Montenegro Reiseführer Michael Müller Verlag. Achim Wigand

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Montenegro Reiseführer Michael Müller Verlag - Achim Wigand MM-Reiseführer

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wurde die längste Zeit Türkisch ge­spro­chen, der lange Arm der Hohen Pforte reichte bis weit an die öst­li­che Adria. Allerdings nie so ganz: Die nörd­lichen Küsten­regionen stan­den vom späten Mittel­alter bis in die Neu­zeit unter der Fuchtel Venedigs, und da sprach man Italienisch, wovon bis heute der inter­national ge­bräuch­liche Name des Landes zeugt. Dann kamen die Öster­reicher mit ihrer ei­ge­nen Inter­pretation der deutschen Spra­che, und schließlich spricht man im Raum Ulcinj bis heute Albanisch. Amts­sprache wie­de­rum ist laut der 2007 ver­ab­schie­deten Landes­verfas­sung Mon­tene­gri­nisch, auf Mon­te­ne­gri­nisch: crno­gorski jezik. Das aller­dings ist - womit wir wieder beim mythisch überhöhten Dichter­fürsten wären - eindeutig eine Variante des Serbischen. Oder ist es umgekehrt?

      Mit seiner spektakulären Natur offe­riert Montenegro ein riesiges Spektrum für Outdoor­sportarten. Oh­ne Hilfsmittel lässt sich das Land fast auf ganzer Län­ge und Breite erwan­dern, und wenn die ver­tikalen Höhepunkte auch noch da­bei sein sollen, packt man Seile, Steig­ei­sen und den ganzen Kletterkram mit ein. Ver­tikal nach unten geht aber auch: Besonders in der Bucht von Kotor ver­sinken seit Jahr­hun­derten Schiffe, und so findet auch die Pressluftfraktion ein reiches Betätigungsfeld. Kitesurfer flitzen am großen Strand von Ulcinj durchs Flach­wasser, und Paraglider schwe­ben von der Passhöhe über Bud­va ins Strandgewühl. Land­schaft­lich un­ver­gess­lich sind die Raftingtrips auf der Tara und, etwas fordernder, das Canyoning in der Mrtvica. Rennradler mit Ele­fan­ten­kondition wuchten sich über die Passstraßen, während sich die Grob­stoller auf ihren MTBs auf den Schot­ter­strecken austoben.

      Ganz offensichtlich kann man also sei­nen Aufenthalt in Montenegro mit je­der Menge Schweiß begießen - die Mon­tenegriner werden da­bei interes­siert, aber auch ein biss­chen ratlos zu­sehen. Sie, wie die ab­so­lute Mehrzahl der Besucher des Landes, lassen es eher geruh­sam angehen. Morgens an den Strand, nachmittags ein Kloster oder einen Wasserfall anschauen und dann aber schnell in irgendeine Alt­stadt ein Bier trinken. Oder, wenn die Sonne in der Adria versinkt, den ge­grill­ten Tin­ten­fisch mit einer Flasche Vra­nac hinunterspülen.

      Klöster und Festungen

      Die Küstenregionen Montenegros waren über Jahrhunderte der Wanderpokal unter den Großmächten des Mediterrans, im Binnenland beharkten sich die Osmanen und die Orthodoxie. Es ging lebhaft zu im Siedlungsraum Montenegro, und das kann man auch sehen.

      Die Römer waren auch schon da: Bodendekoration im antiken Ferienhäuschen.

      Die Juwelen in der montenegrinischen Küs­tenkette sind die Ensembles der Altstädte, die - kleinen Trutzburgen gleich - die historischen Schnittstellen von Land und Meer bereitstellten. Eine Son­derrolle spielt, schon wegen der einzigartigen Lage am Ende der langen Bucht, das ehedem märchenhaft reiche Kotor. Besonders in den fast 400 Jahren unter venezianischer Herrschaft mau­serte sich die Kleinstadt am Fuß des Lovćen-Gebirges zu einem Schmuck­käst­chen der Renaissance. Verteidigt wurde Kotor vor allem gegen das Hin­ter­land, davon zeugen die mächtigen Mauern, die sich 4,5 km den steilen Berg­rücken hinaufziehen.

      In Budva, auf einem vorgelagerten Fel­sen schon in der Antike ins Meer hin­ein­gebaut, ist das alles eine Nummer klei­ner und wahrscheinlich deswegen auch putziger. Ganz im Süden schließ­lich prangt das alte Piratennest Ulcinj hoch über einer Bucht.

      Ein Sonderfall ist die Insel Sv. Stefan - das war zwar bloß ein Fischernest, mit sei­ner einzigartigen Lage auf einer In­sel im Meer vor den Paštro­vići-Hügeln aber wahrscheinlich das Premium-Foto­motiv der montenegrinischen Ad­ria.

      Ganz sicher trieben sich schon die alten Griechen an der östlichen Adria herum, davon lassen sich aber heute keine Spuren mehr finden. Von der römi­schen Herrschaft sind hingegen noch einige sehr anschauliche Überreste er­hal­ten. Die Mosaiken in Risan in der Bucht von Kotor sind wahr­scheinlich die bekanntesten, die Fund­stätten von Duklija die bedeu­tend­s­ten und größten.

      Die eindrucksvollste Ruine Monte­ne­gros aber ist das Ensemble von Stari Bar oberhalb der Hafenstadt Bar. Vermutlich 2000 Jahre lang war der Ort besiedelt und wurde von allen mög­lichen Fremd­herr­schern im­mer wieder zer­stört und neu aufgebaut, bis Ende des 19. Jh. nur noch eine ver­wun­sche­ne Geisterstadt übrig blieb.

      Die politische Klasse des Landes besorgt ihr Geschäft heute in der weitgehend ge­sichts­losen Groß­stadt Podgorica, für den längs­ten Teil der Geschichte Monte­ne­gros und seiner Vorstaaten war der ad­mi­ni­stra­tive Mit­tel­punkt Ce­ti­n­je im Hin­ter­land. Die Klein­stadt be­her­berg­te di­plo­ma­tischen Ver­tre­tungen aller euro­pä­i­schen Groß­mächte, was dem etwas ver­schla­fe­nen Ort eine un­er­wartet in­ter­nationale Fa­cet­te ins Stadtbild ge­schliffen hat. Au­ßer­dem ist Cetinje mit seinen Mu­seen und Aka­de­mien das künstlerische Zen­trum Mon­te­negros.

      Alle orthodoxen Klöster sind wichtig, man­che noch wichtiger, die meisten sind aber die allerwichtigsten - die Hierarchie unter den mönchischen Niederlassungen im Land ist mir auch noch 20 Jahren immer noch unklar. Klar ist aber, dass die intellektuelle und spirituelle Geschichte des Landes ohne die über das ganze Land verstreuten or­t­ho­doxen Klöster völlig unvorstellbar wäre. In vorsichtiger Näherung wage ich zu behaupten, dass man die Re­li­quien des spektakulären Felsenklosters Ostrog, die berühmten Ikonen des Bi­schofssitzes in Cetinje und die unge­heu­er malerisch in der Morača-Schlucht gebaute Anlage unter dem Drei­fal­tigkeitskreuz einfach einmal gesehen haben muss.

      Der Raubtierkapitalismus Montenegros hat nur ein dünnes Fell, darunter schim­mert bei näherer Betrachtung immer noch stark das blutrote Fleisch des Sozialismus. Hier ein fünfzackiger roter Stern, dort ein nur teilweise über­wach­sener Lobpreis auf den Staats­grün­der Tito und Partisanendenkmäler in inflatorischer Menge. Die Ungetüme aus Spritz- und Waschbeton mögen oft von sehr zweifelhaftem künstlerischem Wert und von noch sehr viel mäßigerer hand­werklicher Qualität sein, aber wer sich nicht völlig ignorant durchs Land bewegt, wird auch noch im kleinsten Bergdorf daran erinnert, dass der Sieg der Arbeiterklasse einst unmittelbar bevorstand. Noch viel mehr sind diese Relikte aber bitteres Zeugnis der bru­ta­len Vehemenz und unfassbaren Grau­sam­keit der Auseinandersetzung zwi­schen Titos Partisanen und ihren ver­schiedenen Widersachern im Zweiten Weltkrieg: den deutschen und ita­lie­nischen Besatzern Jugoslawiens, den königstreuen Tschetniks und den Mi­lizen der faschistischen Ustascha.

      Die Wundertüte

      Montenegros Landschaften las­sen sich prima mit Superlativen beschrieben, aber jenseits der Marktschreierei vom Tiefsten, Höchsten und Einzigen ist die Natur vor allem ungeheuer vielseitig und abwechs­lungs­reich - bis auf Wüste und höchst­alpine Todeszone ist so ziemlich alles dabei. Man kann schon auch bloß zum Planschen im Mittelmeer herkommen, aber dann verpasst man doch eine ganze Menge.

      Wenn

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