Tarzan – Band 1 – Tarzan und die weiße Frau. Edgar Rice Burroughs
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Kein Zeichen einer menschlichen Wohnung war sichtbar, aber dass Menschen sehr wohl dort leben konnten, bewies die Fülle der Vögel und anderen Tiere, die man vom Deck der »Fuwalda« erblickte, als auch der Schimmer eines kleinen Flusses, der in die Bucht mündete und frisches Wasser in Fülle spendete.
Als sich die Nacht auf die Erde senkte, standen Clayton und seine Frau noch an der Reling, in stilles Nachdenken über ihr künftiges Schicksal versunken. Aus dem finsteren Schatten des mächtigen Waldes kamen die Lockrufe der wilden Tiere.
Das dumpfe Brüllen des Löwen und gelegentlich der schrille Schrei eines Panthers.
Die Frau drückte sich fester an ihren Mann, von ahnungsvollem Schauder ergriffen über das Grausige, das im schrecklichen Dunkel der kommenden Nächte vor ihnen lag, wenn sie beide ganz allein auf dieser wilden einsamen Küste sein würden.
Spät am Abend kam der schwarze Michel zu ihnen und wies sie an, ihre Vorbereitungen zu ihrer für den nächsten Tag angesetzten Landung zu treffen. Sie versuchten ihn zu bewegen, sie an einer wohnlicheren Küste zu landen, sodass sie hoffen könnten, in freundliche Hände zu fallen, aber keine Bitten, keine Drohungen und keine Versprechungen konnten ihn rühren.
Er antwortete ihnen:
Ich bin der einzige Mann an Bord, der Sie beide nicht lieber tot sähe, und wenn ich auch weiß, dass dies der einzig vernünftige Weg wäre, unsern eigenen Kopf zu sichern, so ist der schwarze Michel doch nicht der Mann, der eine Wohltat vergisst. Sie haben mir einmal das Leben gerettet, — ich rette das Ihrige, aber das ist auch alles, was ich tun kann. Die Leute wollen sich nicht länger hier aufhalten, und wenn wir Sie nicht schnellstens landen, so könnten sie leicht anderen Sinnes werden. Ich will alles, was Ihnen gehört, ans Land setzen, ebenso Küchengeräte und einige alte Segeltücher für Zelte und genug Essen, bis sie Früchte und Wild finden werden. Da Sie auch ihre Gewehre zum Schutz haben, können Sie hier leicht leben, bis Hilfe kommt. Wenn ich glücklich von hier fort bin, will ich sehen, dass die britische Regierung erfährt, wo Sie sind. Wo ich in Zukunft leben werde, kann ich Ihnen nicht genau sagen, denn ich weiß es selbst noch nicht. Aber man wird Sie schon finden.
Als der schwarze Michel fort war, ging das junge Paar schweigend hinunter; beide waren in düstere Ahnungen versunken.
Clayton glaubte nicht, dass der schwarze Michel auch nur im Geringsten die Absicht hatte, die britische Regierung von ihrem Aufenthalt zu benachrichtigen. Auch war er nicht sicher, dass nicht irgendein Verrat für den nächsten Tag beabsichtigt war, wenn sie mit den Seeleuten landeten, die sie mit ihrem Gepäck begleiten sollten. Sobald sie aus des schwarzen Michels Sicht waren, konnten einige der Leute sie niederschlagen, sodass das Gewissen des schwarzen Michels rein blieb.
Und selbst wenn sie diesem Schicksal entgingen, sahen sie nicht noch schwereren Gefahren entgegen? Wäre er allein gewesen, so hätte er hoffen können, noch viele Jahre zu leben, denn er war ein kräftiger, athletisch gebauter Mann.
Aber was würde aus Alice und dem anderen kleinen Leben werden, das schon so früh den Mühseligkeiten und schweren Gefahren einer Wildnis ausgesetzt würde?
Der Mann erschauerte, als er über den schrecklichen Ernst und die fürchterliche Hilflosigkeit ihrer Lage nachdachte. Aber eine gütige Vorsehung bewahrte ihn davor, die schreckliche Wirklichkeit vorauszusehen, die sie in den Tiefen des düsteren Waldes erwartete.
Am nächsten Morgen wurden in aller Frühe ihre zahlreichen Koffer und Kisten aufs Deck befördert und in bereitliegende Boote heruntergelassen, die sie an Land bringen sollten.
Es war eine große Menge der verschiedenartigsten Sachen, denn da die Claytons mit der Möglichkeit gerechnet hatten, fünf bis acht Jahre in ihrem neuen Aufenthaltsort zu bleiben, so hatten sie neben dem Notwendigen auch viele Luxussachen mitgenommen.
Der schwarze Michel sorgte dafür, dass nichts von Claytons Eigentum an Bord blieb. Ob aus Mitleid für sie oder in seinem eigenen Interesse, wäre schwer zu sagen. Auf alle Fälle wäre das Vorhandensein von Eigentum eines vermissten britischen Beamten auf einem verdächtigen Schiff in jedem zivilisierten Hafen schwer zu erklären gewesen. Der schwarze Michel war denn auch so eifrig bemüht, über die Ausführung seiner Anordnung zu wachen, dass er bei den Seeleuten sogar darauf drang, Clayton seine Revolver zurückzugeben.
In die Boote wurden auch verladen: Salzfleisch und Schiffszwieback, etwas Kartoffeln und Bohnen, Streichhölzer und Kochgeschirr, ein Werkzeugkasten und die alten Segel, die der schwarze Michel ihnen versprochen hatte.
Als ob der schwarze Michel dieselben Befürchtungen gehegt hätte, wie Clayton, begleitete er die beiden an Land, und verliest sie als letzter, nachdem die Seeleute die mitgenommenen Schiffstonnen mit frischem Trinkwasser gefüllt hatten.
Als die Boote sich langsam über die glatten Wasser der Bucht bewegten, sahen Clayton und sein Weib schweigend deren Abfahrt zu, mit einem Gefühl von drohendem Unglück und äußerster Hilflosigkeit.
Und hinter ihnen, über dem Rand eines niedrigen Hügels, lauerten auf sie andere böse Augen, die unter zottigen Brauen leuchteten.
Als die »Fuwalda« durch die enge Ausfahrt der Bucht fuhr und ihnen hinter einer Landspitze außer Sicht kam, schlang Lady Alice ihre Arme um Claytons Hals und brach in ein fassungsloses Schluchzen aus.
Tapfer hatte sie die Gefahren der Meuterei über sich ergehen lassen und mit heldenmütiger Stärke der schrecklichen Zukunft entgegengesehen, aber nun, da die Schrecken der völligen Verlassenheit sie überfielen, ließen ihre überreizten Nerven nach und der Rückschlag trat ein.
Ihr Mann versuchte nicht, ihre Tränen zu hemmen. Es war besser, der Natur ihren Lauf zu lassen, damit die lang verhaltene Gemütsbewegung sich auslöste, und es verging manche Minute, ehe das junge Weib, das eigentlich noch ein Kind war, sich wieder beherrschen konnte.
O John, rief sie schließlich, wie entsetzlich! Was fangen wir an? Was sollen wir nur