Perry Rhodan 2998: Drei Tage zum Weltuntergang. Kai Hirdt

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Perry Rhodan 2998: Drei Tage zum Weltuntergang - Kai Hirdt Perry Rhodan-Erstauflage

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Holo war so matt wie möglich eingestellt. Es hellte seinen Wirkbereich von Schwarz zu Anthrazit auf. Dennoch stach die Darstellung in Sharouns Augen, als starre er ungeschützt in die Sonne.

      Er las den Text, um den seit einem Tag sein ganzes Denken kreiste: die Nachricht, die er von Perry Rhodans Einsatzschiff, der RAS TSCHUBAI, erhalten hatte, als sie ins Solsystem zurückgekehrt war. Eingegangen war sie als unerträglich grelles, viel zu lautes Bildgespräch.

      Zur weiteren Analyse war die Nachricht in die Form gebracht worden, die Sharoun nun vor sich sah. Anthrazit auf Schwarz – das ließ sich wenigstens länger als einige Sekunden aushalten.

      Er lächelte resigniert. Als bräuchte er mehrere Sekunden, um die zentrale Botschaft wahrzunehmen: Je länger der Weltenbrand anhielt, desto tiefer verankerte sich diese Anomalie im Gefüge des Universums. Es gab die ernsthafte Gefahr, der Weltenbrand könnte sogar den Moralischen Kode schädigen, der das Gefüge des Universums bestimmte.

      Damit käme zur direkten Auswirkung – der Qual, die er den Lebewesen auf den Welten der Milchstraße bescherte – auch eine indirekte Folge, die noch kein Mensch überblicken konnte. Wenn der Weltenbrand wirklich die universellen Gesetze beschädigte, ergaben sich ungeheuerliche Folgen.

      Niemand wusste, wie lange es dauern würde, bis man den Weltenbrand auf gar keinen Fall aufhalten konnte – aber es schien eher eine Frage von Tagen zu sein als von Wochen.

      Ein weiteres geflüstertes Wort ließ das Holo wieder erlöschen. Sharoun schloss die Augen, genoss die Dunkelheit.

      Ein weiteres Mal ließ er seine Gedanken in die Vergangenheit schweifen. Dieses Mal reiste er nicht so weit. Der Anfang vom Ende lag nicht lange zurück.

      Am 25. April 1552 Neuer Galaktischer Zeitrechnung hatte Adam von Aures den Weltenbrand ausgelöst und alle Sonnen der Galaxis mit der künstlichen, verheerenden Eiris infiziert, die er auf der Kunstwelt Wanderer hergestellt hatte.

      Mittlerweile schrieb man den 22. August. Lediglich vier Monate waren seitdem verstrichen. Aber was war in dieser Zeit alles geschehen ...

      Es hatte als Unannehmlichkeit begonnen. Als ärgerliche Lächerlichkeit.

      Knapp vierzig Jahre zuvor hatten die Völker der Galaxis das erste Mal vom Weltenbrand gehört, von der Ekpyrosis. Eine Katastrophe von so furchtbarem Ausmaß, dass höhere Mächte beschlossen hatten, die drei Verursacher für fünfhundert Jahre zu inhaftieren, bevor sie ihr Verbrechen überhaupt begangen hatten.

      Die Gefangenen waren befreit worden, aber die Gefahr schien gebannt. Der Weltenbrand – er war nur ein Wort geblieben. Ein Schreckgespenst, unter dem sich jeder vorstellen konnte, was ihm beliebte.

      Hekéner Sharoun selbst hatte die Vision explodierender Sonnen gehabt. Eine Kettenreaktion, bei der eine Supernova die nächste zündete. Ein Lauffeuer, das sich über die ganze Sterneninsel ausbreitete und nichts als kaltes Dunkel und verbrannten Staub zurückließ.

      Und als was hatte sich der Weltenbrand am Ende entpuppt? Als Hyperlicht. Eine leichte Änderung des Strahlungsspektrums der Sonnen.

      Die Sonnen sandten Quintronen aus: fünfdimensionale Partikel, die das Nervensystem intelligenter Lebensformen beeinflussten. Reizbarer machten. Jeden Sinneseindruck schärften. Jeder Lichtstrahl heller. Jedes Geräusch lauter. Jede Berührung ein Schlag. Jeder Duft eine ganze Nasenspülung mit willkürlich durcheinandergerührten Parfums.

      In der ersten Woche hätte es der Stoff von Witzen und Scherzen sein können – trotz aller Schmerzen und Unannehmlichkeiten. Das sollte der Weltenbrand sein, vor dem sich die Galaxis vierzig Jahre lang geängstigt hatte? Eine leichte Überreizung, vor der man sich durch geschlossene Vorhänge schützen konnte?

      Nach vierzehn Tagen hatte allerdings auch von den größten Spöttern keiner mehr gelacht. Die Quintronen durchquerten Mauern, durchdrangen jede feste Materie. Sich unter der Erde zu verstecken, zögerte das Elend nur heraus.

      Betäubende Medikamente schafften Linderung, brachten aber keine Heilung. Und auch dies nur vorübergehend, denn der Weltenbrand wurde immer intensiver, die Dosierungen jedoch ließen sich nicht beliebig erhöhen. Neue Wirkstoffe verloren ihren Nutzen binnen Tagen.

      Im Dunkeln fand Sharouns Fingerspitze die Pille. Gedankenverloren rollte er sie nach rechts, nach links und wieder zurück, bis er die Berührung nicht länger ertragen konnte. Er zog die Hand zurück.

      Am 24. Mai, einen Monat nach Adam von Aures' Anschlag auf die Galaxis, hatten sich die Völker des Galaktikums zur Konferenz in einer sonnenarmen Raumregion getroffen. Der zynische Witz, der keiner war, bekam eine neue Pointe: Zum ersten Mal besprach man ernsthaft den Plan, die Milchstraße aufzugeben. Alle intelligenten Völker in die umliegenden Galaxien umzusiedeln.

      Darüber konnte Sharoun tatsächlich nur müde lachen. Allein die Liga Freier Galaktiker umfasste, alle assoziierten Mitglieder mitgerechnet, circa fünfzehntausend Welten. Teils kleine Kolonien, zum größeren Teil jedoch dicht besiedelte Planeten mit Milliarden Einwohnern.

      Alle Welten der LFG zu evakuieren klang nach einem visionären Plan, wenn man es positiv ausdrücken wollte. Ein anderer Ausdruck schien Sharoun treffender: Zwanzig Billionen Bewohner umsiedeln zu wollen, das war Wahnsinn. Rechnete man noch die Arkoniden, die Tefroder, die Akonen, die Jülziish und die vielen anderen Völker hinzu, die sich keinem dieser großen Machtblöcke angeschlossen hatte, sprach man von Hunderten Billionen, vielleicht Billiarden Intelligenzwesen, die eine neue Heimat benötigten.

      Wie sollte das vonstattengehen? Mit welchen Schiffen sollte man sie transportieren? Wie die Distanz zu anderen Galaxien überwinden?

      Und das war nur der logistische Teil der Aufgabe. Sharoun war sein Leben lang Diplomat gewesen. Er wusste genau, wo die Möglichkeiten der Diplomatie endeten. Der Exodus einer so großen Zahl von Lebewesen bedeutete Streit um Ressourcen, letztlich Krieg. Untereinander und mit den bisherigen Eignern der Territorien, in denen die Völker der Milchstraße sich niederlassen wollten. Viele derer, die dem Tod entfliehen wollten, würden dies mit ihrem Leben bezahlen.

      Als er sich die Dimensionen der Aufgabe und ihr wahrscheinliches Ende klargemacht hatte, war Sharoun das erste Mal in Versuchung geraten, sich einfach aus der Verantwortung zu stehlen. Nach außen hatte er den Schein gewahrt. In Wahrheit jedoch war er verzweifelt.

      Dass er immer noch da war und den Exodus vorzubereiten half, entsprang nicht aus Hoffnung, sondern aus reinem Pflichtgefühl.

      Und dann: die erlösende Nachricht. Drei Wochen war es her, dass Atlan mit der RAS TSCHUBAI ins Sonnensystem zurückgekehrt war wie ein Heilsbringer. Die Erlösung lagerte in neun gewaltigen, ballonartigen Gefäßen an der Außenhülle seines Schiffs: Er hatte in einer benachbarten Kleingalaxis Proto-Eiris geborgen.

      Der Plan: Auf der Kunstwelt Wanderer war der Weltenbrand ausgebrochen. Von dort aus konnte er auch wieder gelöscht werden. Atlan musste nur die Proto-Eiris dorthin bringen, sie entsprechend programmieren und die Milchstraße damit fluten, um den Ursprungszustand wiederherzustellen.

      Der Jubel war grenzenlos gewesen. Und verfrüht.

      Schon der erste Schritt war bislang gescheitert. Wanderer befand sich zwar im Sonnensystem, tief in die Atmosphäre von Neptun abgesunken, einen Katzensprung entfernt. Doch die künstliche Welt war gesichert, und bislang hatte niemand einen Plan entwickelt, wie man zu ihr hätte vorstoßen können.

      Ein ernsthafter Versuch stand an, alle Mittel sollten eingesetzt werden. Sharoun setzte keine große Hoffnung mehr darauf.

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