Perry Rhodan Neo 240: Das neue Plophos. Oliver Plaschka

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Perry Rhodan Neo 240: Das neue Plophos - Oliver Plaschka Perry Rhodan Neo

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aber das ... ja, das ...«

      Rhodan konnte gut verstehen, dass seinem Freund die Worte fehlten. Dass die lunare Hyperinpotronik im Geheimen eine neunte Kolonie gegründet, ausgestattet, finanziert und ihre Bewohner genetisch an die extremen Umweltbedingungen angepasst hatte ... Man konnte es drehen und wenden, wie man wollte: Selbst wenn man NATHAN die besten Absichten unterstellte, war es ein Skandal unfassbaren Ausmaßes, politisch, ethisch und wirtschaftlich.

      Schon am Beispiel Cyboras hatte sich gezeigt, dass NATHAN lieber hinterher um Entschuldigung bat, als vorher um Erlaubnis zu fragen. Aber Oxtorne erweckte den Eindruck, als wäre die Union nur ein Witz für ihn. Das Medienecho war noch immer gewaltig. Wieder einmal fühlte es sich an, als hätte die Menschheit die Kontrolle über ihre eigene Zukunft verloren.

      »Wäre es nicht NATHAN, würde ich ja sagen, lass uns mit ihm reden«, kommentierte Rhodan.

      »Wäre es nicht NATHAN, würde ich ja sagen, ein Nachthimmel ohne Mond wäre vielleicht das geringere Übel«, erwiderte Bull.

      »Bitte sag mir Bescheid, bevor du die Flotte schickst.«

      Bull lachte. »Keine Sorge, noch reden wir. Das heißt, Michelsen und ihre Leute reden. NATHAN schickt eigentlich nur noch Goslin vor. Ich glaube, weil er weiß, wie sehr das Michelsen ärgert.«

      Rhodan konnte es der Administratorin nicht verübeln. Er erinnerte sich noch gut an Jeremiah Goslin, den als »Totengräber« bekannten Staranwalt mit seiner Melone, der schon mehrfach als NATHANS – und Rhodans – Verteidiger aufgetreten war. Vielleicht waren es Typen wie Goslin oder Leibnitz, NATHANS Liebe zum Skurrilen, die Rhodan seinen Glauben an die guten Absichten der Hyperinpotronik noch nicht ganz verlieren ließ.

      Rhodans Blick wanderte über die Nachbartische. Regierungsmitarbeiter in der Mittagspause, Besucher mit ihren Familien, Diplomaten aus anderen Sternsystemen. Er erkannte Koordinator Baatar und seine Lebensgefährtin, beide – der blauhäutige Ferrone wie die erdgeborene Frau – in traditioneller mongolischer Seidentracht. Es war ein Bild des Friedens und gleichzeitig eine Erinnerung daran, wie viel sie zu verlieren hatten.

      »Wir müssen noch über etwas anderes reden«, sagte Rhodan ernst. »NATHAN hat sich mit den Kolonien nicht bloß eine Spielwiese gebaut. Er verfolgt noch weitere Ziele mit den neun Welten.«

      »Warum weiß ich, dass mir nicht gefallen wird, was du gleich sagst?«, beschwerte sich Bull.

      Rhodan legte sein kleines Privatsphäregerät auf den Tisch und aktivierte ein Dämpfungsfeld, das es einem etwaigen Zuhörer unmöglich machen würde, sie abzuhören. Er bedauerte, dass dies selbst in Government Garden notwendig war.

      »Nathalie hat mich gewarnt, dass es noch ein anderes, größeres Nonagon gibt. So groß wie ... Planeten. Errichtet von den Loowern. Ähnlich wie später die Memeter ihre Sonnentransmitter erbauten ...«

      Bull stöhnte. »Du meinst ...«

      »Es scheint, dass NATHAN die von New Frontiers besiedelten Welten absichtlich aussuchte, weil sie Teil dieses riesigen Nonagons sind.«

      »Dieser Bastard!«, murmelte Bull, und es klang fast wie ein Kompliment. »Sind diese Anlagen identisch mit den Planetenmaschinen? Wie der Installation auf Siga?«

      Sie wussten – ebenfalls von Nathalie –, dass die mythischen Vorläufer mit ihren sogenannten Fovea- oder Grubenwelten die Voraussetzungen zum Bau der memetischen Sonnentransmitter geschaffen hatten. Diese Transmitter wiederum hatten die Menschen – und NATHAN – in jene Systeme gelockt, um dort ihre Kolonien zu errichten. So hatte jede Zivilisation die Geheimnisse der vorherigen geerbt.

      »Es muss so sein«, bestätigte Rhodan. »Nur das Wie und Warum ist mir noch nicht bis ins Letzte klar. Die Vorläufer schufen die Foveawelten, um die Galaxis von Kreell aus dem Creaversum zu reinigen. Zu diesem Zweck finden sich auf jenen Welten Planetenmaschinen – wobei wir im weiteren Sinne des Wortes wohl annehmen müssen, dass eigentlich die ganzen Planeten Maschinen sind. Die Loower, die als Nächste kamen, widmeten diese Welten um – ihnen ging es offenbar nicht um Kreell, sondern um das Dunkelleben.«

      Abermals ließ Rhodan den Blick über die Tische und die nichts ahnenden Gäste schweifen. Ein Schauder lief ihm den Rücken hinab. Die Szenerie, die ihm zuvor so friedlich vorgekommen war, wirkte nun wie eine Illusion, eine verletzliche Seifenblase.

      »Wer weiß noch davon?«, fragte Bull.

      »Nur, wer unbedingt davon wissen muss. Thora. Nike Quinto.«

      Bull nickte. »Das ist gut. Kannst du dir vorstellen, was los wäre, wenn die Kolonien erführen, auf was sie da in Wahrheit sitzen?«

      »Vielleicht wird sich das nicht mehr lange verheimlichen lassen.«

      Bull trommelte ungeduldig auf den Tisch. »Ehe das passiert, müssen wir die Lage in den Griff kriegen. Du weißt, dass ausgerechnet in der Lokalen Blase – also dem Umfeld dieser Anlagen, Maschinen, was auch immer – noch Dunkelleben existiert? Was immer du und Nathalie da im galaktischen Zentrum getan habt: Überall ist es besiegt, nur bei uns nicht.«

      »Ist das dein Ernst?«, fragte Rhodan. »Nein, das wusste ich nicht.«

      »Tut mir leid, Perry.« Bull machte ein betrübtes Gesicht. »Aber Quinto hat Hinweise aus sämtlichen Ecken der Kolonien zusammengetragen. Er hat seine Augen und Ohren überall: auf Siga, auf Plophos, im Geminga-Kartell ... sogar auf die verlorenen chinesischen Kolonien hat er ein Team geschickt.«

      Rhodan nickte verstimmt. Aber so kannte er den Vorgesetzten seiner Söhne: Der Leiter der Abteilung III war zuverlässig und gewissenhaft. Wenn Quintos Informationen darauf hinwiesen, dass die Gefahr noch nicht gebannt war, musste ihm Rhodan das wohl leider glauben.

      »Und die Lage auf Plophos ist wirklich schlimm«, fügte Bull hinzu. »Dort scheint sich eine Art von Krankheit auszubreiten. Und Hondro ist vermutlich abgetaucht.«

      Rhodan ballte die Hände. »Wir müssen Iratio Hondro das Handwerk legen! Nathalie hat prophezeit, dass er versuchen würde, mittels des Nonagons das Blatt noch einmal zugunsten von Tihit zu wenden. Wahrscheinlich ist das, was wir gerade sehen, nur der Anfang.«

      »Das heißt, wir stehen wieder genau da, wo wir vor anderthalb Jahren schon standen«, resümierte Bull. »Hab ich schon erwähnt, wie sehr mir Hondro auf die Nerven geht? Wir haben einen geisteskranken Diktator direkt vor unserer Haustür, und er tanzt uns auf der Nase rum. Es fehlt nicht mehr viel, und ich schicke die Flotte. Es ist mein Ernst, Perry.«

      Ceterum censeo, dachte Rhodan. Es war nicht das erste Mal, dass Bull ein härteres Durchgreifen forderte. Waren sie an diesem Punkt der Geschichte angelangt? War Iratio Hondros Plophos ihr Karthago, das zerstört werden musste? »Tu das nicht«, bat er.

      »Dann wirst du mich überzeugen müssen«, forderte Bull ihn heraus. »Denn befehlen kannst du es mir nicht.«

      Rhodan sah seinem Freund in die Augen, versuchte zu ergründen, wie ernst er es meinte. Bull musste wissen, wie gefährlich eine militärische Intervention war – insbesondere wenn Hondro noch über die Kräfte verfügte, die ihm das Dunkelleben verliehen hatte. Der Obmann konnte der Besatzung ganzer Schiffe seinen Willen aufzwingen, noch ehe sie den Orbit von Plophos erreichten. Er konnte ein furchtbares Massaker anrichten.

      Gleichzeitig wusste Rhodan, dass die Zeit drängte. Wenn Nathalie recht behielt – und daran zweifelte er keine Sekunde –, mochte Hondro mit seinem Handeln die gesamte Milchstraße gefährden.

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