GESCHICHTEN AUS DONNAS KASCHEMME. Monika Niehaus

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GESCHICHTEN AUS DONNAS KASCHEMME - Monika Niehaus

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machte eine Kunstpause, und Donna schob ihm unaufgefordert ein neues Bier zu.

      »Und dann?«, tönte es von allen Seiten.

      »Und dann?« Willi ließ seinen Blick von einem zum anderen wandern, und um seinen Mund spielte ein seltsames Lächeln. »Dann lutschte das Biest mich bis auf den letzten Tropfen aus.« Der Kerzenschein ließ seine Augen rötlich aufleuchten. »Das, was hier bei euch am Tisch sitzt, ist ein Geist.«

      Das Tohuwabohu, das daraufhin in Donnas Kaschemme losbrach, können Sie sich nicht vorstellen. Aber wenn Sie mal in der Gegend sind und eine gute Geschichte auf Lager haben, schauen Sie doch vorbei – für eine gute Story lässt Donna schon mal eine Runde Freibier springen.

      »Ihr Haar zerbrach wie blaues Glas«, Hrsg. Thomas Le Blanc und Falko Löffler, Phantastische Bibliothek Wetzlar, 2011

      Wenn Sie bisher nicht wussten, was ein »Gnurk« ist, so können Sie diese Bildungslücke nun schließen.

      Das Duell

      Donnas Kaschemme ist nicht gerade arm an seltsamen Typen, doch ein Gnurk war hier auf Terra am Rand der Milchstraße nun wirklich etwas Besonderes. Gnurks sehen aus wie eine Kreuzung zwischen Erdferkeln und Ferengi. Sie sind Globetrotter und Glücksritter. Und sie gelten als die unverschämtesten Aufschneider in der ganzen Galaxie. Da der Gnurk angeblich von Adel und sein Name für Nicht-Gnurks unaussprechlich war, erlaubte er uns, ihn einfach »Baron« zu nennen.

      An jenem Abend hockten wir mit Willi, dem Wurmlochwiesel, zusammen, als sich der Baron zu uns setzte. Willi ist seines Zeichens Kopfgeldjäger und unser lokaler Champion, was fantastische Geschichten angeht. Donna brachte ungefragt eine Runde Bier. Über ihren Gläsern maßen sich die Kontrahenten mit zusammengekniffenen Augen. Allen war klar, dass es zu einem Showdown kommen würde.

      »Auf Plutonia hab’ ich mal ein Dreihorn erlegt …«, eröffnete Willi die Partie.

      »Dreihörner« – der Baron machte eine wegwerfende Handbewegung – »Dreihörner sind doch trivial! Ja, wenn Sie schon mal einen Paradoxwolf gejagt hätten …« Und an die erwartungsvolle Runde gewandt: »Ich war mit meinem windschnellen Windhund hinter einem besonders flinken Exemplar her, aber je schneller der Hund rannte, desto mehr Vorsprung gewann das Vieh. Schließlich hatte ich einen Geistesblitz: Ich befahl dem Hund, rückwärts zu laufen, und in Nullkommanichts hatte er Meister Isegrim eingeholt. Von den Einheimischen wurde ich sehr gelobt für meinen guten Einfall!«

      Und bevor Willi Luft holen konnte, legte der Gnurk nach: »Ein andermal war ich in einer wirklich brenzligen Lage. Ich war von Dorfbewohnern gebeten worden, sie von einer schrecklichen Raubkatze zu befreien, die die Raumzeit im ganzen Sektor unsicher machte. Ich hatte mich kaum umgedreht, als ich plötzlich den heißen Atem der Bestie im Nacken spürte. Ich erkannte sofort, dass es sich um einen dieser Quantentiger handelte. Das Biest hatte sich von hinten herangeschlichen! Und meine Quantenbüchse lag noch im Zelt – ich war so gut wie verloren! Ich zermarterte mir das Hirn … und dann schleuderte ich ihm die Schrödingergleichung entgegen. Und hast du nicht gesehen, lösten sich seine Umrisse auf und das Biest kollabierte wie ein angestochener Luftballon.«

      Rundum ertönte beifälliges Gemurmel. Donna stellte dem Gnurk noch ein Bier hin. Der Baron nahm einen tiefen Schluck und warf Willi einen Blick zu, doch der hielt den Kopf gesenkt. Die Partie stand eindeutig zugunsten des Gnurks.

      Der beeilte sich, seinen Vorteil zu nutzen: »Und damals Draconia … der König flehte mich an, seine flachsblonde Tochter zu retten, die vor der Drachenhöhle angekettet war. Ich richtete mein Fernrohr auf den Höhleneingang. Der Drache war wirklich ein gewaltiges Vieh, aber ich bin nicht umsonst weit in der Galaxie herumgekommen.« Er grinste selbstsicher in die Runde. »Daher erkannte ich sofort, dass es sich um ein Exemplar der Spezies Draco simulatus handelte, einen sogenannten Scheindrachen. Also wies ich meinen Burschen an, mir zu folgen. Kaum wurde der Drache meiner gewahr, fing er an, Feuer zu spucken, doch ich drehte einfach mein Fernrohr um, und je näher ich kam, desto kleiner wurde er, bis mein Bursche ihn schließlich in seinen feuerfesten Rucksack stecken konnte. Dann führte ich die wunderschöne, flachsblonde Prinzessin heim ins Schloss.«

      Der Gnurk machte eine nonchalante Handbewegung. »Ich kann nur sagen, sie war mir wirklich sehr, sehr dankbar … aber der Kenner genießt und schweigt.«

      Er grinste Willi siegessicher an, wobei seine Fangzähne aufblitzten: »Sie zweifeln doch nicht etwa an meinen Worten, Willi?«

      Willi wischte sich den Bierschaum vom Mund. »Ganz im Gegenteil, Baron. Ich weiß, dass Sie die Wahrheit sprechen!«, entgegnete er kühl. »Mir macht nur Ihr Gedächtnis Sorgen!« Er beugte sich vor: »Erinnern Sie sich etwa nicht mehr daran, dass ich der Bursche war, der Sie da rausgehauen hat, als die Eunuchen der Prinzessin Sie einen Schwanz kürzer machen wollten? Wir sind wirklich im allerletzten Moment davongekommen!«

      Einen Augenblick herrschte Totenstille, dann begann die ganze Kneipe wie ein Mann zu klatschen und zu johlen. Als sich die Aufregung endlich legte, war der Platz des Gnurks leer. Er hatte sich offensichtlich aus dem Staub gemacht – natürlich, ohne seinen Deckel zu begleichen.

      Donna trägt solche Verluste mit Fassung. Ihr geht eine gute Geschichte über alles. Wenn Sie also gerade in der Gegend sind, schauen Sie doch mal vorbei in unserer Kaschemme. Sie werden sich bestimmt nicht langweilen.

      »Invasion der Gnurks«, Hrsg. Thomas Le Blanc und Jörg Weigand, Phantastische Bibliothek Wetzlar, 2012

      Die »Böse Seite des Mondes« zu würfeln, ist wirklich ziemliches Pech. Hier hat der Kuiper-Belter Quoxx seinen ersten Auftritt, der sich zu Willis Intimfeind entwickeln soll.

      Willi ist ein Ehrenmann

      Donnas Kaschemme am Rande der Milchstraße kennen Sie ja inzwischen und auch Willi, das Wurmlochwiesel, unseren Champion im Geschichtenerzählen. Willi ist der beste Kopfgeldjäger im ganzen Quadranten, aber ständig abgebrannt. Und da er in der trockenen terranischen Luft unter starkem Durst leidet, auch immer auf Ausschau nach möglichst kostenlosen Drinks.

      Diesmal saß er ganz gegen seine üblichen Gewohnheiten wortlos an unserem Tisch und nippte an seinem Bier.

      »He, Willi, warum so trübsinnig?«, wollte Quoxx wissen, ein notorisch knauseriger, vierschrötiger Kuiper-Belt-Bewohner, der Willi für einen Schnorrer hält und seinen Geschichten nicht immer den nötigen Respekt zollt. »Warst du nicht hinter diesem Hochstapler, diesem Gnurk, her, der mit dem Sparschwein der Raumschrottgilde durchgebrannt ist?«

      Willi nickte. »War ich.«

      »Und heulte der Gildenmeister nicht nach seinem Kopf und winkte mit einer Menge Zaster?«, bohrte Quoxx weiter

      Willi nickte wieder. »Hat er.«

      Quoxx beugte sich vor. »Aber du hast ihn nicht schnappen können?«

      »Doch, schon.« Willi blieb einsilbig.

      »Warum bist du dann noch immer so pleite, dass du dich den ganzen Abend an einem Bier festhältst?«

      Willi warf einen vielsagenden Blick auf das Tablett, mit dem Donna gerade an unseren Tisch trat, und Quoxx bedeutete ihr mit einer knappen Handbewegung, Willi ein frisches Bier zu geben.

      Willi nahm einen tiefen Schluck. »Nun,

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