GESCHICHTEN AUS DONNAS KASCHEMME. Monika Niehaus

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GESCHICHTEN AUS DONNAS KASCHEMME - Monika Niehaus

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      »Nanowelten« bilden eine hübsche Spielwiese für SF-Autoren.⏵

      Gullivers Planet

      »Der geheimnisvolle Planet der Nanobots, dass ich nicht lache!« Quoxx’ dröhnende Stimme füllte die Kneipe.

      »In meinem Volk ist überliefert, dass eine Erkundungssonde voll Smart Dust vom Weg abgekommen und auf irgendeinem Planeten am Rand des Sonnensystems zerschellt ist!«, widersprach der Chamäloide.

      Donna entlohnt ihn für seine Kammerjägerdienste stets großzügig mit Bier. Da er jedoch nicht viel verträgt, schläft er die meiste Zeit. Zwischen seinen Nickerchen streitet er mit dem Kuiper-Belter.

      »Und da sich diese Mini-Drohnen selbst reproduzieren können …«

      »… haben sie inzwischen den ganzen Planeten mit Mega-Citys überzogen.« Quoxx schnaubte verächtlich. »Ammenmärchen!«

      »Quoxx hat recht!« Willi stellte sein leeres Glas ab.

      Wir alle glotzten ihn an. Dass Willi, der Wurmlochscout, dem Kuiper-Belter zustimmt, kommt selten vor. Der war selbst so überrascht, dass er Willi ein frisches Bier zuschob.

      »Städte kann man’s wirklich nicht nennen …«

      Wir rückten erwartungsvoll zusammen.

      »Ein Sonnensturm hatte mich zur Notlandung auf einem dieser Zwergplaneten in der Oortschen Wolke gezwungen«, begann Willi. »Rundum ragten seltsame mannshohe Ameisenhügel auf. Das machte mich neugierig. Kaum hatte ich einen besonders großen Hügel erreicht, als eine schwarze Wolke aufstieg und mich umkreiste. Aber das waren keine Ameisen – das waren verwilderte Nanobots, vollgepackt mit winzigen Sensoren und Fotozellen. Ich war auf Gulliver gelandet! Das waren schlechte Nachrichten, denn ich konnte mir denken, wie ausgehungert die Biester waren.«

      Willi stockte, und Donna reichte ihm das Glas des Chamäloiden, dessen Kopf bereits wieder auf die Tischkante gesunken war.

      »Während einige Spähdrohnen zur Berichterstattung umkehrten, begannen andere ungeniert, an meinen Metallverschlüssen herumzuschaben. Unterdessen quoll aus dem Hügel eine ganze Armee Miniroboter. Die Vorhut schleppte eine Plattform, auf der ein besonders fettes Exemplar hockte, fast einen Fingernagel groß. Dann schoben sie sich übereinander und bauten einen Turm, bis sich ›Majestät‹ auf Augenhöhe befand. Diese in Achterreihen angeordneten Optosensoren hatten einen Blick, einen Blick, sage ich euch, dass es mir kalt über den Rücken lief …«

      Willi schnitt eine Grimasse.

      »Ob diese Schwarmintelligenz nun den Turing-Test bestanden hätte oder nicht, ich hatte das Gefühl, dass ein längeres Verweilen meiner Gesundheit höchst abträglich gewesen wäre. Meine Gedanken überschlugen sich. Weglaufen würde nichts bringen, es stand zu befürchten, dass ›Majestät‹ augenblicklich jeden Hügel zwischen mir und meinem Schiff alarmieren konnte. Ich musste das ganze Kommunikationssystem ausschalten!«

      Willi machte eine Kunstpause.

      »Und dann traf’s mich wie ein Blitz: Elektronik legt man mit Wasser lahm, am besten mit Salzwasser! Für Schamgefühle blieb keine Zeit: Ich zog blank! Kaum traf mein Strahl Ihre ›Majestät‹, begann es rundum zu brodeln. Überall, wo die Tropfen niederfielen, explodierten die Nanobots, und die Kolonnen verkeilten sich heillos ineinander. Die getroffenen Drohnen taumelten zu Boden und vergrößerten die Verwirrung. Rasch nahm ich die Beine in die Hand und machte, dass ich von diesem unheimlichen Ort wegkam.«

      Willi schüttelte sich und nahm einen tiefen Schluck.

      »Eine wirklich schöne Geschichte.« Der Kuiper-Belter lächelte sein Warzenschweinlächeln. »Schade, dass nur dein Schwanz Zeuge war.«

      Willi wischte sich betont langsam den Schaum vom Mund. »Willst du damit andeuten, dass du an meinen Worten zweifelst, Quoxx?«

      Quoxx entblößte seine Hauer. »Keineswegs. Nur so ein klitzekleiner Beweis …«

      Willi begann, in seinen Taschen zu wühlen. »Ich dachte, ich hätte …« Schließlich hob er ein Röhrchen hoch. »Ich wusste doch, ich hab ein paar von diesen Dingern … he!«

      Der Kuiper-Belter hatte Willi das Röhrchen aus der Hand gerissen, es entkorkt und lugte nun mit kurzsichtigen Augen hinein. Ein hochfrequentes Summen, dann schossen drei schwarze Pfeile aus der Öffnung, kreisten über unseren Köpfen, sausten gegen die Lampe und stürzten auf den Tisch.

      »Fangt sie ein!«, brüllte Willi, sprang auf und hob sein leeres Glas, um es über die abgestürzten Minidrohnen zu stülpen.

      »Wie … was?« Der Chamäloide, aus dem Schlummer gerissen, fuhr hoch und ließ seine Stereoaugen über den Tisch huschen. »Ahhh!« Blitzschnell schleuderte er seine lange, klebrige Zunge aus, packte die zappelnden Drohnen und schlang sie hinunter.

      »Nein!« Willi sank zurück und vergrub stöhnend seinen Kopf in den Händen.

      Wir alle klopften ihm tröstend auf die Schulter, doch um ihn wiederaufzurichten, bedurfte es mehrerer Lokalrunden, die natürlich auf Quoxx’ Deckel gingen. Seinen zaghaften Einwand, die Drohnen hätten ihn ein wenig an Schmeißfliegen erinnert, konterte Donna mit einem Blick, der selbst einen Kuiper-Belter verstummen ließ. Knauser schätzen wir hier in Donnas Kaschemme auf Terra am Rand der Milchstraße nämlich gar nicht.

      »Nanowelten«, Hrsg. Thomas Le Blanc, Phantastische Bibliothek Wetzlar, 2013

      »Das Universum der Düfte« lädt dazu ein, die Welt durch die Nase wahrzunehmen.

      Weiber!

      »He, Quoxx, welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?«

      Willi, das Wurmlochwiesel, gab dem vierschrötigen Kuiper-Belter, der trübsinnig in sein Bier starrte, einen Rippenstoß.

      Der seufzte tief. »Die Laus heißt Miranda!«

      »Und?«, drängte Willi.

      »Ihr wisst, dass ich in der Import-Export-Branche tätig bin. Und ich bilde mir ein« – Quoxx rieb sein gewaltiges Riechorgan –, »eine Nase fürs Geschäft zu haben …«

      Wieder versank er in brütendem Schweigen.

      »Und?«

      »Diesmal hätte sie mich um ein Haar die Haut gekostet.«

      Wir rückten erwartungsvoll zusammen, und Donna stellte ein frisches Tablett auf den Tisch.

      »Ich benötigte noch Luxusware für meinen Trip zu einem stinkreichen Hinterwäldlerplaneten, und so suchte ich Miranda auf. Wir hatten uns einmal recht nahegestanden und ich war mir nicht sicher« – Quoxx bleckte seine Eckzähne – »was sie für mich fühlte, aber sie hat nun mal die besten Stoffe im ganzen Belt. Sie begrüßte mich recht kühl und erklärte, nichts Passendes auf Lager zu haben, doch aus einem Regal stieg mir ein wunderbarer Duft in die Nase. Dieser Stoff war wirklich etwas Besonderes. Und je mehr Miranda sich zierte, desto entschlossener war ich, meiner Nase zu folgen. Wir feilschten, und schließlich gelang es mir, sie auf einen erstaunlich

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