Die 12 Häuser der Magie - Schicksalsretter. Andreas Suchanek
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Sie schrie auf, ging wimmernd in die Knie.
»Jane!« Sam sank neben ihr zu Boden.
Matt wollte ebenfalls helfen. Ein weiteres Beben riss ihn jedoch von den Beinen. Ein Teil der Wand brach nach außen, gab den Blick frei auf die brodelnde Dunkelheit des Nichts.
»Es wurde von den Sieben erschaffen, die dafür selbst ihr Leben gaben«, flüsterte Jane.
Stöhnend kam Matt in die Höhe, taumelte zu ihr.
»Das war falsch.«
Natürlich kannten sie alle die Geschichte des Dämons, dessen Regnum vor über hundert Jahren beendet worden war. Erst durch Nics Zugehörigkeit zum Haus der Schicksalswächter hatten sie die Wahrheit erfahren. Der Dämon war nicht tot, lediglich eingekerkert. Sieben Magier hatten das Schicksal gebeugt und ein Gefängnis erschaffen. Doch der Dämon hatte in seiner Schläue ausgenutzt, dass die natürliche Ordnung für dieses Ziel gebrochen worden war. Ein Fluch sorgte seitdem dafür, dass sich alles zu seinen Gunsten neigte, zur Öffnung des Kerkers.
»Was meinst du?« Matt ging neben ihr in die Knie.
»Sie harrten aus«, flüsterte Jane. »Sie gaben ihre Freiheit, jedoch nicht ihre Existenz.«
»Ich verstehe nicht …« Sam hob einen der Splitter vom Boden auf. »Wer?«
»Die Überlieferung spricht davon, dass sie ihr Leben gaben, allerdings war damit nicht die körperliche Existenz gemeint. Sie opferten ihr Leben in Freiheit. Sie wurden zu Ankern.« Janes Augen waren weit aufgerissen. »Ihr Leib wurde zu schwarzem Glas. Angefüllt von jener Dunkelheit, die das Schicksal zu verändern vermag. Sie waren Teil des Kerkers.«
Sie hatten also die Stellung gehalten, um die Barriere zu stabilisieren. Womöglich sogar, um gegen den Fluch anzukämpfen.
»Allerdings waren es nur sechs«, flüsterte Jane weiter. »Eine ist den Weg nicht mitgegangen. Und des Schicksals Klinge wurde stumpf.«
»Woher weißt du all das?«, fragte Sam.
Mit zittrigen Fingern berührte Jane den Glassplitter in ihrer Haut. »Meine zweite Gabe. Es ist, als würde ich meinen Geist an einen anderen Körper heften, um unsichtbar an dessen Seite zu wandeln. Doch hier ist es umgekehrt. Einer der Sieben hat seinen Geist an mich gehängt, bevor sein Körper zersplitterte.«
»Du kannst mit ihm sprechen?«, fragte Matt.
Wieder erzitterte der Boden.
Jane wollte antworten, doch eine weitere Silhouette aus schwarzem Glas schälte sich aus dem Nichts und explodierte. Die Splitter schossen davon. Ein beißender Schmerz fraß sich in Matts Arm, als sich eines der Schrapnelle hineinbohrte.
»Alles okay?«, fragte Sam, die hatte ausweichen können.
»Ich gewöhne mich dran.«
Instinktiv wollte er eine Nightingales Lampe weben, um die Wunde zu heilen, doch nicht ein flirrendes Magieteilchen war noch vorhanden.
»Sie haben hier ausgeharrt, haben ihn beobachtet, haben ihn bekämpft«, flüsterte Jane. »Sie haben auch dich gesehen, Matt. Deine Verlorenheit, deine Trauer, deine Angst. Der Dämon hat sie sich zunutze gemacht.« Janes Blick war in weite Ferne gerichtet. »Du hast ihm alles gegeben, was er benötigte. Dein Blut, deine Magie.«
»Mein Blut?« Matt erwiderte Janes Blick verwirrt, dann erinnerte er sich.
Angeblich war dies die einzige Möglichkeit gewesen, Zugang zum Walpole Club zu erhalten. Er hatte sich einen Blutstropfen entnehmen lassen.
»Ich habe ihm mein Blut gegeben«, hauchte er.
Später war es Matts Magie gewesen, die die Apparatur aufgeladen hatte. Von der anderen Seite hatte Nic dann das Portal geöffnet.
»Sie wollten euch aufhalten«, flüsterte Jane. »Doch ohne Körper, ohne Substanz war das unmöglich. Hilflos sahen sie dabei zu, wie der Fluch sich erfüllt.«
»Vielleicht konnte Nic ihn stoppen.« Matt blickte Hilfe suchend zu Sam, die nur traurig die Augen schloss.
»Nic ist tot. Sie konnten es sehen. Alles, was an diesem Ort geschieht, ist für sie sichtbar.« Tränen rannen über Janes Wangen. »Chavale hat ihn mit seinem Degen getötet. Nic hat mit dem letzten Rest an Magie Liz geheilt und mit seiner Gabe den Spiegel geöffnet. Sie ist mit Nox entkommen.«
»Vielleicht …« Matts Stimme erstarb.
»Er ist tot«, wiederholte Jane. »Ich sehe, was die Sieben sehen. Nic liegt tot vor dem Spiegel, sein Herz hat aufgehört zu schlagen.« Sie zitterte. »Der Dämon ist fort.« Sie blinzelte, kehrte zurück in das Hier und Jetzt. »Wir haben verloren. Das zweite Regnum, es beginnt.«
Sam schlug sich die Hände vors Gesicht.
Matt konnte nicht verhindern, dass sein Körper ebenfalls zu zittern begann. »Wir haben alles zerstört. Wir sind schuld!«
In diesem Augenblick war er froh, dass das Gefängnis kollabierte. In wenigen Minuten würden sie in die Schwärze stürzen und eins werden mit der Dunkelheit. Dann gab es keine Schuld mehr. Die Welt war dank ihnen dem Untergang geweiht.
»Das sind wir nicht!« Jane erhob sich ruckartig. »Woher hätten wir all das denn wissen sollen?! Niemand hat mit uns gesprochen, keiner hat den Mund aufgemacht. Woher hättest du wissen sollen, dass der zerzauste Wissenschaftler mit dem Spazierstock ein Dämon ist?« Mit jedem Satz wurde sie lauter, brüllte ihre Wut hinaus. »Wir konnten nicht gewinnen, hatten nie eine Chance!«
»Das macht es nicht unbedingt besser«, flüsterte Matt.
Es war einfach zu viel geschehen, als dass er noch hätte Wut empfinden können. Der Matt, der er einmal gewesen war, hatte über Witze gelacht, mit Magie experimentiert und die Welt um sich herum als etwas Spannendes gesehen, das es zu entdecken galt. Heute war er müde, ausgebrannt, gezeichnet vom Verlust seines Bruders. Vom Tod seines besten Freundes und so viel mehr. Er dachte an Angelo und spürte den altbekannten Stich im Inneren.
»Hör auf damit«, forderte Jane.
»Womit denn?«
»Dich aufzugeben.«
»Ist ja nicht so, als hätte ich eine Wahl«, sagte Matt.
Hinter ihm krachte der Kronleuchter zu Boden und zersplitterte in tausend Scherben, Metall verbog sich.
»Es gibt einen Ausweg«, erklärte Jane.
»Und woher soll der plötzlich kommen?«
Wieder deutete sie auf den Splitter, der in ihrer Haut steckte. »Hat mir ein Geist verraten.«
»Das sagst du erst jetzt?!« Sam rappelte sich auf. »Ich will hier nicht sterben!«
»Ich auch nicht«, beeilte Matt zu versichern. »Bin nur etwas müde.«
»Wir alle,