Perry Rhodan Neo Paket 24. Perry Rhodan

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Perry Rhodan Neo Paket 24 - Perry Rhodan Perry Rhodan Neo

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die Behandlung hat in mir etwas ausgelöst, dachte sie. Auch wenn die Stimmen von Sue und Sid schwiegen – Sud war unsicher, ob es wirklich vorbei war. Ihr schien, als wären Sue und Sid die Rahmenbalken einer Tür, die sich einen Spaltbreit geöffnet hatte. Dahinter lag etwas ganz anderes. Etwas, das zu ihr vordringen wollte. Noch gelang es dem Etwas nicht, diese Tür aufzustoßen, weil es zu schwach war. Doch es war da und wartete darauf, stärker zu werden.

      »Großartig«, stöhnte sie, während Merkosh sich mit ausdrucksloser Miene das Messgerät schnappte und es an seiner Brust rieb. Sud nahm es ihm ab, ehe die teils starken pH-Werte seiner Haut es beschädigten. »Als ob wir nicht schon genug Probleme hätten.«

      Erschrocken biss sie sich auf die Lippen. Auch wenn das die Krankenstation und ein Isolationsbereich war – sie durfte sich nicht gehen lassen. Sie musste jederzeit mit Überwachung und Kontrollen rechnen.

      Es fiel schwer, still zu bleiben. Sie hatte Angst. Noch immer war da ein Gefühl von Kälte im Schläfenbereich. Auch wenn sich der Raureif zurückgebildet hatte und die Reste der Eisblumen nach und nach verblassten, war das ein Grund zur Sorge. Eiskaltes Metall im Kopf zu haben, konnte zu Erfrierungen führen. Noch fiel es Sud leicht, den Effekt mithilfe ihrer Heilgabe abzumildern, doch ihre Kräfte standen nicht unbegrenzt zur Verfügung, und sie hatte bereits erhebliche Mengen Psi-Energie eingesetzt, um Merkosh zu helfen und sich selbst zu stabilisieren.

      »Sud ...«, flüsterte Merkosh. Er starrte sie aus zwei schwarzen, algenüberzogenen Seen an, die keinen Grund kannten. »Sie ... Sie müssen die Zeichen lesen ...« Unkoordiniert zuckte er mit den Armen, verdrehte die Gelenke, als wolle er einen Knoten hineinmachen.

      Sud trat zu ihm an die weiße Medoliege. Sie musste nicht lange warten, um zu erkennen, worauf Merkosh mit seinen Verrenkungen deuten wollte: In seiner Brust tanzten die schwarzen Flocken. Ähnlich wie die Eiskristalle auf dem Intarsium farnartige Strukturen ausgebildet hatten, wuchsen nun die Partikel aus Dunkelleben zusammen und bildeten etwas Neues. Eine Mischung aus Symbolen und Glyphen entstand. Sie erinnerten Sud an Zeichen, die man den Maya zuschrieb, doch es waren definitiv keine irdischen Chiffren. Sud konnte sie nicht deuten.

      Merkoshs Rüssellippen bewegten sich. Aus ihnen kam ein gepulstes Summen, das sich rhythmisch wiederholte. Sud kam näher, legte ihr Ohr dicht über Merkoshs Mund – nein ... Eigentlich war da kein Laut. Das gepulste Summen kam aus der Luft, aus dem Raum, war überall ringsum und schloss sie ein wie ein Gefängnis.

      Die Laute klangen drängend, wollten eine Botschaft vermitteln, genau wie die Zeichen in Merkoshs Hals- und Brustbereich. Aber was sie hörte und sah, ergab keinen Sinn.

      »Hast du zu lesen verlernt?«, spottete Sid freundlich.

      Sud fuhr zurück, schlug sich die Hände vor die Ohren, doch das Summen blieb! Es musste in ihr sein.

      »Spieglein, Spieglein an der Wand ...«, flüsterte Sue. »Wer ist die schlaueste Ärztin im Land?«

      Wie unter Zwang hob Sud den Kopf, betrachtete das Intarsium im eingeschalteten Spiegelfeld an der Decke. Unter dem Myzel des Halteparasiten löste sich ein winziger Teil des Metalls auf. Ein Tropfen bildete sich, lief – der Schwerkraft zum Trotz! – senkrecht nach oben und verschwand in einer Schnittstelle, die es eigentlich gar nicht geben durfte. Die Schnittstelle schwebte als transparentes Hologramm in der Luft, wirkte wie eine Mischung aus altmodischen USB- und Audioanschlüssen.

      Wieder bildeten sich rätselhafte Symbole in Merkoshs Leib, noch fremder als die, die sich der Oproner üblicherweise auf die Haut zeichnete. Sie schwammen dunklen Fischen gleich durch Arme und Beine.

      Sud hob ihr Handgelenk, nutzte das Multifunktionsarmband, um eine Aufzeichnung des Geschehens anzufertigen. Im Hintergrund hörte sie den Brummton, der von überall zugleich zu kommen schien.

      Sie atmete durch, ließ die Aufzeichnung zurücklaufen und tippte auf Start: Da war kein Ton. Es gab auch keine in der Luft schwebende Schnittstelle. Und da waren auch keine Signale oder Zeichen in Merkoshs glasartigem Körper, die durch nahezu unsichtbare Arme und Beine huschten. Alles, was Sud erkennen konnte, waren die schwarzen Flocken, die gemächlich vor sich hin wanderten, als hätten sie die Zeit für sich gepachtet.

      »Aufschlussreich«, stellte Sud fest.

      Sie war Ärztin. Sie würde sich nicht von pathologischen Prozessen innerhalb ihres Kopfs zum Narren halten lassen. Jedenfalls nicht, solange sie noch in der Lage war, zu bemerken, dass etwas nicht stimmte. »CP-Sieben!«

      Der schwebende Medoroboter, der zuvor nur dank ihrer Hilfe Merkoshs Kleptomanie entgangen war, flog an ihre Seite. Ein grünes Blinken huschte über den diskusförmigen Körper, das Bereitschaft signalisierte.

      »An die Arbeit!«, befahl Sud. »Wir machen jetzt ein paar Hirnscans!«

      Sich selbst medizinisch zu untersuchen, war immer wieder eine sonderbare Angelegenheit für Sud. Doch wenigstens wusste sie, dass sie gründlich analysiert werden würde und in den besten Händen war.

      Ihr Blick glitt zu Merkosh, der in seinem benebelten Zustand gerade versuchte, an einen Schreibstift heranzukommen, der in einer Tasche von Suds Arztkleidung steckte, um ihn in seiner Haut verschwinden zu lassen.

      »Fesselfelder«, murmelte sie. »Auch wenn es mir nicht leichtfällt.«

      Sie ordnete die vorübergehende Fixierung des Patienten auf der Medoliege an, bis Merkosh wieder in der eigens für ihn gesicherten Isoliereinheit lag, die verhindern sollte, dass er Dinge aus dem Raumschiff stahl. Außer ihr war niemand da, der bei klarem Verstand gewesen wäre, deshalb zog sie es vor, derzeit ganz allein Dienst in der Quarantänezone der Medostation zu tun. Wenigstens war es tröstlich, dass man sich in den anderen Abteilungen auch um die wenigen sonstigen Patienten gut kümmerte. Das unterband der Halteparasit nicht. Und im Notfall blieb ihr Drogan Steflov, der dank einer ganzen Reihe fragwürdiger Präparate dem Pilz Paroli bot, nachdem die parapsychische Behandlung durch Sud ihm den nötigen Freiraum verschafft hatte.

      Sud ging in einen angrenzenden Raum, der bis auf eine Untersuchungsliege leer war. Sie programmierte eine Durchmusterungsreihenfolge, die Klarheit über ihre Hirntätigkeit bringen sollte. Anhand der dreidimensionalen Aufnahmen und Messwerte würde sie erkennen können, ob sie derzeit an visuellen und akustischen Halluzinationen litt.

      »Cool bleiben«, sagte Sid. »Bleib immer cool. Hast du nie auf der Straße gelebt? Wenn sie deine Schwäche riechen, zerreißen sie dich.«

      »Ich bin bei dir«, sagte Sue. »Ich war immer bei dir, weißt du? Ich lasse dich nie allein.«

      Sud ignorierte beide Stimmen. Sie legte sich auf die Pritsche und ließ – vom Medoroboter überwacht – die Messreihe anlaufen.

      Das Intarsium kribbelte unangenehm. Noch immer war es kühl. Kam das Brummen vielleicht von ihm?

      Es dauerte quälend lang, bis die Durchleuchtung abgeschlossen war und Sud wieder aufstehen konnte. Objektiv waren es drei Minuten gewesen – subjektiv drei Stunden! Und noch länger dauerte es, bis sich Sud endlich die Ergebnisse im Holo anschauen durfte.

      Die Scans enthüllten eine ungewöhnliche Aktivität in den Gehirnarealen, die für die optische und akustische Signalverarbeitung zuständig waren. Der Okzipitallappen lief auf Hochtouren. Offenbar reizte das in der Schläfe sitzende Intarsium den Sehnerv und vielleicht sogar die Netzhaut.

      Sud analysierte die Bilder, die zeigten, wie stark das Intarsium mit ihrem Gehirn verwoben war. Das Metallstück verfügte über weiche, wie zarte Wellen geformte Wurzeln, die einem Pilzmyzel gleich in die Tiefen des

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