Der letzte Admiral 3: Dreigestirn. Dirk van den Boom
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Читать онлайн книгу Der letzte Admiral 3: Dreigestirn - Dirk van den Boom страница 3
Dann löste es sich vom Boden. Erdreich wurde aufgewirbelt, eine tiefe Wunde in die Kruste geschlagen und Brocken des Bodens purzelten in den tiefen Krater, den der emporsteigende Hivestock hinterließ. Aus dem Heck des Ungetüms schlugen helle Flammen. Ryk beobachtete zum ersten Mal einen aktiven, mobilen Hivestock und der Anblick war geeignet, ihm den Atem zu verschlagen. Nicht mühelos, aber mit großer und beständiger Kraftentfaltung überwand das Monstrum die an ihm zerrende Schwerkraft und stieg durch die Atmosphäre empor, einen hellen Schein um sich herum ausbreitend.
Dann brach das Raumschiff – und um nichts anderes handelte es sich jetzt – durch die obersten Schichten der Lufthülle. Wie von einem unsichtbaren Band befreit beschleunigte der Hive mit immer höheren Werten und schoss förmlich an der beobachtenden Sonde vorbei, die ihre Kameras und Sensoren nachsteuerte, um den Anblick nicht aus dem Fokus zu verlieren.
»Kursberechnung!«, verlangte die ewig pragmatische Sia, während Ryk noch vollauf damit beschäftigt war, mit offenem Mund zu starren und nicht zu wissen, was das alles zu bedeuten hatte.
Die geforderte Berechnung wurde projiziert. Natürlich konnte der Hivestock jederzeit seinen Kurs ändern, aber es sah nicht danach aus, als habe er die Absicht.
»Er hält auf uns zu«, sagte Uruhard mit belegter Stimme.
»Wir sind die Ursache dieses Starts?«, fragte Ryk. Er konnte es nicht glauben. Das kleine Schiff, die paar Leute – deswegen löste man keinen seit ewigen Zeiten tief in der Kruste des Planeten verwurzelten Hivestock von der Oberfläche!
»Das ist doch, wie mit Kanonen auf Spatzen schießen!«, bemühte Uruhard ein antikes Sprichwort.
»Das wäre es«, meinte Sia nachdenklich, »wenn man etwas anderes hätte als Kanonen. Aber ich habe noch nie von kleinen Hiveraumschiffen oder -beibooten gehört, von Drachen fürs Weltall. Oder geben die Aufzeichnungen da etwas her?«
»Nein«, gab Uruhard etwas verblüfft zu. »Nein, absolut nichts. Verdammt. Das stimmt. Kanonen auf Spatzen. Und selbst wenn, dann starten die wahrscheinlich von einer Basis. Wer Weltraumdrachen möchte, braucht einen Drachenträger.«
»Da unten gibt es Tausende von Hivestöcken. Für unseren Feind ist der Start eines einzelnen vielleicht nicht halb so beeindruckend wie für uns«, ergänzte Ryk, der so langsam wieder in der Lage zu sein schien, einen klaren Gedanken zu fassen. »Wenn man so viele Kanonen hat …«
»Was machen wir? Ausweichkurs? Oder umdrehen und fliehen?« Sia kam sofort wieder zum Punkt.
»Zu langsam.«
Alle drehten sich zu Momo, der nach diesen beiden Worten auch schon wieder zufrieden damit war, einen Beitrag zur Diskussion geleistet zu haben. Doch der Defo hatte mehr Aufmerksamkeit gezeigt als sie alle, wie Sia sofort bestätigte.
»Momo hat recht«, sagte sie. »Das sind wahnsinnige Beschleunigungswerte. Selbst wenn wir jetzt voll aufdrehen, können wir trotzdem nicht mehr entkommen. Eine lange Jagd, aber keine erfolgreiche Flucht.«
»Ein Sprung«, schlug Ryk vor. »Wir springen weg und kommen später wieder. Vielleicht beruhigt sich die Lage ja dann.«
»Wir sind bereits zu nah an Massekörpern«, erklärte die Automatik. »Wir müssen eine größere Entfernung von Planeten, möglichst senkrecht zur Ekliptik, erreichen, um den Sprungantrieb auslösen zu können.«
»Die Sporenschiffe des Hives kümmert das nicht«, wandte Uruhard ein.
»Deren Mannschaft ist auch nicht so empfindlich«, erwiderte die Automatik, und für einen winzigen Moment hörte es sich so an, als sei sie schnippisch.
»Gut, in jedem Falle ein Ausweichmanöver und volle Kraft!«, befahl Ryk nun. Es gab keinen Widerspruch, die Marcus Aurelius erzitterte merklich und den Schirmen war zu entnehmen, dass die Kurskorrektur vorgenommen und die Maschinen hochgefahren wurden. Die Beschleunigungswerte des Hivestocks waren immer noch überirdisch, im wahrsten Sinne des Wortes, und sie alle mussten nun die größten Befürchtungen haben, dass …
»Oh!«, machte Sia. Uruhard stieß einen unartikulierten Laut aus. Momo stöhnte leise. Ryk war der Einzige, der schwieg, da er seinen Mund offen stehen hatte und ihm die Kraft fehlte, ihn zu schließen.
Die drei Pyramiden, eben noch still, schwarz und inaktiv, materialisierten genau in der Flugbahn des Hives. Es hatte keinerlei Vorwarnungen gegeben, keinen Start, kein Aufwärmen, keine Beschleunigung, nur ein einziger, schneller Sprung, ein Satz durch Raum und Zeit. Ein Zwinkern der Fortbewegung. Ryk fielen gar nicht genug Worte ein, um diesen beeindruckenden Vorgang angemessen zu beschreiben.
Und dann wurde alles gleich noch viel beeindruckender.
Ein fahlblaues Licht wurde von den Spitzen der Pyramiden ausgestrahlt, ein gleichzeitig intensiver wie doch schwacher Schein, ein seltsamer Widerspruch, der Ryks Sehzentrum in eine gewisse Verwirrung stürzte. Das Licht, eine helle Aureole um die Spitze, waberte auf, und schwebte dann, wie ein höchst betagter Kugelblitz, der nicht mehr so gut zu Fuß war, auf den heranrasenden Hivestock zu.
Und der versuchte auszuweichen.
»Masseträgheit«, sagte Sia. »Das wird nichts.« Sie klang sehr zufrieden.
Ryk wusste nicht genau, was sie meinte, aber er wusste, wie es war, auf einen Triebwurm zu springen und von der Wucht des eigenen Absprungs weitergetragen zu werden, als sei man ein Passagier seines eigenen Körpers. Er war sich nicht darüber im Klaren, ob das der gleiche Effekt war, aber er würde Sia gewiss irgendwann danach fragen. Tatsache war, dass der Hivestock es nicht schaffte, den drei Kugelblitzen zu entkommen, die zielsicher auf das rasende Ungetüm zustrebten und die Haken ignorierten, die dieser zu schlagen versuchte.
»Jetzt!«, rief Sia und es klang sehr erwartungsvoll.
Ryk teilte ihre Begeisterung. Der Hivestock wurde frontal getroffen, das blaue Licht knisterte blitzend über seine Hülle und schien erst einmal in ihn einzudringen, ohne erkennbaren Schaden anzurichten. Doch dann rissen Teile der Außenhaut auf, wie große Krusten über heilenden Wunden.
»Er löst sich auf!«, sagte Uruhard fast andächtig. »Er hat jeden Zusammenhalt verloren, jede Statik, jede Festigkeit. Schaut euch das an!«
Das taten sie alle, wollten keinen Moment dieses wunderbaren Schauspiels verpassen.
Der Hivestock wehrte sich nicht, wie sollte er das auch? Er schoss nicht, welche Waffen ihm auch immer zur Verfügung stehen mochten. Seine Triebwerke erloschen, er glitt weiter in die zuletzt eingeschlagene Richtung. Es war, als hätte er aufgegeben. Er hatte wohl auch gar keine andere Wahl.
Es gab keine weiteren Kugelblitze, das war auch nicht nötig.
Der Hivestock zerbröselte vor ihren Augen, löste sich in klobige Bestandteile auf, in Brocken, die sich voneinander entfernten und auseinanderstrebten und wiederum in weitere Teile zerfielen, ein steter Zersetzungsprozess. Die Sonde hatte sich dem Schauspiel genähert und die hochauflösenden Sensoren