Bekenntnisse. Augustinus von Hippo

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Bekenntnisse - Augustinus von Hippo Die Schriften der Kirchenväter

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und Lachen und fröhlichem Spiel. So lernte ich sie ohne jeden strafenden Druck von irgendeiner Seite; nur mein eigenes Herz trieb mich, das, was es dachte, zu offenbaren. Und auch das hätte ich nicht vermocht, wenn ich nicht einige Worte gelernt hätte, nicht von Leuten, die mich lehren wollten, sondern von solchen, die sie einfach gebrauchten; diesen wollte nun auch ich meine Empfindungen kundtun. Das beweist genügend, daß die Wissbegierde in ihrer Freiheit größeren Einfluß auf die Erlernung dieser Dinge ausübt als der Zwang mit seiner Furcht. Doch wird der Strom der Wißbegierde durch Zwang in das Bett deiner Gesetze, o Gott, gebannt, deiner Gesetze von den Zuchtruten der Lehrer angefangen bis zu den Prüfungen der Märtyrer; sie vermögen heilsame Bitterkeit beizumischen, die uns zurückruft von der verderblichen Lust, welche uns von dir getrennt hat.

      15. Gebet zu Gott.

      Erhöre, o Herr, mein Gebet, daß meine Seele nicht erliege unter deiner Zucht und nicht ermatte im Bekenntnisse deiner Erbarmungen, durch die du mich von all meinen schlechten Wegen errettet hast, auf daß du mir süßer seiest als alle Verlockungen, denen ich folgte, ich dich inbrünstig liebe, deine Hand mit aller Kraft meines Herzens erfasse und du mich von aller Versuchung bis ans Ende errettest. Denn siehe du, o Herr, „mein König und mein Gott“31, deinem Dienste sei geweiht, was ich als Knabe Nützliches gelernt; dienen soll dir, was ich rede und schreibe, lese und rechne. Denn als ich Nichtiges lernte, nahmst du mich in deine Zucht und hast mir verziehen, da ich an diesem Tande sündhaftes Wohlgefallen empfand. Wenn ich auch dabei viel nützliche Worte gelernt habe, so hätte ich sie doch auch bei minder Eitlem lernen können; diesen sicheren Weg sollten die Knaben wandeln.

      16. Tadel der herkömmlichen Erziehungsweise.

      Aber wehe über dich, du Strom menschlicher Gewohnheit! Wer widersteht dir, oder wann wirst du endlich versiegen? Wie lange noch wirst du die Evaskinder in jenes schreckliche Meer mit dir reißen, über das doch kaum die sicher gelangen, welche das Schifflein der Kirche bestiegen? Warst du nicht schuld, daß ich vom Donnerer Jupiter, der zugleich auch ein Ehebrecher war, las? Er könnte nun zwar unmöglich beides sein, aber man hat es so auf der Bühne dargestellt, damit der wahre Ehebruch mit vollerem Gewichte zur Nachahmung auffordere, wenn ein falscher Donnergott selbst dazu verkuppelt. Doch wer von jenen Lehrern im Rednermantel hört mit verständigem Ohr auf jenen Mann, aus dem gleichen Staube geboren, wenn er sagt: “So erdichtete es Homer, der damit Menschliches auf die Götter übertrug; o hätte er doch lieber Göttliches auf uns übertragen”?32 Mit mehr Wahrheit jedoch könnte man sagen: wohl erdichtete jener derlei, aber so, daß er lasterhaften Menschen göttliche Eigenschaften beilegte, damit Schande nicht mehr als Schande gelte und der Ehebrecher nicht verlorene Menschen, sondern die ewigen Götter nachzuahmen scheine. Und doch, du höllischer Strom, wirft man in dich die Menschenkinder hinein und Honorar dazu, damit sie derlei lernen; und etwas Großes ist es, wenn dies sogar öffentlich auf dem Forum vor sich geht, angesichts der Gesetze, die außer dem Honorar noch ein festes Gehalt zubilligen. Dann magst du freilich an den Felsen anschlagen und den Ruf ertönen lassen: “Hier lernt man Worte, hier erwirbt man Beredsamkeit, die überaus wichtig ist zur Führung von Prozessen und zur Entwicklung der Gedanken”. Also würden wir sonst diese Worte nicht kennen, Goldregen, Schoß, Betrug, Himmelsgewölbe und andere Worte, die ebendort vorkommen, wenn uns nicht Terenz in jenem Stücke einen nichtsnutzigen Jüngling vorführte, der sich durch die Betrachtung eines Wandgemäldes, welches darstellte, wie Jupiter dem Mythus zufolge einen goldenen Regen in Danaes Schoß gesandt und diese dadurch berückt habe, den Donnergott selbst zum Vorbild in seinem unzüchtigen Tun nimmt? Und man höre, wie er sich gleichsam durch eine Stimme vom Himmel zur Wollust aufstacheln läßt: „Und welch ein Gott ist das! Er, der mit gewaltigem Donner das hohe Himmelsgewölbe erschüttert! Und ich Menschlein sollte das nicht tun? Doch - ich habe es getan und gern“33.

      In keinem Falle nun lernt man durch jene Schändlichkeiten diese Worte bequemer, wohl aber verleiten uns solche Worte, solche Schändlichkeiten zuversichtlicher zu begehen. Doch klage ich nicht die Worte an; es sind erlesene, kostbare Gefäße; wohl aber den Wein des Irrtums, der uns darin von trunkenen Lehrern kredenzt wurde. Tranken wir den nicht, so erhielten wir Schläge, ohne daß es eine Berufung an einen nüchternen Richter gab. Und doch, mein Gott, vor dessen Angesicht ich jetzt dieser Dinge in Frieden gedenke, ich habe gern diese Worte gelernt, ich Armer hatte meine Freude daran und hieß deshalb ein Knabe, der zu den besten Hoffnungen berechtigte.

      17. Fortsetzung der Klagen über die Art und Weise, wie die Jugend in den Wissenschaften unterrichtet wird.

      Laß mich, mein Gott, nunmehr auch etwas über meine Anlagen, dein Geschenk, sagen, wie ich sie in meinem Wahnwitze mißbraucht habe. Es wurde mir nämlich die Aufgabe gestellt, die mich wegen der damit verbundenen ehrenden Belohnung oder aber wegen der Schande und des Spottes nicht wenig beunruhigte: ich sollte in einer Rede Junos Zorn und Schmerz, daß sie nicht könne „von Italia fernhalten den teukrischen König“34, zum Ausdruck bringen; dabei hatte ich die Juno niemals Derartiges sagen hören. Aber wir mußten den Spuren dichterischer Einbildungen nachirren und die Verse der Dichter dem Sinne nach in ungebundener Rede ausführen. Und dessen Rede erntete das größte Lob, der dem Charakter der dargestellten Person gemäß die Affekte des Zornes und Schmerzes, wobei er die Gedanken in die entsprechenden Worte kleidete, am treffendsten hervortreten ließ. Was nützte mir nun dieses, o wahres Leben, o mein Gott? Wozu der meiner Rede im Beisein vieler Mitschüler und Altersgenossen gezollte Beifall? Ist das nicht alles Rauch und Nebel? Gab es denn wirklich nichts anderes, meinen Geist und meine Sprache auszubilden? Dein Lob, o Herr, dein Lob in deinen heiligen Schriften hätte die Jugendtriebe meines Herzens aufrichten sollen; dann wären sie nicht nichtigen Albernheiten zum Raube gefallen, eine leichte Beute der Vögel. Denn gefallene Engel heischen mehr als ein Opfer.

      18. Die Menschen halten zwar ängstlich auf Beobachtung der Vorschriften der Grammatiker, aber nicht auf die der Gebote Gottes.

      Kein Wunder aber, daß ich mich so zu Eitelkeiten fortreißen ließ und von dir, mein Gott, mich abwandte. Sollte ich doch in Menschen mein Vorbild erblicken, welche, wenn ihnen bei der Erzählung ihrer guten Handlungen ein Barbarismus oder Solöcismus35 unterlief, infolge des sie treffenden Tadels in höchste Bestürzung gerieten, dagegen sich rühmten und auch von anderen gepriesen wurden, wenn sie von ihren Wollüsten in tadelloser, wohlgeordneter Sprache mit rednerischer Fülle und in schöner Disposition berichteten. Dies siehst du, o Herr, und schweigst, da du „langmütig und von großer Barmherzigkeit und Wahrheit bist“36. Wirst du etwa immer schweigen? Schon jetzt entreißt du diesem so entsetzlichen Abgrunde die Seele, die dich sucht und nach deinen Wonnen dürstet, und den, der in seinem Herzen zu dir spricht: „Dein Antlitz habe ich gesucht; dein Antlitz, o Herr, will ich suchen“37. Denn von deinem Antlitz fern sein heißt in dunklen Leidenschaften sein. Denn nicht mit den Füßen und nach räumlichen Abständen entfernt man sich von dir oder kehrt zu dir zurück. So hat auch nicht der verlorene Sohn im Evangelium sich nach Pferden oder Wagen oder Schiffen umgetan; auch ist er nicht mit sichtbarer Schwinge davongeflogen oder hat mit gebogenem Knie den Weg zurückgelegt, um in fremdem Lande zu vergeuden, was du ihm bei seiner Abreise gegeben hattest, liebevoller Vater, der du ihm noch größere Liebe erwiesest, da er in Armut zurückkehrte. Wollüstiges Begehren also ist finsteres Begehren, und das heißt fern von deinem Antlitze wandeln.

      Siehe, Herr, mein Gott, und sieh in deiner gewohnten Langmut, wie peinlich die Menschenkinder auf die Satzungen der Sprache und die Regeln der Buchstaben, die sie von anderen überkommen haben, achten, aber die von dir empfangenen steten Unterpfänder des ewigen Heiles vernachlässigen. Wenn also einer von jenen Hütern und Lehrern der Satzungen der Grammatik das Wort “Mensch” falsch ausspricht, so mißfällt er den Menschen mehr, als wenn er gegen deine Gebote seinen Mitmenschen, obwohl er sein Bruder ist, haßte. Und doch ist nicht das Bewußtsein, einen Feind zu haben, so verderblich als der Haß, den man gegen ihn in sich trägt, und niemand fügt seinem Feinde, den er verfolgt

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