GESCHICHTEN AUS DONNAS KASCHEMME. Monika Niehaus

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GESCHICHTEN AUS DONNAS KASCHEMME - Monika Niehaus

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sich. »Ein Albtraum, wenn du mich fragst.«

      Willi zuckte die Achseln. »Geschmackssache – rund um Rus’ Hauptstadt Babajaga haben sich viele stinkreiche Oligarchen niedergelassen, und der Entwurf meines jungen Freundes stieß auf reges Interesse. Der Junge schwärmte mir vor, wie alles in dem Haus vernetzt ist, vom Gastromodul über Medieninstallationen bis zum Lokus, der jedem Benutzer aufgrund seiner Ausscheidungen eine umfassende Gesundheitsanalyse erstellt.«

      »Nicht mal in Frieden scheißen kann man mehr!«, knurrte Quoxx und beugte sich vor. »Sag mal, steht das Haus auf Stelzen?«

      »Das Modell ›Nasedka‹ hat drei Füße und kann seine Sonnenkollektoren so platzieren, dass es seine Energie selbst erzeugt.« Willi rieb sich die Nase. »Nun hab’ ich keinen blassen Schimmer von diesem Neuromorphing-Kram, und Igor erklärte mir, der Clou ist, dass auf den Steuerchips Neuronen mit Transistoren verschaltet sind, um eine optimale Integrationsleistung zu erzielen. Das Hochfahren der CPU verlief zunächst ganz nach Plan, aber je mehr Module Igor zuschaltete, desto nervöser reagierte das System. Als schließlich alle Module aktiviert waren, war das Haus ein einziges Nervenbündel, das abwechselnd drohte, sich von den Klippen zu stürzen oder per Kurzschluss aller Schaltkreise Selbstmord zu begehen. Ein Beispiel, dem der junge Mann in Kürze zu folgen gedachte, wie er mir düster versicherte.«

      »Aus gutem Grund!«, befand Donna ungnädig.

      Willi überhörte ihren Einwurf. »Ich überredete Igor, mir sein Modell vor diesem endgültigen Schritt doch einmal zu zeigen, und er willigte ein. Als wir uns näherten, tippelte das ›Nasedka‹ nervös von einem Fuß auf den anderen. Und als ich die Füße sah, hatte ich plötzlich eine Eingebung. Ich erklärte ihm, dass ich ihm aus der Patsche helfen könne, wenn er mir die Kosten für die Reparatur der Rosinante vorstreckte … er war sofort einverstanden!«

      »Und?«, drängte Quoxx und schob Willi ein frisches Bier zu. »Was war diese Eingebung?«

      »Hühner!« Als Willi unsere verständnislosen Gesichter sah, konnte er ein selbstzufriedenes Grinsen nicht unterdrücken: »Die Füße, auf denen das Haus stand, waren Hühnerfüße. Und die Zellen auf den Chips stammten von wer-weiß-wie-alten Hühnerzelllinien ab, wie mir mein junger Freund bestätigte. Das Haus hat ein Hühnergehirn – und je mehr Neurochip-Module zusammengeschaltet werden, desto hühnchenhafter verhält es sich: Streicht der Schatten eines Vogels über seine Sensoren, erstarrt es vor Schreck und fängt an zu zittern wie Espenlaub. Schleicht nachts ein kleines Raubtier vorbei, erhebt es sich und eilt in Panik davon, so schnell es seine Hühnerfüße tragen. Hühner sind Herdentiere; allein sind sie unglücklich. Also hab’ ich Igor ein Dutzend Vögel von Chicken’s Planet besorgt. Dem armen Hühnerhaus fehlte einfach Gesellschaft!«

      Willi aktivierte seinen Holowürfel erneut. Umgeben von einer Schar eifrig pickender Hühner, ruhte das Modell ›Nadeska‹ wie eine dicke braune Glucke auf seinen drei Beinen und machte einen sehr zufriedenen Eindruck.

      Begeisterter Applaus ringsum.

      »Wirklich clever!«, meinte Quoxx. »Da hat der junge Mann die Auslagen für den Antrieb wohl nicht zurückgefordert?«

      »Dazu war er viel zu glücklich, und ‘ne fette Prämie gab’s obendrein …«

      Willi stockte, aber als er das Glitzern in Quoxx’ Augen sah, wusste er, dass es zu spät war. Donna hatte bereits ein Tablett mit Gläsern gefüllt und stellte es mit breitem Lächeln auf den Tisch. »Willis Runde!«

      »Dass ich mein verfluchtes Mundwerk nicht halten kann!«, seufzte der Wurmlochscout und angelte sich ein frisches Glas.

      Wir ließen den Hühnerhausflüsterer gebührend hochleben und tranken auf sein Wohl. Und dann noch mal. Und noch mal.

      Wenn Sie irgendwann einmal in unserer Gegend am Rand der Milchstraße sind – in Donnas Kaschemme ist immer etwas los. Vielleicht spendieren Sie ja die nächste Runde?

      »Home sweet home«, Hrsg. Thomas Le Blanc, Phantastische Bibliothek Wetzlar, 2014

goethe 2

      Selbst ein Dichterfürst weiß gutes Bier zu schätzen.

      Inkognito

      Wie immer ging es in Donnas Kaschemme hoch her, und wie üblich stritten Quoxx und Willi miteinander, als plötzlich ein wütendes Fauchen ertönte und die Luft heftig zu flimmern begann. Sekunden später materialisierten direkt vor uns zwei Gestalten.

      Wir beäugten die beiden Neuankömmlinge neugierig. Der Ältere besaß eine hohe Stirn, ausdrucksvolle Augen, volles graues Haar und trug einen antiquierten Gehrock sowie Schnallenschuhe. Sein deutlich schmächtigerer Gefährte war in einen langen dunklen Umhang gehüllt. Er hatte scharfe Gesichtszüge, und aus seinem lackschwarzen Haaransatz ragte ein Paar kleiner Höcker hervor.

      Der Grauhaarige ließ seinen Blick über Donnas exotische Gästeschar gleiten. »In was für eine Spelunke sind wir denn hier geraten?«, fragte er verblüfft. »So viel hab’ ich doch gar nicht gesoffen.«

      »Spelunke?« Donna stemmte die Arme in die Hüften. »Wer seid ihr beiden Vogelscheuchen eigentlich?«

      Der Angesprochene hob sein imposantes Kinn. »Ich bin Dichter, gute Frau, und das ist mein …«

      »Impresario«, fiel ihm sein Begleiter rasch ins Wort. Er machte einen Kratzfuß in Donnas Richtung. »Gestatten, Mephi! Mein Freund möchte inkognito bleiben.«

      Donna starrte die beiden misstrauisch an. »Und wer sagt, dass Ihr wirklich seid, was Ihr vorgebt? Wie wär’s mit einer Probe Eures Könnens, werter Herr?«

      Der Grauhaarige musterte sie einen Moment mit zusammengezogenen Augenbrauen. Donna trug ihren Rotschopf diesmal in üppigen Medusenschlingen. Dann hellte sich seine Miene auf, und er deklamierte mit volltönender Stimme:

      Er küsste ihres Mundes Rand

      und spielt’ mit ihren Flechten,

      das tat er mit der linken Hand,

      was tat er mit der Rechten?

      Donna grinste. »Ich liebe Wirtinnenverse!« Sie reichte ihm ein Bier.

      Der Dichter kostete und schnalzte anerkennend mit der Zunge. »Ein vorzügliches Gebräu. Bringe Sie mir eine weitere Maß, Frau Wirtin!«

      »Wie seid Ihr eigentlich hier gestrandet?«, wollte Willi wissen, während er sich unauffällig ein frisches Bier vom Tablett angelte.

      »Nun, wir saßen gerade im ›Wetzlarer Hof‹ beim Schoppen und schwatzten ein wenig über Alchemie und Metaphysik«, entgegnete der Dichter. »Dabei muss Mephi versehentlich der Wirtshauskatze auf den Schwanz getreten sein …«

      »Es war ausgerechnet Schrödingers Katze«, seufzte Mephi, »und die war höchst ungehalten, und so sind wir in diesen Schlamassel geraten.«

      »Was bedeuten schon Raum und Zeit für einen großen Geist!«, tröstete ihn sein Begleiter. »Reisen bildet …«

      »Dann kennen Sie wohl ein paar gute Geschichten?«, fragte Quoxx, während

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