Kleiner Glaube - großer Gott. Tom Wright

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Glaube ist wie ein Fenster in einem Haus. Es bringt nichts, wenn man ein riesiges Fenster hat, und anderthalb Meter vor dem Fenster ist eine Mauer, die den Blick auf alles andere versperrt. Doch selbst ein kleines Fenster lässt Freude und Schönheit ins Zimmer, wenn es einen Ausblick auf Bäume, Berge oder vielleicht einen See oder auf das Meer gewährt. In diesem Buch geht es also darum, unsere Aufmerksamkeit von „unserem Glauben“ weg auf den Gott zu lenken, den wir in der Bibel erkennen, und unüberbietbar in Jesus selbst. Wenn er derjenige ist, auf den wir schauen, dann werden seine Gegenwart und Kraft sowie die Herausforderung seiner Liebe in unser Leben kommen, wie klein das „Fenster“ unseres Glaubens auch sein mag.

      Wenn ich dieses Buch durchsehe, werden viele schöne Erinnerungen wach: an die Kirchen, in denen einige dieser Kapitel ursprünglich als Predigten gehalten wurden, und an die Freunde, die sie hörten und kommentierten. Ich danke Gott besonders für die Hilfe und Unterstützung der Pfarrer Keith Weston und Mark Everitt, die als Kollegen und Mentoren eine große Quelle der Ermutigung waren. Als ich einen Teil des Materials wieder durchlas, entdeckte ich, dass ich heute einige Dinge anders ausdrücken würde. Ich denke zum Beispiel an die Betonung auf den „Himmel“ als unserem letztendlichen Bestimmungsort. Diese Betonung steht in einem Kontrast zu neueren Werken wie Von Hoffnung überrascht. Dort habe ich argumentiert, dass wir den neuen Himmel und die neue Erde von Offenbarung 21 als unsere letztendliche Hoffnung ansehen sollten, nicht nur den „Himmel“. Daher ist die Auferstehung so wichtig. Doch die Substanz dessen, was ich hier argumentiere, hat meiner Ansicht nach Bestand. Ich würde heute ebenfalls das Bild der Pharisäer ändern, das ich im zehnten Kapitel umrissen habe. Dies ist im Lichte der umfangreichen neueren Forschung zu den jüdischen Bewegungen im ersten Jahrhundert dringend geboten. Dennoch bleibt die heutige Anwendung, um die es mir ging, dieselbe. Ich habe meine Position an dieser Stelle in dem Buch Glaube – und dann? weiter ausgeführt.

      Eigentlich will ich mit diesem Buch aber sagen: Das ernsthafte Studium der Bibel ist viel zu wichtig, als dass man es im Arbeitszimmer eines Gelehrten einschließt. Es muss hinaus ins normale Leben der Kirche und ins normale Leben der Christen. Ich hoffe und bete, dass diese neue Übersetzung dazu beiträgt, dass genau das geschieht. Ich bin sehr dankbar für alle, die an der Übersetzung und Herausgabe beteiligt waren, und sende herzliche Grüße an meine vielen deutschsprachigen Freunde!

       Tom Wright

       St. Andrews, Schottland

       Oktober 2012

Teil I

      1

      In himmlischer Herrlichkeit thronend

      „WENN DAS PASSIERT, WÜRDE ICH gerne Mäuschen spielen.“ So sagen wir, wenn wir uns wünschen, wir könnten bei einem wichtigen Meeting dabei sein oder irgendeiner hochkarätigen Diskussion zuhören. Nun, wir werden dieses Buch damit beginnen, Mäuschen in einer Szene von großer Schönheit zu spielen, in einer Szene, die auch von großer Bedeutung für unser Verständnis von Gott, von der Welt und von uns selbst ist. Wie allen heimlichen Lauschern könnte es auch uns passieren, dass wir die eine oder andere Überraschung erleben.

      Der Schauplatz für unser heimliches Lauschen wird in Offenbarung 4 und 5 entfaltet. Wenn Sie das dortige Bild zunächst verwirrend finden, sind Sie nicht die oder der einzige. All diese Wesen und Kronen und Blitze und Donner – Sie könnten versucht sein, das Ganze als dick aufgetragenen, unverständlichen faulen Zauber abzulehnen. Ich bitte Sie, das nicht zu tun. Die Offenbarung ist kein fauler Zauber: sie wurde in Symbolen verfasst, und sobald man die Symbole versteht, verschwinden die meisten Probleme. Natürlich versteht niemand alle Symbole, jedenfalls nicht vollkommen, doch wir können uns einen recht guten Einblick verschaffen.

      Wir müssen aufhören uns vorzustellen, derartige Sprache beschreibe eine Fotografie des Himmels – als ob so etwas möglich wäre! Die Offenbarung ist eher wie eine Landkarte, und für diese gilt: Sobald wir die auf einer Landkarte verwendeten Symbole verstehen, ist sie für uns sogar zweckdienlicher als eine Luftaufnahme. Wenn wir einen Berg besteigen, erwarten wir ja nicht, dass wir die Höhenlinien tatsächlich sehen, so wie wir sie auf der Landkarte mit dem Finger nachzeichnen. Und wenn wir auf einer Straße fahren und in eine kleinere Seitenstraße einbiegen, dann wird diese Straße höchstwahrscheinlich nicht die Farbe wechseln, wie sie das auf der Landkarte tut. Trotzdem sind Höhenlinien und Straßenfarben nicht nutzlos. Sie versorgen uns mit wichtigen Tatsachen über unser Ziel. Ohne sie wären wir verloren.

      Ohne die Tatsachen, die in Offenbarung 4–5 präsentiert werden, wären wir mit Sicherheit endgültig verloren. Unser Problem besteht darin, dass wir herausfinden müssen, welches jene Tatsachen sind. Wenn die Sprache symbolisch ist, wie die Symbole auf einer Landkarte, dann sollten wir nicht versuchen, uns die Szene wörtlich vorzustellen – der Löwe, der auch ein Lamm ist, mit sieben Hörnern und sieben Augen, strapaziert unsere Vorstellungskraft bis an ihre Grenzen und vielleicht sogar darüber hinaus. Wir müssen ins Innere der Denkweise von Johannes vordringen und verstehen, was er durch diese Symbole sagen wollte. Dann werden wir in der Lage sein, wie er Mäuschen zu spielen und das Unsichtbare zu sehen sowie Dinge zu hören, die unsere Ohren normalerweise nicht hören können.

      Das erste, was wir sehen, liefert den Kontext für alles Folgende. Johannes sagt: Vor mir stand ein Thron, auf dem jemand saß. Jemand. Johannes versucht nicht, Gott, der auf dem Thron sitzt, zu beschreiben, nicht einmal mit Symbolen. Doch die Tatsache, dass er auf dem Thron sitzt, sagt uns die erste wichtige Sache über ihn. Er ist der König. Er ist souverän. Und der Anblick ist nicht nur Ehrfurcht gebietend: es ist ein Anblick voller Schönheit. Der Thron ist umgeben von Juwelen in vielen Farben und von einem Regenbogen umrahmt, den Johannes erwähnt, um uns daran zu erinnern, dass dies derselbe Gott ist, der Noah und Hesekiel offenbart wurde – der Gott, der liebevolle und gütige Verheißungen schenkt und sie einhält.

      Zu dieser Schönheit und Liebe gehören auch große Macht und Majestät. Von Gottes Thron, der von den vierundzwanzig Thronen der Ältesten umgeben ist, gehen Blitze und Donner aus. Mit ein paar kurzen Sätzen weiht Johannes uns in ein Bild von Gott ein, das so groß und furchterregend ist, dass wir gezwungen sind zu fragen: Ist das der Gott, an den wir glauben? Oder ist der Gott der Bibel nicht größer und großartiger als die meisten unserer üblichen Gottesbilder? Dieses Buch handelt vom Glauben, und der Weg zum Glauben führt immer entlang der Straße, die zu einer vergrößerten Sicht von Gott führt, zu einer Sicht, die stetig im Lichte der Bibel geprüft und überarbeitet wird. Wenn das wegfällt, schrumpft der Gott, den wir anbeten, auf einen Götzen zusammen, den unsere eigene Vorstellungskraft gebildet hat. Der Glaube an einen Götzen ist kein Glaube, der des Glaubens wert ist.

      In der Szene, die Johannes beschreibt, beten die Geschöpfe jedoch keinen Götzen an. Wir können das jeweils erkennen. Götzenanbeter mögen um vieles besorgt sein, doch sie denken niemals über Heiligkeit nach. Stattdessen denken sie entweder überhaupt nicht über ethische Standards nach – da ein Götze unpersönlich ist und sich daher von so etwas nicht beunruhigen lässt – oder sie folgen einer leeren Askese. Diese ist die äußere Hülle von Heiligkeit, abzüglich der inneren Freude, die im Herzen des wahren Gottes wohnt. Doch die vier lebendigen Wesen denken an nichts anderes als an Heiligkeit – weil sie an nichts anderes denken als an Gott.

      Wer sind die vier Wesen? In der Symbolik von Johannes repräsentieren sie die Welt der Schöpfung – Natur, Tiere, Pflanzen. Dies ist das Lied, das die Sonne singt, wenn sie aufgeht. Dies ist das Lied, das die Bäume singen, wenn die Blätter ihre Farbe wechseln. Dies ist das Lied, das die Pinguine singen, wenn sie auf dem Eis herumlaufen. Klingt das ein wenig überspannt? Ganz und gar nicht! Gottes Schöpfung, die von ihm in jedem Moment erhalten wird, ist voll von seiner Herrlichkeit, wenn wir nur die Augen hätten, um sie wahrzunehmen.

      Es ist

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