Manipuliert. Teri Terry

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Manipuliert - Teri Terry

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her. Mir ist keine Verletzung an dir aufgefallen.«

      »Ich habe mich geheilt.«

      »Wirklich?«

      »Oh Mann … sehen Sie her.« Ich beiße mir fest auf die Lippe, bis es blutet. Der Schmerz hilft mir, meine Wut im Zaum zu halten und mich zu konzentrieren.

      »Sehen Sie? Ich blute.« Und dann schließe ich die Augen und strecke mich nach dem Schmerz aus, tauche nach innen – zu Blut und Gewebe, bis hin zur Ebene der Zellen, Moleküle und Atome. Atome bestehen aus Partikeln, die sich wie Wellen verhalten können, und diese Wellen lassen sich beeinflussen und verändern. Ich heile meine Lippe, wische mir das Blut weg. Die Verletzung ist nicht mehr zu sehen. »Und jetzt hat es aufgehört.«

      Dr. Morgan runzelt die Stirn. »Ist das ein Trick oder so?«

      »Das ist kein Trick. Als Überlebende kann man das eben.«

      In ihre Aura kommt Bewegung. Sie freut sich. Fühlt sie sich durch mich bestätigt?

      »Na gut«, sagt sie, »angenommen, du bist eine Überlebende. Was ist jetzt mit dem Jungen, den du erschossen …«

      »Ich habe niemanden erschossen! Als ein Soldat des ASR auf mich geschossen hat, hat Duncan mich aus dem Weg gestoßen und mir so das Leben gerettet. Der Soldat hat ihn erschossen.«

      »Wirklich?« Dr. Morgan glaubt mir nicht. Wenn sie mir das schon nicht glaubt, wie soll sie mir denn alles andere glauben?

      Nach allem, was Kai und ich auf uns genommen haben, nachdem ich ihn sogar verlassen musste, endet es damit, dass mir keiner glaubt? Zweifel schillert aus Dr. Morgans Aura.

      Und zu allem Überfluss bin ich müde, hungrig und bei diesen Wortklaubereien packt mich mehr und mehr die Ungeduld. »Jetzt halten Sie endlich den Mund! Sie drei bleiben sitzen und hören mir jetzt einfach nur zu.« Wie eine Peitsche hole ich mit meiner Wut aus und treffe ihre Auren genau dort, wo es um Sprache, Wortbildung, Aufstehen und Tätigkeiten allgemein geht. Ich unterbinde es. Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als mir zuzuhören.

      Und dann erzähle ich ihnen alles haarklein. Wie das ASR Kai gekidnappt hat, um mich zu schnappen; wie ich ihn befreit habe und wie wir entkommen sind. Dass ich auf die Shetlandinseln gereist bin, um der Ursache der Epidemie auf die Spur zu kommen. Von der Überfahrt auf dem Pestschiff berichte ich. Von Dr. 1 und dem unterirdischen Forschungsinstitut und von seinen Versuchen mit dem Teilchenbeschleuniger, mit dem Quantenteilchen zur biologischen Kriegsführung gewonnen wurden. Die hat Dr. 1 an Menschen getestet. Er hat Menschen damit umgebracht. Und dieser Erreger, diese Teilchen sind nach draußen gelangt und so hat die Epidemie angefangen. Ich ende damit, wann und wo ich überall gewesen bin und wie mir die Krankheit mit einem Tag Verzögerung gefolgt ist. Von Callie sage ich nichts, und auch dass Kai mit auf die Insel gekommen ist, verschweige ich, aber sonst lege ich alle Karten auf den Tisch.

      Als ich endlich innehalte, bin ich erschöpft. Zum einen, weil ich alles in Gedanken noch einmal durchgemacht habe, zum anderen, weil ich drei Menschen gleichzeitig kontrollieren musste. Ich gebe sie wieder frei.

      »Was hast du mit uns gemacht?«, fragt Dr. Morgan mit großen Augen.

      »Sie wollten ja nicht zuhören. Da habe ich Sie gezwungen.«

      In ihren Gesichtern spiegelt sich die Angst, da brauche ich gar nicht erst die Auren zu befragen. Die drei stürzen förmlich davon.

      Wenigstens haben sie mich ausreden lassen.

      Ich friere, bin müde und hungrig und schlinge die Arme um mich. Vielleicht war diese Machtdemonstration unklug. Vielleicht hätte ich meine Fähigkeiten lieber für mich behalten sollen. Aber so war es auch nicht geplant. Ich war so wütend, dass es einfach passiert ist.

      Jetzt lässt es sich nicht mehr ändern.

      Als ich auf meinem Stuhl schon fast eingenickt bin, kommt jemand. Die Person trägt einen Schutzanzug und tritt durch die doppelte Luftschleuse in meine Kammer.

      »Hi, Shay. Ich bin hier, um dir in den Anzug zu helfen.«

      »Und dann?«

      »Wir fliegen dich nach England, damit du mit den dortigen Experten über die Aberdeen-Grippe beratschlagen kannst.«

      Erleichterung durchströmt mich. Haben sie mir zumindest den Teil geglaubt.

      Ich steige in den Anzug, den mir der Mann hinhält. Wieder muss ich eine innere Gegenwehr überwinden, am liebsten würde ich ihn davon abhalten, den Anzug zu verschließen.

      »Ich stelle jetzt noch die Beatmung ein«, sagt er und macht sich am oberen Teil des Anzugs zu schaffen, bevor er mir das Kopfteil überstülpt. Mein Unwillen, dieses Ding anzuziehen, lenkt mich ab, sodass ich die Täuschung in seiner Aura erst bemerke, als es schon zu spät ist. Im Anzug riecht und schmeckt es komisch. Um mich herum dreht sich alles.

      »Was … was … haben Sie gemacht?«, flüstere ich. Die Welt entgleitet mir, ich falle. Und als hätte der Mann damit gerechnet, ist er parat, ich spüre seine Hände durch den Anzug, als er mich auffängt.

      Alles wird schwarz.

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      Am nächsten Morgen holt Kai Shays Brief wieder hervor, doch dieses Mal, um den Benutzernamen und das Passwort für eine Webseite abzuschreiben. Es geht um JIT, die Seite von Shays bester Freundin Iona, die ständig seltsames Zeug bloggt, weil sie es für Nachrichten hält. Shay hat erzählt, dass Iona Journalistin werden möchte; JIT oder Jitterbug steht für Journalistin-in-Bereitschaft.

      Ganz oben auf der Seite findet sich ein Entwurf, den man nur sehen kann, wenn man intern eingeloggt ist, öffentlich ist er nicht zugänglich. Die Überschrift lautet »Shay??«.

      Kai klickt drauf.

      Iona: Shay, antworte mir! Mach das bloß nicht, ist viel zu gefährlich. Und woher willst du wissen, dass du Trägerin bist?

      Auf einmal bin ich schrecklich eifersüchtig. Shay hat gesagt, wir sind Freunde, aber sie ist ohne mich weg. Hat sich nicht mal verabschiedet. Dabei hat sie Iona alles anvertraut!

      Seufzend geht Kai auf »Bearbeiten«.

      Kai: Iona, hier ist Kai. Es ist zu spät. Sie ist weg.

      Er speichert. Wartet. Ist Iona online? Er lädt die Seite neu und ein neuer Post erscheint.

      Iona: Nein nein nein. Geht’s ihr gut? Warum hast du das zugelassen?

      Kai: Ich habe gar nichts zugelassen. Sie ist einfach abgehauen, als ich geschlafen habe. Hat mir einen Brief mit dem Login für JIT dagelassen. Ich soll ihr nicht folgen, sondern zurück aufs schottische Festland und dort allen von der Ursache der Epidemie erzählen.

      Kai aktualisiert die Seite. Noch mal. Endlich:

      Iona: Klingt ja alles ganz vernünftig. Aber …

      Kai: Kann sein. Ist mir aber auch egal. Ich halte es für einen Fehler.

      Iona: Was willst du jetzt machen?

      Kai: Ich gehe zum Stützpunkt der Royal Airforce. Ich

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