaffen hat. Stehet fest zu ihm, und ihr werdet Bestand haben, ruhet aus in ihm, und ihr werdet Ruhe finden! Wo gehet ihr hin in die Wildnis? Wohin geht ihr? Das Gute, das ihr liebet, kommt von ihm; aber nur soweit es zu ihm in Bezug steht, ist es gut und süß; bitter dagegen wird es mit Recht, weil, wenn man ihn verläßt, alles, was von ihm stammt, mit Unrecht geliebt wird. Warum müßt ihr immer und immer wieder beschwerliche und mühsame Pfade wandeln? Wo ihr die Ruhe sucht, dort ist sie nicht. Suchet immerhin, was ihr suchet; allein dort, wo ihr es suchet, ist es nicht. Seliges Leben sucht ihr im Lande des Todes; dort ist es aber nicht. Denn wo könnte ein seliges Leben sein, wo überhaupt kein Leben ist?
Zu uns herabgestiegen ist unser Leben, hat unsern Tod auf sich genommen und ihn durch die Fülle seines Lebens getötet. Und mit Donnerstimme hat er uns zugerufen, von hier zu ihm in jenes geheimnisvolle Heiligtum zurückzukehren, von dem er zu uns zuerst in den Schoß der Jungfrau herabstieg, wo sich ihm die menschliche Natur vermählte, das sterbliche Fleisch, auf daß es nicht immer sterblich bleibe; „und von dort heraustretend wie ein Bräutigam aus seinem Gemache frohlockte er wie ein Held, zu durchlaufen seine Bahn“94. Ja, er zögerte nicht, sondern lief, rufend durch Worte und Taten, durch seinen Tod und sein Leben, durch seine Herabkunft und Himmelfahrt, rufend, daß wir zu ihm zurückkehren sollen. Und er entschwand unsern Augen, auf daß wir wieder in unsere Herzen einkehren und dort ihn finden möchten. Ja, er ist hingegangen und siehe, hier ist er. Nicht lange wollte er bei uns bleiben, aber er hat uns nicht verlassen. Denn er ist dorthin gegangen, von wo er nie weggegangen war, weil „die Welt durch ihn geworden ist“95 und „er in dieser Welt war und in sie kam, die Sünder selig zu machen“96,. Ihn preist meine Seele, und”er heilt sie", „da sie ihm gesündigt hat“97. „Ihr Menschenkinder, wie lange noch wollt ihr harten Herzens sein?“98 Wollet ihr auch nach der Herabkunft des Lebens nicht aufsteigen und leben? Aber wohin wollt ihr hinaufsteigen, wenn ihr schon in der Höhe seid und „euer Haupt zum Himmel“99 erhoben habt? Steiget herab, auf daß ihr von neuem aufsteiget, aufsteiget zu Gott! Denn ihr seid zu Fall gekommen, da ihr gegen ihn aufsteigen wolltet. Sage ihnen das, auf daß sie weinen „im Tale der Tränen“100, und so reiße sie mit dir zu Gott hin; denn aus seinem Geist redest du dieses zu ihnen, wenn du redest, glühend vom Feuer der Liebe.
13. Ursprung der Liebe.
Dies wußte ich damals nicht und liebte nur das Schöne niederer Ordnung, suchte den Abgrund auf und sagte zu meinen Freunden “Lieben wir wohl etwas anderes als das Schöne? Was ist also schön? Und was ist Schönheit? Was lockt uns an, was fesselt uns an die Gegenstände, die wir lieben? Denn wenn sie nicht Anmut und Schönheit besäßen, so würden sie uns nimmermehr zu sich hinziehen”. Und ich sah hin und bemerkte, daß in der Körperwelt das Schöne auf der Harmonie des Ganzen beruhe, das Schickliche aber auf der Harmonie der einzelnen Teile, wie bei dem Verhältnis eines Gliedes zum ganzen Leibe oder eines Schuhes zum Fuße und so weiter. Diese Betrachtung, aus dem Innersten meines Herzens quellend, erfüllte meinen Geist, und ich schrieb Bücher “Über das Schöne und Schickliche”, zwei, glaub’ ich, oder drei; du weißt es, Gott, denn mir ist es entfallen. Denn ich besitze sie nicht mehr, da sie mir auf irgendeine Weise abhanden gekommen sind.
14. Die Bücher über das Schöne und Schickliche eignet er dem Hierius zu. Grund seiner Liebe zu ihm.
Was aber hat mich, Herr mein Gott, bestimmt, diese Bücher dem Hierius, einem Redner der Stadt Rom, zu widmen? Ich kannte ihn nicht persönlich, hatte ihn aber liebgewonnen wegen des hohen Ruhmes der Gelehrsamkeit, den er genoß. Auch waren mir einige Worte von ihm bekannt geworden, die mir sehr gefallen hatten. Aber noch mehr gefiel er mir, weil er anderen gefiel und man ihn mit Lobsprüchen überschüttete, voller Bewunderung, daß er, von Geburt ein Syrer, zuerst ein Meister in der griechischen Beredsamkeit, nachher auch ein berühmter Redner in lateinischer Sprache geworden war und in allem, was zum Studium der Philosophie gehört, die umfassendsten Kenntnisse besaß. So wurde der Mann in seiner Abwesenheit gelobt und geliebt. Kommt aber diese Liebe aus dem Munde des Lobredners in das Herz des Zuhörers? Kaum; sondern ein Liebender entzündet einen anderen. Dann nämlich liebt man den Gelobten, wenn man die Überzeugung gewonnen hat, der Lobredner preise ihn aus innerster Überzeugung, das heißt, wenn er ihn aus Liebe lobt.
So liebte ich damals die Menschen infolge des Urteils der Menschen, nicht infolge deines Urteils, mein Gott, in dem niemand Täuschung erfährt. Aber warum wurde er nicht gelobt etwa wie ein berühmter Wagenlenker, wie ein durch die Gunst des Volkes weithin bekannter Tierkämpfer, sondern ganz anders, viel ernster, so wie ich mir etwa mein eigenes Lob wünschte? Denn ich hätte nicht gelobt und geliebt werden mögen wie Schauspieler, obwohl ich selbst sie lobte und liebte; ja einem solchen Bekanntsein hätte ich lieber völlige Verborgenheit, einer solchen Liebe Haß vorgezogen. Was gibt nun aber in einer und derselben Seele so verschiedenen Ausschlag für die mannigfaltigen Arten von Liebe? Warum liebe ich an einem anderen, was ich an mir selbst verabscheue und verwerfe und deshalb hasse, da wir doch beide Menschen sind? Zwar kann man ein gutes Pferd gern haben, ohne zu wünschen, ein solches zu sein, auch wenn es möglich wäre; von Schauspielern aber, die einer Natur mit uns sind, kann man aber offenbar solches nicht behaupten. So liebe ich also an einem anderen Menschen, was selbst zu sein mir verhaßt ist, obwohl ich doch auch ein Mensch bin? Wahrlich, ein unendlicher Abgrund ist der Mensch; du hast seine Haare, o Herr, gezählt, und sie gehen bei dir nicht verloren: aber leichter fürwahr ist, seine Haare als die Empfindungen und Neigungen seines Herzens zu zählen.
Jener Redner aber war von der Art, daß ich ihn liebte und zugleich auch wünschte, ihm zu gleichen. Und ich ging irre in meinem