Bekenntnisse. Augustinus von Hippo

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Bekenntnisse - Augustinus von Hippo Die Schriften der Kirchenväter

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Bekümmernis so lange vorher angekündigt wurde. Denn noch ungefähr neun Jahre vergingen, in denen ich mich im „Schlamme des Abgrundes“67 und in den Finsternissen des Irrtums wälzte, oft zwar versuchte, mich aufzuraffen, immer tiefer aber hineinsank; doch jene keusche Witwe, fromm und besonnen, wie du sie liebst, durch die Hoffnung schon etwas getröstet, aber im Weinen und Seufzen nicht lässiger, ließ nicht ab, zu allen Stunden ihres Gebetes bei dir über mich zu jammern, und „ihre Gebete kamen vor dein Angesicht“68, und dennoch ließest du es zu, daß ich noch weiter in der Finsternis herumirrte, ja von ihr umschlungen wurde.

      12. Ein Bischof macht der Mutter sichere Aussicht auf des Sohnes Bekehrung.

      Und noch eine andere Antwort gabst du in der Zwischenzeit, an die ich mich erinnere; denn vieles will ich übergehen, weil ich zu dem eile, was ich in erster Linie vor dir bekennen muß, anderes ist meinem Gedächtnisse entschwunden. Jene andere Antwort also gabst du durch deinen Priester, einen in der Kirche aufgewachsenen und in deinen heiligen Schriften bewanderten Bischof. Als ihn jene Frau bat, er möge mich einer Unterredung würdigen, meine Irrtümer widerlegen, mich vom Bösen ab- und zum Guten hinleiten - das tat er, wenn er Geeignete fand -, da weigerte er sich, und zwar wie ich später sah, aus Gründen der Klugheit. Er gab nämlich zur Antwort, daß ich noch keiner Belehrung zugänglich sei, weil ich noch allzusehr von jener neuen Irrlehre aufgeblasen sei und viele Unerfahrene schon durch gewisse verfängliche Fragen beunruhigt hätte, wie sie ihm selbst gestanden. “Aber”, so fuhr er fort, “laß ihn dort; bete nur für ihn zum Herrn. Ihn selbst wird sein Studium zur Erkenntnis seines großen, gottlosen Irrtums bringen”, Zugleich erzählte er ihr, auch er sei in jugendlichem Alter von seiner betörten Mutter den Manichäern übergeben worden und habe alle ihre Schriften nicht nur gelesen, sondern auch häufig abgeschrieben; und doch sei ihm, ohne daß jemand ihm widersprochen und ihn überführt habe, die Erkenntnis aufgegangen, wie hassenswert jene Sekte sei; und er habe sich von ihr gewandt. Als sie sich trotz dieser Worte noch nicht beruhigen wollte, sondern mit Bitten und unter einem Strom von Tränen heftiger in ihn drang, er solle doch mich sehen und mit mir sprechen, da sagte jener, beinahe schon unwillig: “Gehe von mir, denn so wahr du lebst, es ist unmöglich, daß ein Sohn solcher Tränen untergehe”. Und oft erinnerte sich meine Mutter in ihren Gesprächen mit mir, sie habe diese Worte so aufgenommen, als ob sie vom Himmel erklungen seien.

      Viertes Buch

      1. Die Dauer seines Irrtums.

      

       Inhaltsübersicht.

       Neun Jahre lang gehört er zur Sekte der Manichäer und verführt auch andere zu ihr; auch in die Irrwege der Astrologie gerät er. Der Tod eines Freundes, der durch ihn zu den Manichäern gekommen war, aber vor seinem Tode sich bekehrte, ergreift ihn aufs heftigste. Er gedenkt der in seinem sechs- oder siebenundzwanzigsten Jahre geschriebenen Bücher “Über das Schöne und Schickliche”; bei seinem Studium machen ihm philosophische Begriffe keine Schwierigkeiten.

      Während eben jenes Zeitraumes von neun Jahren, von meinem neunzehnten Lebensjahre bis zum achtundzwanzigsten, wurde ich in die Irre geführt und führte andere irre, betrogen und betrügerisch in allerlei Leidenschaften, öffentlich durch die sogenannten freien Künste, heimlich unter dem gemißbrauchten Namen der Religion. Hier stolz, dort abergläubisch, überall aber eitel strebten wir bald nach eitler Volksgunst, die wir auch im Beifallsklatschen des Theaters, in Streitgedichten, im Kampf um verwelkende Lorbeerkränze, in Schauspielpossen und zügelloser Sinnlichkeit erstrebten, bald suchten wir Reinigung von diesem Schmutz, indem wir denen, welche die Auserwählten und Heiligen hießen, Speise zutrugen, damit sie uns in der Werkstatt ihres Magens daraus Engel und Götter zu unserer Befreiung bilden möchten. Solchen Bestrebungen lag ich ob mit meinen durch mich und mit mir betrogenen Freunden. Mögen sie jetzt in ihrem Hochmute mich verlachen, die noch nicht zu ihrem Heile von dir, mein Gott, niedergeworfen und gedemütigt sind; ich will dennoch dir zum Lobe meine Schandtaten bekennen. Ich bitte dich, laß mich mit deiner Hilfe in meiner Erinnerung die verschlungenen Wege meines früheren Irrtums nochmals durchwandern und dir „ein Lobopfer darbringen“69. Denn was bin ich mir ohne deine Unterstützung als ein Führer in den Abgrund? Oder was bin ich, wenn es wohl um mich steht, anders als ein Kind, das deine Milch trinkt und dich genießt, die nie verderbende Speise? Und was für ein Mensch ist jeglicher Mensch, insofern er Mensch ist? Aber mögen uns die Starken und Mächtigen verlachen, wir, die Schwachen und Armen, wollen dir bekennen!

      2. Er lehrt die Rhetorik und hat eine Geliebte; von der Vogelschau will er nichts wissen.

      In jenen Jahren lehrte ich die Rhetorik und verkaufte, selbst von den Leidenschaften besiegt, siegreiche Geschwätzigkeit, Doch wollte ich lieber - Herr, du weißt es - gute Schüler haben, was man so gute nennt, und ohne trügerische Absicht lehrte ich sie Trugkünste, die sie freilich nicht gegen Unschuldige, sondern nur gegen Schuldige in Anwendung bringen sollten. Und du, mein Gott, sahst von ferne, wie ich taumelte auf schlüpfriger Bahn und nur noch ganz schwach, vom Rauche beinahe erstickt, meine Treue, die ich in meinem Lehramte denen bewies, die „die Eitelkeiten lieben und der Lüge nachgehen“70, einige Funken sprühte. In jenen Jahren hatte ich ein Weib, keine rechtmäßige Gattin, sondern meine umherschweifende, unbesonnene Glut hatte sie aufgespürt; aber es war doch meine einzige Geliebte, und ich hielt ihr wenigstens Treue. An ihr sollte ich wahrlich aus eigener Erfahrung den Unterschied zwischen einem zum Zwecke der Kindererzeugung geschlossenen ehelichen Bunde und einer losen Verbindung unreiner Liebe erfahren, wo Kinder sehr unwillkommen sind, auch wenn sie uns nachher Liebe abzwingen.

      Ich erinnere mich auch, daß ich mich einst mit einem dramatischen Gedichte an einem Wettstreit beteiligen wollte und irgendein Wahrsager mich anfragen ließ, welchen Lohn ich ihm geben wolle, damit ich siege; ich aber antwortete ihm, voll Haß und Abscheu gegen jene abscheulichen Blendwerke, daß ich nicht einmal eine Mücke für meinen Sieg töten lassen würde, und wenn jener Kranz von Gold wäre. Denn jener gedachte, bei seinen Opfern Tiere zu schlachten, und wollte offenbar durch solche Ehrungen die Dämonen für meine Unterstützung verpflichten. Aber auch diese Sünde wies ich nicht aus keuscher Liebe zu dir, Gott meines Herzens, zurück. Denn noch verstand ich nicht, dich zu lieben, da ich nur körperlichen Schein zu denken wußte. Die Seele aber, die solchen Scheinbildern anhängt, „buhlt fern von dir“71, baut auf Trug und „weidet Winde“72. Aber freilich, ich sträubte mich, daß man den Teufeln für mich opfere, denen ich mich doch selbst durch jenen Aberglauben zum Opfer brachte. Denn was ist”Winde weiden" anders, als die bösen Geister selbst weiden, d. h. in seinem Irrtum ihnen ein Gegenstand des Spottes und des Gelächters sein?

      3. Ein erfahrener Greis bringt ihn von der Astrologie, der er sich ergeben, ab.

      Daher ließ ich nicht ab, jene Gaukler zu befragen, die man Astrologen nennt, da sie so gut wie kein Opfer hatten und an keine Geister Gebete zum Zwecke der Weissagung richteten. Und doch verwirft und verdammt die wahre christliche Religion folgerichtig auch dieses. Denn gut ist es, o Herr, nur dich zu preisen und zu sprechen: „Erbarme dich meiner, heile meine Seele; denn vor dir habe ich gesündigt“73, und nicht deine Nachsicht zu vermessenem Sündigen zu mißbrauchen, sondern eingedenk zu sein des Wortes des Herrn: „Siehe, du bist gesund geworden; sündige nun nicht mehr, damit dir nicht etwas Schlimmeres widerfahre“74. Unser ganzes Heil aber drohen diese zu vernichten, die da sagen:”Vom Himmel kommen die unvermeidlichen Gründe zur Sünde und “Venus hat das getan oder Saturn oder Mars”. Natürlich, daß der Mensch ohne Schuld bleibe, er, der Fleisch und Blut und hoffärtige Verwesung ist, muß der Schöpfer und Lenker des Himmels und der Sterne angeklagt werden. Und wer anders aber ist dies als du, unser Gott, Wonne und Quell der Gerechtigkeit, der „du einem jeden vergiltst nach seinen Werken“75

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