Die Jungfrauen Sammelband. Grace Goodwin

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Die Jungfrauen Sammelband - Grace Goodwin

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zwischen meinen Fingerspitzen reiben wollte. Sein Kiefer war quadratisch und mit einem jungen Bart bedeckt. Ich verspürte den absurden Drang, meine Lippen gegen seinen Bart zu reiben und seine Konsistenz zu testen. Seine auffallend blauen Augen aber waren es, die mich in seinen Bann zogen, vor allem, weil sie genau auf mich gerichtet waren. Also genauer gesagt nicht auf mich, sondern auf Herr Bernots Hand auf meinem Hintern.

      Meine Wangen fingen an zu glühen und ich riss mich von Herrn Bernot los. Ich wirbelte herum und eilte in die Küche zurück, um die Kanne wieder auf den Herd zu stellen. Als ich nun dort stand, rieb ich mit dem Daumen über das Geburtsmal, das jetzt nicht länger brannte, sondern genauso aufgeregt pochte wie mein Herz.

      Dieser Mann. Das war er.

      Der Mann aus meinen Träumen.

      3

       Cassie

      Die Träume hatten mir zwar nie das Gesicht meines Liebhabers offenbart, aber ich kannte diese Stimme. Diesen tiefen Klang, den rauen Nachhall. Er hatte zwar vom Essen gesprochen, aber sein “Ich finde dich,” waren die Worte, die ich nie vergessen würde.

      Ich lehnte gegen den Arbeitstisch und rieb meine Handfläche, um irgendwie das Kribbeln zu stoppen. Träume wurden nicht einfach so wahr. Ich musste es mir eingebildet haben. Seine Stimme klang ähnlich, war aber nicht dieselbe. Es konnte nicht derselbe Mann sein. Das war einfach unmöglich. Niemand träumte von Leuten, die er noch gar nicht getroffen hatte.

      Warum reagierte mein Körper dann dermaßen extrem auf ihn? Meine Atmung war abgehakt, meine Haut gerötet und aufgeheizt. Und es lag nicht am Ofen. Nein, diese Hitze kam von innen, mein Körper wärmte sich auf, als wollte er sich für ihn bereitmachen, als ob er seine Berührung erwartete. Meine Nippel scheuerten hart und empfindlich gegen das unnachgiebige Korsett. Und weiter unten war ich ganz sehnsüchtig.

      Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich fühlte mich … aufgewühlt, wie kurz vorm Nervenzusammenbruch. Ich lief in der kleinen Küche auf und ab und rieb mit dem Daumen über mein Geburtsmal. Der Kaffee war bereits serviert worden und es gab keinen Grund, um ins Esszimmer zurückzukehren. Unruhig nahm ich die Sahneschüssel und fing wieder an zu rühren. Ich hatte irgendwie mehr Energie und der Kuchenbelag würde diesen zusätzlichen Eifer abbekommen. Herr Anderson kam durch die Tür und führte wie üblich Selbstgespräche. Ich ließ nicht von meiner Arbeit ab, denn sie verschleierte meine Unruhe.

      “Der nette junge Mann wird für drei Tage bleiben,” sprach er und machte sich daran einen Teller randvoll mit übriggebliebenem Essen zu füllen.

      Nett war nicht gerade das Wort, mit dem ich den Mann beschrieben hätte. Eher kräftig, düster, intensiv. Und dieser Schwanz erst. Ich wusste, wie er sich anfühlte, wenn seine Dicke meine Pussy dehnte, wenn seine Länge mich komplett ausfüllte. Ich kannte seinen Geruch und wusste, wie er schmeckte. Ich kannte seine kraftvollen Hüftstöße und die Glut seiner Küsse.

      “Ich werde ihm einen Teller hinstellen, während die anderen ihren Kuchen essen,” fügte er hinzu und nahm sich eine Minute Zeit. “Nun, Cassie, diese Sahne sieht perfekt aus.”

      Ich schaute und runter und sah, dass der weiße Belag dick und steif war. Ich hatte dermaßen gedankenverloren aus dem Fenster gestarrt, dass ich es gar nicht bemerkt hatte. Während ich Herrn Anderson dabei half, mehrere Stücke Kuchen mit einem Klecks Sahne zu überziehen, dachte ich weiter an ihn. Sein hellblaues Hemd spannte leicht. Seine Hosen saßen ziemlich tief auf seinen schmalen Hüften und konnten seine kräftigen Oberschenkel nicht verbergen. Dann kam mir wieder dieser Traum in den Sinn—nein, diese Träume, denn ich hatte vier Nächte hintereinander davon geträumt—und das Gefühl von dem Mann, als er auf mir drauf lag. Ich dachte daran, wie der Fremde mich berührt hatte, wie er sein Knie tief zwischen meine Schenkel geschoben und meinen Kopf für einen Kuss zur Seite geneigt hatte.

      Und jetzt kannte ich sein Gesicht.

      “Hat er—” Ich leckte mir die Lippen und versuchte so unaufgeregt wie möglich zu klingen, “—einen Namen, unser Neuankömmling?”

      Herr Anderson stellte den garnierten Kuchenteller auf ein Tablett. “Herr Maddox.”

      Er hob das Tablett, ging zur Tür und stieß sie mit der Hüfte auf, um ins Esszimmer zu gelangen.

       Herr Maddox.

      Ich legte meine Hand auf meinen Bauch. Ich spürte Schmetterlinge, Bienen—nein, Hornissen in mir herumschwirren. Ich hatte ihn nur ein paar Sekunden lang gesehen und doch hatte ich bereits so viele Details aufgeschnappt. Ich stützte die Hand auf eine Stuhllehne am Tisch und versuchte mir auszumalen, was er wohl von mir dachte. Er hatte den Raum und die Gäste betrachtet, dann mich. Er hatte mich ins Visier genommen, seine hellen Augen hatten abwägend und aufmerksam geblickt. Oh gütiger Himmel.

      Mein Haar war eine Katastrophe und ich hatte den ganzen Tag über in der Küche geschuftet. Der Schweiß stand mir auf der Stirn, weil mein Körper damit bemüht war mitten im Juli die Hitze des Holzofens zu überstehen. Schlimmer noch, Herr Maddox hatte mich gar nicht wirklich angeschaut. Er hatte die Hand auf meinem Arsch betrachtet.

      Er musste mich für eine Schlampe halten, weil ich den Gästen erlaubte mich anzutatschen und auf so unangemessene Art und Weise Hand anzulegen. Die bloße Vorstellung, dass er so von mir denken würde trieb mir die Tränen in die Augen. Ich war am Boden zerstört. Warum? Ich hatte keine Ahnung. Ich hatte weniger als eine Minute in seiner Gegenwart zugebracht. Es müsste mir peinlich sein, dass er mich in dieser Situation ertappt hatte, aber Herr Bernot hatte sich anstößig verhalten, nicht ich. Ich schämte mich immer noch, und zwar aus demselben Grund, weshalb ich Herrn Anderson nichts von den Annäherungsversuchen des Mannes erzählt hatte.

      Herr Anderson würde mir zwar glauben, aber Herr Bernot konnte er deswegen nicht zur Rede stellen, denn es war das Wort einer Frau gegen das Wort eines Mannes. Herr Bernot würde wahrscheinlich sagen, dass ich versucht hätte ihn zu verführen; eine Witwe, die bei einem Mann auf der Durchreise vorübergehend Trost suchte. Was konnte Herr Anderson schon dagegen tun? Den Mann als Gast verlieren? Diese Dinge waren auch früher schonmal vorgekommen und ich hatte einfach gelächelt und die Zähne zusammengebissen und mich mit meinem Schicksal als Frau im Westen abgefunden. Aber diesmal hatte Herr Maddox den Übergriff mitbekommen und aus irgendeinem Grund war mir extrem wichtig, was er von mir dachte.

      Herr Anderson kehrte in die Küche zurück und murmelte still vor sich hin, während er das leere Tablett auf den Tisch stellte. Dann hielt er inne und blickte mich an. “Was ist los?” wollte er wissen und runzelte besorgt die Stirn.

      Ich schniefte, denn ich war nicht bereit ihm die Wahrheit zu erzählen, schließlich verstand ich selbst nicht, was mit mir los war. Abgesehen davon war er ein Mann und mit meinen Launen und romantischen Wunschvorstellungen würde er herzlich wenig anfangen können. Ich konnte ihm nicht erzählen, dass Herr Maddox etwas in mir ausgelöst hatte, dass ich jetzt Dinge wollte, die ich mir vorher nie hätte vorstellen können. Ich würde ihm niemals das merkwürdige Gefühl der Narbe in meiner Handfläche erklären können, die jetzt vor Hitze nur so kribbelte oder das befremdliche Verlangen, das die Stelle zwischen meinen Beinen jetzt ganz feucht werden ließ. Das würde er nie verstehen.

      Ich war ein emotionales Wrack. War es womöglich die Erschöpfung? Die vergangenen vier Nächte hatten meine Träume mich aufgeweckt. Für meine Tränen gab es keine greifbare Erklärung, aber insgeheim wusste ich, dass meine Bestürzung mit Herrn Maddox zusammenhing.

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