Der letzte Admiral 3: Dreigestirn. Dirk van den Boom

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Der letzte Admiral 3: Dreigestirn - Dirk van den Boom Der letzte Admiral

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etwas aß oder trank, war dies Orientierung genug für ihn.

      Die Maschine bewegte sich nicht, dafür kam eine zweite, flacher, wie ein fahrender Tisch. Er rollte geschmeidig auf die nunmehr sitzende Gruppe zu. Selbst Momo hatte sich mit Aufwand niedergelassen. Er war von allen derjenige, der derzeit den am wenigsten entspannten Eindruck machte, was gewiss auch auf seine ungemütliche Sitzhaltung zurückzuführen war.

      Es gab Fruchtsaftersatz und quadratisch aussehende Küchlein, die sich als eher harte Kekse herausstellten. Beides war sehr süß, ungewohnt für Ryk, aber aus Höflichkeit – Höflichkeit? – aß er etwas und trank. Würde er mehr davon zu sich nehmen, dessen war er sich sicher, wären Bauchschmerzen die Folge. Allein Momo stopfte eine Handvoll in sich hinein und schien unbeeindruckt von möglichen Konsequenzen zu sein.

      Der Scherenbeinroboter schien mit ihrem Verhalten zufrieden zu sein. »Nahrung wurde aufgenommen. Sitzpositionen wurden eingenommen. Sprachsequenz wird hochgeladen. Kommunikationsverhalten wird angepasst. Bitte um Verständnis. Es ist viel Zeit vergangen. Einen Moment.«

      Die so furchterregend aussehende Maschine bat um Verständnis. Das war ein starker Kontrapunkt zu ihrem Schreck einflößenden Design. Ryk ermahnte sich, Ruhe zu bewahren. Kohlenhydrate waren natürlich hilfreich, aber die ganze Umgebung in ihrer Kälte und Schlichtheit sorgte nicht dafür, dass man sich leicht entspannte.

      »So ist es besser!«, sagte der Roboter, plötzlich ganz anders artikulierend, als würde irgendwo eine andere Person vor dem Mikrofon sitzen.

      Die Maschine bewegte sich und machte bewusst einen Schritt zurück. Vielleicht verstand sie jetzt, dass ihre bloße Anwesenheit etwas einschüchternd wirken konnte.

      »Ich habe jetzt aktualisierte und angepasste Gesprächsmöglichkeiten zur Verfügung. Ich begrüße Sie alle an Bord des Dreigestirns, der Forschungseinrichtung der Terranischen Union im Deneb-Sektor. Die biologische Besatzung ist verstorben oder hat die Station vor langer Zeit verlassen. Sie sind die ersten biologischen Besucher seit sehr langer Zeit. Ich bin nicht in der Lage, Freude zu empfinden, aber mein Kommunikationsprotokoll erwartet, dass ich diese simuliere, um kulturell angepasstes Gesprächsverhalten zu projizieren.« Die Maschine hielt inne, als müsse sie überlegen. »Oh, das hätte ich nicht sagen sollen. Es ist wirklich viel Zeit vergangen. Bitte, seien Sie nicht beunruhigt. Weitere Fructose?«

      »Nein, danke.«

      Sagte man zu einer Maschine Danke? Es erschien Sia wohl angemessen. Wenn es jemand wusste, dann sie.

      »Ihr Besuch ist unangekündigt und damit unerwartet. Die potenzielle Möglichkeit wurde mit einer geringen Wahrscheinlichkeit angesetzt. Dennoch ist diese Entwicklung zufriedenstellend.«

      Ryk versuchte zu verstehen, was die Maschine damit meinte. Möglicherweise hatte sie ihnen gerade erneut auf ihre Weise gesagt, dass sie sich über den Besuch freute.

      Hoffentlich.

      »Wir sind unerwartet hier, aber nicht zufällig«, ergriff nun Uruhard das Wort. »Wir suchen Admiral Rothbard. Dies ist doch seine Forschungsstation, richtig?«

      Die Maschine erwiderte nichts. Überrascht sein konnte sie doch eigentlich nicht. Und überlegen musste man doch mit einem so hochgezüchteten elektronischen Gehirn auch nicht lange. Versuchte sie gerade, menschliche Verhaltensweisen zu kopieren? Ryk hielt das nicht für unmöglich. Ihre Artikulationsfähigkeit jedenfalls hatte sich bereits verbessert. Sie war lernfähig.

      »Admiral Rothbard. Er ist schon lange tot.«

      Die Gruppe sah sich betreten und vielleicht eine Spur enttäuscht an. So richtig hatte möglicherweise keiner von ihnen mehr damit gerechnet, dass der Admiral als Person noch aktiv war oder wieder werden konnte. Aber hier ging es ja nicht zuletzt um sein Vermächtnis.

      »Wir dachten, er sei in einer Art Stasis, vielleicht tiefgefroren«, versuchte Uruhard es trotzdem, dem Prinzip Hoffnung folgend.

      »Sie reden von Kryostase?«

      Keiner kannte das Wort, nicht einmal Sia, die doch sonst jeden technischen Begriff entschlüsseln konnte.

      »Das kann sein«, erwiderte Uruhard. »Die Legende sagt, dass er in einem tiefen Schlummer darauf wartet, dass die Forschungseinrichtung ein Mittel gegen den Hive entwickelt, um dann zu erwachen und die Union zu retten – oder vielmehr das, was von ihr übrig geblieben ist.«

      »Diese Station ist in der Tat damit befasst, eine Lösung für die Hiveproblematik zu finden. Ich benötige zusätzliche Informationen über den Status der Hiveinfektion auf anderen von Menschen besiedelten Welten. Verfügen Sie über solche Kenntnisse?«

      »Wir wissen nur von zwei Systemen, darunter die Erde«, sagte Sia.

      »Das sind wichtige und willkommene Ergänzungen meiner Datenbank. Ihr Besuch wurde soeben von unerwartet zu nutzbringend aufgewertet. Ich werde nun Quartiere für Ihren Aufenthalt zur Verfügung stellen. Sie werden angenehm temperiert sein, geeignetes Mobiliar enthalten sowie Installationen zur Aufnahme weiterer Nahrungselemente und zur Ausscheidung der unverarbeiteten Reste. Ich gehe recht in der Annahme, dass sich die Funktionsprinzipien menschlicher Körper seit dem Ende der Union nicht grundsätzlich geändert haben?«

      »Das ist … zutreffend«, sagte Uruhard, mit einem vorsichtigen Unterton und einem Seitenblick auf Sia, die über Funktionsprinzipien verfügte, die zumindest außergewöhnlich waren.

      »Bitte folgen Sie mir.«

      Ohne darauf zu warten, ob sie dies tatsächlich taten, setzte sich die Maschine in Bewegung. Der Übergang von völliger Starre in spontane Aktion kam überraschend und erschreckte Ryk. Das tappende Geräusch der vier Scherenbeine, die sich in einem perfekten Rhythmus bewegten und den eleganten schwarzen Leib in eine Richtung trugen, hatte wieder etwas Unheimliches, ja Bedrohliches.

      Sie alle folgten der Maschine, etwas ratlos, aber ohne eine Alternative zu wissen. Ryk empfand einmal mehr das Gefühl des Ausgeliefertseins und fragte sich, ob er jemals in seinem Leben ein Stadium erreichen würde, in dem er sich zumindest der Illusion hingeben konnte, Herr über seine Entscheidungen zu sein – und sei es nur darüber, wohin er wann ging und wem er dabei zu folgen bereit war.

      So richtig glaubte er nicht daran.

      Das war schon traurig.

      Sie fanden sich in einem Quartier aus mehreren miteinander verbundenen Räumlichkeiten wieder, schmucklos, aber mit Mobiliar, das ihren Erwartungen entsprach, wenn man einmal von Momo absah, der vor allem die Sitzgelegenheiten mit einem abfälligen Grunzen beäugte. Die Maschine wies auf ein Bedienpanel an der Wand und Ryk stellte fest, dass sich die Elemente kaum von denen der Korvette unterschieden, mit der sie hierhergeflogen waren. Dies war ohne Zweifel eine Anlage der Union und beruhte auf den gleichen Prinzipien, damit waren sie irgendwie zu Hause.

      Es fühlte sich aber nicht so an.

      Der Roboter klackerte auf seinen Scherenbeinen davon. Zum Abschied erklärte er, seinen Gästen eine »angemessene Zeitspanne zur mentalen und körperlichen Akklimatisierung« zu lassen, mit der Ankündigung, in sechs Standardstunden wieder nach ihnen zu sehen und »Weiteres zu veranlassen«, ohne diese Worte mit einer spezifischen Absicht zu verbinden.

      Ryk setzte sich. Mentale Akklimatisierung. So ganz genau verstand er das Wort nicht, aber er fühlte sich ein wenig erschöpft. Er musste diese Eindrücke verarbeiten und etwas gegen die unwillkürliche Scheu tun, die er beim Gedanken an den Scherenroboter empfand.

      »Wir

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