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mich für den letzten, verzweifelten Gegenschlag bereit. Wenn ich ihm den Dreck und Sand ins Gesicht schleuderte, würde ich vielleicht hochkommen und ihn ablenken können, ehe er den Abzug drücken konnte.

      Er stand zwei Schritte entfernt, die Waffe war genau auf meinen Kopf gerichtet. Wir beide atmeten schwer. “Mach’s gut, Maddox. Wenn du Maddie siehst, sag ihr, dass dein Bruder als nächstes dran ist.”

      Ich spuckte das Blut aus, holte aus und schleuderte ihm den Dreck und die Steine ins Gesicht. Aus der Hocke griff ich ihn an. Meine Arme umpackten seine Taille, als er schreiend seine Waffe feuerte. Der Schuss ließ eine große Gruppe Steine an der Seite des Canyons explodieren und hinter meinem Rücken zu Boden fallen.

      Mit aller Kraft stemmte ich mich gegen ihn, um ihn von den Füßen zu bekommen. Ich war zu konfus um aufzustehen, aber im Bodenkampf hatte ich immer noch eine Chance.

      Seine Fäuste schlugen auf meinen Rücken ein. Ich brüllte vor Schmerz, rammte aber weiter vorwärts, um ihn zu überwältigen.

      Ein lauter Schuss ertönte und hallte von den steinernen Wänden der Schlucht wider. Die Frau schrie.

      “Aaaaah!” Neron zuckte unter meinem Griff, ich aber drückte weiter zu bis einige Sekunden später eine warme Flüssigkeit über meinen rechten Arm und Schulter strömte.

      Ein zweiter Schuss und Nerons Beine flogen unter ihm nach vorne. Ohne jeden Widerstand seinerseits fiel ich vornüber und wir beide stürzten zu Boden. Ich landete mit einem harten Schlag auf ihm drauf.

      Immer noch voller Spannung schlang ich die Arme um ihn herum und wollte weiter kämpfen, aber sein Körper war schlaff, seine Arme und Beine leisteten keinen Widerstand.

      Ich hob meine Augen von seinem Torso und blickte ihm ins Gesicht. Sein Mund stand offen, seine Augen waren aufgerissen und leer.

      Er war tot.

      Ich war vor Schock wie betäubt, drehte mich aber um, als ich Fußschritte hörte. Der Adrenalinstoß ließ mich mit erhobenen Händen auf die Füße springen und ich erblickte meine Partnerin, als sie mit ihrem Gewehr auf Nerons Schädel gerichtet auf mich zu gelaufen kam.

       Cassie

      Maddox und Neron kämpfen zu sehen war einfach sagenhaft gewesen. Beide waren so versiert, so ebenbürtige Gegner, dass es zuerst fast wie ein Tanz ausgesehen hatte. Es war klar, dass sie nicht zum ersten Mal miteinander rangen, dass sie die Fähigkeiten ihres Gegenübers kannten. In einem kranken Ritual, das ich nicht nachvollziehen konnte, schienen die beiden das Ganze zu genießen. Jedenfalls bis es ernst wurde.

      Als ich mein Gewehr aus der Satteltasche zog, war klar, dass mehr aus der Übung wurde. Die Tritte, die Wut hinter den Fausthieben, den Ellbogenkicks und selbst den Schienbeintritten wurde intensiver. Maddox hätte sich behaupten können, wenn er nicht gestolpert wäre. Als ich ihn fallen sah und Nerons Tritte gegen seinen Kopf mit ansah, geriet ich in Panik.

      Maddox’ Augen hatte ihren Fokus verloren. Er war verletzt. Wenn ich es sehen konnte, dann konnte Neron es auch sehen. Das war der Moment, an dem Neron ihn ausschalten würde. Das konnte ich nicht zulassen. Also hatte ich im Gehen meine Waffe entsichert, sie gehoben und abgefeuert. Neron hatte vor ihm gestanden und nur sein Oberkörper war freigelegt. Hätte ich tiefer gezielt, dann hätte ich Maddox in den Hinterkopf geschossen.

      Aber ich hatte ihn nicht verfehlt. Ich war ein zu guter Schütze und hatte einen guten Grund, um einen Treffer zu landen. Ich musste entweder das Risiko eingehen oder hätte Maddox für immer verloren.

      Und so hatte ich hastig meine Arme auf einen Felsen gestützt, gezielt und gefeuert. Zweimal. Der Schuss war kraftvoll, aber vertraut. Zuerst hatte ich mit Charles auf Büchsen geschossen, später auf Hasen. Irgendwann hatte ich mich an größere Tiere herangewagt, um sie abends auf den Tisch zu bringen.

      Aber dieser Moment war ausschlaggebend für mich. Während Maddox als Kind mit Neron gekämpft hatte, hatte ich mit Charles das Schießen gelernt. Als er starb, hatte ich wie besessen geübt, um über meinen Verlust hinwegzukommen. Meine Vergangenheit war es, was Maddox das Leben gerettet hatte, sie hatte Neron schneller aus dem Leben gerissen, als ihm das Blut aus den Wunden sickerte. Ich hatte mich meiner Vergangenheit bedient, um meine Zukunft zu sichern.

      Nichts, nichts, würde mich von meinem Partner trennen.

      “Cassie,” sprach Maddox, seine Stimme klang schmerzverzerrt und überrascht. Er stand, wenn auch auf unsicheren, wackeligen Beinen. Ich lief zu ihm rüber und strich ihm über die Wange. Er deutete mit dem Kopf. “Hilf ihr.”

      Ich blickte zu der Frau, die an die Reling gebunden war. Ich ging zu ihr herüber und band sie erst von der Reling los, dann befreite ich ihre Handgelenke. “Hi. Ich bin Cassie. Wir werden dir nicht wehtun. Du bist jetzt sicher.”

      Sobald die Fesseln gelöst waren, sprang sie auf, raste über den Boden und schnappte sich die Pistole, die Neron aus der Hand gefallen war, nachdem ich auf ihn geschossen hatte.

      “Cassie, komm her. Sofort,” sprach Maddox leise.

      Ohne ein Wort zu sagen, zog ich mich wieder zurück; ohne dabei die Frau aus den Augen zu lassen. Sie war mehrere Zentimeter größer als ich, aber in meinem Alter. Ihr Haar war dunkelrot, was mich auf der Stelle eifersüchtig machte, aber ihre Haut war blass und sie hatte Sommersprossen im Gesicht. Ihre Augen waren ein weiches Braun und standen weit auseinander, als sie die Alien-Waffe in der Hand hielt. Mit der anderen Hand rieb sie an ihrem blauen Kleid auf und ab, als ob ihre Handfläche kratzte oder brannte. Ich erkannte die Geste wieder, denn ich hatte dasselbe getan, bevor Maddox aufgetaucht war.

      Maddox’ Arm kam um meine Taille und er zog mich hinter sich. Sie hatte Schlimmes durchgemacht und ich wusste nicht, was sie als Nächstes tun würde.

      “Wir werden dir nichts tun,” sprach Maddox und streckte seine Hände vor sich aus.

      “Er ist tot,” fügte ich hinzu. “Du bist jetzt sicher.”

      Sie spottete über meine Worte und ging voran, die Pistole hielt sie dabei auf Maddox’ Brust gerichtet. “Ich glaube dir nicht. Ich habe deine Hand gesehen.” Sie stupste mit der Stiefelspitze gegen Nerons Schulter. “Und seine. Ich weiß, was ihr seid.”

      Ich kam hinter Maddox hervor, ignorierte dabei seine Anweisung. “Ach ja?”

      Sie beäugte mich neugierig und ich entspannte mich und wartete auf eine Erklärung.

      “Ja.” Sie trat einen Schritt zurück, richtete die Waffe jedoch weiterhin auf Maddox, da er ihrer Meinung nach wohl die größere Bedrohung darstellte. Wie klug. “Zeigt eure Hände.”

      Ich hob meine Handflächen hoch, genau wie Maddox und sie ließ erleichtert die Schultern hängen, gerade als sie ihre eigene Hand noch fester über ihren Rock rieb. “Dann gehört er zu dir? Dein markierter Partner?”

      “Ja. Er gehört mir.”

      “Gott sei Dank.” Sie senkte ihre Waffe und entschuldigte sich bei Maddox. “Entschuldige, aber du würdest nie glauben, was für durchgeknallte Träume ich habe.”

      “Du bist markiert, oder?” Ich grinste, aber als ich sie genauer betrachtete, verflüchtigte sich mein Lächeln umgehend. Meine gemeinsamen Träume mit Maddox waren erotisch und aufregend gewesen. Jedes Mal, wenn ich daran zurückgedacht hatte, war ich feucht und hibbelig geworden, nicht wütend oder verängstigt.

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