Perry Rhodan Neo 240: Das neue Plophos. Oliver Plaschka

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Perry Rhodan Neo 240: Das neue Plophos - Oliver Plaschka Perry Rhodan Neo

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– Arthur?«, hauchte sie schläfrig und nannte ihn bei seinem Decknamen. »Was gibt es?«

      »Ich gehe«, informierte er sie ohne Umschweife. »Ich gehe heim.«

      Sie warf sich eine Decke über die Schultern. »Sind schlechte Zeiten.«

      »Kommst du zurecht?«, fragte er.

      Sie gähnte, konnte kaum die Augen offen halten. Hinter ihr sah er undeutlich hingestreckte Gestalten vor einer Mauer. »Besser als die meisten anderen ...«

      »Willst du nicht ebenfalls gehen?«

      »Gehen?« Sie blinzelte, so langsam, dass er kurz fürchtete, sie würde vor seinen Augen einschlafen. »Wohin denn?«

      »Zurück zur Erde natürlich.«

      »Ich muss doch bleiben ... beobachten ...«

      »Das habe ich auch versucht. Anderthalb Jahre lang. Jetzt ist es vorbei.«

      Sie kommentierte seinen Entschluss nicht. »Auf Wiedersehen, Arthur. Und alles Gute.«

      »Auf Wiedersehen, Vivian.«

      Mit einem Kloß in der Kehle beendete Princess das Gespräch und sah sich ein letztes Mal um. Die kleine Bar an der Wand, das stolze Geweih über dem Sessel. Es waren gute und ereignisreiche Jahre gewesen – die besten seines Lebens wahrscheinlich. Nun war es vorbei. Hondro hatte gewonnen. Princess löschte den privaten Speicher seiner Positronik und packte die verbliebenen Drogen ein.

      Den Männern und Frauen im Vorraum konnte Stewart Princess nicht mehr helfen. Mit offenen Augen und flachem Atem lagen sie unter den Tischen. Schon spürte er, wie die Lethargie auch ihn zu übermannen drohte. Am liebsten hätte er sich zu ihnen gelegt. Er schluckte eine weitere Pille, dann fuhr er mit dem Fahrstuhl nach unten.

      Durch die Lobby schritt er hinaus auf die dunkle Straße. Überall lagen die Menschen hilflos umher wie Fische, die nach Luft schnappten. Einige fanden noch die Kraft, zu kriechen, schwach auf Nahrungs- und Getränkespender einzuschlagen, um gierig die karge Ausbeute zu verzehren. Sie wirkten wie die letzten Überlebenden einer Katastrophe. Plophoser, Terraner – niemand war gegen die unheimliche Schlafseuche immun.

      Princess tauchte tiefer in die nächtliche Stadt ein.

      Die Hauptverkehrswege waren nach wie vor gelähmt. Privatfahrzeuge, Busse, Einsatzwagen türmten sich wie schimmernde Korallenriffe im flackernden Licht der Neonreklame. Princess sah zu den hohen Türmen von New Taylor auf, zwischen denen Robotgleiter wie ferne, glitzernde Mantas kreisten. Es kam ihm vor, als stünde er auf dem Boden einer überfluteten Stadt. Die ersten Strahlen der Dämmerung schoben sich über den Rand der Welt, doch das düstere Farbenspiel hatte kaum die Kraft, ihn zu erreichen.

      Wehmut erfasste ihn bei dem Anblick. Er hatte um diese Straßen gekämpft. Nun hatte die Flut sie ihm entrissen. Er musste fliehen, sonst würden die Wogen der Lethargie auch ihn erdrücken.

      Diesmal konnte er sich kein Robottaxi rufen – er durfte keine Spuren hinterlassen, durfte Vivian nicht gefährden. Iratio Hondro sollte nie erfahren, wer ihm entkommen war und wie.

      Sein Komgerät schützend an sich gedrückt, verbarg sich Princess in einem Hauseingang, um zu warten. Die Müdigkeit war so stark, dass sie ihm Schmerzen bereitete. Oder vielleicht waren es die Aradrogen, deren Nebenwirkungen überhandnahmen? Dann kam endlich der kodierte Ruf des Dolphins, der ihm Koordinaten nannte: außerhalb des Schutzzauns, etwa eine Stunde zu Fuß, auf der dem Raumhafen abgewandten Seite der Stadt. Das war gut. Niemand würde das kleine Raumschiff mit seinen zahlreichen Tarnsystemen dort entdecken.

      Mit zitternden Fingern sandte er Freya Nikulina die Koordinaten. Er hoffte, dass er sie nicht in eine Falle lockte. Aber auf die Dolphins war Verlass. Die Erde ließ sie nicht im Stich ...

      Er verdrängte seine Sorgen und machte sich auf den Weg. Nach langer Irrfahrt würde er endlich nach Hause zurückkehren. Zur Erde. Nach England ...

      Je weiter er taumelte, desto apokalyptischer wurde das Bild ringsum. Überall die reglosen Körper. Fliegen krabbelten ihnen über Haare und Augen, doch es fehlte der Willen, die Kraft, sie zu vertreiben. In den Straßen abseits der Bürogebäude, der Einkaufshallen und Spielcasinos hatte sich schon früher oft der Müll gestapelt. Nun kam es Princess wie eine Deponie vor – eine Gefangenkolonie, die man ihrem Schicksal überlassen hatte. Die Wahrheit war, er hatte Plophos nie geliebt. Er hatte sich eine Weile dafür verantwortlich gefühlt und auf dieser Welt eine Chance für sich gesehen. Aber sein Herz hatte immer der Heimat gehört.

      Was für eine Odyssee!, dachte er.

      Die Drogen vernebelten ihm die Sinne. Jeder Schritt fiel ihm schwer, fühlte sich an wie ein Waten unter Wasser. Betäubt wankte Princess durch seine sterbende Stadt, folgte dem verheißungsvollen, fernen Leuchtfeuer vor ihren Toren. Fast meinte er es zu hören: ein Sirenengesang über den Tiefen. Was würde ihn am Ende seiner Reise erwarten? Tatsächlich die Rettung? Ein Delfin, der ihn dem Meer entwand und nach Hause brachte?

      Die Sonnen gingen auf, gespenstische Anglerfische seiner überfluteten Welt. Er passierte den Schutzzaun an einem verlassenen Kontrollpunkt und schlug sich in die Wälder, die fast direkt vor den Toren der Stadt begannen. Die rötlichen, an das Spektrum Eugauls angepassten Nadelhölzer machten ihm schmerzlich die Fremdartigkeit der Kolonie bewusst. Zu lange hatte er sich etwas vorgemacht. Er gehört nicht hierher ...

      Er überprüfte die Koordinaten und schritt schneller voran. Hinter einer Senke, einem weiteren Hügel, einem Hain blutdunkler Bäume, glaubte er, das schwache Blinken von Positionslichtern auszumachen, das leise Surren von Maschinen.

      Es war so weit. Der Augenblick, den er vor sich hergeschoben hatte, war da.

      Er war lange genug unterwegs gewesen – Odysseus kehrte nach Hause zurück.

      Da nahm er mit benebelten Sinnen auf einmal eine Bewegung zwischen den schattenroten Ästen wahr, die ihm die Sicht auf den Dolphin verdeckten, und eine Frau trat auf ihn zu.

      Es war Freya Nikulina – und ihr Haar strahlte im Glanz der hellen Lichter, die ihn nach Hause riefen.

      Sie ist schon hier?, wunderte sich sein müder Geist, und seine tauben Lippen stellten eine stumme Frage.

      Da teilten sich die Zweige abermals, und Princess verstand. Verstand, was für eine Rolle er in diesem Drama gespielt hatte und welches Schicksal ihm beschieden war. Die Heimkehr des Odysseus: er, der müde Weltmeerfahrer, und sie, Penelope, seine untreue Frau, die ihn verraten hatte. Wer war der falsche Freier, der seinen Platz an ihrer Seite begehrte?

      Ein stolzes Gesicht mit alten Narben in der Wange sah ihn an. Schwarzes Haar, ein strenger Bart und schwarze Augen in einer Wolke von Rauch. Ein Dämon, eben erst der Unterwelt entstiegen.

      »Da sind Sie ja«, sagte Iratio Hondro. »Es ist an der Zeit.«

      Stewart Princess wehrte sich nicht, als die dunkle Hand nach seinem Verstand griff. Er war einfach zu müde.

      1.

      Government Garden

      Die Sonne brannte auf Government Garden herab. Das Regierungsviertel von Terrania zeichnete sich durch eine enorme Vielfalt an grünen Oasen und bunten Blumenwiesen aus, zwischen denen sich die imposante Union Hall und mehrere Verwaltungsgebäude erhoben.

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