GESCHICHTEN AUS DONNAS KASCHEMME. Monika Niehaus

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GESCHICHTEN AUS DONNAS KASCHEMME - Monika Niehaus

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von Schatzgräbern und Zauberlehrlingen, von finsteren Gestalten und lockeren Frauen. Donnas Bier schien ihm sichtlich zu munden; seine Armbewegungen wurden immer ausladender und seine Geschichten immer fantastischer. Quoxx feixte übers ganze Gesicht. Endlich jemand, der dem Wurmlochwiesel das Wasser abgrub.

      »Ich hab’ unsere Spritztour rekonstruiert …« Mephi war näher an Willi herangerückt und wies auf den Hypernavigator in seiner Hand. »Wir scheinen da in einen Zeitknoten geraten zu sein. Verstehen Sie zufällig etwas von Knotentheorie?«

      »Als Wurmlochscout bleibt das nicht aus.« Willi grinste.

      »Ich würde mich hier gern noch ein wenig nach talentiertem weiblichem Nachwuchs umsehen.« Er zwinkerte Willi lüstern zu. »Aber wenn aus dem großen Œuvre etwas werden soll, muss er ins Bett, bevor Ihr Kumpel ihn völlig abfüllt. Wie schaffen wir ihn schleunigst wieder in seine Studierstube?«

      Willi rieb sich das Kinn. »Wenn ich mich recht an das Handbuch für Zeitknotentheorie erinnere, muss man ein paar temporale Überkreuzungen lösen und die Enden neu verbinden, um die Sache wieder ins Lot zu bringen …«

      »In Mathe war ich immer eine Niete«, gestand Mephi. »Knotenberechnungen hat Großmutter immer für mich erledigt.«

      Willi, dem ein Verschwinden des eloquenten Dichters nicht ungelegen kam, beugte sich über das Gerät. »So müsst’s gehen«, meinte er schließlich.

      Mephi warf einen Blick auf die Einstellung und kicherte. »Genial! In 4-D löst sich jeder Knoten!«

      Er tippte seinem Reisegefährten auf die Schulter. »Gute Nacht, mein Freund!« Und ohne dem anderen Zeit zum Einspruch zu geben, aktivierte er das Gerät.

      »Mehr Biiiiiier!«, hörten wir den Dichter mit klagender Stimme protestieren, während seine Umrisse immer stärker zu flimmern begannen und sich schließlich auflösten.

      Mephi grinste. »An den letzten Worten müssen wir noch etwas feilen!«, befand er, während er einen dezenten Schwefelrülpser ausstieß. Er warf eine Handvoll Dukaten auf den Tisch. »Meine Tantiemen für des Meisters neues Stück. Mein Alter Ego spielt darin eine Hauptrolle …«

      Das gab gewaltigen Beifall, und wir ließen den Dichter und seinen Impresario immer wieder hochleben. Aber obwohl wir Mephi bis zur Halskrause abfüllten, gelang es uns nicht, ihr Inkognito zu lüften. Falls Sie eine Idee haben, das wäre uns sicher ein paar Bier wert.

      »Goethe?«, Hrsg. Thomas Le Blanc, Phantastische Bibliothek Wetzlar, 2015

      »Blaufußtölpel« sind schon ein ganz eigenes Völkchen – und ziemlich eingebildet.

      Das Blaue vom Himmel

      »Donna, noch ein Bier für meinen Freund Willi!«

      Quoxx’ dröhnende Stimme ließ uns verblüfft verstummen. Der betuchte Händler aus dem Kuiper-Belt und der ständig abgebrannte Wurmlochscout sind gewöhnlich Intimfeinde und liegen sich ständig in den Haaren.

      »Ich konnte Quoxx einen kleinen Dienst erweisen!«, erklärte Willi auf unsere fragenden Blicke grinsend und nahm ein frisches Glas entgegen.

      Alle Augen richteten sich erwartungsvoll auf den Kuiper-Belter. Und der ließ sich nicht lange bitten.

      »War einer von euch schon mal auf Sula? Nicht? Naja, dieser Mond, der um einen Planeten mit einer Zwergsonne und einer exzentrischen Umlaufbahn kreist, ist nicht gerade ein Urlaubsparadies; die Nachtseite ist eiskalt, die Sonnenseite höllenheiß, und nur ein schmaler Zwischenstreifen ist bewohnbar. Und die Ornithischier, die dort leben, sehen aus wie Kreuzung zwischen einem gefiederten Troll und einem Pelikan.«

      Quoxx griff nach seinem Glas, während Willi erklärte: »Diese Ornithischier stehen auf einer archaischen Kulturstufe und sind in Kasten organisiert, die sich an Fußfärbung und Gangart orientieren; beispielsweise stehen rosafüßige Torkler unter violettfüßigen Tumblern. Die oberste Kaste bilden die Tölpel, und das vornehmste Geschlecht ist das derer von Blaufuß, die sich mächtig viel auf ihre blauen Treter einbilden.«

      »Ganz recht, und niemand würde sich um den Planeten und seine ungehobelten Bewohner kümmern, wenn er nicht die einzige Quelle von Azurium wäre«, übernahm der Händler wieder, »ein Element, das der Haut von Humanoiden einen himmlischen, modisch sehr begehrten Blauton verleiht.« Er kratzte sich am Kinn. »Ich hatte daher das übliche Zeug mitgebracht, das auf primitiven Planeten so begehrt ist, Glasperlen, Laserpistolen, Syn-Alkohol und so weiter, aber als ich um eine Audienz beim Großtölpel nachsuchte, dessen blaufüßige Familie ein Monopol auf sämtliche Azurium-Vorkommen hat, wurde ich vertröstet. Nachdem ich so eine Woche vertrödelt hatte, gelang es mir schließlich mit einer üppigen Bestechung, dem Haushofmeister die Information entlocken: Mit ›physisch so minderwertigen‹ Geschöpfen wie mir machten Tölpel keine Geschäfte.« Quoxx’ buschige Brauen sträubten sich. »Am liebsten hätte ich den unverschämten Kerl ungespitzt in den Boden gestampft, doch das hätte mich einer Audienz auch nicht nähergebracht. In meiner Verzweiflung kontaktierte ich Willi, der ja fast jeden Winkel des Quadranten kennt …«

      »Mir war sofort klar, dass wir die Tölpel mit ihren eigenen Waffen schlagen mussten«, nahm das Wurmlochwiesel den Faden auf. »Und als Quoxx mir erzählte, er habe Fracht für den Ferienplaneten Holiday an Bord, kam mir eine Idee …«

      »… und die war wirklich genial!«

      Der Kuiper-Belter aktivierte grinsend seinen Holowürfel, und wir beugten uns gespannt vor.

      Als der Händler den Audienzsaal betrat, ging ein verblüfftes Raunen ging durch die Menge. Quoxx schritt würdevoll auf den Thron des Großtölpels zu. Sein Gang war ein selbstbewusstes, nonchalantes Watscheln. Die Damenwelt begann leise zu gurren und warf dem Händler schmachtende Blicke zu. Und selbst der Großtölpel starrte voller Neid auf Quoxx’ Fußzier – ein Paar riesige, himmelblaue Schwimmflossen.

      Wir applaudierten begeistert, und Quoxx gab großzügig eine Lokalrunde aus. »Dank Willis Trick kam ich mit dem arroganten Fußfetischisten ins Geschäft und konnte ein erkleckliches Häufchen Azurium eintauschen.« Er hob das Glas. »Auf den Profit!«

      Die ganze Kneipe applaudierte erneut und ließ Willi und den Kuiper-Belter hochleben.

      »Könnte es sein, dass Azurium nicht nur Haut und Schwimmfüße färbt, sondern, in Alkohol gelöst, auch die Fähigkeit verleiht, das Blaue vom Himmel zu fabulieren?«, erkundigte sich einer der Gnurks, die manchmal in Donnas Kaschemme rumhingen und Willi seit seinem Sieg über den Baron stets etwas ans Zeug zu flicken versuchen.

      »Alles Ammenmärchen!« Willi machte eine wegwerfende Handbewegung. »Wer als Kopfgeldjäger und Wurmlochscout im ganzen Quadraten herumkommt, der braucht höchstens ein frisches Bier, um das Hirnschmalz auf Touren zu bringen …«

      Er schielte zu Donna hinüber, die ihm breit lächelnd ein Glas reichte und einen weiteren Strich auf Quoxx’ Deckel machte.

      »Ah, das tat gut«, seufzte er, als sein Riechkolben wieder aus dem Schaum auftauchte. »Also, als ich letztens im Alphaquadranten hinter einem Formwandler her war, der als Reinkarnation eines antiken Gottes ehrbare Geschäftsmänner mit todsicheren Börsentipps direkt aus Delphi beliefert und zudem ihre Gattinnen vernascht hatte…«

      Wir rückten erwartungsvoll zusammen. Willi mag ein unverbesserlicher Schnorrer sein,

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