Manipuliert. Teri Terry

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Manipuliert - Teri Terry

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du mir das antun?«, raunt er. Ich sehe, dass er gegen seine Gefühle ankämpft, sie niederdrücken will, aber seine Schultern zucken.

      Und … und … dann weint er. Mein großer Bruder Kai weint?

      Das ist schräg. Mir dreht sich der Magen um, ich möchte mitweinen, aber ich habe keine Tränen mehr. Und ein noch viel schlimmeres Gefühl macht sich in mir breit.

      Ist es nicht meine Schuld?

      Es ist meine Schuld, dass Shay gegangen ist. Denn sie hält sich für ansteckend und glaubt, dass alle, auch ihre Mutter, ihretwegen krank geworden und gestorben sind. Ich habe sie in dem Glauben gelassen. Ich habe ihr nicht die Wahrheit gesagt.

      Ich habe verschwiegen, dass eigentlich ich die Trägerin bin. Ihr ist das nicht in den Sinn gekommen, weil ich ja tot bin. Wer hat schon mal von einem ansteckenden Geist gehört? Aber in allen Epidemiezentren, angefangen bei den Shetlandinseln über Aberdeen, Edinburgh und Newcastle, bin ich gewesen. Die Epidemie brach immer kurz nach meinem Eintreffen aus, also muss es an mir liegen. Als Shay später krank geworden ist, konnte sie mich sehen und hören. Außer den Sterbenden ist Shay damit die Einzige. Anschließend folgte ihr die Krankheit auf Schritt und Tritt, aber bloß, weil ich immer dabei war. In Aberdeen und Newcastle ist Shay nie gewesen. Ihrer Erklärung nach muss es dort andere Überlebende gegeben haben, aber ich habe dort niemanden getroffen.

      Hätte ich ihr doch bloß die Wahrheit gesagt, dann hätte sie uns nie verlassen, aber … Nein! Ich kann nichts dafür. Für gar nichts. Dr. 1, der ist schuld. Der hat mir das angetan. Er hat mich im unterirdischen Labor mit der Krankheit infiziert. Als ich sie überlebt habe, hat er mich im Feuer geheilt und mich in das verwandelt, was ich jetzt bin.

      Alles seine Schuld.

      Ich habe Kai und Shay nur auf die Insel gelotst, um an Dr. 1 ranzukommen. Das war von Anfang an mein Plan.

      Aber ich wollte Shay nie verlieren, ich wollte mit ihr mitgehen, sodass ich dabei bin, wenn Dr. 1 gefunden wird. Deshalb habe ich ihr verschwiegen, dass ich die Trägerin bin, sonst hätte sie ja keinen Grund gehabt, sich an die Soldaten zu wenden.

      Doch nun ist sie ohne mich gegangen.

      Warum? Warum hat sie mich nicht mitgenommen?

      Kai weint immer noch. In mir wächst die Wut wie ein Feuerball – eine Wut, die imstande ist, die Welt zu verschlingen.

      Dr. 1 soll für alles büßen.

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      Bevor ich den Anzug endlich wieder ablegen darf, sperrt man mich in eine hermetisch abgeriegelte Kammer. Das Gefühl von Enge bleibt, auch hier kann ich nicht richtig durchatmen. Eine Wand besteht aus Glas, sehr dickem Glas.

      Auf der anderen Seite der Glaswand steht Dr. Morgan mit zwei Männern, nicht denen von vorhin, sondern älteren. Alle drei tragen Uniformen. Von ihrer Unterhaltung verstehe ich nichts.

      Ich klopfe an die Scheibe. Erst reden sie noch weiter, doch dann greift Dr. Morgan nach einer Fernbedienung und ich höre sie auf einmal laut und deutlich.

      »Hallo, Shay. Tut mir leid wegen der Trennwand. Fühlst du dich wohler ohne diesen Anzug?«

      Ich zucke mit den Achseln. »Ja, schon.«

      Dr. Morgan lächelt, aber es wirkt befangen.

      »Also, Shay, wir haben ein paar Informationen über dich eingeholt.« In den Händen hält sie ein Tablet. »Du wirst in einem Mordfall gesucht. Und hier steht auch, dass du als immun registriert bist.«

      »Ich habe niemanden umgebracht!« In dem Moment wird mir klar, dass das ja nicht stimmt. Sind meinetwegen nicht viele, sehr viele Menschen gestorben? Seufzend verschränke ich die Arme vor der Brust. »Ich habe den Jungen nicht erschossen, wollte ich damit sagen.«

      Dr. Morgan nickt. Sie hat ihre Gesichtszüge sorgsam unter Kontrolle, aber ihrer Aura entnehme ich, dass sie mir nicht glaubt.

      Nein! Das kann doch nicht wahr sein! Glaubt mir jetzt keiner, wegen dieses abgekarteten Spiels des ASR?

      Ich klammere mich an den Tisch, der zwischen mir und der Scheibe steht, und beuge mich vor. »Hören Sie. Sie müssen mir zuhören.«

      »Das tun wir ja«, sagt sie.

      »Ich hatte die Grippe. Ich dachte, ich muss sterben. Meine Mutter ist gestorben.« Den Schmerz darüber verdränge ich. »Und dann sind wir zurück nach Killin ge…«

      »Wir? Du und Kai Tanzer, der ebenfalls gesucht wird, weil er auf mysteriöse Weise aus einer Zelle in Inverness verschwunden ist? Weißt du, wo er sich befindet?«

      »Nein. Jedenfalls habe ich einfach behauptet, immun zu sein, so wie Kai. Wir haben im Krankenzelt in Killin ausgeholfen, als dieser schmierige Leutnant vom ASR auftauchte …«

      »ASR?«

      »Alternatives Spezial-Regiment.«

      Dr. Morgan hebt eine Braue. Offenbar hat sie noch nie von dieser Einheit gehört. Wie kann das sein? Auch wenn wir uns auf einem Stützpunkt der Royal Airforce befinden, müsste sie doch davon gehört haben. So getrennt können doch Luft- und Bodenstreitkräfte nicht sein.

      »Jedenfalls hat dieser Leutnant, Kirkland-Smith heißt er angeblich, also, der hat behauptet, er wüsste, dass ich eine Überlebende sei. Er sagte, er wolle mich mitnehmen, damit sie die Epidemie untersuchen können, aber das war gelogen. Sie wollten mich umbringen.«

      »Woher wusstest du, dass er gelogen hat?«

      »Das wusste ich einfach.«

      »Verstehe. Dann machen wir mal ein kleines Experiment. Ich erzähle dir zwei Dinge, eines wahr, eines falsch. Du sagst mir, was was ist.«

      »Im Ernst? Haben wir nicht Wichtigeres zu tun?«

      »Tu mir den Gefallen. Bitte.«

      Achselzuckend sehe ich sie an. Wenn ich sie damit überzeugen kann. »Also schön.«

      »Gut. Ich heiße mit zweitem Namen Hannah. Ich heiße mit zweitem Namen Helen.« Während sie spricht, konzentriere ich mich auf ihre Aura, die einzigartigen Farbwellen, die sie umgeben und die sich mit ihren Gedanken und Gefühlen wandeln. Als sie Helen sagt, nehme ich silberblaue Wellen wahr, die sich echt anfühlen. Bei Hannah gerät ihre Aura in Aufruhr, Senf- und Grüntöne stören die Einheit. Das ist gelogen.

      »Bei Hannah haben Sie gelogen. Sie heißen Helen mit zweitem Namen.«

      »Die Chancen standen fifty-fifty«, meint einer der Männer, die bislang geschwiegen hatten. »Versuch’s noch mal«, sagt er und nennt mir zehn potenzielle Zweitnamen für sich selbst.

      Ich verdrehe die Augen. »Sie heißen Monteroy mit zweitem Namen. Herzlichen Glückwunsch zu diesem skurrilen Namen. Können wir jetzt zur Sache kommen?« Er nickt.

      »Beeindruckend«, meint Dr. Morgan. »Also schön, nehmen wir an, du wusstest, dass dieser Leutnant lügt. Was ist dann passiert?«

      »Ich bin weggelaufen. Die haben auf mich geschossen

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