Black*Out. Andreas Eschbach

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Black*Out - Andreas Eschbach Blackout - Hideout - Timeout

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nicht bedeutete, dass er von dem Lärm taub geworden war: Der Motor lief nicht mehr.

      »Das darf jetzt nicht wahr sein«, hörte er Kyle murmeln, der die Hand am Zündschlüssel hatte, den Anlasser betätigte, wieder und wieder und ohne dass der Motor auch nur den kleinsten Mucks tat. »Das darf jetzt einfach nicht wahr sein…«

      Die Hubschrauber trennten sich, flogen jeder für sich große Kreise. Es sah aus, als beabsichtigten sie, das Auto nun aus allen vier Himmelsrichtungen in die Zange zu nehmen.

      »Komm schon«, beschwor Kyle den Motor, doch man hörte nur, wie sich der Anlasser drehte und drehte, ein jammerndes, aussichtslos klingendes Geräusch.

      Christopher nahm seine Armbanduhr ab, beugte sich zu Serenity hinüber und hielt sie ihr hin. »Ich will etwas versuchen«, sagte er. »Ich muss dazu die Augen zumachen, und du musst …«

      »Was?«, versetzte sie, als habe er sie aus einem seltsamen Traum aufgeschreckt. Sie bebte am ganzen Leib und versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. »Was hast du vor?«

      »Ich hab keine Zeit, dir das zu erklären«, sagte Christopher und drückte ihr seine Uhr in die Hand. »Schau auf den Sekundenzeiger, und weck mich in genau dreißig Sekunden wieder. Egal, was geschieht: Dreißig Sekunden! Keinen Augenblick später. Hast du das verstanden?«

      Die Hubschrauber gingen auf Angriffskurs.

      »Dreißig Sekunden«, wiederholte Serenity mit hohler Stimme.

      »Genau«, sagte Christopher, ließ sich zurücksinken und schloss die Augen.

      5

      Es wurde dunkel und doch nicht dunkel. Licht, das kein Licht war, durchwogte die Dunkelheit, die keine Dunkelheit war. Blitze aus Informationen zuckten aus dem Irgendwo ins Anderswo, Wetterleuchten aus Daten erhellte den Raum jenseits aller Sinne.

      Das Feld war da, genau, wie er es erwartet hatte. Er hatte nur nicht erwartet, dass es so stark sein würde. Es wuchs noch schneller, als er gedacht hatte.

      Das Feld war da, und es bemerkte ihn. Er spürte Erschrecken, das sich ausbreitete wie eine Welle, bemerkte Identifikation – und kaum war er identifiziert, begann die Jagd.

      Imaginäre Mauern wuchsen, um ihn zu umschließen; virtuelle Fallen stellten sich ihm in den virtuellen Weg; Abwehreinheiten kamen von allen Seiten wie Immunzellen eines Körpers, um sich auf ihn zu stürzen und ihn als feindlich zu vernichten.

      Doch er bewegte sich so schnell wie ein Gedanke, übersprang die Mauern, wich den Fallen aus, entschlüpfte der Abwehr, umging alle Hindernisse, glitt an Kontrollposten vorbei, unbemerkt, unaufhaltsam, raste weiter und weiter.

      Ein Kommunikationsknotenpunkt. Im Nu war er in den Steuereinheiten der Hubschrauber, legte sie lahm, schaltete sie aus, gab verheerende Kommandos. Ein peripherer Teil seiner Aufmerksamkeit registrierte, dass es sich bei einigen dieser Steuereinheiten um Menschen handelte, doch das spielte in diesem Moment keine Rolle: Die Maschinen stürzten vom Himmel. Zerstörung. Tod.

      Und Stille.

      Nun, da das Vorhaben verwirklicht war, hatte die Jagd auf ihn aufgehört, galt er nicht länger als Feind. Warum? Er wusste es nicht. Er hätte zurückkehren können, doch er begann zu vergessen, wohin eigentlich. Das, was sein Bewusstsein war, seine Identität, veränderte sich…

      … franste an den Rändern aus…

      … vergaß.

      Zurückkehren? Wozu? Um wieder allein zu sein? Einsam? In einem sinnlosen, hoffnungslosen Leben gefangen?

      Es gab keine Feindseligkeiten mehr gegen ihn. Eigentlich hatte es sie nie gegeben, er hatte das nur falsch verstanden. Da war nur Akzeptanz. Er gehörte zu ihnen, war willkommen. Er musste nicht länger flüchten. Alles war ihm verziehen. Er würde nicht mehr länger allein sein und unter seiner Einsamkeit leiden müssen. Es gab hunderttausend Arme, in die er sich werfen durfte, die ihn willkommen hießen, in denen er sich auflösen konnte…

      Jemand schüttelte ihn, riss ihn roh von der Schwelle zum Paradies zum Nirvana zurück. So dicht vor der Erlösung war er gewesen, doch vergebens, vergebens, vergebens…!

      Das Feld schrie, als er gezwungen war, es zu verlassen.

      6

      Ein Gesicht nahm vor seinen Augen Gestalt an, das sommersprossige Gesicht eines Mädchens mit einer löwenartigen sandfarbenen Lockenmähne. Der Name fiel ihm wieder ein. Serenity Jones.

      Christopher hustete, sein Hals war trocken. »Das waren mehr als dreißig Sekunden«, stieß er hervor, immer noch erfüllt von bleischwerer Trauer und schmerzender Sehnsucht, die sich einerseits wie Gift in seinen Adern, in jeder Zelle seines Körpers anfühlten – andererseits auch wieder nicht…

      »Was… was war das?«, flüsterte sie, die Augen vor Entsetzen weit geöffnet.

      Er konnte einfach zurückkehren. Er musste nur die Augen schließen, sie einfach zumachen…

      Christopher stemmte sich hoch, riss ihr die Armbanduhr aus der Hand. Natürlich. Er war mehr als eine volle Minute weg gewesen, vielleicht sogar noch länger! Hinter seiner Stirn pochte es, ein Schmerz, als renne eine Armee mit einem Rammbock gegen ein Burgtor an.

      »Hat es wenigstens funktioniert?«, fragte er.

      »Funktioniert?« Sie klang wie ein Echo.

      Er hob den Kopf und spähte aus den Fenstern. In jeder Himmelsrichtung lag ein rauchender Trümmerhaufen zwischen Felsen und Geröll.

      »Warst du das?«, wollte Kyle wissen.

      Christopher nickte. »In gewisser Weise.«

      »Sie sind von allen Seiten gekommen«, brach es aus Serenity heraus. »Ich dachte wirklich, jetzt ist es aus, jetzt bringen sie uns um… Und dann haben sie auf einmal alle abgedreht, angefangen zu taumeln und sind abgestürzt! Wie ist das möglich? Was hast du gemacht?«

      Christopher sah die Angst in ihrem Blick und fragte sich auf einmal, ob die Hubschrauberpiloten wirklich vorgehabt hatten, sie zu töten. Ob das alles nicht vielmehr ein Manöver gewesen war, das ihn dazu hatte verleiten sollen, das Feld zu betreten. Es hätte ja beinahe geklappt: Noch ein wenig länger, und er wäre nicht mehr zurückgekommen, wäre der Verlockung erlegen.

      »Das ist eine lange Geschichte«, sagte Christopher.

      Kyle musterte ihn skeptisch. »Die Frage ist, was uns das nützt. Wahrscheinlich dauert es nicht lange, bis die Nächsten auftauchen, oder? Und dann? Wie oft kannst du das machen, was immer du gemacht hast?«

      Christopher dachte an den Weg, den er durch das Feld zurückgelegt hatte, an die ungeheure Fülle an Informationen, die er dabei durchquert hatte. Er erinnerte sich vage an etwas…

      »Erst mal kommen keine mehr«, sagte er. »Heute jedenfalls nicht.«

      »Bist du sicher?«

      Eine vage, verblassende Erinnerung an Diagramme, Landkarten, Punkte, die sich bewegten. »Ziemlich.«

      Kyle drehte sich herum, stieß die Wagentür auf. »Okay. Das nützt uns aber auch nichts, wenn das Auto nicht mehr fährt.«

      Er

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