Perry Rhodan Neo 239: Merkosh. Rüdiger Schäfer

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Perry Rhodan Neo 239: Merkosh - Rüdiger Schäfer Perry Rhodan Neo

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flankiert, die sich wie Ehrenwachen rechts und links neben ihm aufgestellt hatten. Einen der beiden erkannte Merkosh sofort, den anderen hatte er noch nie zuvor gesehen.

      »Setz dich!« Der Hochlehrer zeigte auf einen schlichten Schemel, der vor dem Tisch stand und sich genauso unbequem anfühlte, wie er aussah. Aus dem neutralen Klang der Stimme ließ sich nicht erkennen, was Merkosh erwartete. »Den weisen Teklash kennst du ja sicher«, fuhr Sinilton fort.

      Gewiss, Merkosh kannte den Mentar seiner Lehranstalt. Teklash hatte ihn vor fünf Jahren begrüßt, als er von der Richtungsschule ins reguläre Ausbildungssystem gewechselt war – zusammen mit einigen Hundert anderen Frischlingen. Seitdem hatte Merkosh den für einen Oproner erstaunlich großen Mann nur noch aus der Ferne gesehen.

      Als Teklash seinen Kopf kaum merklich in Merkoshs Richtung neigte, wäre der beinahe auf die Knie gesunken. Seine Beine fühlten sich plötzlich an, als bestünden sie aus Timasirup.

      »Das hier ist Jolshatur.« Sinilton deutete auf den anderen Besucher. Er trug einen langen Eelat, das traditionelle Gewand der Hochmediker. Die blassgraue Oberfläche des dünnen Gewebes kräuselte sich, als wäre sie lebendig. Dabei glaubte Merkosh ein Flüstern zu hören.

      Die Untersuchung, schoss es durch seine Gedanken. Sie haben etwas gefunden. Wenn der Mentar und ein Hochmediker persönlich erscheinen – und dann auch noch gleichzeitig –, kann das nichts Gutes bedeuten. Ich werde sterben!

      Die jedes Halk fällige Gesundheitsprüfung war zwar bereits einige Zeit her, doch was hieß das schon? Wahrscheinlich war die Krankheit, die sie bei ihm festgestellt hatten, so selten und tödlich, dass sie die Diagnose mehrfach überprüft hatten, um sich sicher zu sein. War er womöglich sogar – mochten die Geister Omnirs ihm gnädig sein – mit Dunkelleben infiziert? Würde man ihn auf eine der Quarantänewelten bringen? Würde er dort über Jahre hinweg jämmerlich vor sich hin vegetieren, während ihn das Quasivirus langsam von innen verzehrte ...?

      Reiß dich zusammen!, rief er sich zur Ordnung. Wenn die Große Geißel dich erwischt hätte, wärst du längst in einem Isolationstank und an Bord eines Transportschiffs auf dem Weg ins Contagiat.

      »Jolshatur ist nicht nur Höchster Elementar der medizinischen Gilde auf Opronos«, riss ihn Sinilton aus der beginnenden Panik, »sondern auch Mentar des Eel-Instituts. Sind dir Funktion und Bedeutung dieser Lehranstalt ein Begriff?«

      Merkosh verschränkte die Hände vor der Brust und signalisierte dadurch, dass er das renommierteste und berühmteste medizinische Ausbildungszentrum des Planeten selbstverständlich kannte.

      »Gut.« Der Hochlehrer fixierte ihn mit verengten Augen.

      Merkosh hätte unter Eid geschworen, dass er Siniltons Blick körperlich spürte. Es fühlte sich an, als vereinten sich zwei Laserstrahlen im exakten Zentrum seiner Stirn und bohrten sich geradewegs in sein Hirn. Nur mit maximaler Anstrengung gelang es ihm, still sitzen zu bleiben und sich nicht die brennende Haut zu reiben.

      »In zwei Tagen wirst du diese Anstalt verlassen und deine Studien auf Trivos fortsetzen«, eröffnete ihm Sinilton. »Deine Evaluierungen haben ergeben, dass du für die Laufbahn als Mediker geeignet bist. Du solltest dich freuen, Schüler Merkosh. Wir öffnen dir eine Tür, die den meisten anderen Opronern deines Alters verschlossen bleibt. Die opronische Gesellschaft hat nicht unerhebliche Mittel in deine bisherige Ausbildung investiert. Du wirst es ihr danken, indem du dich nicht nur anstrengst, sondern über dich hinauswächst. Ich sehe großes Potenzial in dir – und ich würde es dir persönlich übelnehmen, wenn du mich diesbezüglich Lügen strafst.«

      Merkosh saß einfach nur da und starrte die drei Männer vor ihm abwechselnd an. Seine trockene Haut und die pochenden Dohnen waren der Beweis dafür, dass das alles wahrhaftig geschah. Glauben wollte er es dennoch nicht.

      Auf der Insel Trivos, rund fünfhundert Kilometer von der Hauptstadt Ataimaru entfernt, lagen die Eliteschulen. Die Kaderschmieden der Gilden. Dorthin kam man nur, wenn man hochrangige Fürsprecher oder viel Einfluss, sprich Geld besaß. Merkosh hatte beides nicht. Gab es eventuell noch ein drittes Kriterium?

      Ich sehe großes Potenzial in dir. Dieser Satz aus Siniltons Mund war so ungewöhnlich, dass sich Merkosh fragte, ob man den Hochlehrer gegen einen Klon ausgetauscht hatte. Sinilton lobte niemals. Wenn er mit einem Schüler zufrieden war, tadelte er lediglich nicht ganz so unbarmherzig wie sonst.

      »Möchtest du noch etwas sagen?« Diesmal klang der Hochlehrer nicht mehr neutral, sondern ungeduldig.

      Merkosh presste die Fäuste gegeneinander. Er hätte ohnehin kein Wort herausgebracht.

      »Was tust du dann noch hier?«, fragte Sinilton. »Deine nächste Lektion beginnt in zwanzig Minuten.«

      Merkosh sprang so hastig auf, dass der Schemel beinahe umgefallen wäre. Dann drehte er sich auf der Stelle um und verließ die Zelle. Nur mit Mühe widerstand er dem Drang, einfach loszurennen. Erst auf der Gleitrampe in die unteren Stockwerke fiel der Druck von ihm ab, der ihn bis dahin wie ein Panzer aus gegossenem Garotit umschlossen hatte.

      Trivos! Das Eel-Institut! Das alles konnte nur ein Traum sein. Die Lektionen des Nachmittags rauschten wie Regen an ihm vorbei. Er hätte hinterher nicht mehr zu sagen vermocht, welchen Inhalt sie gehabt hatten.

      Der Abschied von seiner bisherigen Lehranstalt fiel ihm nicht schwer – der Abschied von Resotum umso mehr.

      Sein Freund hatte die sensationellen Nachrichten wesentlich gefasster aufgenommen als Merkosh selbst. Resotum war nicht gerade begeistert gewesen. Oproner wie er hatten nicht viele Freunde. Wie Merkosh auch war Resotum Vollwaise. Das war wohl unter anderem der Grund dafür gewesen, dass beide sich von Anfang an gut verstanden hatten. Und natürlich die Tatsache, dass Resotum ebenso wie Merkosh von Breknesh und seiner Horde drangsaliert wurde.

      Während Merkosh die wenigen persönlichen Dinge zusammenklaubte, die er besaß, hockte Resotum auf seiner Ruheschale und sah ihm zu.

      »Was hast du?«, fragte Merkosh, als ihm das anhaltende Schweigen zu viel wurde.

      »Nichts«, lautete Resotums knappe Antwort.

      »Das sieht aber nicht nach nichts aus ...« Merkosh deutete erst auf die Brust, dann auf den Kopf seines Freunds. »Dein Herz schlägt sichtlich schneller als sonst. Und die Rinde deines parophalen Kortex ist ganz weiß. Du bist wütend.«

      »Nun mal langsam, Hochmediker Merkosh!«, stieß Resotum gereizt hervor. »Hast du deine Ausbildung am Institut etwa schon abgeschlossen? Nein? Dachte ich mir. Also behalte deine unqualifizierten Diagnosen für dich.«

      »Tut mir leid. Ich wollte dich nicht ...«

      »Ach, halt die Klappe!«, unterbrach ihn Resotum. Er zog die Beine an den Körper und umschlang sie so fest mit seinen langen Armen, dass sich die Hände beinahe im Rücken berührten.

      Merkosh nahm den dünnen Armreif aus einem Fach seiner Ablage und streifte ihn sich über das Handgelenk. Als man ihn vor rund zehn Jahren als in eine Decke gewickeltes Neugeborenes in der Konversionskammer eines Recyclingzentrums gefunden hatte, war der Reif alles gewesen, was er bei sich getragen hatte. Er hatte gewaltiges Glück gehabt. Die Kammer war kurz vor einem Desintegrationszyklus gewesen. Wenige Minuten später hätte sie sich mit nicht mehr verwertbarem Abfall gefüllt, der zerstrahlt und in seine atomaren Bestandteile aufgelöst worden wäre. Der Techniker, dem Merkosh sein Leben verdankte, hatte aus purem Zufall noch einmal die Anzeigen im Steuerraum überprüft und festgestellt, dass eine der Kammern bereits teilbefüllt gewesen war – mit einem wenige

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