Bekenntnisse. Augustinus von Hippo

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Bekenntnisse - Augustinus von Hippo страница 11

Bekenntnisse - Augustinus von Hippo Die Schriften der Kirchenväter

Скачать книгу

Daher kam also meine Lust am Schmerze, freilich nicht an solchem, der imstande war, mich tiefer zu verwunden - ich liebte es mehr, solche Schmerzen anzusehen als sie zu erdulden -, sondern ich wollte mich nur, wenn ich von solchen erdichteten Schmerzen hörte, oberflächlich rühren lassen; doch folgten auch solchem Tun wie beim Kratzen mit den Nägeln entzündete Geschwülste, Fäulnis und ekler Eiter. Konnte mein Leben unter diesen Umständen, o mein Gott, überhaupt noch Leben heißen?

      3. Während seiner Studien hält er sich übrigens von dem wüsten Treiben der sogenannten Zerstörer fern.

      Und von weitem umschwebte mich dein treues Erbarmen. Wie zerfloß ich in Ruchlosigkeiten, welch frevelhaftem Vorwitze folgte ich, der mich zum Abfalle verleitete und zum tiefsten Unglauben und zu trügerischem Teufelsdienste verführte! Brachte ich ihnen so meine bösen Taten als Opfer dar, so traf mich doch in allem deine Zuchtrute! Habe ich es doch sogar gewagt, bei der Feier deiner hochheiligen Feste, innerhalb der Mauern deiner Kirche, meinen sinnlichen Begierden nachzuhängen und mir den Genuß todbringender Frucht zu verschaffen. Daher hast du mich mit schwerer Strafe heimgesucht, die freilich nichts bedeutete im Verhältnis zu meiner Schuld, o du meine überaus große Barmherzigkeit, mein Gott, meine Zuflucht aus jenen verderblichen Schrecknissen, in denen ich mich allzu stolzen Hauptes herumtrieb, bereit, mich von dir weit zu entfernen , da ich meine Wege liebte und nicht die deinen, einem Trugbilde von Freiheit nachjagend.

      Meine Studien, die ja für vornehm galten, waren zugeschnitten auf die Bedürfnisse der Streithändel des Forums, in denen ich mich auszeichnen sollte; je kunstfertiger trügerische Rede, desto größer das Lob. So groß ist die Blindheit der Menschen, daß sie sich ihrer Blindheit noch rühmen, Schon war ich in des Rhetors Schule einer der ersten und freute mich dessen in stolzem Gefühle, aufgeblasen vom Hochmut, mochte ich auch sonst - du weißt es, o Herr - weit gesetzter sein und mich von all den Untaten der sogenannten Zerstörer fern halten (diesen unseligen, teuflischen Namen zu tragen, gilt gewissermaßen als ein Abzeichen feiner Bildung). Unter solchen Genossen also lebte ich, gepeinigt von schamloser Scham, ihnen nicht gleich zu sein. Mit ihnen verkehrte ich und hatte zu Zeiten auch an ihrer Freundschaft Gefallen, während ich doch immer vor ihren Taten Abscheu hatte, jene Untaten meine ich, womit sie frech der Einfalt Unerfahrener nachstellten, sie ohne Grund zum Gespötte hatten und in ihrer frevelhaften Lust sich daran weideten. Fürwahr solches Treiben gleicht dem höllischer Geister, und mit Fug und Recht erhielten sie jenen Namen; sind sie doch selbst vorher schon völlig umgeworfen und verworfen, indem trügerische Dämonen sie insgeheim verhöhnen und verführen, gerade in dem Punkte, in dem sie selbst so gern andere täuschen und verführen möchten.

      4. Ciceros Hortensius erweckt in ihm die Liebe zur Philosophie.

      Unter solchen Freunden studierte ich damals, in meiner leicht verführbaren Jugend, die Lehrbücher der Beredsamkeit, in der ich glänzen wollte, verlockt von dem tadelnswerten und verwerflichen Ziele, menschlicher Eitelkeit zu frönen. So kam ich denn auch nach der üblichen Studienordnung an ein Buch eines gewissen Cicero, dessen glänzenden Stil so ziemlich alle bewundern, weniger seinen Geist. Diese seine Schrift aber enthält eine Aufforderung zur Philosophie und heißt Hortensius54. Dieses Buch gab meiner ganzen Sinnesart eine andere Richtung, lenkte meine Gebete hin zu dir, o Herr, und änderte meines Wünschens und Sehnens Inhalt. Plötzlich sanken mir alle eitlen Hoffnungen in nichts zusammen; mit unglaublicher innerer Glut verlangte ich nach unsterblicher Weisheit, und schon begann ich mich zu erheben, um zu dir zurückzukehren. Nicht um auf Kosten meiner Mutter meine Gewandtheit im Stile zu schärfen - ich war neunzehn Jahre alt, der Vater mir vor zwei Jahren gestorben -, also nicht um meine Sprachfertigkeit zu vervollkommnen, las ich immer und immer dieses Buch; nicht seine Form, sondern sein Inhalt fesselte mich derartig.

      Wie brannte ich, o mein Gott, wie inbrünstig verlangte ich, von dieser Erde mich aufzuschwingen zu dir, und ich wußte nicht, was du mit mir vorhattest. Denn die Weisheit ist bei dir; die Liebe zur Weisheit aber ist’s, was die Griechen Philosophie nennen, und diese entzündete jene Schrift in mir. Er und manche verführen auch durch das Wort Philosophie, indem sie mit diesem hehren, verlockenden und ehrbaren Namen ihre Irrtümer schön färben und vertuschen; und fast alle Philosophen aus Ciceros Zeiten und aus früheren sind in diesem Buche aufgeführt und beurteilt. Dort offenbart sich die heilsame Mahnung deines Geistes durch den Mund deines guten und getreuen Knechtes: „Sehet zu, daß niemand euch täusche durch Philosophie und durch nichtigen Trug nach den Überlieferungen der Menschen und nach den Satzungen dieser Welt anstatt nach Christus; denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“55. Noch waren mir zu jener Zeit - du weißt es, Licht meines Herzens -jene apostolischen Worte nicht bekannt; doch ich fand deshalb an der Mahnung jenes Buches Gefallen, weil es mich durch seinen Stil antrieb und bis zur Glut entflammte, nicht diese oder jene Philosophenschule sondern die Weisheit selbst, wie immer sie auch beschaffen war, zu lieben, zu suchen, ihr zu folgen, sie zu ergreifen und mit aller Kraft festzuhalten; nur der Umstand dämpfte meine große Glut, daß der Name Christi darin nicht vorkam. Denn nach deiner Erbarmung, o Herr, hatte mein junges Herz diesen Namen meines Erlösers, deines Sohnes, schon im voraus mit der Muttermilch eingesogen und hielt ihn tief fest; und nie konnte mich eine Schrift, die diesen Namen nicht enthielt, mochte sie sonst noch so wissenschaftlich, so fein, so wahr sein, völlig hinreißen.

      5. Die Heilige Schrift ist ihm wegen ihrer Einfalt zuwider.

      So beschloß ich, meinen Geist auf die heiligen Schriften hinzuwenden und mich mit ihnen bekannt zu machen. Und siehe, ich finde, was den Hochmutigen verschlossen und kindischem Sinne verborgen ist, was im Eingange unscheinbar, im Fortgange erhaben und in Geheimnisse eingehüllt ist; aber ich war nicht so geschaffen, in sie einzudringen und meinen Nacken ihrem Gange zu beugen. Ich dachte ja damals, als ich mich der Schrift zuwandte, nicht so, wie ich jetzt rede; sie erschien mir unwürdig, mit ciceronischer Würde verglichen zu werden. Denn ihre Maßhaltung widerstrebte meiner Aufgeblasenheit, und mein Scharfsinn vermochte noch nicht in ihre Tiefen zu spähen. Und doch war sie bestimmt, mit den Kleinen zu wachsen; ich aber verschmähte es, mich zu den Kleinen zu rechnen, und von Hochmut aufgeblasen, kam ich mir groß vor.

      6. Er gerät in die Netze der Manichäer.56

      Daher geriet ich unter Menschen, die in wahnsinnigem Stolze tobten, überaus sinnlich und geschwätzig waren. In ihrem Munde waren die Fallstricke des Satans; die Lockspeise aber hatten sie bereitet aus einer Mischung von Silben deines Namens, des Namens des Herrn Jesus Christus und des Heiligen Geistes, unseres Trösters. Diese Namen kamen nicht von ihren Lippen. Doch es war nur Schall und Getön ihrer Zunge; ihr Herz aber wußte nichts von der Wahrheit. Ihre Rede war zwar “Wahrheit” und wieder “Wahrheit”, und ständig führten sie vor mir dieses Wort im Munde; aber nirgends war sie bei ihnen zu finden, Dafür brachten sie falsche Lehren vor, nicht nur über dich, der du in Wahrheit die Wahrheit bist, sondern auch über die Elemente der Welt, deine Geschöpfe, deren Auffassung und Darstellung durch die Philosophie ich - mochte sie auch auf Wahrheit beruhen - doch hätte bei Seite lassen sollen aus Liebe zu dir, höchster, bester Vater, du Schönheit alles Schönen. O Wahrheit, Wahrheit, wie innig seufzte schon damals meine Seele in ihrem Marke nach dir, als jene immer und immer wieder den bloßen Schall von dir in Reden und vielen gewaltigen Büchern vernehmen ließen! Das waren die Schüsseln, in denen mir, da ich nach dir Hunger hatte, Sonne und Mond, deine schönen Werke, aufgetragen wurden; aber deine Werke nur waren es, nicht du. Und es waren nicht einmal die vorzüglichsten deiner Werke, denn die geistigen Werke behaupten immer den Vorrang vor den körperlichen, mögen sie auch noch so lichtbringend und himmlisch sein. Doch dürstete und hungerte ich auch nicht nach diesen höheren Werken, sondern nach dir selbst, o Wahrheit, in der “kein Wechsel und kein Schatten von Veränderlichkeit” ist 57. Dazu setzte man mir in jenen Schüsseln glänzende Phantasiegebilde vor. Dann war es wirklich besser, die Sonne, die sich doch tatsächlich unsern Augen bietet, zu lieben als jene Trugbilder eines wirren Geistes. Aber weil ich dich darin vermutete aß ich davon, nicht gerade

Скачать книгу