Montenegro Reiseführer Michael Müller Verlag. Achim Wigand

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Montenegro Reiseführer Michael Müller Verlag - Achim Wigand MM-Reiseführer

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ist eben­falls der Weg von Mostar über Tre­bin­je­ durch die bosn­i­schen Berge, we­gen der schlech­ten und wink­ligen Straßen dauert das­ al­ler­dings sehr lange.

      Überland- und Regional­busse ver­binden täg­lich die Orte in der Bucht mit dem­ Rest des Lan­des, und auch Dubrovnik wird­ angefahren (tägl. 9.30 und 15.30 Uhr, zu­rück spätestens 20.30 Uhr). Bus­bahnhöfe ha­ben Herceg Novi und Ko­tor, von hier in der­ Hochsaison bis zu sie­ben Direktverbin­dun­gen nach Belgrad - lei­der keine einzige zum Fughafen Dubrovnik-Čilipi.

      Für Kreuzfahrer und Jachtbesitzer ist der Abstecher in die Bucht von Kotor ein unbe­dingtes Muss. Eine reguläre Fähran­bin­dung besteht derzeit nicht.

      Die hübsche Altstadt Herceg Novis in­ner­halb der alten Befestigungsmauern ist klein, sodass der erste Eindruck be­stimmt ist von den wenig stimmungs­vol­len Hotel- und Wohnungsblocks, die sich im spätsozialistischen Stil die Hän­ge hinaufziehen. So verkaufen sich Herceg Novi und die mit ihm zu­sam­men­gewachsenen Orts­teile et­was unter Wert, der Beliebtheit bei einheimischen Tou­risten tut das jedoch kei­nen­ Ab­bruch: Mehr Badegäste als an den Platt­formen rund um diesen vordersten Teil­ der Bucht drängen sich nur noch in Bud­va.

      Herceg Novi ist die Keimzelle des Tou­rismus in Montenegro, wie so häufig waren es­ die mobilen Briten, die um die vorletzte Jahrhundertwende im Som­mer in die Stadt­ kamen. Der sport­li­chere Teil von ihnen richtete den Blick auch schnell nach oben­ und be­gann mit der Erkundung des Orjen-Ge­bir­ges über der Stadt; damit war der­ Grund­stein für die heute vorbildliche Erschlie­ßung dieser Berglandschaft für Wan­derer und Bergsteiger gelegt. Die At­trakti­vität der Stadt wurde zum ei­nen maß­geblich bestimmt von den kli­ma­tischen Bedingungen: Hier ist es noch einmal spür­bar milder als an der oh­nehin sonni­gen östlichen Adria, und auch im Winter ist ein T-Shirt oft ge­nug Kälteschutz, während wenige Ki­lo­meter weiter schon der Reif von den Autos gekratzt werden muss. Zum an­de­ren ist Herceg Novi - hat man die Bau­sünden hinter sich im Rücken - ein aus­gesprochen gelungenes Ensemble aus alter Befesti­gungs­anlage und Som­mer­frischler-Villen. Das finden auch Staats­leu­te und Künstler: Tito hatte hier einen seiner formidablen Som­mer­sit­ze, und der ak­tuelle Präsi­dent lädt eben­falls zu repräsentativen Anlässen gerne in die großen Ho­tels nach Herceg Novi. Der immer noch hochverehrte Ivo Andrić, jugoslawischer Li­te­ra­tur­no­bel­preis­träger von 1961, verbrachte die letz­ten Jahres seines Lebens am Ein­gang der Boka, und 2005 machte der Re­gisseur Emir Kusturica mit Immo­bi­lien­erwerb an der Strandpromenade von sich reden.

Endstation Herceg Novi: Bahnhof der stillgelegten Küstenbahn

      Endstation Herceg Novi: Bahnhof der stillgelegten Küstenbahn

      Mittlerweile sind mehrere kleine Or­te mit dem Kern um die Altstadt zu­sam­menge­wach­sen. Am nord­west­li­chen Ende der Urbanisation liegt der Kur­ort Igalo, quadra­tisch­ zugeklotzt durch einen riesigen Hotelkasten, das an­geglie­derte Gesundheits­in­s­ti­tut und meh­rere Rehakliniken. Grund für die Kon­zen­tra­tion medizinischer Ein­rich­tun­gen sind die Thermalquellen, die im Ufer­bereich Igalos dem Meer zufließen. Die­ses Wasser und der davon durch­tränkte Heilschlamm werden für ba­de­the­rapeuti­sche­ Anwendungen ein­ge­setzt. Auf einem blickdicht zu­ge­wach­se­nen Hügel neben den­ Hoch­haus­bau­ten befindet sich die riesige Villa Galeb (137 Zimmer!), von Tito zum­ Angeben vor internationalen Gästen oder zur ei­ge­nen Erholung genutzt.

      Ein paar Schritte die Uferpromenade weiter beginnt Topla, der Strand­rum­mel (in Iga­lo noch kurortlich gebremst) setzt hier mit voller Kraft ein. Am Ufer reihen sich Ca­fé an Pizzeria und Piz­ze­ria an Eisdiele, den Hügel hinauf zie­hen sich Villen und vi­ken­dicas (Ahnen Sie noch das englische weekend in die­sem Wort?) vor allem wohl­habender ser­bischer Bürger. Die Vegetation indes gibt einen Aufschluss auf die Orts­be­zeich­nung: topla heißt nämlich „warm“, und so gedeihen hier Dattel­palmen, Ki­wi­ran­ken, Granat­apfel­bäu­me und Aga­ven in den zahl­reichen Vor­gärten. Zu To­pla­ ge­hört außerdem das Gebäude der ehe­ma­ligen Kloster­schule, deren Schul­bän­ke der­einst vom Dich­ter­fürs­ten Petar Petrović Njegoš gedrückt wurden. Heute be­fin­det sich hier das Hei­mat­mu­seum Herceg Novis. Eben­falls zu be­sich­ti­gen ist das - un­auf­re­gen­de - Wohn­haus von Ivo Andrić.

      Hinter dem kurzen Fußgängertunnel am Meer entlang beginnt dann das ei­gent­li­che­ Herceg Novi, die touris­ti­sche In­frastruktur gleicht der Top­las. Hin­ter Forte Ma­re, der unte­ren Be­fes­ti­gungs­an­lage, reihen sich noch einige gro­ße Ho­tels am Was­ser, dann wird es deut­lich ru­hi­ger. Meljine schließ­lich be­her­bergte frü­her ein Fe­rien­heim für Ma­ri­ne­an­ge­hö­ri­ge und ihre Familien, jetzt prunkt auch hier ein Luxushotel mit Jachthafen.

Herceg Novis leicht morbider Charme

      Herceg Novis leicht morbider Charme

      Als Ausgangspunkt für Exkursionen in das ganze Land ist Herceg Novi si­cher­lich ei­ne unglückliche Wahl, die Rand­la­ge an der Nordgrenze sorgt für er­hebli­che Fahr­zei­ten zu eigentlich je­dem Ziel außerhalb der Bucht von Ko­tor. Für Strand­ferien mit­ ge­le­gent­lichen Ex­kur­sio­nen bie­tet die Stadt aber durch­aus aus­reichendes Po­ten­tial auch für einen län­geren Urlaub. Außerdem sind es nur wenige Kilometer in das über der Stadt thro­nende Orjen-Gebirge mit seinen tol­len Wander­mög­lich­kei­ten. Wer nur eini­ger­maßen zeitig auf­steht, schafft es spielend morgens auf den Ra­doš­tak (1455 m) und kann den gan­zen Nachmittag am Strand in der Son­ne liegen.

      Herceg Novi ist eine der jüngeren An­siedlungen in der Bucht von Ko­tor. Die Gründung datiert auf das Jahr 1382, als der bosnische König Tvrtko I. den Ein­gang zur Bucht mit einer Festung sichern ließ; der in ihrem Schutz ent­ste­hen­den­ Ansiedlung gab er den Na­men des Heiligen Stefan. Ungefähr 80 Jahre später ver­stärkte Stjepan Vuksić, der nach dem Untergang des bos­ni­schen Königreichs als Her­zog von Hum zum stärksten Regionalfürs­ten avan­ciert war, die Befestigung des Stütz­punkts erheblich und sorgte damit für den heutigen Namen: Herceg Novi - „die Neugründung des Herzogs“. 1482 besetzten die Türken die Stadt und damit auch­ den Zugang zur Boka. Mit Ausnahme eines kurzen spanischen In­ter­mezzos 1538/39 behielte sie für gut 200 Jahre die Kontrolle über Stadt und Bucht. In dieser Zeit­ entstand das Ge­sicht der heutigen Altstadt mit den gro­ßen meer- und berg­sei­ti­gen Befesti­gungs­anlagen. 1687 bis 1797 durften dann die Venezianer die Stadt ih­rem­ Herr­schaftsgebiet einverleiben, es folg­ten Franzosen (bis 1813), 1813/14 ei­ni­ge Mo­nate der Eigenständigkeit und schließ­lich die österreichischen Habs­bur­ger, die bis 1918 blieben. Seitdem ge­hört Herceg Novi zu Montenegro.

      Forte Mare: Nach recht plausiblen ar­chä­ologischen Vermutungen liegt hier die Keim­zelle der 1382 als Sveti Stefan ge­gründeten Stadt, die sich im Schutz der Ufer­be­festigung zur heutigen Alt­stadt entwickelte. Nach der Eroberung bau­ten die Tür­ken die Anlage massiv aus und gaben ihr die grundlegende Struk­tur. Mit den Ar­bei­ten am Abba-Pasha-Turm, so der türkische Name des Bau­werks, wurde 1542 be­gon­nen, sein heu­tiges Gesicht bekam das mächtige Wehr aber erst 1883, als die ös­ter­rei­chi­schen Herrscher der Bucht es mit Zin­nen und Kanonen­ram­pen ver­sa­hen. Der­ Name Forte Mare stammt aus ve­ne­zia­ni­scher Zeit. Auf der obersten Platt­form steht­ eine große Ki­no­lein­wand, die u. a. zum Kino­fes­ti­val be­spielt wird.

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