Perry Rhodan Neo 64: Herrin der Flotte. Robert Corvus

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Perry Rhodan Neo 64: Herrin der Flotte - Robert Corvus Perry Rhodan Neo

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ich denke wie du, wenn ich mich mit jemandem treffe, ich ...«

      »›Mit jemandem treffen‹ ist ein gutes Stichwort. Ihin da Achran ist im System. Du wirst morgen mit ihr essen, bevor es zur Inspektion auf dem Manövergelände geht.«

      »Mit der eitlen Benntun-Henne?«

      Gegen ihren Willen musste Pertia schmunzeln. Bei diesem Vogel wechselte das Gefieder jeden Tag die Farbe. »Ich fürchte schon.«

      Atina stand auf. Sie wirkte, als würde sie jeden Moment umkippen, schaffte es dann aber doch zum Getränkespender.

      »Du solltest nichts Aufputschendes zu dir nehmen, sondern dich lieber ausruhen. Morgen wird ein harter Tag.«

      »In deinen Diensten.«

      »Jawohl, in meinen Diensten. So, wie wir es vereinbart haben, als wir dich aus den Trümmern gezogen haben. Und nur aus diesem Grund kannst du dieses Leben führen und dir die Fiktivspiele erlauben.«

      »Milliarden Arkoniden spielen Fiktivspiele.«

      »Aber nicht mit solcher Ausrüstung.« Sie nahm den Helm in die Hand. Kurz überlegte sie, ob sie ihn zerschmettern sollte. Sie kannte den verhängnisvollen Sog virtueller Welten. Auch die Flotte setzte sie ein, in Virtuarien, Illusionsräumen, in denen meist historische Schlachten nachgestellt wurden. Manche Kadetten entwickelten eine unwiderstehliche Lust, in diesen Simulationen zu sterben und so den ultimativen Kick wieder und wieder zu durchleben. Das war ein Grund, warum die Abschlussprüfungen in Rah'tor auf echtem Übungsgelände durchgeführt wurden. Ein Rekrut, der reale Gefahr unterschätzte, weil er immer auf eine weitere Chance spekulierte, war wertlos. Aber Atina war kein Rekrut. Pertia legte den Helm zurück.

      »Weißt du, was es heißt, keine Freunde zu haben?«, fragte Atina, die K'amanatasse in der Hand. »Warte! Ja, das weißt du. Du hast nämlich keine. Aber bei dir ist das eine freie Entscheidung. Nein, Moment! Ich habe gelernt, wie du zu denken. Ich weiß, was du antworten willst: Als Mascantin kann man sich keine Vertraulichkeiten leisten und hat auch keine Zeit für Sozialkontakte. Richtig?«

      Pertia presste die Lippen zusammen. Das hatte sie tatsächlich sagen wollen.

      »Du willst so leben«, fuhr Atina fort. »Ich muss es. Das ist der Unterschied.«

      »Du wolltest es auch.«

      »Das ist dreiundvierzig Jahre her.«

      Pertia verschränkte die Arme. »Also gut. Du willst wirklich nicht mehr? Ich soll dich aus meinem Dienst entlassen? Und was willst du dann machen? Was hast du gelernt, als meine Doppelgängerin? Kommandieren? Wer soll dir ein Kommando geben? Wer einen Offizier spielen kann, ist noch lange keiner. Du kannst mich auf einem Ball mimen, und wenn du ehrlich bist, genießt du das sogar.«

      Atina nickte mit zusammengepressten Lippen.

      Auch in Mimik und Gestik haben wir uns angeglichen, erkannte Pertia. Obwohl wir so unterschiedlich sind.

      »Die Kleider. Das gute Essen. Diese Wohnung. Ich respektiere, wenn jemand die Freiheit höher schätzt als all das. Aber du bist nicht dieser Jemand, Atina.«

      »Nein.« Sie setzte sich auf die Kante der Liege. Ihre Zehen spielten mit dem Teppich.

      »Firtak wird dich operieren müssen«, sagte Pertia.

      Atinas Kopf ruckte hoch. »Schon wieder?«

      Schweigend sahen sich die beiden Frauen an.

      »Gut«, gab Atina nach. Sie nahm einen Schluck aus ihrer Tasse. »Wann kann ich das Spiel wieder anschalten?«

      »Morgen Abend. Jetzt musst du schlafen, damit du morgen ausgeruht bist.«

      »Das kannst du nicht machen! Ich bin kein Kind mehr! Ich bin achtundachtzig Jahre alt!«

      Im Moment wirkst du ein halbes Jahrhundert älter. Pertia bezweifelte, dass sie selbst in fünfzig Jahren so verlebt aussähe.

      Sie wandte sich ab und ging in ihren Trainingsraum. Dieser war das Gegenteil des luxuriösen Wohnbereichs. Abgesehen von ihrem Robotpartner war er leer. Die blau schimmernden Wände bildeten ein Zwölfeck. An jeder Seite hing in einem Holzrahmen ein aus groben Pflanzenfasern geflochtenes Blatt. Sowohl die Rahmen als auch die Blätter hatte Pertia selbst gefertigt, eine meditative Übung, ebenso wie die Kalligrafien, die jeweils eines der zwölf ehernen Prinzipien des Dagor benannten. Mäßigung, Gleichgewicht, persönlicher Einsatz ...

      Pertia konnte mit Prallfeldern Hindernisse im Raum entstehen lassen, um das Training anspruchsvoller zu gestalten, aber danach stand ihr diesmal nicht der Sinn. Sie ging zu ihrem Roboter und wählte eine Konfiguration für die Trefferzonen. Auch diese entstanden als Prallfelder, die sich nun blau leuchtend an der grob humanoiden Figur aufbauten, wo bei einem Arkoniden Kehlkopf, Esmusgeflecht, Augen und andere Vitalpunkte lagen. Für eine Wertung musste Pertia diese Ziele nicht nur berühren, sondern genug Wucht aufbringen, um das Prallfeld zu durchschlagen. Dann dämpfte ein Auffangfeld ihre Faust, ihren Ellbogen, ihr Knie oder womit immer sie den Angriff geführt hatte, so weit ab, dass sie sich nicht verletzte, indem sie gegen das Metall des Roboters geschlagen hätte. Für die Stärke der Prallfelder wählte sie einen niedrigen Wert. Außerdem befahl sie dem Roboter einen passiven Kampfmodus. Sie wollte sich nicht verausgaben.

      Sie umrundete ihren Gegner und suchte eine Lücke in der Deckung der gepolsterten Arme. Schnell wechselte sie die Füße, achtete darauf, den Körperschwerpunkt immer mittig zu halten, um sich flexibel zu jeder Seite bewegen zu können. Als der Roboter einen niedrigen Block ausführte, sprang Pertia ihm entgegen. Mit dem rechten Fuß stieß sie sich an der Ellbogenbeuge ab und setzte über ihren Gegner hinweg. Bevor sich dieser umwenden konnte, trat sie mit der Ferse durch das Prallfeld, das die Nierengegend markierte. Dieses Überspringen konnte der Roboter nur schlecht abfangen, weil er selbst zu schwer war, um die Bodenhaftung aufzugeben und sein Schwerpunkt bei einer Rücklage außerhalb seiner Standfläche lag. Eine Schwäche dieses Modells.

      Das Feld erlosch, aber der Roboter kämpfte weiter. Sein Programm würde erst enden, wenn alle Felder durchstoßen worden wären.

      Pertia hätte allen Angriffen ausweichen können, die der Roboter im passiven Modus vortrug, aber sie blockte dennoch einige Schläge ab, um auch diese Techniken zu üben. Als ihr Zeigefinger das letzte Prallfeld, das über dem linken Auge, zertrümmerte, atmete sie heftig. Der Schweiß ließ den Trainingsanzug an ihrem angenehm warmen Körper kleben.

      Pertia beorderte den Roboter in eine Ecke und ließ sich selbst im Zentrum des Raums nieder. »Licht dämpfen«, befahl sie. »Meditationsmodus.«

      Sie spürte ihrem Herzschlag nach, der sich allmählich beruhigte. Dann ihrem Atem, wie er in die Lungen strömte. Obwohl sie wusste, dass das biologisch gesehen Unsinn war, stellte sie sich vor, wie er sie ganz ausfüllte, Brust, Bauch, Unterleib, Arme, Beine. Ihre Aufmerksamkeit durchwanderte ihren Körper, angefangen bei den Fingern, durch Rumpf und Kopf in den anderen Arm, dann tauchte sie durch ihre Beine bis zu den Zehen hinab.

      Alles hing zusammen. Adern. Muskeln. Sehnen. Knochen. Alles trug dazu bei, dass ihr Körper funktionierte. Der Körper war die Wohnung des Geistes. Beides gemeinsam machte ihr Ich aus, Pertia ter Galen.

      Pertia wiederum war nur ein kleiner Teil der Flotte.

      Wie ihr Körper nach dem Training hochsensibel war, mit voll erwachten Sinnen, so war auch die Flotte von neuer Spannkraft durchdrungen, seit

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