Manipuliert. Teri Terry

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Manipuliert - Teri Terry

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konzentriere ich mich auf mich, vertiefe meinen Atem langsam wieder. Und obwohl ich Angst habe, drifte ich vor Erschöpfung in diesen seltsamen Zustand ab, der vor dem Schlaf kommt.

      Weiß Kai schon, dass ich fort bin? Dass ich ihn hintergangen habe?

      Vielleicht schläft er auch noch.

      Ich stelle mir vor, wie er mit geschlossenen Augen daliegt, die dunklen Wimpern auf den Wangen, sanft geht sein Atem, ein zartes Lächeln umspielt die Lippen in wohligen Träumen.

      Und dann taucht mein Traum-Ich auf, fährt ihm mit den Fingern durchs Haar, streichelt seine nackte Brust, spürt das Herz schlagen.

      Klonk.

      Ich halte inne. Was war das?

      Klonk. Ein scharfes Geräusch, als würde Metall über Stein schrammen.

      Ich bin verwirrt, kehre zurück ins Hier und Jetzt, zu meinem Körper am Boden.

      Es sind Schritte. Jemand kommt.

      Ich verdränge die Müdigkeit und setze mich auf.

      Zwei Männer und eine Frau, von Kopf bis Fuß in Schutzanzüge gekleidet, nähern sich mir. Hinrichtungskommando oder Begrüßungskomitee? Durch die Schutzanzüge nehme ich sie nur diffus wahr, ihre Auren sind zwar vorhanden, aber wie abgeschnürt.

      Die Frau macht den Anfang.

      »Guten Morgen. Ich bin Dr. Morgan. Und wer bist du?«

      »Shay McAllister.«

      »Unserem Wachposten hast du erzählt, dass du eine Überlebende der Aberdeen-Grippe bist. Und eine Trägerin.«

      »Ja, das stimmt.«

      »Woher weißt du, dass du die Krankheit überträgst?«

      »Überall, wo ich gewesen bin, ist die Krankheit ausgebrochen. Ich hatte keine Ahnung, mir ist das erst hinterher klar geworden. Wenn Sie wollen, zeige ich Ihnen auf einer Karte, wo ich wann gewesen bin, dann können Sie sich selbst ein Urteil bilden.«

      Die Frau hört zu, nickt. Hinter dem durchsichtigen Visier kann ich ihre Züge ausmachen, die nichts preisgeben, doch ihre Aura verrät sie. Die Soldaten haben es gewusst oder zumindest geahnt.

      »Was willst du hier auf den Shetlandinseln?«

      »Den Ursprung der Epidemie zurückverfolgen. Die Krankheit stammt nicht aus Aberdeen. Hier unter der Erde hat alles angefangen.«

      Die Soldaten sehen sich an. Der Gedanke an etwas Unterirdisches scheint sie zu ängstigen, aber warum, kann ich ihrer Aura nicht entnehmen.

      »Dann komm mal lieber mit uns«, sagt die Soldatin. Nach kurzem Zögern reicht sie mir die Hand.

      Ich greife zu und rapple mich auf. Der Anzug ist kalt, metallisch, ihr Griff unter dem Handschuh nur undeutlich spürbar. Falls ihre Hand warm ist, so dringt es nicht durch den Stoff.

      »Wir haben nicht genügend Schutzanzüge für den gesamten Stützpunkt, also müsstest du bitte einen anziehen. Einverstanden?«

      Einer der beiden Männer trägt einen Anzug über der Schulter. Er reicht ihn mir.

      »Die Größe habe ich wohl in etwa richtig eingeschätzt.« Die Soldatin zeigt mir, wie ich in den Anzug komme. Als er sich über meinem Kopf schließt, sträubt sich alles in mir. Der Helm rastet ein und verschließt sich automatisch. Die Frau erklärt mir, wie der Anzug zu bedienen ist und wie man darin atmet. Die gefilterte Luft schmeckt fade, nicht nach Insel.

      Gemeinsam laufen wir den Hügel hinab. Ich komme mir tollpatschig vor, als wäre der Boden unter meinen Füßen meilenweit weg.

      Als wäre ich für immer und für alle Zeit von der Erde getrennt.

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      Als Kai bei meiner Rückkehr nicht im Haus ist, gerate ich in Panik. Hat er sich aus dem Staub gemacht, während ich nach Shay gesucht habe? Haben sie mich beide im Stich gelassen?

      Aber nach kurzer Zeit entdecke ich ihn hinterm Haus. Er blickt von der Klippe hinunter aufs Meer. Mit verschränkten Armen steht er wie versteinert da. Er schaut nach unten, wo sich die Wellen an den Felsen brechen, als wollte er ihnen Gesellschaft leisten.

      Ich habe Angst.

      Lass mich nicht auch noch allein, Kai. Ich brauche dich. Ich murmele die Worte, auch wenn er mich natürlich nicht hören kann. Das konnte nur Shay und die ist jetzt weg.

      Schützend stelle ich mich vor Kai an den Rand der Klippe. Wenn ich versuche, mich an ihn zu kuscheln, spüre ich wie immer nur diesen Widerstand. Ob nun Mensch, Fels oder Tür, für mich fühlt sich alles gleich an. Ich schaue Kai in die Augen. Hellbraun sind sie, in der Sonne fast grün, und sie blitzen vor Zorn und Schmerz. Er ist mein Bruder und ich kann nichts für ihn tun. Nichts, was ihn davon abhalten würde, sich von der Klippe zu stürzen. Klar könnte ich mit ihm in die Tiefe fliegen, zusehen, wie er auf die Felsen schlägt und zerschellt, blutet und stirbt, aber ich würde einfach weiterleben. Stirbt sich nicht so leicht, wenn man schon tot ist.

      Und trotzdem leide ich. Shay hat uns beide im Stich gelassen. Das würde ich Kai gerne sagen. Vor lauter Wut, dass mich keiner mehr sieht und hört, heule ich auf und drohe dem Meer mit der Faust.

      Kai sieht mich verwundert an. Hat er mich gehört?

      Als ich die Laboranten im unterirdischen Labor angeschrien habe, weil sie meine Asche weggesaugt haben, sind sie auch zusammengezuckt. Später hat dann einer von ihnen das Lied gepfiffen, das ich gesungen habe. Ob Kai mich auch hört?

      Kai! Hier bin ich! Ich brülle, so laut ich kann.

      Kai runzelt die Stirn und wendet sich kopfschüttelnd ab, geht zurück ins Haus.

      Vielleicht spürt er mich, wenigstens ein klein wenig, aber er glaubt nicht dran. Zumindest habe ich ihn in seinen Gedanken unterbrochen, als er aufs Meer und die Felsen gestarrt hat. Im Haus tigert er auf und ab. Aus der Hosentasche zieht er einen völlig zerknitterten Brief, der aussieht, als hätte er ihn schon tausendmal zerknüllt und wieder glatt gestrichen. Kai schaut auf das Blatt Papier, aber seine Bewegungen sind zu schnell, als dass ich mitlesen könnte. Dann steckt er den Brief wieder ein und lässt sich auf die Couch fallen.

      »Callie, bist du da?«

      Hier bin ich! Hier bin ich! Kaum höre ich seine Stimme, kaum sagt er Callie, möchte ich weinen.

      »Shay ist fort. Und sie hat dich nicht mitgenommen, weil du lieber bei mir bleiben wolltest. Dass ich mit dir reden soll, hat sie gemeint.« Kai schlingt die Arme um sich, als wollte er etwas festhalten.

      »Sie geht zum Stützpunkt der Royal Airforce und liefert sich aus. Sie will denen sagen, dass sie Trägerin ist und dass die Epidemie hier auf den Shetlandinseln begonnen hat. Falls … falls das schiefgeht, sollen wir ihr lieber nicht folgen. Wir sollen die Insel verlassen, zurück aufs Festland. Und allen erzählen, was wir über die Krankheit wissen. Nicht zulassen, dass alles vertuscht wird. Ich soll dir sagen, dass es ihr leidtut.« Kai

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