Verarztet! Verpflegt! Verloren?. Veit Beck
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Bei Teich eingetroffen ging ich an den Serviceschalter, wo sich nach kurzer Wartezeit ein freundlicher junger Mann meiner Anliegen annahm. Nachdem ich den Namen und das Geburtsdatum meiner Mutter angegeben hatte und der Servicemitarbeiter diese in den hinter dem Schalter befindlichen Computer eingegeben hatte, war er auf Ballhöhe. Die Irritationen um die Verordnung des Toilettenstuhls hatten sich geklärt. Nein, was da schiefgelaufen war, könne er an den Daten nicht erkennen, aber das war nun auch nebensächlich. Eine weitere gute Nachricht: Der Toilettenstuhl war auf Lager und könnte, wenn die hauseigene Spedition nicht unerwartet Protest anmeldete, noch diese Woche, also morgen geliefert werden. Ich würde noch im Laufe des Nachmittags einen Anruf seitens der Spedition bekommen, in dem man mir entweder mitteilen würde, dass es doch nicht klappt, was allerdings nicht zu erwarten stand oder man mich über den genauen Termin der Anlieferung informieren würde. Inkontinenzmaterial könnte ich natürlich käuflich erwerben.
„Was brauchen Sie denn?“, fragte der Servicemitarbeiter. „Windelhöschen und Bettauflagen“, antwortete ich. „Welche Größe?“, fragte der Servicemitarbeiter. Meine Hoffnung, dass sich die Frage auf die Größe des Bettes wegen der Auflage bezog, war spätestens zerstört, als er in einem Nebenraum, in den wir mittlerweile spaziert waren, das Sortiment an Windelhöschen vor mir ausbreitete. Ich entschied mich für Größe M. Besser etwas zu groß und nur bedingt funktionierend als zu klein und völlig unbrauchbar dachte ich. „Wie viel Material brauchen Sie?“, fragte der Mitarbeiter. „Ich muss ein bis zwei Wochen überbrücken“, antwortete ich. Er nahm ein Paket mit 12 Windelhöschen aus dem Regal und legte dann noch sicherheitshalber gratis zwei Höschen mit Größe S obendrauf. Für den Fall das M zu groß wäre. „Die zu großen passen zwar, helfen aber nicht wirklich, da dann viel daneben läuft“, erklärte er. Zurück am Schalter zahlte ich in etwa 20 EUR und verließ mit einem Packen von Inkontinenzmaterial unter dem Arm das Gebäude.
Auf dem Weg nach Hause erreichte mich ein Anruf von Frau Kolinek. Sie berichtete mir, dass sie der Pflegekraft mitgeteilt hatte, dass die Anreise am Samstag nicht stattfinden sollte. Leider hätte Frau Zofia schon eine Fahrkarte gekauft und wüsste nicht, was eine Umbuchung kosten würde. Ich versicherte Frau Kolinek, dass ich die Kosten dafür tragen würde und sicherte ihr ebenfalls zu, dass ich eine diesbezügliche Bestätigung, sowie einen Vorschlag zur weiteren Verfahrensweise per Mail an sie senden würde. Noch bevor ich zu Hause eintraf, erreichte mich ein weiterer Anruf. Diesmal am Apparat die Spedition der Firma Teich. Die Botschaft: Anlieferung des Toilettenstuhls am morgigen Freitag gegen 11:00 Uhr.
Zu Hause angekommen, überlegte ich mir die weitere Vorgehensweise bezüglich der polnischen Pflegekraft. Nochmals von vorne beginnen, das hieß abzuwarten und eine neue Kandidatin auszusuchen, mochte ich nicht. Folglich musste ich spekulieren. Ich schrieb Frau Kolinek, dass sie mit Frau Zofia eine Anreise für den darauf folgenden Samstag vereinbaren sollte und ihr mitzuteilen, dass es gegebenenfalls noch eine Verschiebung auf später geben könne, ich ihr aber in diesem Fall die Wartezeit zumindest teilweise vergüten würde. Für mich stand damit auch schon wieder die Hauptaufgabe für die nächste Woche fest. Herausfinden, wann meine Mutter denn nun aus dem Krankenhaus entlassen wird. Sisyphus lässt grüßen.
Dann war da nur noch der Anruf beim Hausarzt meiner Mutter zu erledigen. Natürlich konnte mich die Sprechstundenhilfe nicht gleich durchstellen, es war ja Sprechstundenzeit und der Arzt mit vor Ort befindlichen Patienten beschäftigt. Da es für mich, die Inkontinenzmaterialien hatte ich ja bereits, nur noch um einen eher pathologischen Vorgang ging, riskierte ich, die Sprechstundenhilfe zu bitten, Dr. Fischer zu bitten, mich doch zurückzurufen. Das passierte glücklicherweise bereits 30 Minuten später. Dr. Fischer bestätigte, zu seinem und meinem Bedauern, die Aussagen seiner Sprechstundenhilfe vom Tage. Solange meine Mutter noch im Krankenhaus war, durfte er nichts verordnen. Ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass ich die Informationen auch erst nach verbrachten Stunden im Wartezimmer des Arztes hätte erhalten können. Unter diesem Aspekt betrachtet, war das ja noch „gut gelaufen“.
4 Neurologie
Den Freitagvormittag verbrachte ich, nachdem ich meiner Mutter im Krankenhaus einen kurzen Besuch zur Frühstückszeit abgestattet hatte, arbeitend in ihrer Wohnung. Marianne war mittlerweile in die Neurologie verlegt worden, was sie mir am Vorabend noch durch einen Anruf mitgeteilt hatte. In ihrem neuen Krankenzimmer war sie nun nicht mehr die einzige Patientin. Wie üblich, wenn ich zu Essenszeiten anwesend war, unterstützte ich sie bei der Einnahme der Mahlzeit. Gebessert hatte sich ihr Zustand bisher noch nicht, aber das war so kurzfristig ja auch nicht zu erwarten. Die Klammern am Arm hatten die Ärzte mittlerweile auch entfernt und somit die chirurgische Behandlung vollständig abgeschlossen. Aber neurologisch war definitiv noch einiges zu tun. Trotzdem blieb ich nur bis ca. 9:00 Uhr im Krankenhaus. Da meine Mutter erst am Vortag auf die Station verlegt worden war, hatte ich keine Ambitionen einen Arzt zu sprechen. Ich ging einfach davon aus, dass ich, unter Hinweis auf die bedauerlicherweise erst kurze Verweildauer von Marianne auf der Station, nichts Substantielles erfahren hätte. Zudem hatte ich ja auch eine Verabredung mit dem Lieferservice der Firma Teich.
Pünktlich, gegen 11:00 Uhr, riss mich auch die Türglocke in der Wohnung meiner Mutter aus meiner Konzentration auf meine Arbeitsaufgaben. Ich öffnete die Tür und gab dem Lieferanten das Stockwerk durch die Gegensprechanlage bekannt. Kurze Zeit später erschien ein kräftiger Mann mittleren Alters auf dem Flur im 2. Stock, einen Stuhl vor sich herschiebend. In der Wohnung montierte er noch einige Kleinteile an das Gerät und demonstrierte mir kurz die Funktionsweise. Der herausnehmbare Eimer hakte bei meinem Selbstversuch ihn zu entfernen etwas, aber eine genaue Betrachtung des Gegenstandes brachte uns zu der Vermutung, dass es mehr an meinem mangelnden Geschick, denn an einer Beschädigung des Stuhls bzw. Eimers lag. Den Versuch des Mitarbeiters eine Zuzahlung zu kassieren, konnte ich mittels der Vorlage des entsprechenden Befreiungsausweises meiner Mutter kontern. Nachdem der Mann die Wohnung verlassen hatte, parkte ich den Toilettenstuhl im Wohnzimmer meiner Mutter. Direkt neben dem schon dort befindlichen Rollator.
Ich hatte mich gerade wieder an die Arbeit gemacht, als es erneut an der Tür klingelte. Ich öffnete und kurze Zeit später stand ein Mitarbeiter eines namhaften Speditionsunternehmens vor der Wohnungstür mit zwei großen Paketen. Als ich meiner Verwunderung Ausdruck gab, wir hatten nichts bestellt und erwarteten folglich auch keine Lieferung, teilte mir der Lieferant mit, dass die Sendung von der Firma Teich beauftragt wurde. Da ich nichts bezahlen, sondern nur den Erhalt quittieren musste, nahm ich die Sendung erst einmal an und schleppte die Kartons in das Wohnzimmer. Vorsichtig öffnete ich den ersten Karton und fand meine Vermutung bestätigt. Windelhöschen, Größe M, 50 Stück. Im zweiten Karton waren dann vermutlich die Bettauflagen. Wie sich erst später bestätigen sollte, hatte das Krankenhaus doch die Inkontinenzmaterialien verordnet. Ohne die Pakete weiter zu untersuchen, transportierte ich sie in den Keller. Wir würden sie ja erst später brauchen.
Am frühen Nachmittag ging ich dann