Verarztet! Verpflegt! Verloren?. Veit Beck

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Verarztet! Verpflegt! Verloren? - Veit Beck

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bin gerade im Gespräch, ruf aber später zurück“, konfrontierte, weil ich die Leitung für den Rückruf der Ärztin freihalten wollte, weiß ich nicht mehr so genau. Aber entscheidend war für mich seinerzeit, dass ich endlich eine Gelegenheit bekam, mit einem behandelnden Arzt über den wahrscheinlichen Entlassungstermins sprechen zu können. Nachdem ich mich nach ihrer Einschätzung hinsichtlich des Zustandes meiner Mutter erkundigt hatte, schilderte ich Frau Dr. Maternus das Problem bzgl. einer angemessenen Betreuung meiner Mutter nach ihrer Entlassung. Wir kamen überein, dass meine Mutter frühestens am Freitag entlassen werden sollte, damit ich noch Zeit oder zumindest eine Chance hatte, eine Betreuung zu organisieren. Zum Abschluss verabredeten wir einen erneuten Telefontermin für kommenden Mittwoch 11:30 Uhr.

      Danach hatte ich die Gelegenheit noch ein wenig zu arbeiten, bevor es wieder zum Krankenhaus ging. Ach ja, vielleicht zur Einordnung ein paar Worte zu der beruflichen Situation von mir und meiner Frau. Wir arbeiten beide, wenn auch in unterschiedlichen IT-Firmen, als Projektmanager. Das bedeutet neben der Tatsache, dass eine 40-Stunden-Woche in der Regel bei weitem nicht ausreicht, auch viele feste regelmäßig wahrzunehmende Termine, sowie häufig unerwartet auftauchende Probleme, auf die möglichst verzögerungsfrei reagiert werden muss. Mobilität, also viele, auch kurzfristig erforderliche Dienstreisen gehörten eigentlich auch dazu. Also nahezu ideale Nebenbedingungen für die zusätzlich notwendige intensive Betreuung von hilfebedürftigen Angehörigen. Doch zurück zum Wesentlichen.

      Der Zustand meiner Mutter war wenig erfreulich. Sie wirkte nach wie vor häufig apathisch, aß kaum und konnte sich kaum bewegen. Ich erkundigte mich bei einer Schwester, ob sie meine Besorgnis teilte und ob die Apathie meiner Mutter quasi ein Dauerzustand wäre. Im Wesentlichen bestätigte die Schwester meine Beobachtungen, verwies mich aber für nähere Auskünfte an die behandelnden Ärzte.

      Wer waren denn eigentlich die behandelnden Ärzte? Frau Dr. Maternus hatte ich ja bereits persönlich kennengelernt. Dann hatte ich während der Visite am vergangenen Donnerstag Dr. Hansen und Dr. Andresen getroffen, die ich bereits von früher kannte. Doch dazu später mehr. Aber auf der Station gesehen, hatte ich sie seitdem nicht mehr. Und dann war da natürlich noch der Assistenzarzt, der die erste Infusion am Mittwoch verabreicht hatte. Einen Neurologen sollte es ja auch noch geben. Von ihm hatte ich bisher aber weder etwas gehört, noch ihn gesehen.

      Ich blieb noch bis zum Abendessen im Krankenhaus, konnte meine Mutter aber nicht motivieren, nennenswerte Mengen zu essen. Die Brote hatte ich ihr belegt und in sehr kleine Stücke geschnitten. Doch sie zitterte stark und hatte Probleme die Bissen in den Mund zu führen. Zudem schien ihr das Kauen Schwierigkeiten zu machen. Meine Vermutung war, dass ihr Gebiss als Folge des Gewichtsverlustes nicht mehr passte. Also konzentrierten wir uns auf die rindenfreien Innenstücke der Brote. Aber viel erreichten wir nicht.

      Am Abend, wieder zu Hause, hatte ich Nachricht von Frau Kolinek. Gespannt öffnete ich ihre Mail. Die von uns favorisierte Pflegerin könnte, so ihre Nachricht, erst in ca. 10 Tagen beginnen, aber die von uns als zweitbeste Lösung eingeschätzte Dame könnte gegen Ende der Woche beginnen. Ich antwortete sofort und bat Frau Kolinek mit Dame Nummer zwei eine Arbeitsaufnahme zum nächsten Wochenende zu verabreden.

      Als ich am Dienstag im Krankenhaus eintraf und die Schwestern im Stationsstützpunkt begrüßte, wurde mir mitgeteilt, ich sollte Kontakt mit dem Sozialdienst des Krankenhauses aufnehmen. Auf Nachfrage nannte man mir die Telefonnummer. Der Zustand meiner Mutter hatte sich nicht gebessert. Das sah man auf den ersten Blick. Sie konnte immer noch nicht alleine aufstehen.

      Ich verbrachte einige Zeit lesend auf dem Krankenzimmer, immer wieder unterbrochen von Versuchen, den Sozialen Dienst telefonisch zu erreichen. Zwar hatte ich bereits beim zweiten Mal eine Bitte um Rückruf auf dem Band hinterlassen, aber ich wollte nichts unversucht lassen. Nach einiger Zeit signalisierte meine Mutter mir, dass sie zur Toilette müsste. Ich betätigte den Schwesternruf und wartete. Nachdem sich ca. 15 Minuten später noch immer nichts bewegt hatte, ging ich zum Stationsstützpunkt. Die dort anwesenden Pflegerinnen waren einerseits mit dem Vorbereiten von Medikamenten und andererseits mit Arbeiten am Computer beschäftigt. Ich entschuldigte mich und wies auf das Problem meiner Mutter hin und bat um Unterstützung. Als ich erwähnte, dass ein längeres Warten das Problem und den Arbeitsaufwand ja nicht kleiner machen würden, entgegnete die am Computer arbeitende Schwester gelassen, dass es nicht eilig sei, da meine Mutter ja bereits Windeln tragen würde.

      Weil offenbar in der Vergangenheit ein- oder zweimal die Zeit vom Betätigen der Notfallklingel bis zum Erreichen der Toilette nicht gereicht hatte, hatte man meiner Mutter vorsorglich Windeln angezogen. Das konnte ich einerseits nachvollziehen, weil es unnötig Aufwand bzw. Kosten verursacht, ein Krankenbett außerplanmäßig neu zu beziehen. Andererseits war es ja nicht so, dass Marianne ihre Ausscheidungen nicht beherrschen konnte und sich zu spät meldete. Ich kann auch die Belastung und Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte nur durch punktuelle Beobachtungen einschätzen. Es ist ja auch gar kein Drama, wenn es mal nicht mehr zur Toilette reicht. Aber das Rufsignal ermöglicht ja keine differenzierten Signale. Und es mag ja Vorkommnisse geben, bei denen es zu spät ist, wenn die Reaktion des Pflegepersonals erst 20 Minuten nach dem Signal erfolgt. In nahezu allen Lebensbereichen gibt es für Reaktionszeiten Standards bzw. Richtwerte. Gibt es die eigentlich auch im Krankenhaus, wo es durchaus um Menschenleben gehen kann?

      Die Zeit, die eine dann doch noch zur Hilfe geeilte Schwester benötigte, um meiner Mutter zu helfen, wollte ich nutzen, um den Sozialdienst aufzusuchen. Da ein Rückruf bis dato nicht erfolgt war, ging ich in das Büro im Erdgeschoss. Den Standort kannte ich bereits, denn wenn man zur Cafeteria ging, kam man an der Eingangstür des Sozialdienstbüros vorbei. Obwohl ich auf mein Anklopfen keine Antwort erhielt, drückte ich die Türklinke hinunter, öffnete die Tür ein wenig und schob meinen Oberkörper hinein. „Guten Tag“, begrüßte ich die junge Dame am Schreibtisch und betrat das Zimmer. „Entschuldigen Sie die Störung“, fuhr ich fort und stellte mich und mein Anliegen vor. „Ach gut, dass Sie kommen“, entgegnete die Dame. „Ich wollte Sie gerade zurückrufen.“ Ich denke, sie wollte mir mitteilen, was sie mir nun vis-a-vis berichtete: Für den meine Mutter betreffenden Vorgang wäre ihre Kollegin, die im Moment nicht im Haus sei, zuständig. Sie käme aber um 13:30 Uhr wieder zurück. Ihre Frage, ob ich denn dann noch im Hause wäre, bejahte ich nach einigem Zögern. So lange wollte ich eigentlich nicht bleiben, aber jetzt war es bereits nach 12:00 Uhr und auf die Stunde mehr kam es nun auch nicht mehr an. Trotzdem es ein Dienstag und für mich eigentlich ein Arbeitstag war. „Prima, ich sage meiner Kollegin Bescheid. Es kann allerdings ein paar Minuten später werden, denn sie kommt ja erst um 13:30 Uhr an und braucht dann sicher noch ein paar Minuten zur Kommunikation und für den Weg“. Aber es kam ja letztlich nicht mehr darauf an.

      Zurück im Krankenzimmer unterstützte ich Marianne wie gewohnt beim Mittagessen, mit dem üblichen Ergebnis. Viel Aufwand, wenig Erfolg. Blieb nur auf das Stück Kuchen zu vertrauen, das ich ihr im Anschluss an den Besuch im Büro des Sozialdienstes noch aus der Cafeteria mitgebracht hatte. Annähernd pünktlich, kurz vor 14:00 Uhr betrat die Angestellte des Sozialen Dienstes das Zimmer. Nachdem wir uns gegenseitig vorgestellt hatten, wollte sie mich mit den wesentlichen Informationen rund um die Pflege von Angehörigen versorgen. Den Versuch unterband ich sehr schnell, indem ich mich bedankte, gleichzeitig aber darauf hinwies, dass ich mich nunmehr bereits seit mehr als fünf Jahren um Marianne kümmerte, auch eine Pflegestufe bereits vorhanden sei und dies, nach meiner Erinnerung, Mariannes vierter Krankenhausaufenthalt binnen eines Jahres war. Doch auch dazu später mehr.

      „Oh, dann ich Ihnen ja gar nicht helfen“, entgegnete die Dame und wollte schon gehen. „Eine Sache wäre da noch“, entgegnete ich. „So immobil wie im Moment war meine Mutter zu Hause nicht.“ Derzeit würde sie ja offenbar von den Schwestern mithilfe eines fahrbaren Toilettenstuhles in das Bad transportiert. Wenn denn dieser nicht zweckgemäß direkt benutzt würde. Eine solche Transportmöglichkeit hatte meine Mutter, bei allem was bereits vorhanden war (und von dem später natürlich auch berichtet werden wird) noch nicht. Ob sie mir sagen könne, was zu tun wäre, damit ich für meine Mutter rechtzeitig vor ihrer Entlassung ein derartiges

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