Das Günter-Prinzip. Stefan Frädrich

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Das Günter-Prinzip - Stefan Frädrich Günter, der innere Schweinehund

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Seien Sie aber bitte nicht allzu enttäuscht, wenn sich dabei liebgewonnene Überzeugungen in Luft auflösen. Noch einmal: Es sind letztlich unsere Handlungen, die zählen – nicht unser Glaube. Doch wenn wir an uns selbst glauben, erübrigen sich irrationale Ideologien – wir lernen, ohne sie zu handeln. Und wir können uns unsere eigene Welt ganz bewusst selbst erschaffen.

       In diesem Sinne: Ich wünsche gute Erkenntnisse und viel Erfolg in Ihrer eigenen Wirklichkeit!

      Leistungsbooster »Sinn«

      Für unsere Leistungsfähigkeit ist also ein subjektives Abenteuer, eine übergeordnete Geschichte sehr wichtig. Denn Leistung geht uns mit dem richtigen Sinn sehr viel lockerer von der Hand. Wir scheinen uns ungleich weniger anstrengen zu müssen, wenn wir, in eine Story eingebettet, unseren Allerwertesten hochbekommen sollen. Noch einmal das Beispiel Fußball-WM: Da sagt mit Sicherheit kein Spieler »Nö, heute spiele ich mal nicht beim Endspiel mit. Im Fernsehen kommen die Simpsons.« Im Gegenteil: Er wird sogar freiwillig morgens aufstehen, weil ihm Günter sagt: »Los, heute wird es spannend!« Ihnen kann es natürlich jeden Morgen auch so gehen. Voraussetzung natürlich: Günter weiß, wozu er Sie antreiben soll. Findet er keinen wirklichen Grund, fehlt ihm das »Abenteuer«, der größere Rahmen und er muss wieder passiv auf Lust und Schmerz warten. Also auf Antreiber von außen, auf den Druck der Umstände.

      Hier liegt übrigens auch die Erklärung dafür, warum Arbeitslosigkeit psychisch so unangenehm ist. (Oder bei manchen Jugendlichen die großen Ferien.) Warum sollte man auch morgens aufstehen? Es gibt scheinbar ohnehin nichts zu tun, was natürlich ein Trugschluss ist. Gerade bei Jobverlust ist es sehr wichtig, sich möglichst kontinuierlich beschäftigt zu halten: mit Bewerbungen, Umschulungen, Netzwerken oder eigenen Geschäftsideen. Sonst geht schnell der allgemeine Sinn verloren und man schlittert in chronische Hilflosigkeit oder sogar Depression. Bei Langzeitarbeitslosen und Hartz-IV-Empfängern einfach nur den Druck erhöhen zu wollen, um zur Arbeit zu motivieren, greift deshalb als Lösungsansatz viel zu kurz. Zunächst viel wichtiger ist auch hier der tiefere Sinn für den Einzelnen: »Wozu soll ich wieder am Arbeitsleben teilnehmen? Habe ich überhaupt etwas anzubieten? Was kann mir das Arbeitsleben bieten?« Und ganz tief drinnen steht die Frage: »Bin ich überhaupt (noch) etwas wert?« Erst wenn dieser Rahmen wieder stimmt, kann auch Motivation zur Leistung kommen.

      Männer und Frauen unter Doping

      Mittlerweile dürfte klar sein, wie wichtig Sinn und Grund für aktives Handeln sind. Ohne fällt handeln immer schwer. Aus gutem Grund hingegen machen wir Menschen die absurdesten Handlungen freiwillig. Warum machen wir eine Steuererklärung? Weil wir vielleicht Geld zurückbekommen. Warum lesen Männer den Playboy? Weil man bei den gut recherchierten Artikeln etwas lernen kann.

      Okay, sorry, blöder Witz. Also ein anderes Beispiel: Schicken Sie mal eine Gruppe Männer bei einem echten Sauwetter auf eine Wiese. Dort sollen sie wild herumrennen, schwitzen, stinken, sich ab und zu hinschmeißen, sich gegenseitig in die Hacken treten und Knochenbrüche riskieren. Na, wie groß wäre wohl die Begeisterung? Dann aber bringen Sie einen Fußball mit ins Spiel, teilen zwei Mannschaften ein und verlegen die Aktion auf einen Bolzplatz. Augenblicklich werden Sie in leuchtende Augen gucken und Ihre lustlose Männertruppe wird zu begeisterten Spielkindern. Sogar die alten Herren, also die Ü30-Fraktion, gibt nun freiwillig Vollgas. Selbst wenn sich Einzelne hinterher tagelang halbtot mit Muskelkater durch die Gegend schleppen, berichten sie noch voller Stolz: »Fast hätte ich ein Tor geschossen!«

      Der Gerechtigkeit wegen auch ein Beispiel für die Damen: Liebe Leserin, stellen Sie sich vor, ich schicke Sie auf einen dreistündigen Fußmarsch. Sie kriegen ein Gewicht an den rechten Arm und ein Gewicht an den linken. Und Sie werden dabei die ganze Zeit Geld verlieren. Na, haben Sie Lust darauf? Klar: Sie sind auf Shoppingtour! Na, erkennen Sie auch hier die Motivationsprinzipien wieder, die in Ihrem Kopf angeschaltet sind? Abenteuer pur! Sie sehen einen Sinn in Ihrer Handlung, Sie laufen, laufen, laufen sich Blasen in die Füße, kommen zufrieden grinsend zu Hause an und sagen: »Schatz, guck mal: Tüte eins, zwei, drei – ich war auf der Jagd!«

      Sie merken: Obwohl Fußballspielen und eine Einkaufstour streng genommen keine angenehmen physischen Handlungen sind, machen sie dennoch Spaß. Wegen ihres Sinns. Warum? Die Antwort heißt Dopamin. Das ist ein Überträgerstoff unserer Nervenzellen, der immer dann angeschaltet wird, wenn wir auf Abenteuertour sind. Wenn wir also eine spannende Story erleben, wenn wir neugierig lernen, wenn wir wissen, warum wir etwas tun. »Dopamin« – das klingt zwar ähnlich wie Doping, hat aber nichts mit Radsport zu tun. Oder mit chinesischen Gewichtheberinnen. Dennoch hat Dopamin ganz ähnliche Effekte: Es macht wach, ausdauernd und leistungsstark. Es macht, dass wir Schmerzen nicht so sehr spüren. Es ist eine Art Doping für unseren inneren Schweinehund, das Leistungsfähigkeit überhaupt erst ermöglicht, weil es Anstrengungen ausblendet. Sprich: Dopamin macht uns gute Gefühle, wenn wir auf Mission sind – sogar wenn die Mission selbst nicht nur angenehme Effekte hat.

      Stellen Sie sich mal einen Park voller Tiefschnee vor. An dem laufen Sie mit Günter vorbei und sagen ihm: »Weißt du was? Komm, lass uns da reingehen!« Wie wird Ihr innerer Schweinehund wohl reagieren? Klar: »Bist du bekloppt? Viel zu kalt und viel zu anstrengend!« Höchstens wenn uns ein Tiger in den Park hineintriebe, gäbe Günter seine Verweigerungshaltung kurzzeitig auf. Was aber, wenn Günter in der einen Ecke des Parks etwas zu fressen bekommt? Wenn da jemand extra eine Fressbude für innere Schweinehunde hingestellt hat? Klar, nun würde Günter hoch motiviert sagen: »Los, rein da! Dort hinten gibt es lecker Fressen!« Und randvoll mit Dopamin ginge es in den Park. Schritt für Schritt durch den tiefen Schnee in Richtung Fressbude. Dass es immer noch anstrengend und kalt ist – geschenkt! Denn schließlich sieht Günter nun einen Grund für seine Handlung. Er ist voll drin im Abenteuermodus.

       Fressbude 1: Der motivierte Gang in den Tiefschnee – dank Fressbude. Einmal in Schwung gekommen, geht es leicht und macht Spaß.

      Anfangshürden, Anstrengung und Erfolg

      Übrigens kommen auch hier wieder ein paar Motivationsprinzipien zum Einsatz, die wir bereits kennen: Zunächst muss die übliche Anfangshürde überwunden werden. Also der Gleichgewichtszustand, außerhalb des Tiefschnees zu sein. Das geht mit der Fressbude als Ziel recht einfach. Man startet einfach, macht zwei, drei Schritte in den Schnee und ist dann drin im Laufen. Einmal in Schwung gekommen, bleibt man in Schwung.

      Nun passiert etwas anderes Interessantes: Zwar kostet jeder einzelne Schritt nüchtern betrachtet Kraft – dennoch empfinden wir es nicht so, denn wir nähern uns einem konkreten Ziel. Unterwegs treibt uns im Kopf dabei das Dopamin an. Und wir kommen unserem Ziel mit jedem Schritt näher, sodass uns Günter sogar noch anfeuert: »Los, geh weiter! Bald hast du es geschafft!« Sprich: Wir tun mit Spaß, was ohne Sinn einfach nur anstrengend wäre.

      Und noch etwas ist dabei sehr wichtig: Dass wir handeln, bis wir am Ziel angekommen sind! Dann erst kickt es nämlich so richtig im Kopf: Die Fressbude ist erreicht, das Futter schmeckt. Im Kopf gibt es eine Extradosis Dopamin und ein paar Spritzer Endorphine – wir haben eine Synapsenparty zwischen den Ohren. Günter ist glücklich, er weiß: »Alles richtig gemacht!« Nun hat er gelernt, dass er auch beim nächsten Besuch im Park bis zur Fressbude durchlaufen muss, um seine Belohnung zu kriegen. So wie auch wir im Alltag manche Projekte nicht nur anfangen und dann wieder abbrechen sollten. Stattdessen sollten wir sie unbedingt so lange weitermachen, bis sich Erfolge einstellen. Also nicht nur anfangen mit der Diät, der

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