GESCHICHTEN AUS DONNAS KASCHEMME. Monika Niehaus

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GESCHICHTEN AUS DONNAS KASCHEMME - Monika Niehaus

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du wirklich Nerven, Kleiner!«

      Zum Dank unterhielt uns der Kleine mit einigen recht gewagten Transformationen, bis seine Umrisse infolge reichlichen Biergenusses zu verschwimmen begannen und er schließlich in Donnas Putzeimer entschlummerte.

      Als wir am nächsten Abend in die Kneipe zurückkehrten, staunten wir nicht schlecht. Quoxx hatte neben seinem Stammplatz einen rostigen roten Feuerlöscher aufgehängt, auf den er sichtlich stolz war. Und Willi hatte sich als Elektriker betätigt, denn über der Tür erstrahlte der Schriftzug »Notausgang« in blauem Neonlicht. Wir applaudierten begeistert, und Donna gab eine Runde Freibier aus. Niemand soll behaupten, dass wir Brandschutz in Donnas Kaschemme am Rande der Milchstraße nicht ernst nehmen, davon können Sie sich bei Ihrem nächsten Besuch gern selbst überzeugen.

      »Brandschutz«, Hrsg. Thomas Le Blanc, Phantastische Bibliothek Wetzlar, 2014

      Der Stein von Rosetta ermöglichte die Entschlüsselung der ägyptischen Hieroglyphenschrift. Es geht dementsprechend um Übersetzungsprobleme im weitesten Sinne.⏵

      Die Sprache der Mathematik

      Die Stammgäste in Donnas Kaschemme am Rande der Milchstraße sind ein bunter Haufen, doch ein Algebraner schaut selbst hier nicht alle Tage vorbei. Algebraner sind humanoid, aber mit einem guten Schuss Reptilienblut, daher ihre schuppige Haut und ihr grünlicher Teint. Sie gelten als die besten Mathematiker des Sonnensystems und sind gewiefte Spieler. Und unausstehlich arrogant.

      Kaum hatte Donna dem Neuankömmling, der sich als Snark vorstellte, ein Bier serviert, ließ dieser auch schon ein paar Würfel auf den Tisch rollen. »Wie wär’s mit einem Spielchen?«

      Willi, Wurmlochwiesel und begeisterter Zocker, juckte es natürlich in den Fingern, aber da das Kopfgeldgeschäft momentan schlecht lief, musste er Quoxx den Vortritt lassen. Der vierschrötige Händler aus dem Kuiper-Belt verfügte als Einziger über das nötige Kleingeld. Also setzte er sich dem Algebraner gegenüber und klatschte eine Handvoll Credits auf den Tisch. »Wie sind die Regeln?«

      »Drei Würfel, rot, grün und blau. Jede Ziffer von 1 bis 9 kommt zweimal vor, also insgesamt 90 Punkte, 30 pro Würfel«, erklärte Snark. »Beide Spieler wählen einen Würfel, und wir würfeln, sagen wir, ein Dutzend Mal. Wer die meisten Runden für sich entscheidet, gewinnt. Simpel, selbst für Outlander, nicht wahr?«

      An der Schläfe des Kuiper-Belters begann eine Ader zu pochen. »Irgendwelche Tricks?«

      Snark verzog die dünnen Lippen. »Ich versichere Ihnen, alle Farben haben die gleichen Gewinnchancen! Sie dürfen gern zuerst wählen!«

      Quoxx entschied sich für den roten Würfel, der Algebraner für den blauen. Quoxx verlor. Snark gewährte ihm Revanche. Quoxx verlor erneut. Welchen Würfel er auch wählte, sein Stapel Credits schmolz dahin, während Snark ihn mit Bemerkungen über die rechte Würfeltechnik zur Weißglut reizte.

      Schließlich sprang der Kuiper-Belter auf. »Ich brauch’ frische Luft, sonst bring’ ich diese halbe Portion um!«, presste er durch die Zähne.

      Snark strich über seinen Credit-Stapel. »Nur einem Algebraner gelingt es eben, die Sprache der Mathematik perfekt in die Bewegung des Handgelenks zu übersetzen.« Er lächelte süffisant in die Runde. »Hat noch jemand Lust auf eine Partie?« Mit elegantem Schlenkern ließ er die Würfel in der Luft kreisen.

      Willi starrte ihn an, das Bierglas halb erhoben. Mathematik … Würfel … übersetzen …

      »Donna …« Seine Stimme klang flehend.

      Und Donna, die gar nicht schätzte, wenn das Geld ihrer Gäste in fremde Taschen wanderte, lächelte grimmig und schob ihm mit einem frischen Bier einen Stapel Credits zu. »Wenn du dieses arrogante Reptil abzockst …«

      Willi schob dem Algebraner die Würfel zu. »Neues Spiel, neues Glück! Diesmal haben Sie den Vortritt!« Snark maß ihn mit kaltem Blick. Er griff nach dem grünen Würfel, woraufhin Willi sich für rot entschied. Die Partie ging an Willi. Auch die nächste. Und die übernächste. »Sie kennen sich aus mit intransitiven Beziehungen?«, zischte Snark schließlich.

      »Ich bin strictly heterosexual!«, wehrte Willi ab. »Aber ich hab’ kapiert, dass sich die ›Sprache‹ dieser Würfel in ein altes Kinderspiel übersetzen lässt: Schere, Papier, Stein!« Er grinste in die verdutzten Gesichter rundum. »Unser Bauchgefühl sagt uns: Wenn Quoxx stärker ist als ich und ich stärker bin als Snark, sollte Quoxx auch stärker als der Algebraner sein. Aber das kann trügen – Schere schneidet Papier, Papier umwickelt Stein, Stein zertrümmert Schere. Genauso ist es mit dem Würfeln: Rot gewinnt gegen Grün, Grün gegen Blau und Blau gegen Rot.«

      »Es ist kein Betrug. Jeder Würfel hat die gleiche Chance!« Snark lächelte schmallippig.

      »Stimmt, aber wer als Erster einen Würfel wählt, hat schon verloren: Es ist, als ob er das Handzeichen für Stein macht und sein Gegenüber nur noch Papier wählen muss – einfach idiotensicher!« Willi prostete dem Algebraner mit breitem Lächeln zu.

      Der erhob sich mit so viel Würde, wie er aufbringen konnte. »Großer Gauß, fast Mitternacht …« Er ergriff seine Würfel und hastete zur Tür, verfolgt von johlendem Gelächter.

      Und dann klopfte der Kuiper-Belter Willi so heftig auf die Schulter, dass der fast in sein Bier gefallen wäre, und brüllte nach einer Runde, und später gab Donna eine zweite aus, und wir tranken auf die Sprache der Mathematik, die sich bestens in Kneipenjargon übersetzen lässt, wenn man so pfiffig ist wie Willi.

      Wenn Sie also ein interessantes neues Spiel kennen, schauen Sie doch mal vorbei, ganz gleich, woher Sie kommen. In Donnas Kaschemme können wir inzwischen sogar Algebranisch.

      PS: Intransitive Würfel funktionieren übrigens tatsächlich!

      »Rosetta 8.0«, Hrsg. Thomas Le Blanc und Jörg Weigand, Phantastische Bibliothek Wetzlar, 2014

haus

      »Home, sweet home« beschäftigt sich mit den Häusern der Zukunft.

      Der Hausflüsterer

      »Sag mal, stimmt das, Willi, dass du deine Schrottmühle inzwischen als Viehtransporter benutzt?«, wollte Quoxx wissen, während er sich den Bierschaum vom Mund wischte.

      Willi, das Wurmlochwiesel, grinste den stämmigen Kuiper-Belter an. »Eine Dienstleistung im Rahmen meiner Tätigkeit als Hausflüsterer!«

      »Hausflüsterer?«, wiederholte Quoxx verständnislos, und winkte Donna, Wirtin der gleichnamigen Kaschemme, Willi ein frisches Bier zu bringen.

      Der ließ sich nicht lange bitten. »Ich musste auf Novo Rus’ landen, weil die Rosinante bockte. Die Reparatur würde teuer werden, das Kopfgeldgeschäft lief schlecht, und ich war ziemlich pleite. Also ging ich in die nächste Bar, um meinen Kummer zu ersäufen. Dort traf ich einen jungen Outlander, dem es offenbar noch dreckiger ging als mir. Er heulte in sein Bier, und es dauerte eine ganze Weile, bis ich ihn soweit hatte, dass er uns seine Geschichte erzählte. Igor war Architekt für Neuromorphing-Häuser und hatte gerade seinen ersten Entwurf im Holzhüttenstil verwirklicht. Mit Luxusinterieur, versteht sich!«

      Mit

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