Kleiner Glaube - großer Gott. Tom Wright

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Kleiner Glaube - großer Gott - Tom Wright

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von den vierundzwanzig Ältesten aufgegriffen. Und um wen handelt es sich dabei? Zwölf stehen für die zwölf Stämme des Alten Testaments, und zwölf stehen für die Nachfahren der Apostel, für die Kirche in der neutestamentlichen Ära. Die Kirche ist eine Familie von Priestern, die das Lob der Schöpfung in ihrem eigenen Lob zusammenfasst. Doch das Lob dieser Familie geht über das Lob der Schöpfung hinaus. Die Natur lobt schlicht und einfach Gott; erlöste Menschen wissen, warum Gott gelobt werden sollte. Du bist würdig, singen die Ältesten, Herrlichkeit, Ehre und Macht zu empfangen. Wenn wir dieses Lied widerhallen lassen, ist das ein echtes Lebenszeichen, dass wir Gottes Volk sind.

      Es gibt ein weiteres Lied, das die erlösten Menschen singen, und dieses Lied erscheint in Offenbarung 5. Bisher wurden wir heimliche Zeugen einer großartigen Vision Gottes. Nun hören wir etwas, das näher an uns herankommt und uns persönlich berührt. Die Figur auf dem Thron hält in ihrer rechten Hand eine versiegelte Schriftrolle. Gott präsentiert das Buch, das seinen perfekten Plan für die gerechte und heilige Herrschaft über seine Welt enthält. Er wird nicht direkt beschrieben, und er handelt auch nicht direkt. Es scheint so, als wäre es Gottes Absicht, dass sein Wille nicht durch ihn selbst, sondern durch eine andere Person oder ein Volk ausgeführt werden soll. Und das ist das Problem. Wer ist schon würdig, Gottes Willen auszuführen? Wer kann bei der Herrschaft über die Welt an der rechten Seite Gottes stehen? Für einen Moment sieht es so aus, als werde Gott, der durch sein eigenes Dekret gebunden ist, niemals Wahrheit und Gerechtigkeit rehabilitieren – als werde die Welt sich also als sinn- und nutzlos erweisen. Kein Wunder, dass Johannes in Tränen ausbricht.

      Doch die Antwort auf das Problem liegt nicht fern, und dieser Moment ist in der Tat der Höhepunkt der gesamten bisherigen Ereignisfolge. Es gibt jemanden, der das Buch öffnen kann. Wenn wir schon die Vision Gottes verwirrend, aber Ehrfurcht gebietend empfanden, dann wird dasselbe auch für sein Bild von Jesus Christus gelten. Er ist der Löwe von Juda – der Herrscher aus dem Stamm, den Gott aus seinem erwählten Volk auswählte. Er ist die Wurzel Davids – er gehört zu dem Stamm, aus dem der Mann nach dem Herzen Gottes kam. Und er hat triumphiert. Mit Johannes drehen wir uns in der Erwartung um, eine königliche Figur zu sehen, die bereit ist, alle Feinde Gottes aus dem Weg zu räumen und die Welt mit eisernem Zepter zu regieren. Doch wir sehen – ein Lamm. Schlimmer noch: Ein Lamm, das geschlachtet wurde. Obwohl es geschlachtet wurde, ist dieses Lamm wieder lebendig geworden, und nun wurde ihm alle Macht und Autorität gegeben (die sieben Hörner), sowie die Herrschaft über die Geister, welche die Welt regieren. Warum? Wie kann dieses Bild zumindest anfänglich Sinn ergeben?

      Sehr einfach. Der Löwe von Juda errang den Sieg, indem er das Lamm war, das geopfert wurde: weil die Feinde, die besiegt werden mussten, in der Sünde bestanden (Sünde war der Grund, warum niemand anders würdig war, das Buch zu öffnen) und in dem Tod, der eine Folge der Sünde ist. Und der Löwe besiegte den Tod, indem er als Lamm starb. Er starb, um Sünde wegzunehmen, indem er das volle Gewicht des Bösen auf sich nahm – indem er in der Weigerung starb, sich dem Bösen zu beugen. Er ist würdig – er allein.

      An diesem Punkt sind wir nun beim Dilemma des Lauschers angekommen. Was wir nun hören, hört sich verdächtig danach an, dass wir selbst von dem Gehörten betroffen sind; und das könnte vielleicht nicht so viel Spaß machen wie nur Mäuschen zu spielen. Doch wenn wir uns dafür entscheiden, dennoch weiter zuzuhören, dann wird das, was wir hören, sich für uns als segensreich erweisen. Hören wir auf das Lied, das die Tiere und die Ältesten jetzt singen:

      Du bist würdig, zu nehmen das Buch

      und aufzutun seine Siegel;

      denn du bist geschlachtet

      und hast mit deinem Blut Menschen für Gott erkauft aus allen Stämmen und Sprachen und Völkern und Nationen

      und hast sie unserm Gott zu Königen und Priestern gemacht,

      und sie werden herrschen auf Erden.

      (Offenbarung 5,9–10)

      In diesem Lied geht es darum, was Christus, der Löwe von Juda, getan hat. Und wir, die Lauscher, entdecken, dass es um uns geht. Wir finden hier Wahrheiten über uns Erdlinge, die mit Freude von den Bewohnern des Himmels gesungen werden. Wir können sie wie folgt zusammenfassen.

      1. Die Tiefe des Evangeliums. Christus hat Menschen für Gott erkauft. Will heißen: Er kam auf den Sklavenmarkt, auf dem seine Leute in Ketten standen, und er bezahlte den Preis, um sie freizukaufen. Er muss dies nicht immer wieder tun. Die Sache liegt in der Vergangenheit: diese Handlung ist abgeschlossen.

      2. Die Breite des Evangeliums. Christus erkaufte sich Menschen aus allen Nationen, Völkern, Stämmen und Sprachen. Das ist der Grund, warum die frühe Kirche betonte (und warum wir nicht vergessen sollten), dass das, was Christus erreicht hat, keine Grenzen der Hautfarbe, Klasse, Geburt oder des sozialen Status kennt. Das steht im Gegensatz zu jenem Exklusivismus, der beinhaltete, dass ein Mensch als Jude geboren worden sein musste, um sich für das Volk Gottes zu qualifizieren.

      3. Die Absicht des Evangeliums. Christus erkaufte Menschen zunächst und hauptsächlich für Gott, damit sie Könige und Priester sind und ihm dienen. Man erkenne die volle Tragweite dieser Aussage. Als Christus uns auf Kosten seines eigenen Blutes erkaufte, ging es dabei nicht in erster Linie um unser Glück – auch wenn es das pure Glück bedeutet, gerettet zu sein. Er hat uns für Gott erkauft. Der Sohn kam an jenem Tag im Auftrag des Vaters auf den Sklavenmarkt. Hat er uns befreit, damit wir – Leibeigene sein sollen, nur eine Stufe über den Sklaven? Mit Sicherheit nicht. Diese Freiheit hat keinen schalen Beigeschmack: wir sollen Könige sein, um Anteil an Gottes Herrschaft über die Welt zu haben. Und wir sollen Priester sein, welche die gesamte Schöpfung vor Gott repräsentieren und deren Lob in unserem eigenen Lob zusammenfassen.

      Diese Doppelrolle (Könige und Priester) passt genau zu der Doppelrolle Christi als königlicher Löwe und als Opferlamm. Genau das sollten wir erwarten. Diese Aufgaben werden uns einzig und allein aufgrund dessen gegeben, was er getan hat. Die Lauscher hören nicht bloß, dass sie selbst erwähnt werden. Sie hören zu, wie Pläne geschmiedet und gefeiert werden, die sie zu geistlichen Millionären machen werden. Hier ist der allmächtige Gott, der seine Absichten entwickelt; hier ist der Löwe von Juda, der als Opferlamm gestorben ist; hier sind die erlösten Menschen, die loben, was er erreicht hat; und wir finden uns inmitten all dieser Dinge wieder, verwickelt in die erstaunliche Gnade Gottes.

      Das ist der Grund, warum das Lauschen nun ein Ende haben muss. Wir müssen aus unserem Versteck hervorkommen und zugeben, dass wir gehört haben, was vor sich gegangen ist. Immerhin: Die gesamte Schöpfung lobt Gott, den allmächtigen Schöpfer – die gesamte Kirche preist Christus als den souveränen Erlöser – und da sollten wir schweigen? Diese Frage gilt uns, ob wir seit fünfzig Jahren oder seit fünf Minuten Christ sind – und sie gilt genauso für diejenigen, die niemals einen Gedanken an diese Sache verschwendet haben. Das Wort, das Gott durch Johannes vermittelt, ist völlig klar: Unser Leben soll im Lichte des himmlischen Lobes geführt werden. Dies ist kein halbherziger oder trostloser Vorschlag. Christ zu sein ist keine Sache vager Ideale oder verwässerter Vorstellungen. Es ist eine Sache von Tausenden von freigekauften Menschen, die ungeniert das Lied von ihrer Befreiung singen:

      Das Lamm, das geschlachtet ist,

      ist würdig, zu nehmen Kraft und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Preis und Lob.

      (Offenbarung 5,12)

      Das ist der Kontext, in dem sich das gesamte christliche Leben abspielt. Beim christlichen Glauben – beim biblischen Glauben – geht es nicht darum, sich nichts anmerken zu lassen und einfach das Beste zu geben. Es geht darum, dass wir von uns wegschauen und die Welt so sehen, wie Gott sie sieht, also so, wie sie wirklich ist. In der wirklichen Welt wird gesungen: jedes Geschöpf im Himmel

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